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Gottes Fest

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Liebe Gemeinde,

im Internet habe ich folgenden Zeitungbericht zu einer Facebook-Fete gefunden:
"Man wusste nicht so recht, ob und in welchem Ausmaß sie stattfinden wird - die Facebook-Party, zu der anonyme Veranstalter in dem sozialen Netzwerk aufgerufen hatten. Die "Göppinger Partyleutz" bliesen die Fete am Freitag zwar in letzter Sekunde offiziell ab ….
Polizei und Stadt Göppingen waren deshalb am Samstag in Alarmbereitschaft - und erlebten einen absolut ruhigen Nachmittag: Es gab keine Facebook-Party auf dem Gelände rund um die EWS-Arena. Gegen 14 Uhr stand eine Handvoll junger Leute wie bestellt und nicht abgeholt bei Schauerwetter an der Halle. Die Polizei schaute noch bis 16 Uhr nach dem Rechten - doch es tat sich nichts."

Auch bei Gottes Fest hat sich zuerst nichts getan, doch Gott lädt uns ein. Hört es selber:

„15 Als einer von den Gästen das hörte, rief er: "Was für ein Glück muss das sein, in der neuen Welt Gottes zum Fest eingeladen zu werden!"
16 Jesus antwortete mit einer Geschichte: "Ein Mann bereitete ein großes Festessen vor, zu dem er viele Gäste einlud.
17 Als alles fertig war, schickte er seinen Boten zu den Eingeladenen: 'Alles ist vorbereitet, kommt!'
18 Aber niemand kam. Jeder hatte auf einmal Ausreden. Einer sagte: 'Ich habe ein Grundstück gekauft, das muss ich unbedingt besichtigen. Bitte entschuldige mich!'
19 Ein anderer: 'Es geht leider nicht. Ich habe mir fünf Gespanne Ochsen angeschafft. Die muss ich jetzt ansehen!'
20 Ein dritter entschuldigte sich: 'Ich habe gerade geheiratet. Du wirst verstehen, dass ich nicht kommen kann.'
21 Der Bote kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Der wurde sehr zornig: 'Geh gleich auf die Straßen, auf alle Plätze der Stadt, und hole die Bettler, Verkrüppelten, Gelähmten und Blinden herein!'
22 Der Bote kam zurück und berichtete: 'Es sind viele gekommen, aber noch immer sind Plätze frei!'
23 'Geh auf die Landstraßen', befahl der Herr, 'und wer auch immer dir über den Weg läuft, den bring her! Alle sind eingeladen. Mein Haus soll voll werden.
24 Aber von denen, die ich zuerst eingeladen habe, wird keiner auch nur einen einzigen Bissen bekommen.'"
Lukas 14, 15-24

Warum soll ich zu Gottes Fest gehen?

Die drei Entschuldigungen der Leute sind eigentlich auch drei große Einladungen:

Entschuldigung 1: Ich habe ein Grundstück gekauft

Wenn ich zu Gottes Fest gehe, bekomme ich nicht nur ein Grundstück, einen Teil von Gottes Schöpfung, sondern alles: Gottes neuen Himmel und neue Erde.
    
Menschen versuchen durch Besitz Sicherheit für ihr Leben zu finden.
Jesus ist ehrlich, dass er uns Menschen sagt: wenn ihr nur Besitz sucht und mehr zu haben strebt, macht ihr euch kaputt. Wir haben Probleme und schleppen so manchen Ballast mit uns herum. Jesus sagt ganz klar: „Ich werde nicht alle deine Probleme lösen. Aber ich helfe dir mit diesen Problemen zu leben und zurecht zu kommen.“

Allerdings gibt es das nicht von allein, sondern es geht um uns, es kommt auf uns an und Jesus macht das nicht gegen unseren Willen, auch nicht gegen unsere beliebteste Ausrede: "Ich habe keine Zeit!" Man spricht auch von Sachzwängen. Es geht halt nicht anders.

Jesus legt hier offen, dass wir manchmal wie Getriebene handeln. Wie von einem inneren Zwang bestimmt. "Es muss jetzt sein!" "Das geht eben vor!" "Dem fühle ich mich verpflichtet!"  Von einer Sache gepackt zu sein, sich zu begeistern z.B. für Fußball, ist eigentlich eine gute Sache. Aber wenn plötzlich alles danach ausgerichtet wird, dann stimmt da etwas nicht. Dann stimmen die Prioritäten nicht mehr. Dann wird der Sport zum Gott.

Wo ist die Grenze der Begeisterung? Meiner Meinung nach kann es nicht darum gehen, ein total abgekühltes Verhältnis zum Reiten, zum Fußball, zum eigenen Hobby zu haben. Begeisterung ist zutiefst menschlich und wir ziehen viel Energie daraus. Aber die Grenze ist sicher da, wo ich Gott darüber vergesse. Wer nicht mit Gott lebt, der hat andere Abhängigkeiten. Wo Gott nicht die höchste Stelle in unserem Leben ausfüllt, dort treten andere Dinge an seine Stelle. Dafür opfert man dann Zeit und Kraft, Phantasie und Gesundheit und mancher auch seine Familie.

Gott lädt ein zu seinem Fest. Das Einzige, was nötig ist, ist zu kommen. Aber die Eingeladenen finden das offenbar nicht so attraktiv. "Nein, muss nicht sein. Gibt so viel Spannenderes als dieses Fest!" Das meinen sie zumindest und täuschen sich gewaltig.

Entschuldigung 2: Ich habe geheiratet

Wow, das ist schön, die große Liebe zu finden und eine Familie zu gründen. Gott hat die Beziehung zwischen Mann und Frau uns zur Freude gegeben. Und ihr den genialen Schutzraum der Ehe gegeben.

Gottes Fest ist noch erfüllender als diese tiefe menschliche Beziehung.
Wir sind so sehr auf uns und unser Glück fixiert, dass wir vergessen, dass wir echtes Glück und Erfüllung nur in Gemeinschaft mit anderen finden können.

"Die Gemeinschaft und Nähe Gottes suchen?" - "Ach, lass mal, vielleicht später, wenn ich älter werde und ich sterben muss. Dann will ich mich mal um Gott kümmern, aber heute habe ich etwas Interessanteres vor!" - "Ich kann nicht kommen... - Ich bitte dich, entschuldige mich!"
Sonntag morgen - Gottesdienst. "Au weia! Da will ich doch wenigstens einmal ausschlafen!" Aber ist es die lange Computernacht oder Ausgehnacht zuvor wirklich wert, den Gottesdienst zu verpassen? Was bleibt denn am Ende übrig von den vielen Filmen oder anderem als ein schaler Nachgeschmack?

Gott läuft uns nicht unendlich hinterher. Eine Zeitlang vielleicht. Wir haben seine Einladung schriftlich. In der Bibel. Sie wurde uns vielfach mündlich überbracht. Gott hat gelockt: "Komm doch, schau, meine Tische sind reich gefüllt: Lebensfreude, Vergebung, meine Liebe, Kraft und Perspektive, ich will dich leiten und versorgen. Von mir kommt Gesundheit und Hilfe in allen Lebenslagen."

"Ach nein. Es geht auch so. Danke, wir kommen zurecht. Vielleicht später, wenn das Grundstück, der Lamborghini und die Frau nicht mehr so attraktiv sind. Aber jetzt? Kein Bedarf an religiösen Festen!"

Und Gott – einmal noch ruft er an. Das Einzige, was nötig ist, ist zu kommen. Aber dann lässt er uns mit unseren Abhängigkeiten allein. Wir haben dankend abgelehnt. Sein Angebot hat uns nicht geschmeckt.

Entschuldigung 3: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft

Zugkraft fürs Leben. In der Tretmühle des Alltags.
Was suchen die Leute heute nicht alles, um Sinn und Ruhe zu finden... Hier will ich nur drei Dinge davon nennen: Wellness, Geld und Macht.

Wellness: Für meinen Körper tu ich alles, angefangen von der Körperpflege bis zur rechten Kleidung und dem guten Essen. Wenn sich mein Körper wohl fühlt, fühle ich mich auch wohl. Aber habe ich da nicht noch meine Seele vergessen?

Geld und Macht: Das sind die wahren Regierungen in unserer Welt, viele streben danach und wollen sie um jeden Preis erreichen. Sind sie aber jeden Preis auch wert?

Jesus hat eine andere Wellness, eine die sich nicht nur um den Körper sondern auch um die Seele kümmert. Eine Wellness, die die Probleme nicht wegschiebt, sondern hilft, gerade mit und in ihnen zu leben.

Jesus hat nichts gegen Geld und Macht. Er weiß, wofür du es einsetzen kannst. Gib dein Geld für den Ausbau des Reiches Gottes und setze alle Macht dafür ein, dass andere Menschen von Jesus hören und du wirst merken, das, was du weggibst, das wird dir zum Segen.

Das sind jetzt drei gegenläufige Meinungen zum Zeittrend, aber sie werden dich zu Sinn und Ruhe führen. Jesus drängt dir das nicht auf, aber er gibt es dir als dringende Empfehlung.

Darum: Mach den Versuch, teste den Besten!

Auch wenn wir zu denen gehören, die sich zum Fest aufgemacht haben und dieser Einladung höchste Priorität geben, können wir uns noch auf einige Überraschungseier gefasst machen, die uns unsere Zeit und Energie klauen wollen. Das Smartphone wird sicher auch dazu gehören. Das heißt aber nicht, dass wir darauf verzichten müssen. Im Gegenteil. Nur: die Prioritäten müssen stimmen.

Wenn Gott und sein Fest die Nr. 1 sind, dann kann sich das andere klären. Dann wird mir die Freude des Festes bei Gott immer bedeutender und wertvoller sein, als alles, was ich sonst an faszinierenden Dingen erlebe. Das befreit mich auch für die menschlichen Beziehungen, für die ich bislang keine Augen hatte.

Ich meine nicht, dass Gott etwas einzuwenden hat gegen Hobbys. Aber sie und andere High-Tech-Spielereien sollen mich nicht abhalten vom realen, von meinem eigenen, wirklichen Leben und meinem Glauben!

Eine Stunde am Mittwoch ist zu wenig für eine Ehe. Eine Stunde am Sonntagmorgen ist zu wenig für die Beziehung zu Gott. Er will uns immer in seiner Nähe haben. Alle Entscheidungen soll ich treffen mit Blick auf das große Fest, zu dem ich eingeladen bin.

Hindert mich das, wovon ich fasziniert bin, mit ihm zu reden, auf seine Worte zu hören? Für ihn dazu sein? Wie sieht meine Beziehung zu Gott aus?

Willst du dazu gehören? Ich lade dich dazu ein. Das Einzige, was nötig ist, ist zu kommen!

Darum soll es im Leben gehen, darum soll es im Konfirmandenunterricht gehen. Ich freue mich, mit euch darüber ins Gespräch zu kommen.
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt

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Liebe Gemeinde,

„Gott ist Liebe!“

Das ist wohl die zentralste Aussage, die wir über das Wesen Gottes machen können. Johannes betont das immer wieder. Er verbindet alle Aussagen, die er in seinen Briefen macht, mit dieser wichtigen Tatsache: „Gott ist Liebe“.

Gott liebt nicht nur. Er ist Liebe.
Im Kern seines Wesens ist er Liebe. Es entspricht seinem Wesen, zu lieben. Gott ist auch nicht der liebe Gott, der einfach lieb ist. Er ist Liebe. Im Kern seines Wesens ist er Liebe. Und Liebe kann unter Umständen auch sehr entschieden und hart sein.

So wie es das Wesen der Sonne ist, zu leuchten, so ist es das Wesen Gottes, zu lieben. Von der Sonne gehen ganz verschiedene Wirkungen aus. Sie macht hell, sie wärmt und ihre Strahlen lassen Farben sichtbar werden.

Ebenso wie von der Sonne verschiedene Wirkungen ausgehen, hat auch die Liebe Gottes verschiedene Auswirkungen. Die Liebe Gottes bleibt niemals wirkungslos.

Johannes beschreibt drei Wirkungen, die von der Liebe Gottes ausgehen: Die Liebe Gottes zeigt sich als zuvorkommende Liebe, als furchtlose Liebe und als aktive Liebe.

Die zuvorkommende Liebe

„Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Der große Unterschied zwischen der Liebe, mit der Gott liebt und der Liebe, mit der wir Menschen lieben können, ist die Tatsache, dass unsere Liebe meistens als Reaktion verstanden wird, während die Liebe Gottes in der Aktion besteht.

Wir lieben, weil wir geliebt werden. Wir lieben, weil wir den anderen liebenswert finden. Wir lieben, weil wir vom anderen profitieren können. Und wir lieben vielleicht, weil wir unsere Triebe befriedigen wollen.

Wenn wir Gottes Liebe mit der Sonne vergleichen, die strahlt, wärmt und farbig erscheinen lässt, müssten wir unsere Liebe mit dem Mond vergleichen. Wir haben keine Leuchtkraft in uns selbst, sondern können nur das Licht zurückstrahlen, mit dem wir zuvor angestrahlt worden sind.

Das Dilemma besteht also darin, dass wir nicht lieben können, wenn wir nicht geliebt werden. Es gibt viele Menschen, die in ihrem Leben so wenig Liebe erfahren haben, dass ihr Liebesakku total leer ist. Vielleicht wurde er sogar noch niemals aufgeladen.

Und es kommt noch etwas anderes dazu. Das Dilemma besteht auch darin, dass wir nicht lieben können, wenn unser Gegenüber nicht liebenswert ist. Wir haben den Eindruck, dass wir von bestimmten Menschen missachtet oder verachtet werden. Wir fühlen uns durch das Verhalten des anderen verletzt oder provoziert. Es gibt Menschen, die wir einfach unsympathisch finden. Die Chemie stimmt nicht. Es sind Welten, die uns voneinander trennen.

Im Unterschied zur menschlichen Liebe, die meistens auf Liebe als Reaktion beschränkt, ist die Liebe Gottes Liebe in Aktion. Deshalb hat die Bibel für die Liebe, mit der nur Gott lieben kann, sogar ein eigenes Wort. Es heißt „Agape“.

Gott ist Liebe in Person.
Er liebt, weil es sein Wesen ist zu lieben. Es gibt keinen Grund, keinen Anlass für ihn zu lieben. Er liebt, weil er lieben will.  

Johannes beschreibt daher die Liebe Gottes als zuvorkommende Liebe. Er sagt von Gott: „Er hat uns zuerst geliebt.“

Die zuvorkommende Liebe Gottes ist nicht nur ein Wort. Sie ist kein weltfremder Traum. Sie wurde Liebe in Aktion. Sie wurde blutige Realität am Kreuz von Golgatha. Dort starb der Sohn Gottes für alle Menschen. Auch für seine Feinde. Dort antwortete er auf Feindschaft und Hass mit Vergebung und dem Angebot der Versöhnung. Dort kommt er in allem unserer Liebe zuvor: „Er hat uns zuerst geliebt.“

Die verschiedenen Facetten der zuvorkommenden Liebe Gottes, die Gott durch Jesus in unsere Welt hinein investiert, werden im Leben von Jesus an vielen Stellen sichtbar.

Jesus liebt mit erbarmender Liebe

Da liegt dieses blinde schreiende Elend und ruft: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner - Kyrie eleison.“ (Markus 10,47)
Und Jesus bleibt stehen. Er lässt sich aufhalten. Er lässt sich seinen Terminkalender durcheinander bringen. Er hat Erbarmen und heilt den blinden Bettler Bartimäus.

Jesus liebt mit suchender Liebe

Er hat einen Blindgeborenen geheilt. Doch dieser ist nun zwar sehend, aber er hat noch nicht verstanden, wer Jesus in Wirklichkeit ist. Nun sucht Jesus diesen Mann überall.
Er geht ihm nach und findet ihn schließlich im Tempel. Er gibt ihm Nachhilfeunterricht in Sachen Glauben, bis dem auch die inneren Augen aufgehen. Er sagt dann zu Jesus: „Herr, ich glaube!“ und betet ihn an (Johannes 9,38)

Jesus liebt mit vergebender Liebe

Die Frau, die sie zu ihm brachten, damit er sie verurteilte, weil sie beim Ehebruch ertappt worden war, verdammt er nicht. Jesus fragt: „Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt?“ Und antwortet: „So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ (Johannes 8,10f)

Ich weiß von einer Frau, deren ähnlich problematische Vergangenheit ihr immer wieder schmerzlich bewusst wurde. Und immer wenn das geschah, tröstete sie sich mit diesen Worten: „Ich verdamme dich nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Jesus liebt mit fürsorglicher Liebe

Noch am Kreuz unter größten Schmerzen denkt er an seine Mutter und sorgt dafür, dass sie versorgt ist. Er gibt Johannes den Auftrag, nach Maria zu sehen. Gleichzeitig soll Maria für den jungen Johannes die Mutterrolle übernehmen.

Und ich möchte noch eine Liebe nennen, mit der Jesus liebt:

Jesus liebt mit ausdauernder Liebe

Johannes sagt von Jesus: „Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ (Johannes 13,1)

Jesus hat mit seiner Liebe nicht nachgelassen. Er hat sie nicht irgendwann einmal aufgekündigt und gesagt: „Jetzt reicht’s aber!“ Er hält mit seiner Liebe durch, auch bei dir und mir!

In der Aussage über die ausdauernde Liebe von Jesus steht das Wort „telos“, das auch Vollendung oder Ziel bedeuten kann. Das heißt: Jesu Liebe genügt. Sie hält durch. Mit ihr bringt er mich ans Ziel. Mit ihr bringt er mich dahin, wo er mich haben will.

Die zuvorkommende Liebe von Jesus soll in unserer Gemeinde immer wieder aufleuchten.

Wir können uns an Johannes selbst ein Beispiel nehmen. Jesus hat den temperamentvollen und cholerischen Knaben „Donnersohn“ genannt. Und das Donnerkind, das die Probleme mit Feuer vom Himmel lösen wollte, wird durch Jesus zum Sonnenkind. Johannes sucht immer die Nähe von Jesus und will sich in seiner Liebe sonnen.

Das brauchen wir. Wir müssen mehr Zeit im Sonnenstudio der Liebe Gottes verbringen. Wir müssen in seiner Liebe baden. Die Zeit zu Gebet und Anbetung in der Gegenwart Gottes und im Wirken lassen seiner Worte muss sein. Das ist der Weg, wie unser innerer Liebesakku immer wieder aufgeladen werden kann.

Als Jesus einmal in das Haus des Pharisäers Simon eingeladen wurde, geschah es, dass alle vom Besuch einer Prostituierten überrascht wurden. Die Frau näherte sich Jesus und zeigte ihm ihre Dankbarkeit, indem sie weinte, seine Füße küsste und diese mit kostbarem Salböl salbte. Das löste allgemeines Unverständnis aus.

Doch Jesus entgegnet: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ (Lukas 7,47)

Wenn wir wenig Liebe füreinander haben, könnte es doch auch daran liegen, dass uns unsere Sünden nicht mehr bewusst sind und dass uns nicht mehr klar ist, was das bedeutet, dass Jesus uns vergibt. Dann kann es helfen, dass Du Dir einmal wieder deine Sünden der Vergangenheit bewusst machst. Empfinde Reue, sieh die Größe deiner Sünden an und spüre wieder neu, was es heißt, dass diese vielen Sünden alle vergeben sind. Der Preis ist bezahlt, die Strafe ist erlassen. Dir sind deine Sünden vergeben.

Die zuvorkommende Liebe

Die furchtlose Liebe

„Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“

Der Junge kommt mit einer Fünf nach Hause. Er weiß, dass er faul war und nicht genügend gelernt hat. Je näher das Elternhaus, umso größer die Angst vor dem Donnerwetter, das ihn erwartet. Doch die Mutter sieht sofort, was los ist. Sie nimmt ihr Kind in die Arme und sagt: „Ich hab dich lieb.“

Diese Liebe nimmt die Angst und stärkt den Wunsch, dass es bei der nächsten Klassenarbeit anders sein soll.

So handelt Jesus. So empfängt er mich, wenn ich Mist gebaut habe, wenn ich Chancen vertan habe, wenn ich Tage verschwendet habe, wenn ich Liebe schuldig geblieben bin, und wenn ich Menschen verletzt habe. Auch vor dem Tag des Gerichts muss ich keine Angst haben, weil er mich angenommen hat.

Nicht nur unsere Gottesbeziehung, auch unsere menschlichen Beziehungen sind oft angstbesetzt. Wir gehen nicht offen miteinander um. Wir geben viele Dinge nicht zu. Wir versuchen uns selbst zu rechtfertigen. Wir gehen Konflikten aus dem Weg. Wir versäumen es, einander zu ermutigen. Daher brauchen wir auch im zwischenmenschlichen Umgang die furchtlose Liebe.

Weil Jesus mich liebt und so annimmt wie ich bin, kann ich mich angenommen und wertgeschätzt fühlen. Ich bin nicht von der Gunst, Missgunst oder Beurteilung von Menschen abhängig. Weil ich vor Jesus nichts verbergen muss, brauche ich auch keine Angst vor dem offenen Umgang mit Menschen zu haben. Sollte es denn peinlicher sein, vor Menschen etwas zuzugeben, als es sich vor Jesus einzugestehen?

Johannes sagt: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“

Zweifelhafte Bars haben sogenannte Rausschmeißer, stämmige Kerle, die unerwünschte Besucher unsanft auf die Straße befördern. Im griechischen Urtext heißt es: „Die Liebe wirft die Furcht raus.“

Gottes Liebe ist ein Rausschmeißer, der in unserem Leben kräftig aufräumt mit Furcht und Unsicherheit. Lassen wir das doch zu. Ohne Furcht können wir dann aufeinander zugehen und einander ermutigen und ermahnen.

Die zuvorkommende Liebe
Die furchtlose Liebe

Die aktive Liebe

„Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“

Die zuvorkommende Liebe Gottes gibt uns die Reserve, Liebe weiterzugeben. Wer geliebt ist, kann andere lieben. Wer sich angenommen weiß, kann andere annehmen.

Wenn es um die Liebe der Geschwister in der Gemeinde geht, ist für Johannes nun aber ein ganz zentraler Gedanke der, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Brüdern und Schwestern ganz eng miteinander verbunden sind.

Es gibt zwei Wege, Jesus zu lieben. Entweder indirekt im Hören auf seine Worte und im Gebet oder direkt über die Liebe zu den Geschwistern. Beides gehört zusammen. Beides lässt sich nicht voneinander trennen.

Wir müssen in der Gemeinde ernst damit machen, dass Jesus Christus in allen lebt, die ihn aufgenommen haben und von seinem Geist erfüllt sind.

Das heißt: Wenn du Jesus begegnen willst, wenn du ihm gegenübertreten willst, musst du in die Gemeinde gehen. Wenn du einen Bruder oder einer Schwester ansiehst, siehst du Jesus in die Augen. Wenn du ihnen die Hand gibst, schüttelst du Jesus die Hände. Wenn du sie verachtest, verachtest du Jesus. Wenn du im Unfrieden lebst, lebst du mit Jesus im Unfrieden.

Denken Sie jetzt an ein ganz bestimmtes Gemeindeglied und sehen Sie diesen Bruder oder diese Schwester mit diesem Bewusstsein an!

Johannes spricht an dieser Stelle auch von der Liebeslüge. Er sagt: „Wenn jemand spricht: ich liebe Gott und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner“.

Die Tatsache ob jemand Gott liebt, lässt sich nicht nachprüfen. Gott ist unsichtbar. Die Intensivität der Liebe zu Gott kann ich von außen nicht feststellen. Da kann einer viel erzählen und viel behaupten.

Mit der Liebe zu den Geschwistern in der Gemeinde ist das ganz anders. Liebe und Gegenliebe, aber auch Lieblosigkeit, Hass und Verachtung lassen sich in der Gemeinde sehr wohl feststellen. Daher kann ich nicht sagen: „Ich liebe Gott“ und mein Verhältnis zu den Glaubensgeschwistern ist nicht von Liebe geprägt.

Den Bruder und die Schwester kann man sich nicht heraussuchen wie einen Freund oder eine Freundin. Sie sind einem vorgegeben. Sie wurden einem zur Seite gestellt. In die Familie der Gemeinde Jesu werde ich durch die Wiedergeburt hineingeboren.

Johannes macht daher keine Aussagen über die Liebenswürdigkeit meiner Glaubensgeschwister. Er nennt keine Bedingungen, die eintreten müssen, damit ich sie lieben kann. Die einzige Aussage, die Johannes macht ist: Sie sind sichtbar. Daher: Liebe sie!

Die anderen Seiten, die nicht zu Jesus passen, sind natürlich bei den Geschwistern in der Gemeinde auch da. Ich sehe in ihnen nicht nur Jesus, sondern auch allzu Menschliches. Bei allem, was wir am anderen sehen, entdecken wir schnell die Schattenseiten. Aber bei mir ist das doch genauso.

Einer hat das so formuliert: „Jesus hat sich darauf eingestellt, mir lebenslang die Füße zu waschen“.
Das bedeutet: Die Liebe von Jesus zu mir ist illusionslos. Er kennt meine Macken, meine Ecken und Kanten. Er weiß, wer ich bin. Und weil diese Liebe zu mir so illusionslos stark ist, hat sie unbedingt die Folge, dass ich die Geschwister liebe, und zwar genauso illusionslos. Nicht weil sie so nett sind, sondern weil Jesus in ihnen lebt und weil sie Jesus so kostbar sind, dass er für sie gestorben ist.

Manchmal werden wir einander lieben, indem wir einander immerhin ertragen, wie Paulus ganz nüchtern sagt: „Ertragt einer den andern in Liebe.“ (Epheser 4,2)

Aber wir werden einander nicht aus dem Weg gehen. Wir werden uns nicht voneinander trennen. Genauso wie wir bei Jesus bleiben, werden wir an der Einheit mit dem Bruder und der Schwester festhalten.

Die Liebe zu den Geschwistern hat auch ganz praktische Seiten. Johannes sagt: „Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm.“ (1. Johannes 3,17)

Unsere Liebe ist gleichsam der Sehtest des Glaubens. In der praktizierten Bruderliebe wird dieser Test geliefert. Ich sehe, was Not tut und was der andere braucht.

Liebe kann sich in finanzieller oder materieller Unterstützung äußern. Sie kann sich darin äußern, dass ich jemandem das Essen bringe, wenn er krank ist, dass ich für jemanden einkaufe, dass ich einem bei seinen Computerproblemen helfe, ihn in finanziellen Angelegenheiten berate oder seine Steuererklärung mache.

Ich bin sehr dankbar, dass in unserer Gemeinde die Not gesehen wird und so viel Liebe praktiziert wird. Wie oft habe ich selbst schon liebevolle Hilfe und Unterstützung erfahren. Wie oft bin ich schon auf andere gestoßen, die dankbar erzählt haben, wie ihnen geholfen wurde: „Als meine Frau im Krankenhaus war, wurde ich jeden Tag zum Essen eingeladen.“ Oder: „Einige haben mir beim Renovieren meiner Wohnung geholfen.“ Und: „Mir wurden häufig die Kinder abgenommen, als es mir nach der Bestrahlung im Krankenhaus so schlecht ging.“

„Gott ist Liebe!“

Wir konzentrierten uns auf die Auswirkungen dieser großen Liebe Gottes. Wir hörten von der zuvorkommenden Liebe, mit der Jesus uns liebt. Wir hörten von der furchtlosen Liebe, die es ermöglicht, dass wir einander ermutigen und ermahnen können. Und wir sprachen von der aktiven Liebe, die davon bestimmt ist, dass wir Jesus im Bruder und in der Schwester sehen.

„Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“
Amen

Autor: Wanner, Michael


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Der Weg, die Wahrheit und das Leben

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Jesus saß des Öfteren mit ganz üblem Gesindel zusammen und aß sogar mit ihnen. Die rechtschaffenen Leute nahmen Anstoß daran und ärgerten sich über ihn. Da erzählte Jesus ihnen die drei berühmt gewordenen Gleichnisse von etwas Verlorenem:

1.    Das Gleichnis vom verlorenen Schaf,
2.    Das Gleichnis vom verlorenen Groschen und
3.    Das Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Im mittleren dieser drei Gleichnisse z.B. verliert jemand eine Geldmünze, stellt das ganze Haus auf den Kopf, findet die Münze wieder und ruft vor Freude die Nachbarn zusammen. Aber ist dieses Verhalten nicht etwas abnorm? Deshalb alle Nachbarn aus dem Bett trommeln, um ein Fest zu feiern? Das Fest kostet ja weit mehr als die gefundene Münze wert ist!

Ich bin ja selbst oft vergesslich und verlege immer mal irgendeine Sache. Dann ärgere ich mich tüchtig, und wenn ich den Gegenstand wiedergefunden habe, ist es mir peinlich: Wie konnte ich es an diesem Platz übersehen? Da scheint mir Ludwig van Beethoven realistischer zu sein mit seiner temperamentvollen Klaviersonate, der er den Titel „Die Wut über den verlorenen Groschen“ gab.

Für mich sind die Geschichte vom verlorenen Groschen oder vom verlorenen Schaf eigentlich Un-Gleichnisse. Kein Mensch feiert wegen einem von hundert Schafen ein großes Fest. Wenn ich den verlegten Fünfliber wiedergefunden habe, dann erzähle ich niemanden davon. Es muss ja nicht jeder wissen, wie schusselig ich manchmal bin.

Gott aber ist anders! Gott freut sich und lädt zur Mitfreude ein! Wir schreiben Kleinigkeiten wie den Verlust eines Hundertstels ab. Wir schreiben vielleicht sogar Menschen ab, von denen wir uns enttäuscht fühlen. Na gut, dann laden wir diesen oder jenen eben nicht mehr ein und besuchen ihn auch nicht mehr. Die frommen Pharisäer, die rechtschaffenen Bürger haben die Zöllner und Sünder bereits abgeschrieben. Jesus aber ist anders: „Er isst sogar mit ihnen!“ (Lukas 15, 2b)

Doch da gab es einen ganz fanatischen Pharisäer, einen besonders rechtschaffenen Bürger. Der sorgte für saubere Verhältnisse und spürte die Sektierer in ihren Verstecken auf. Er zeigte sie bei der Polizei an. Er schaute sogar bei der Steinigung einer dieser Leute zu. Er selbst hielt sich für rechtschaffen und gut! Bis zu dem Tag, an dem er eines Besseren überzeugt wurde.

Auf dem Weg nach Damaskus begegnete ihm der auferstandenen Jesus Christus selbst. Der Pharisäer Saulus, mit griechischem Namen Paulus, begann zu begreifen: Ich bin eigentlich ein verlorener Mensch! Statt zu Gott zu kommen, habe ich mich immer weiter von ihm entfernt. Jahre später schreibt Paulus an einen Freund:

„Ich danke dem, der mich ermächtigt hat, Christus Jesus, unserem Herrn, dafür, dass er mir sein Vertrauen geschenkt und mich in seinen Dienst gestellt hat, mich, der ich zuvor ein Gotteslästerer war und andere verfolgte und misshandelte. Doch ich habe Erbarmen gefunden, weil mir – da ich noch im Unglauben war – nicht bewusst war, was ich tat.
Überreich aber zeigte sich die Gnade unseres Herrn und mit ihr Glaube und Liebe in Christus Jesus.
Zuverlässig ist das Wort und würdig, vorbehaltlos angenommen zu werden: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten - unter ihnen bin ich der erste.
Doch eben darum habe ich Erbarmen gefunden: An mir als Erstem sollte Christus Jesus die ganze Fülle seiner Geduld zeigen, beispielhaft für alle, die künftig an ihn glauben und so ewiges Leben finden.
Ehre und Herrlichkeit sei dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott, in alle Ewigkeit, Amen.“
(1. Timotheus 1, 12-17)

Woher nahmen die Pharisäer und rechtschaffenen Bürger das Recht, die Zöllner und Sünder als Verlorene zu betrachten?

Wir Durchschnittsbürger verhalten uns besser als Betrüger und Kriminelle. Klar. Die Bibel aber fragt tiefer, viel tiefer. Sie fragt nach unserem grundsätzlichen Zustand vor Gott. Und da müssen wir uns sagen lassen, dass wir, samt und sonders, Anständige und Kriminelle, im falschen Zug sitzen. Ist da einer von uns, der ohne Sünde ist? Ist da einer von uns, welcher die Vergebung nicht bräuchte?

Wir haben vorhin den 130. Psalm gelesen und die Nachdichtung und Vertonung von Martin Luther gesungen:

„Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunst,
die Sünde zu vergeben;
es ist doch unser Tun umsonst
auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann;
des muss dich fürchten jedermann
und deiner Gnade leben.

Darum auf Gott will hoffen ich,
auf mein Verdienst nicht bauen;
auf ihn will ich verlassen mich
und seiner Güte trauen,
die mir zusagt sein wertes Wort.
Das ist mein Trost und treuer Hort;
des will ich allzeit harren.“

Die Vergebung setzt die Erkenntnis von Schuld voraus. Wenn einer seine Schuld einsieht und sie vor Gott bringt, wird ihm vergeben. Wenn einer einsieht, dass er verloren ist, wird er gerettet werden. Man darf Vergebung nicht verwechseln mit Verdrängung. Echte Vergebung setzt volle Erkenntnis und Anerkennung der Schuld voraus. Da geht es nicht um Ausreden.

Paulus hat eingesehen, dass er…
… schuldig geworden ist, z.B. an den Christen.
… in seinem Leben in eine grundsätzlich verkehrte Richtung unterwegs war.
… nur durch Christus zu Gott kommen kann.

Ihm ist vergeben worden. Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Paulus ist einer dieser Sünder gewesen.

Ist nun Jesus Christus gekommen, um mich zu retten? Bin ich so verloren, dass ich Rettung brauche? Habe ich so viel gesündigt, dass ich die Vergebung brauche?

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten, welche sich über die Tischgesellschaft Jesu ärgern, scheinen die Vergebung nicht zu brauchen. Aber solange sie so selbstgerecht und selbstgefällig sind, sind sie Verlorene. Die Zöllner und Sünder, mit welchen Jesus isst, die sind von Gott begnadigt und gerettet. Die Selbstgerechten aber wollen keine Begnadigung und können darum auch nicht gerettet werden.

Im Grunde ist es paradox: Diejenigen, die es aus unserer menschlichen Optik weniger nötig haben, begnadigt zu werden, finden die Gnade viel schwerer als diejenigen, die viel sichtbare Schuld auf sich geladen haben.

Jesus reicht den Sündern die Hand, um sie aus dem Sumpf zu ziehen. Zu welchen gehöre ich selbst? Gehöre ich zu den Selbstgerechten, die weiter versumpfen in ihrer Selbstgerechtigkeit oder gehöre ich zu denen, die die Vergebung annehmen?

Und was hat das für Folgen im Alltag, wenn ich in der Vergebung lebe? Wie verhalte ich mich, wenn mir bewusst ist: Mir wurde vergeben, mein Leben wurde auf die richtige Schiene gesetzt – ohne dass ich es verdient hätte?

Paulus schreibt, sein neuer Herr, Jesus Christus, habe ihn „in seinen Dienst gestellt.“ Er steht fortan seinem neuen Chef zur Verfügung. Er dient ihm.

Das gilt genauso für uns heutige Christinnen und Christen. Wir richten uns aus nach unserem Herrn. Wir lesen über ihn: Wie hat er gesprochen? Wie hat er sich verhalten? Wie hat er gebetet?

Paulus versichert uns: „Zuverlässig ist das Wort und würdig, vorbehaltlos angenommen zu werden: …“

„Das Wort“ hat eine doppelte Bedeutung:

Zuerst ist es das Wort der Bibel. Dieses ist zuverlässig. Die Bibel gibt uns verlässliche Auskunft darüber, wer unser Gott ist und was er von uns will. Die Bibel ist nicht in dem Sinn zuverlässig, dass sie bis auf den letzten Buchstaben wörtlich stimmt. Sie berichtet von Erfahrungen, die Menschen mit unserem Gott gemacht haben und diese für die Nachwelt, für uns, niedergeschrieben haben.

Es gibt viele Stimmen, die das Wort der Bibel mies machen wollen. Beim Abschreiben der Bibel sei dazu erfunden und weggelassen worden. Das ist nachweislich falsch. Die Bibel wurde extrem treu überliefert.

Es ist äußerst schade, wenn jemand sich wegen solcher Vorurteile gar nicht mit der Bibel beschäftigt, dann sie übermittelt uns das Entscheidende zum Leben. Es ist das Medium, durch das wir den dreieinen Gott kennenlernen können.

„Das Wort“ hat eine zweite, gerade für unseren Glauben entscheidende Bedeutung. Jesus Christus wird als „das Wort“ bezeichnet. Es geht in unserem Glauben zentral um eine Person, um IHN. Es geht nicht in erster Linie um Dogmen, um das Rechthaben, um Buchstabenwahrheit.

Die Mitte unseres Glaubens ist die Beziehung zu IHM, zum von den Toten auferstandenen Jesus Christus.

ER ist der Weg, die Wahrheit und das Leben – das ewige Leben.

Was ist aber „das Wort“ letztlich? Die Fortsetzung zeigt es: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten.“

Unser heutiger Abschnitt endet mit einem Lobpreis Gottes: „Ehre und Herrlichkeit sei dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott, in alle Ewigkeit, Amen.“

Wir verstehen vieles nicht, was uns im Leben widerfährt. Wir durchleben Phasen von physischen und psychischen Schmerzen, wir kennen Zeiten der Glaubenszweifel.

„Es gibt Menschen, für die kann Glauben nur bedeuten, zu akzeptieren, dass Zweifel ein Teil ihres Glaubens sind. Man kann an Gott zweifeln und ihn dennoch lieben. Da will der Glaube ein gelebtes Dennoch sein, und der Glaube wird als eine Entscheidung gelebt. Da ist die Liebe wie die wärmende Sonne, die den Frühnebel der Zweifel verdampfen lässt. Es ist in diesen Phasen wie Carl Friedrich von Weizsäcker (1912 bis 2007, Physiker, Philosoph und Friedensforscher ) sagte: ‚Glauben heißt, so leben, wie man lebt, wenn das wahr ist, was man glaubt.‘ Wir sollten in diesen schmerzhaften Zeiten in dem Wissen getröstet sein, dass wir unsere Zweifel nicht überwinden müssen, um an Gott zu glauben. … es gibt einen Glauben durch alle Zweifel hindurch. … Auch im Tal der Todesschatten wird Gott bei uns sein. Er wird den Weg mit uns gehen. Wir werden durch das Unbeantwortete hindurch doch getröstet sein. Wir werden die Fragen nicht lösen. … Denn am Ende wird nicht die Lösung, sondern der Lobpreis sein.“ (Aus „Der Klang – von unerhörten Sinn des Lebens“, Martin Schleske, Kösel, 8. Auflage 2014, S. 243)

Wenn wir dermaleinst bei Gott im Himmel sind, werden wir ihm vielleicht die vielen unbeantworteten Fragen, die uns heute umtreiben, gar nicht mehr stellen wollen, weil sie nicht mehr relevant sind. Was wir hingegen mit Sicherheit tun werden: IHN lobpreisen!

„Ehre und Herrlichkeit sei dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott, in alle Ewigkeit, Amen.“

Autor: Nussbaumer, Alex


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Der Herr ist mein Hirte

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Liebe Gemeinde,

ein kleiner Berliner Steppke fragt eines Tages eine feine Dame nach dem Kurfürstendamm. Die vornehme Frau schaut den kleinen Jungen durchdringend an und sagt: „Junge, wenn du mich was fragst, dann nimm erst mal die Hände aus der Tasche, zieh die Mütze vom Kopf, putz, dir anständig die Nase, mach eine Verbeugung und sag ‚Gnädige Frau' zu mir!" Darauf antwortet der Junge: „Det ist mir vill zu ville, da verloof ick mir lieba!"

Ist uns die Suche nach Gott auch zu anstrengend?

Gott dagegen stellt an uns keine Bedingungen. Es ist sogar umgekehrt: Er  sucht uns, wie der heutige Text zeigt:

„1 Viele Zolleinnehmer und andere verrufene Leute kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören.
2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich und schimpften: "Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!"
3 Da erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis:
4 "Wenn ein Mensch hundert Schafe hat und eins geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat?
5 Dann wird er es glücklich auf seinen Schultern nach Hause tragen
6 und seinen Freunden und Nachbarn zurufen: 'Kommt her, freut euch mit mir, ich habe mein Schaf wiedergefunden!'
7 Ich sage euch: So wird man sich auch im Himmel freuen über einen Sünder, der zu Gott umkehrt - mehr als über neunundneunzig andere, die nach Gottes Willen leben und nicht zu ihm umkehren müssen.“
Lukas 15, 1-7

Wenn ich diese Geschichte lese, steigen Bilder in mir auf, die den guten Hirten mit einem Lämmchen auf den Schultern in friedevoller Stimmung zeigen. Wenn ich mich jedoch in die tatsächliche Situation der Geschichte begebe, sieht das Schaf ganz anders aus:

Das Schaf ist stundenlang umhergeirrt uns hat die Herde mit Hirten gesucht. Das Fell ist verfilzt, weil es sich im Unterholz und in den Dornen verfangen hat. Es ist gestolpert, hat sich den Fuß verstaucht. Es trieft vor Angstschweiß und es hat hinter sich gelassen, und nun sitzt es mitten drin. Das duftet auf jeden Fall nicht gut, aber der gute Hirte nimmt es trotzdem auf den Rücken und trägt es heim. Und dass es viel realistischer ist, ist mir auch lieber so, denn darin kann ich mich viel besser wiederfinden.

Wie oft habe ich was gesucht oder versucht, und statt mich an den Hirten zu wenden, habe ich es selber versucht, bin nur weiter weg vom Ziel gekommen – es fällt mir manchmal schwer zu sagen: Jesus hilf mir!

Im Unterholz und in den Dornen gefangen – das sind meine Lieblingssünden, die Trampelpfade, bei denen ich Gott immer wieder bitten muss: Lass mich neue, gute Wege finden!

Verletzt sein, von dem was andere über mich und zu mir sagen, das ist nicht schwer. Viel schwieriger ist es, den anderen zu vergeben und zu beten: Vergib mir meine Schuld, wie ich dem oder der vergebe, die mit schuldig geworden ist.

Angst haben vor Situationen und Ereignissen – jeder hat das schon einmal erlebt. Hier hilft das Wissen, dass ich in der Hand des guten Hirten, in Gottes Hand geborgen bin und er mich in meiner Angst tröstet.

In der Patsche sitzen, keinen Ausweg mehr wissen, ist keine gute Erfahrung. Hier hilft das Gebet: Herr gib mir die Kraft, Hilfe von außen anzunehmen!

Der gute Hirte, der sich um jedes einzelne Schaf, jeden einzelnen Menschen sorgt, ist ein Bild, das wir aus Psalm 23 "Der Herr ist mein Hirte" gut kennen. In unserer Deutung des Gleichnisses können wir den guten Hirten mit Gott gleichsetzen. Oder wir machen es wie Johannes in seinem Evangelium und reden von Jesus selber als dem Guten Hirten.

Das Motiv des Suchens und Wiederfindens wird hier ganz deutlich. Die Aktivität geht nicht vom Gesuchten sondern von Gott aus. Das wurde von Luther und anderen Reformatoren wiederentdeckt, denen es wichtig war, dass nicht der Mensch, sondern Gott bei der Rechtfertigung und Erlösung der Handelnde ist.

Doch eines können wir machen, und es gibt bis heute Menschen, die machen das mit Perfektion: sich vor Gott verstecken. Das geht auf unterschiedliche Weise:

Gott leugnen – das können wir aktiv oder passiv
Aktiv nach dem Motto: an was ich nicht glaube, das gibt es nicht.
Passiv nach der Devise: ich lebe so, wie wenn es Gott nicht gibt.

Gott sucht auch solche Menschen, es ist nur viel schwieriger für ihn, weil sie gar nicht damit rechnen, dass er kommt, aber er will kommen.

Verstecken können sich Menschen vor Gott, wenn sie seine guten Hinweise mit Füßen treten
Gott ist ein Gott des Lebens. Ob wir das ernst nehmen, sehen wir, ob wir das ungeborene Leben achten oder am Ende des Lebens nicht selber Hand anlegen sondern ihn über das Ende entscheiden lassen.

Gott ist ein Gott, der echte, erfüllende Beziehung möchte. Er hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen und uns die Ehe als seine gute Gabe gegeben. Er lässt uns Menschen Freiheit und zwingt uns zu nichts, auch nicht dazu, dass wir uns von ihm finden lassen.

Dass sich nicht alle von Gott suchen lassen, soll uns nicht abhalten, uns über jeden zu freuen, der gefunden ist oder wird. "Kommt her, freut euch mit" – das wollen wir, wenn Menschen zu Jesus finden. Das beginnt damit, dass wir Gäste, die in den Gottesdienst oder andere Veranstaltungen kommen, wahrnehmen und ansprechen und uns von Herzen freuen, dass sie kommen. Lasst uns mit dieser Offenheit auf Neue zugehen.

Und so freue ich mich, dass wir heute Emely Sophie taufen und ihre Familie bei uns begrüßen dürfen. Schön, dass ihr da seid. Sophie ist die Weise und die Kluge. Und so passt der Taufspruch zu ihrem Namen:
„In Jesus Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ Kolosser 2,3

Ein Grund für diesen Schatz liegt darin, dass Jesus der gute Hirte ist. Und wir sind klug, wenn wir diesen Hirten zu unserem Hirten machen, wenn wir sagen:
"Der Herr ist mein Hirte."

Es sind nur fünf Worte, für jeden Finger an deiner Hand ein Wort. Schaut eure Hand an! Fünf Finger habt ihr, nicht wahr?
Fasse nun den linken Daumen mit deiner rechten Hand und sage: DER
Halte jetzt den Zeigefinger fest und sage: HERR
Dann den Mittelfinger: IST
Nun den Ringfinger: MEIN
Und zum Schluss den kleinen Finger: HIRTE!

Das wichtigste Wort hier ist MEIN, dass der gute Hirte zu meinem Hirten wird. Das trägt uns dann im Leben und im Sterben.

Henry war ein Sohn eines Bergbauern und lebte mit seinen Eltern auf einer Alm in den Bergen. Sein Vater erzählte ihm von dem guten Hirten und brachte ihm diese kleine Merkhilfe zu „Der Herr ist mein Hirte“ bei.
Als Henry eines mittags aus der Schule nach Hause kam, wartete sein Vater schon auf ihn. „Henry, Mutter ist krank", sprach der Vater. „Der Arzt hat ein Rezept geschrieben, und die Arznei muss sofort geholt werden. Willst du gleich losgehen? Dann kannst du in einer Stunde wieder hier sein. Ich bleibe bei Mutter."
Henry war gehorsam und lief ins Nachbardorf zur Apotheke.
Nachdem er die Arznei erhalten hatte, machte er sich sofort auf den Heimweg. Es fing schon an, dunkel zu werden. Plötzlich hörte Henry ein donnerndes Geräusch, wie von einem Gewitter. Aber es war kein Gewitter - es war eine Lawine. Schnell wegrennen, dachte er. Doch es war zu spät.
Die Lawine holte ihn ein, überrollte ihn und begrub ihn unter einem großen Schneeberg.
Der Vater wartete unruhig. Er und die Leute im Dorf hatten das Geräusch gehört. Ob Menschen verunglückt waren? Wo blieb Henry? In der Apotheke wurde angerufen. Aber dort sagte man, Henry sei schon da gewesen und hätte sich wieder auf den Heimweg gemacht.
Was sollte geschehen? Die Bauern zogen los, um Henry zu suchen. Stundenlang gruben sie im Schnee, angetrieben von furchtbarer Ungewissheit. Würden sie den Jungen finden? Ob er noch lebte? Endlich entdeckten sie ihn. Da lag er. Kalt. Tot. Wie furchtbar! Welch ein Schmerz für seine Eltern.
Da lag Henry. Mit einer Hand hatte er den vierten Finger der anderen Hand umklammert. Der Vater verstand sofort, was das zu bedeuten hatte. Henry hatte seinen Eltern erzählt, dass der Herr Jesus sein guter Hirte geworden sei. Sein Vater konnte sich denken, dass Henry die große Gefahr, die Lawine, hatte kommen sehen und nicht mehr fliehen konnte. Als er wusste, dass er sterben musste, hatte er an den Herrn Jesus gedacht, seinen Freund, der ihn auch jetzt nicht verlassen würde. Henry dachte an das Wort „MEIN" und hatte seinen vierten Finger gegriffen und festgehalten. So war er gefunden worden. Henry hatte ganz sicher gewusst: „Jesus ist mein Hirte."

Seine Eltern wussten ebenso sicher: Henry ist zwar gestorben, aber er ist bei dem Herrn Jesus im Himmel, selbst wenn wir seinen Leib begraben müssen. Der Schmerz um ihren Jungen war groß. Aber sie trösteten sich in der Gewissheit, dass Henry bei dem Herrn Jesus war.

Ist uns die Suche nach Gott auch zu anstrengend?

Gott dagegen stellt uns keine Bedingungen. Wir dürfen zu ihm kommen, wie wir sind, wer wir sind, woher wir sind. Jeder ist eingeladen. Jeder darf sich finden lassen. Alle nimmt der gute Hirte an, die sich aufmachen, ihn fragen, bitten und etwas von ihm erwarten. Seine Liebe ist bedingungslos und grenzenlos, vorbehaltlos und maßlos, restlos, aber nicht absichtslos und erst recht nicht folgenlos.

Gottes Liebe ist eine echte Vorliebe, aber sie möchte Folgen haben und zielt deswegen darauf, dass wir ihm nachfolgen. Lasst uns auch zu Gott sagen: Der Herr ist mein Hirte!
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Gegen uns, in uns, mit uns

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Guten Morgen, herzlich willkommen, schön, dass Sie sich heute Morgen aufgemacht haben zu diesem besonderen Gottesdienst in die Darmsheimer Pelagiuskirche. Ich gratuliere Ihnen, denn Sie haben heute Morgen eine gute Entscheidung getroffen, ganz offenbar den Zweikampf mit der Bettdecke gewonnen und Sie sind hierhergekommen. Denn Sie dürfen Großes und Gutes hier erwarten.

Dass man mich ausgerechnet eingeladen hat, einen solch hochkarätigen musikalischen Gottesdienst zu leiten und die Predigt heute zu halten, finde ich ein großes Zeichen gnädiger Denkweise hier in Darmsheim. Denn mein musikalisches Können ist sehr bescheiden. Nachdem ich viele diesbezügliche Talente unter meinen Kindern ausgeteilt habe, blieb für mich kaum noch was zurück. Da meine Frau und ich fünf Töchter haben und – damit es nicht so einseitig ist – auch fünf Söhne, ist das sicherlich verständlich; bis da alle etwas hatten...

Ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Hartmut Steeb, ich bin geborener Stuttgarter und habe dort die letzten 62 Jahre gelebt – zunächst ca. 40 Wochen in der geborgenen Atmosphäre als Insider in meiner Mutter und dann auch nach der Geburt als Outsider, mit meinen Eltern und fünf älteren Geschwister und jetzt mit der eigenen Familie. Ich habe nach meiner Verwaltungsausbildung 14 Jahre im Evangelischen Oberkirchenrat gedient. 1988 wurde ich von dort für einige Jahre beurlaubt, um den Dienst des Generalsekretärs der Deutschen Evangelischen Allianz auszuüben. Aber weil es so schön ist, bin ich im Urlaub geblieben. Wenn Sie also wissen wollen, wie es jemanden geht, der seit 27 Jahren Urlaub macht: schaut her!

Aber nun zu unserem Gottesdienst. Der Greifswalder Universitätsprofessor Michael Herbst hat einmal gesagt, dass es nicht nur 10 Gebote gebe, sondern ein 11. Gebot. Das sei für die Prediger bestimmt und lautet: „Du sollst nicht langweilig predigen“. Aber ich füge hinzu: Es gibt noch ein 12. Gebot und das ist für die Gottesdienstteilnehmer bestimmt: „Du sollst nicht erwartungslos in den Gottesdienst gehen!“
Ja, klar, Sie sind ja gekommen. Wir dürfen großartige Musik erwarten. Aber erwarten Sie, dass Ihnen durch das Wort und das Lied, durch Gebet und Musik, der lebendige Gott selbst begegnet?

ER, der lebendige Herr möchte Ihnen ganz persönlich begegnen, mit Ihnen reden. Nehmen Sie es mir nicht übel: Aber ich möchte nicht weniger, als dass keiner hier unter uns nach dem Gottesdienst wieder einfach so nach Hause geht, wie er gekommen ist. Ich wünsche Ihnen eine Gottesbegegnung. Und darum feiern wir diesen Gottesdienst ganz bewusst im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen!

Wir strecken uns aus nach dem lebendigen Gott

„Auf dass Ihr klug werdet“ ist das Motto des Kirchentags, der dieses Jahr in Stuttgart stattfindet. Schade, dass man den Kontext dieses biblischen Wortes aus Psalm 90 weggelassen hat. Klar, der Satzbeginn ist nicht besonders werbeträchtig und ein Motto muss ja eindrücklich sein. Aber gerade angesichts des öffentlichen Sterbens um uns her – der überraschende Tod von weit mehr als 8000 bei den Erdbeben in Nepal, der grausame Tod auf den als Rettungsfahrten angesetzten Flüchtlingsschiffen, das Sterben von unbedarften Flugpassagieren, die sich ohne Vorahnung ins sicherste Verkehrsmittel setzen, das Flugzeug, und dazu noch innerhalb Europas, der Tod von unzähligen Christen, die von blindwütigen Terroristen hingemordet werden – gerade angesichts des öffentlichen Sterbens ist der Kontext so bedeutend: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“

Mitten im Alltag der Freuden und des unbeschwerten Feierns sollen wir uns dessen bewusst werden und bewusst bleiben – und mitten im Alltag aller Grausamkeiten und Entsetzlichkeiten sollen wir wissen, wie wir unser Leben klug gestalten, damit wir auch auf den Tod vorbereitet sind.

Und natürlich meint der Psalmist, dass man dann ein Leben klug gestaltet, wenn es mit Gott gestaltet ist. Und da hat er auch Recht. Wir modernen Menschen fragen vielleicht weniger nach solcher Klugheit sondern ganz unbescheiden danach: Was hat man denn von einem Leben mit Gott? Lohnt es sich, mit ihm unterwegs zu sein? Klug zu sein, bedeutet jedenfalls die Frage nach dem Erfolg, nach dem Glücklichsein nicht nur an kurzfristigen Erlebnissen auszurichten sondern langfristig zu denken.

„Nachhaltigkeit“ ist ja ein großes Schlagwort unserer Tage. Aber wir sollten nachhaltig nicht nur denken, wenn es um den Papierverbrauch, die Tetrapacks und die Flaschen geht sondern vielmehr, wenn es um unser reales Leben selbst geht. Denn ob es uns schon morgen – menschlich gesprochen – gut geht, wenn wir heute mit Gott leben, ist uns nicht versprochen. Jesus hat uns nicht ein cooles Leben versprochen, immer auf der Sonnenseite des Lebens, vom Erfolg und Gelingen verwöhnt. Und es ist wichtig, dass wir Menschen auch nichts Falsches versprechen, wenn wir sie zu einem Leben mit Gott einladen.

Aber hören wir selbst hinein ins Kapitel 15 und 16 des Johannesevangeliums, das uns für den heutigen Sonntag Exaudi von der Kirchenleitung als Predigttext vorgeschlagen ist - Johannes 15, 26 bis 16,4. Dort steht:

„Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.
Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich‘s euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.“

Liebe Schwestern und Brüder, diese Worte von Jesus sind nicht vergnügungssteuerpflichtig. Da findet sich harter Tobak. Aber auch ein klares Wort des Trostes.

Dreierlei möchte ich an diesem Text unterstreichen. Sie können es ganz einfach mitnehmen:

Gegen uns - In uns - Mit uns  

1.    Gegen uns

Inzwischen ist es auch in den oberen Etagen der Politik angekommen und die Presse verschweigt es nicht mehr. Die am meisten verfolgte religiöse Gruppe in unseren Tagen sind die Christen. Während wir heute hier in Freiheit und im Frieden Gottesdienst feiern können, wissen unsere Glaubensgeschwister in vielen Ländern der Welt nicht, ob sie, wenn sie zum Gottesdienst gehen, wieder lebend nach Hause kommen, ob in Pakistan oder in Nigeria. Und in Nordkorea brauchen sie viel Kreativität, um überhaupt mit anderen Christen gemeinsam Glauben bekennen und leben zu können. Wenn sie entdeckt werden, droht Einweisung ins Straflager, Folter, Zwangsarbeit und Tod. Denn leider sind die KZ’s, deren Befreiung vor 70 Jahren wir in Deutschland feiern können, in anderen Ländern voll in Takt, mit keinem Deut mehr Menschlichkeit versehen als damals. Darüber kann man wirklich zutiefst erschrecken! Denn hat jemals ein Staat und eine Gesellschaft auch nur irgendeinen Nutzen davon gehabt, wenn sie Christen jagt, verfolgt, inhaftiert, umbringt. Rational kann man das nicht erfassen. Aber so ist es!

Und Jesus hat seinen Leuten keine Unklarheit gelassen: Nur wenige Verse vor unserem heutigen Text steht:
„Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat“ (Vers 18) und in Vers 20: „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen.“
Und an anderer Stelle sagt Jesus: „Siehe ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“.

Ich weiß nicht, ob Sie das so richtig hören können: Wie Schafe unter die Wölfe! Irgendwie habe ich das immer etwas anderes gehört: Hier ist die Schafherde und jetzt kommen einige Wölfe rein!

Das erinnert mich immer an unsere Familienurlaubsgeschichte in Schweden. Wir waren mitten im Waldgebiet unterwegs. In der Gegend riss ein Bär Tiere. Was tun, wenn er jetzt auf uns zukommt? Der Familienrat war sich schnell einig: Dann wirft sich der Vater ihm hin. Da hat er lange zu nagen und zu kauen. Bis dahin können sich die Mutter und die Kinder in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen: Der Bär kam nicht!

Wenn Wölfe in eine Schafherde eindringen, dann gibt es für die Klugen, Schnellen, Geschickten noch eine geringe Überlebenschance. Aber hier steht: Dass wir Schafe in eine Wolfsherde geschickt werden. Menschliche Überlebenschance, wenn die Viecher Hunger haben, null! Damit hat Jesus deutlich gemacht: Verfolgung ist nichts Ungewöhnliches für Christen; es ist der absolute Normalfall. Unnormal ist, dass wir so lange so unbeschwert in so großer Freiheit unser Christsein leben konnten und können.
Gewiss haben Sie schon mal das Wort des alten Kirchenvaters Tertullian gehört, der gesagt hat: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“. Kann man sich dann trösten, dass Verfolgung dazu führt, dass die Gemeinde Jesu wächst? Das geschieht – an manchen Orten und zu manchen Zeiten. Sollten wir uns dann geradezu Verfolgung wünschen? Aber wenn wir nach Kleinasien schauen, die heutige Türkei, in den gebeutelten Irak, in die Länder Nordafrikas – dann kann man das beileibe nicht immer so sehen. Nein, die Verfolgung kann auch dazu führen, dass Christen geradezu ausradiert werden. Also, wir dürfen weit davon entfernt bleiben, Verfolgung geradezu zu glorifizieren.

Einer unserer weltweiten Religionsfreiheitsexperten, der Schwede Johann Candelin, hat darauf hingewiesen, dass es nicht selten auch umgekehrt ist: Nicht, wo die Gemeinde Jesu verfolgt wird, wächst sie; sondern „Wo die Gemeinde Jesu wächst, wird sie verfolgt“.

Das macht mich mindestens sehr nachdenklich: Könnte es sein, dass unsere Freiheit auch damit zu tun hat, dass wir Christen so wenig entschlossen sind, so lau, so wenig herausfordernd für die anderen? Dass deshalb die Gemeinde Jesu nicht wächst, zu wenig attraktiv ist, aber deshalb auch ungestört so kulturmäßig dahin leben kann?
Wir leben in großer Freiheit unseres Glaubens und es gibt natürlich auch die Situation, dass Christen öffentlich anerkannt werden. Auch in der Apostelgeschichte gab es diese beiden Seiten sehr deutlich: Am Ende des Pfingstgeschichte, in Apostelgeschichte 2, 47, steht, dass die Gemeinde „Wohlwollen beim ganzen Volk“ hatte. Aber bald danach brach die Verfolgung los.

Am stärksten empfinde ich dieses Wechselbad der Gefühle aber in Apostelgeschichte 14 dargestellt. Kennen Sie die Geschichte? Paulus und Barnabas waren in Lystra unterwegs. Dort geschah das Heiligungswunder an einem Gelähmten. Die Leute waren grenzenlos begeistert. Sie haben Paulus und Barnabas als in die Welt gekommene Götter angesehen und wollten ihnen sogar opfern! Also, das Bundesverdienstkreuz ist nichts dagegen. Als Paulus das mitbekommen hat, hat er alle Hände voll zu tun, um diesen Unsinn abzuwehren. Die höchste Ehre hätte er bekommen können, die einem Menschen normalerweise nie zu Teil wird, als Gott verehrt!

Aber dann wird uns berichtet, dass aus der Nachbarschaft ein Mobb angereist kam, der Paulus hart verklagte. Und die Menge, die eben noch die großen Fans waren, steinigen Paulus. So schnell kann es gehen und sich das Rad wenden. Darum ist es so wichtig, dass wir unseren Glauben nicht von den äußeren Bedingungen abhängig machen.

Die Begeisterung kann schneller vergehen, wie das Eis schmilzt. Und darum ist so wichtig, dass wir uns nicht von Menschen abhängig machen. Ob sie uns zustimmen oder ablehnen ist nicht wichtig und sagt nichts über die Wahrheit und Richtigkeit unseres Glaubens und unserer Weges. Und darum werbe ich dafür, dass wir nicht schreckhaft zurückweichen, wenn auch bei uns die Situation schwerer wird, wir mitunter für unsere Positionen gebrandmarkt werden und an den Rand gedrückt.

2.    In uns

Eine Bekannte in reifem Alter – sie hat noch 10 Jahre Vorsprung vor mir – erzählte mir, wie sie früher auf der Schwäbischen Alb am Jahresanfang durchs Dorf gezogen seien und den Menschen ein gutes Neues Jahr wünschten.
„A guets neus Johr, de xonde Leib, de Friede, de Sege ond de Heilige Geischt“ (Für die nicht Schwäbisch verstehenden, falls es solche unter uns gibt: Ein gutes Neues Jahr, einen gesunden Leib, Frieden, Segen und den Heiligen Geist). Sie habe zwar gar nicht gewusst, was der „Heilige Geischt“ sei, aber so habe man es gesagt. Und ich denke: Ja, das ist ein Problem. Abgesehen davon, dass wir uns schon gegenseitig kaum mehr den Heiligen Geist wünschen – wissen wir, was der Heilige Geist ist?

Das Pfingstfest steht uns ja noch bevor, aber hier in unserem Text kündigt Jesus den Heiligen Geist an: „Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht“.

Was hier so fast kleinlaut steht, enthält doch eine klare Botschaft: Ihr steht in dieser großen Herausforderung mit eurem Glauben in dieser Welt nicht allein. Gott wird seinen Heiligen Geist senden und wie es dann Lukas in der Apostelgeschichte weiter ausführt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein!“

Aber wer ist nun der Geist Gottes?

Einer der zentralen Verse steht in Johannes 14,23. Dort sagt Jesus von seiner Zeit nach dem Leben auf dieser Erde und seiner Himmelfahrt: „…Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“. „Wir“ – das ist der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wir brauchen diese Erkenntnis, diese Lehre vom dreieinigen Gott, damit wir es verstehen können:

- Gott, der Vater:
der diese ganze Welt geschaffen hat: Der ewig-reiche Gott, Schöpfer Himmels und der Erde

- Gott, der Sohn:
durch den Gott diese Welt geschaffen hat, der in diese Welt kam, der für unser Sünde und Schuld sein Leben gelassen hat, damit wir leben können, der auferstanden ist und der wiederkommen wird, am Ende der Zeiten

- Gott, der Heilige Geist:
Das ist Gott in uns. Ja, nicht weniger: Der lebendige Gott will in uns Wohnung machen.

Wir können uns das gar nicht genug plastisch vorstellen. Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als Adam und Eva? Von denen kann man ja aus der Schöpfungsgeschichte entnehmen, dass sie sozusagen mit Gott immer wieder direkt geredet haben, so nach Feierabend einen gemeinsam Spaziergang im Paradies. Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als die Jünger zur Zeit von Jesus? Die haben Lebensgemeinschaft mit ihm gehabt, ja. Sie sind mit ihm durch die Gegend gezogen. Sie haben viel gemeinsam erlebt.
Aber wir dürfen Gott nicht nur nahe sein in der Stillen Zeit mit Gott, beim abendlichen ruhigen Spaziergang. Wir dürfen Jesus nicht nur durch sein Leben begleiten, ihn beobachten, von ihm lernen. Durch Gottes Geist, so sagt es uns das Wort, nimmt Gott selbst, Wohnung in uns. Das ist der große Tröster: Der lebendige dreieinige Gott nimmt durch seinen Heiligen Geist Wohnung in uns. Wir tragen ihn in uns.

Ich wünsche mir, dass Christen das neu begreifen! Darf ich das mit einem Beispiel noch mal deutlich machen?
Wir Schwaben sind ja gastfreundliche Leute. So sagen wir: „d’Gäst send scho recht, so lang se d’Schuh net rausdönt.“ Auf Hochdeutsch würde das heißen: „Gäste sind schön, wenn sie auch wieder gehn.“

Kennen Sie das Tischgebet „Komm Herr Jesu, sei du unser Gast“? Liebe Freunde, ich will Ihnen sagen: Jesus gibt sich mit der Gastrolle nicht zufrieden. Er will nicht nur für die Garnierung unseres Lebens für ein paar besondere Stunden, vielleicht für die Sonntage, zuständig sein. Er möchte die Wohnungsschlüssel haben, unser Herr sein und unser Leiter und unser ständiger Begleiter.
Und darum

3.    Mit uns

Gottes Geist ist immer bei uns. Und das heißt: Gott ist immer mit uns! Er ist da! Wir dürfen immer bei ihm sein, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Wir gehören schon heute ganz zu Gott. Und darum dürfen wir aus seiner Kraft heraus leben.

Ich werde zur Zeit bei meinen Reisen im ganzen Land oft gefragt, wie es denn mit meiner Liebe zum VFB Stuttgart bestellt ist, ob ich VFB-Fan bin. Die Fragen treffen mich nicht so ganz. Aber es ist ja nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig, derzeit dazu zu stehen. Nach einem tollen Sieg geht die Zitterpartie ja noch ein bisschen weiter. Denn wer ist nicht gerne nach einem Wettkampf bei den Siegern? Wer ist nicht gerne Fan derer, die gewinnen? Wer gibt sich schon freiwillig auf die Verliererstraße?

Ich möchte unser Augenmerk noch lenken auf die Grundhaltung in unserem Text. Denn wir haben es hier mit harten und glasklaren Worten im Blick auf die Verfolgung zu tun. Wir haben es aber auch mit der großartigen Verheißung des Heiligen Geistes zu tun, Gott in uns. Und wir haben es vor allem mit der ganz nüchternen Einschätzung der Wirklichkeit zu tun. Wer mit Gott lebt, sieht klar und sieht über den Augenblick hinaus. Gottes Geist öffnet uns den Blick für seine Wahrheit und er schenkt uns einen ganz festen Grund unter den Füßen:

„Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich’s euch gesagt habe.“

Mit anderen Worten: Auf Gottes Wort ist absoluten Verlass. Es lohnt sich ihm und seinem Wort zu vertrauen.

Am Himmelfahrtsfest hatte ich den Text aus Lukas 24 auszulegen. Dort hat Jesus am Ende seines irdischen Lebens noch mal klar gesagt:
„Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“

Ist das nicht großartig, dass wir sehen können, wie die Verheißungen des Alten Testaments sich in Jesus, im Neuen Testament erfüllen? Wer das Alte mit den Augen des Neuen liest, kommt nicht aus dem Staunen raus.
Lasst uns doch neu dem glauben, was uns Gottes Wort sagt. Und dabei hilft uns dann vielleicht Mark Twain mit seiner Erkenntnis: „Nicht die Stellen, die ich nicht verstehe, machen mir Sorgen sondern jene, die ich verstehe.“
Wir sind nicht die Herren des Wortes – das Wort muss sich nicht uns beweisen. Wir sind nicht die Korrekturmeister des Wortes, wir sollen nicht das Wort korrigieren sondern das Wort korrigiert uns.

Sein Wort lädt uns darum auch dazu ein, schon heute die wahren Machtverhältnisse zu akzeptieren und sich auf die Seite Gottes zu schlagen. In dem wunderbaren Christushymnus in Philipper 2 heißt es:

„Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in den Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, derer die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind und alle Zungen bekennen sollen, dass ER der Herr ist.“

Es ist nicht dumm, nicht hinterwäldlerisch, nicht rückständig, wenn man sich schon heute auf die Seite des Herrn aller Herren und König aller Könige stellt. Es ist ein Zeichen der Klugheit, sich schon heute dem anzuvertrauen, der am Ende allein das Sagen hat. Mir liegt so sehr daran, dass wir kleines Häuflein der Christen eine neue frohe Siegesgewissheit ausstrahlen. Ja, wir gehören doch zum Sieger über Teufel, Tod, Welt und alle Mächte. Wir sind Teil der Siegermannschaft des lebendigen Christus. Wir gehören schon heute zur Ewigkeitstruppe unseres Gottes. Am Ende werden sich alle Knie beugen und Jesus anerkennen. Lasst uns doch unserer Zeit voraus sein und dies schon heute tun.

Auch wenn wir vor Gegenwind und im Gegenwind nicht sicher sind – wir sind als Menschen unterwegs, in denen der lebendige Gott Wohnung genommen hat und als solche, die mit IHM und seinem verlässlichen Wort unterwegs sind, nicht nur in dieser Zeit sondern auch in der Ewigkeit. Was hat man denn von einem Leben mit Gott? Alles!
Amen!

Autor: Steeb, Hartmut


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Das Label unserer Gemeinde

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Erste Christen in Antiochia

Die aber zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhob, gingen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und verkündigten das Wort niemandem als allein den Juden. 20 Es waren aber einige unter ihnen, Männer aus Zypern und Kyrene, die kamen nach Antiochia und redeten auch zu den Griechen und predigten das Evangelium vom Herrn Jesus. 21 Und die Hand des Herrn war mit ihnen und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. 22 Es kam aber die Kunde davon der Gemeinde von Jerusalem zu Ohren; und sie sandten Barnabas, dass er nach Antiochia ginge. 23 Als dieser dort hingekommen war und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben; 24 denn er war ein bewährter Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und viel Volk wurde für den Herrn gewonnen. 25 Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu suchen. 26 Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt.
Apostelgeschichte 11,19-26

 

Label steht englisch für Markenzeichen oder Etikett. Die Jungen achten sehr darauf. Die einen hören nur CDs eines ganz bestimmten Verteilers. Andere finden es wichtig, nur Kleider oder Schuhe ihres Lieblings-Designers zu tragen. Wer dieses Label kauft und anzieht, gehört dazu. Wer nicht, ist eben out und Schnee von gestern. Label sind ein Statussymbol, auf das man stolz sein kann. Wer sich keines leisten kann, dem fehlt etwas.

Ich muss darüber gar nicht nur die Teenies oder jungen Erwachsenen anführen. Auch wir Älteren gehen wählerisch mit Marken um. Hörte ich doch kürzlich aus dem Mund eines Gemeindeglieds, dass er nur Schokolade eines bestimmten Herstellers genießt. Gut für unsere Wirtschaft, dass es ein Schweizer Produkt ist...

In Antiochien wurden die Jünger von Jesus zuerst Christen genannt. Wie kam es, dass ausgerechnet sie und nicht die Muttergemeinde Jerusalem dieses Label aufgedrückt bekamen?

Die Entstehung der Gemeinde in Antiochien

In Jerusalem war ein rauher Kälteeinbruch in den wunderbaren Frühling der Urgemeinde gefahren. Gegenwind! Verfolgung! Märtyrer! Der charismatische Leiter Stefanus zu Tode gesteinigt!

Wer sich zu Jesus bekannte, musste um sein Leben fürchten. Die Jesusjünger wurden brutal aus Jerusalem heraus katapultiert. Weil sie in der jüdischen Hauptstadt und Umgebung nicht mehr sicher waren, zogen viele weiter weg. Einige der Flüchtlinge kamen nach Antiochien, wohl in eine triste Asylunterkunft. Gejammer über ihr Schicksal? Denkste! Sie bezeugten ihren Glauben an Jesus. Leute hörten zu und waren beeindruckt. Viele bekehrten sich! Das Besondere war, dass die Neugewonnenen ohne alttestamentlichen, jüdischen Hintergrund waren. Sie hatten keine Ahnung von Gott. Ihr religiöses Wissen beschränkte sich auf verschiedene tote Götzen und deren Verehrung. Vorher war es üblich gewesen, dass man erst Jude werden musste, bevor jemand Eingang zu den Jüngern fand. Die neuen Jesusleute in Antiochien bekehrten sich ohne diesen Umweg. Sie nahmen die Abkürzung!

Die Gruppe wuchs schneeballartig. Barnabas wurde aus Jerusalem geschickt, um ihnen zu helfen. Wahrscheinlich auch, um nach dem Rechten zu sehen. Die Gemeinde wurde durch sein Wirken aufgebaut und gefestigt. So kam es, dass ihre Mitglieder „zuerst Christen genannt wurden“. Es kann zuerst gut ein Spott- oder Schimpfname gewesen sein. Wie kamen sie zu ihrem Label?

1) „Sie redeten das Wort und evangelisierten vom Herrn Jesus“

Die Bibel und das Evangelium von Jesus war ihr Thema. Nicht von Jesus als Philosoph oder Menschenfreund. Nicht von einem Revolutionär und Weltverbesserer, der von der herrschenden Clique mundtot gemacht wurde. Nicht vom historischen Jesus, um den heute leider Theologen die sonderbarsten Theorien spinnen, um ihn als einen Menschen wie andere darzustellen, oder gar als eine Sagenfigur, weil ihnen der Verstand im Weg steht, an Jesus als den Gottessohn oder auch nur an Wunder zu glauben.

Die Flüchtlinge verkündigten den Herrn Jesus. Gleich 5 Mal wiederholt Lukas das Wort Kyrios! Das heißt, sie erzählten von Bethlehem und der Menschwerdung Gottes. Vom Heiland und Retter, der aus der Ewigkeit des himmlischen Vaters zu uns kam, um die Liebe Gottes in Wort und Tat sichtbar werden zu lassen. Sie malten Jesus vor die Augen ihrer Mitmenschen als den verheißenen König, Priester und Propheten, als den, der sein Leben für uns gab am Kreuz, damit wir vor Gott gerecht dastehen können.

„Die Strafe liegt auf ihm zu unserem Frieden, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“

Die jungen Gläubigen wurden nicht müde, von Jesus als dem gottgesandten Messias zu erzählen. Der kam, um Sünder vor der ewigen Strafe, vor dem schrecklichen Höllengericht mit seinem Todesleiden am Kreuz loszukaufen. Mit seinem eigenen Blut als Lösegeld. Darum blieb der Christusname an ihnen hängen.  

 2) „Die Hand des Herrn war mit ihnen“

Die Antiochier wurden nicht mit gescheiten Worten oder durch überzeugende Beweisführungen für Jesus gewonnen. Schlichte Berichte über den Heiland wurden beglaubigt durch Krafttaten eben dieses Herrn. Die unwissenden jungen Christen besuchten Einsame und Ausgestoßene, ließen Kranke und Sterbende nicht allein und wachten bei ihnen. Sie hielten sich nicht zu gut, ihre Hand schmutzig zu machen, um tatkräftige Hilfe zu leisten.

Barmherzigkeit war ihr Markenzeichen. Sie strahlten die Liebe ihres Meisters aus. Sie scheuten sich nicht vor der zweiten Meile, und gaben auch den Rock, wenn Bedürftige sie um ihren Mantel baten. Sie beteten mit Mutlosen. Sie richteten Verzweifelte auf mit Worten des Trostes. Ihre Weisheit traf ins Schwarze und baute auf. Die Ratsuchenden waren überzeugt, dass die seelsorgerliche Hilfe nicht nur aus menschlichem Wissen kam, sondern von oben her inspiriert war.

Es müssen nicht immer spektakuläre Wunder geschehen, bevor Menschen sich für Jesus entscheiden! Die passierten in Antiochien sicher auch, größere und auch ganz alltägliche. Menschen wurden an Leib und Seele geheilt. Von bösen Mächten Geplagte wurden befreit. Die Gläubigen wagten Schritte, und der auferstandene Herr bestätigte sie. Der Heilige Geist wirkte. Das Königreich von Jesus begann, sichtbare Tatsache zu werden.

Rechnen wir noch mit solchen Kraftwirkungen? Verstehen wir, warum den Jesusleuten von Antiochien das Messiaslabel und nicht ein anderes angehängt wurde?

3)  „Als Barnabas die Gnade Gottes sah, wurde er froh“

Sichtbar gewordene Gnade ist ein weiteres Markenzeichen für Christusleute. Wir übersehen es leider oft. In der Kunst-, Handels-, aber auch Lastermetropole des Nahen Ostens ist etwas ganz Neues geschehen. Wo man im Normalfall zuerst an sich selbst, dann aufs schnelle Geldverdienen bedacht war, wo alles ums eigene Ego kreiste und man vielleicht zuletzt dem Wohl der Seele und der Nächstenliebe noch einen flüchtigen Gedanken gab, wenn überhaupt solch eine Regung Platz fand im Trubel und Jubel der Großstadt, da begann eine erstaunliche Bewegung.

Bis vor kurzem hatte Winter geherrscht. Durch die Prachtstraßen der Großstadt pfiff ein eisiger Wind. Unbarmherzige Kälte fuhr einem durch Mark und Bein. Jetzt ist Frühling geworden! Die diakonische Saat und der Samen des Evangeliums der Flüchtlinge beginnen zu sprießen und zu blühen. Leute bekehren sich in wachsender Zahl, lassen sich taufen und werden in die Christengruppe integriert.

Das Größte daran: Die Neubekehrten hatten nie zuvor vom Schöpfergott Jahwe gehört! Sie kamen direkt aus dem finstersten Götzendienst! Geistlich Tote werden zum Leben erweckt. Verlorene finden heim, Verkrachte versöhnen sich und erleben Vergebung. Die Bibel sagt, dass im Himmel über einen einzigen Sünder gejubelt wird, der Buße tut. Solche Gnade erlebte Barnabas mehrfach. Versteht ihr, dass er und die andern Christen fast vor Freude platzten?

Ich sage aus eigener Erfahrung, nicht nur aus der Mission: Ein einziger Neubekehrter geht für eine ganze Woche Ferien. Die Freude darüber hat dieselbe Erholungswirkung!

Barnabas blieb nicht stehen bei dem, was die neuen Christen falsch machten (die handeln in ihrem Enthusiasmus öfters nicht lupenrein evangelikal) oder sich sorgten über die Gefahren, die auf sie lauerten. Er brauste nicht heran wie die fromme Feuerwehr, die löscht, wo‘s gar nicht nötig wär. Er sang ihre neuen Lieder mit und bestand nicht auf der Beibehaltung der traditionellen jüdischen Psalmodien.

Wollen wir darum bitten, dass uns in unserer Gemeinde neu die Augen aufgehen für die Gnade?

Lasst uns nicht stehen bleiben bei dem, was noch fehlt, bei den Defiziten an Mitarbeitern und Diensten. Nicht lamentieren und jammern über das, was harzig läuft, und wo wir noch nicht angelangt sind. Nicht auf das Negative fixiert bleiben, nicht wie die Maus gelähmt vor Angst auf die Schlange starren.

Augen auf für das, was der Herr geschenkt hat und neu wirkt! Wir wollen das suchen, was an Gnade sichtbar wird. Davon gibt es mehr als wir ahnen! Wir müssen uns nur den Blick und die Einstellung dafür schenken lassen und mit Auflisten beginnen! Die positive Sichtweise ist die beste Medizin gegen die Krankheit der Gemeindedepression. Sie treibt den Geist aus, der uns auf der Verliererstraße behalten möchte.

„Barnabas sah die Gnade und wurde froh.“

Wir wollen uns an ihm ein Beispiel nehmen. Ich versichere euch: statt Mutlosigkeit wird Freude herrschen. Griesgram, Mief und was uns sonst niederdrücken will, muss weichen, weil Christus den Bösen besiegt hat.

4) „Barnabas zog aus, um Saulus zu suchen“

Voll Freude kniete sich Barnabas hinein in die Aufgabe der Förderung und Ermutigung. Das entsprach seiner Begabung und seinem Charakter. Die Erweckung breitet sich aus. Ein kompetenter Mitarbeiter mit solider Bibelkenntnis wäre ein Geschenk. Er erinnert sich an Saulus, den er als frisch bekehrten Jünger in Jerusalem getroffen hatte. Nun tut er etwas Befremdliches: Er lässt die aus allen Nähten platzende Gemeinde für längere Zeit allein. Und verreist, um Saulus zu suchen. Das ist doch unverantwortlich!

Barnabas rechnet eben weiter mit der Gnade Gottes. Leben und Wachstum der Jüngergruppe hängen nicht von ihm ab, weil sie die Gemeinde des Auferstandenen ist. Barnabas hat die Demut, sich nicht für so wichtig zu halten, dass die junge Gemeinde ohne ihn nicht weiter kommt. Das Schönste daran: Die Gemeinde ließ ihn ziehen! Er zeigt Größe, den ihm geistlich und intellektuell weit überlegenen Paulus an seine Seite zu berufen, mit dem vollen Bewusstsein, dass er dadurch ins zweite Glied zurücktreten würde.

In Antiochien gab es keinen Leiterkult. Barnabas und Paulus lebten das vor – die Mitarbeiter folgten ihrem Beispiel. Nicht auf irgend einen begabten, gründlich ausgebildeten Vollbluttheologen oder renommierten Gemeindebausachverständigen, auch nicht auf einen von weither beigezogenen Spezialisten setzten sie ihre Hoffnungen. Ich sage nicht, dass es solche nicht braucht. Aber in Antiochien stand Jesus Christus im Fokus!

5) Propheten regten an, die erste Missionskollekte zu sammeln (V. 27-29)

Darüber möchte ich mich kurz fassen: Mit der ersten Kollekteninitiative und in den gesammelten Gaben wurde die Liebe von Jesus zur sicht- und wahrnehmbaren Tatsache und unterstrich damit ein weiteres Mal das Christenlabel.

Im Lauf der Jahrhunderte bekamen die Christen verschiedene andere, auch weniger schmeichelhafte Attribute zugeordnet. Wir wollen uns heute nicht daran aufhalten.

Die Kurve kriegen

Eines Abends saßen wir im Mitarbeiterkreis meines früheren Arbeitsplatzes in einer reformierten Gemeinde im Aargau zusammen. Als Dessert einer Sitzung durfte jeder der Reihe nach etwas über den andern sagen. Ich kam auch dran. Gespannt spitzte ich meine Ohren. „Wenn Walter predigt,“ hieß es, „fällt mir eines auf. Welchen Text er auch auslegt, sei es aus dem Alten Testament, den Psalmen oder Propheten, es können Texte aus den Evangelien oder den Briefen sein: Immer kriegt er die Kurve, um bei Jesus zu landen.“

Ich hätte das als Kritik auffassen können; als Vorwurf, ich tische immer dasselbe Menü auf. Aber es war als Kompliment gemeint. Kaum eines hat mir mehr Freude gemacht.
Die Antiochier bezeugten immer Jesus, den Weltenretter. Darum wurde ihnen das Christenlabel umgehängt. Eine Auszeichnung wertvoller als jede Goldmedaille!

Wollen wir uns mit Schwung in die Kurve legen oder besser hineinknien, um weder stecken zu bleiben noch aus dem Gleis geworfen zu werden? Welches Label stecken wohl andere unserer Gemeinde an?  


Anregung für Kleingruppen:

- Dankt für alles, was bei uns an Gnade sichtbar wird!
- Tragt das Potenzial unserer Gemeinde zusammen. Welche Gabe/Begabung fällt ins Auge?
- Entwerft das Traumlabel für unsere Gemeinde!
- Was willst DU beitragen, damit sich dieses verwirklicht?

Autor: Lüscher, Walter


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Was ist Wahrheit?

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Vor meinem Urlaub ging mir auf dem Weg zu einer Freizeit mein Auto kaputt. Die Ölwarnleuchte sprang ständig an und so musste ich mich vom ADAC abschleppen lassen. Mein Haus- und Hof-Mechaniker sagte mir dann, dass aller Voraussicht nach die Hydrostößel kaputt sind. Kurzum: Reparatur sehr teuer und bei 15 Jahren auf dem Buckel nicht mehr richtig sinnvoll. Sprich: Ausschau nach einem neuen Gefährt halten.

Letzte Woche intensivierte ich die Suche deutlich. Und schon schnell stieß ich da auf ein großes philosophisches Problem! Nein, nicht etwas die Marke. Die steht ja eigentlich gar nicht wirklich zur Debatte und ist für uns Wolfsburger auch keine wirkliche Frage, oder? Nein, die Frage, die mich in der Diskussion mit den Händlern beschäftigte, war die Pilatusfrage: Was ist Wahrheit?

Ist das, was mir die Händler erzählen, tatsächlich wahr? Kann ich ihnen trauen? Nun bin ich zwar eigentlich Laie bzgl. Autos, aber durch intensiven Nachhilfeunterricht von einem sehr freundlichen Ingenieur (lieber Hartmut) und viel Internetstudium war ich dann doch ein bisschen belesen. Und so musste ich feststellen, dass nicht alles, was im Internet über die angepriesenen Autos geschrieben wurde, auch stimmte. Nicht alles entsprach der Wahrheit. Und diese Wahrheit wurde dann auch noch zurecht gebogen mit fadenscheinigen Argumenten. Das verunsichert und lässt einen viele Kilometer quer durch die nördlichen Gefilde unseres Bundeslandes fahren.

Bisweilen habe ich bei der ganzen Sucherei und Leserei nachts von Lenkrädern und Co. geträumt. Seit Donnerstagabend träume ich nun wieder von Fußball und Co. Die Suche hat ein dankbares Ende gefunden.

Und doch bleibt sie – diese eine Frage: Was ist Wahrheit?

Selten bin ich in so kurzer Zeit so intensiv mit der Nase auf dieses Thema gestupst worden, so dass ich gar nicht drum herum kam, hierzu eine Predigt zu schreiben, um mich einmal tiefer damit auseinanderzusetzen.

In der Vorbereitung und im Nachdenken bin ich auf einen Text gestoßen, der in Johannes 8 steht. Jesus befindet sich in einer spannenden Auseinandersetzung mit einigen Zuhörern. Er versucht ihnen klar zu machen, wer er ist. Wer ihn gesandt hat und was sein Auftrag ist. Den Zuhörern fällt es schwer, ihm zu folgen und sie müssen schon ihre ganzen Gehirnwindungen aktivieren. Aber sie sind nicht auf den Kopf gefallen und so gehen sie nicht weg, sondern bleiben und diskutieren mit. Der ein oder andere schenkt Jesus Glauben. Hier setzen nun die Verse 30 - 36 ein:

„Als er das sagte, glaubten viele an ihn.
Nun sagte Jesus zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort wohnt, dann seid ihr in Wahrheit meine Jünger und ihr werdet in unvorstellbarer Tiefe die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.
Sie antworteten ihm: Wir sind die Nachkommenschaft Abrahams und niemals sind wir Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden?
Jesus antwortete ihnen: Mit ganzer Sicherheit sage ich euch, dass jeder, der die Sünde tut ein Sklave der Sünde ist. Aber der Sklave bleibt nicht im Haus für alle Ewigkeit, der Sohn bleibt für immer. Wenn der Sohn euch nun frei macht, dann seid ihr wirklich frei!“
Johannes 8, 30 - 36

Ich möchte versuchen diesen Text einmal ein bisschen aufzuschlüsseln.
Jesus greift in diesem kleinen Abschnitt zwei ganz wesentliche Themen auf:
Was ist Wahrheit?
UND: Was ist Freiheit?
Wie definieren sich diese beiden Begriffe und wie stehen sie miteinander in Verbindung?

Zwei Themen, die damals aber auch noch heute durchaus spannend sind. Zwei Themen, die übrigens auch in jeder gesellschaftlichen Schicht diskutiert werden. Selbstverständlich in unterschiedlicher Art und Weise.

Was verstanden die Menschen zur Zeit Jesu unter dem Begriff der Wahrheit?

Dadurch, dass es auch in der damaligen Kultur schon Kulturvermischung gab, ist das gar nicht so einfach auseinander zu halten.

Die griechische Kultur und Literatur sahen in dem Wahrheitsbegriff vor allem eine intellektuelle Bedeutung. Die Wahrheit ist der volle und wirkliche Tatbestand. Die Wahrheit ist Realität und muss durch denkerische Leistung herausgefunden werden. Man muss durch Beweis und Gegenbeweis ermitteln, was wahr ist.

Das alttestamentliche Denken setzt einen ganz anderen Schwerpunkt. Das Alte Testament sieht Wahrheit viel weniger in den reinen Tatsachen eines bestimmten Sachverhaltes. Sie bezieht Wahrheit vielmehr auf eine Person. Das lässt sich sehr schön unterstreichen mit dem Wortumfang von Wahrheit im Alten Testament. Wahrheit wird nämlich auch gerne mal mit „treu“ bzw. „beständig“ oder „zuverlässig“ übersetzt. So sieht das AT „Wahrheit“ viel mehr in einer zuverlässigen Person. Wahrheit als eine Charaktereigenschaft, als ein Wesensmerkmal. Und genau so wird dann auch Gott beschrieben. Wahrheit ist ein Wesenszug Gottes. Er ist WAHR, Er ist TREU, Er ist BESTÄNDIG!

Somit unterscheidet sich der Gott der Bibel massiv von den launischen Gottheiten der Heiden. Er ist in seinem ganzen Handeln treu und gerecht. Und so kann auch der Schreiber des Psalms 36 sagen:
„Herr deine Güte reicht so weit der Himmel ist und deine Wahrheit so weit die Wolken gehen.“

Er drückt damit auf wunderbare Weise aus, was Gottes Verständnis von Wahrheit ist. Sie ist unendlich. Will sagen: Er ist über die Zeiten beständig, treu und zuverlässig.
Auf ihn ist Verlass. In anderen Übersetzungen heißt es gar:
„Herr deine Güte reicht so weit der Himmel ist und deine Treue so weit die Wolken gehen.“ (Gute Nachricht Bibel)

Im Neuen Testament vermischen sich nun diese beiden Sichtweisen. Auf der einen Seite die griechische Denke und auf der anderen Seite die jüdische Denke. Wenn wir aber den Fokus auf unserem Text behalten, so können wir hier ganz klar herausarbeiten, dass Jesus selbst sich als die Wahrheit vorstellt.

Der Sohn Gottes ist die Wahrheit. Und wer in ihm bleibt, man kann wirklich sagen in ihm wohnt, der wird die Wahrheit erkennen. Der wird erkennen, dass Jesus, dass Gott wahr ist! Beständig ist. Und viel mehr noch: die Wahrheit wird frei machen.

Und schwupps, schon sind wir beim nächsten großen Thema: Freiheit! Was ist Freiheit?

Die Juden in unserem Text stellen ja die steile Behauptung auf, dass sie niemals Sklaven waren. Sie waren und sind immer frei. Nun wird derjenige, der im Reliunterricht in der 3. Klasse aufgepasst hat, aber sagen: Moment, das Volk Israel, also die Juden, waren doch in Ägypten Sklaven. Die mussten doch die Pyramiden bauen. Das stimmt. Und nicht nur dort waren sie unter Fremdherrschaft sondern bis zur Zeit Jesu noch mindestens vier Mal.

Aber nach Ansicht vieler jüdischer Lehrer waren diese Reiche lediglich Werkzeuge Gottes. Sie waren sich ganz sicher, dass sie das Joch der Fremdherrschaft wieder abwerfen würden. Denn Israel stand schließlich unter dem Schutz Gottes. Das wird doch durch die Abstammung klar. Denn wer von Abraham abstammt ist frei! Das war die Überzeugung!

An der Stelle hakt Jesus ein und widerspricht: Abstammung macht nicht frei! Wer Sünde tut, der ist ein Knecht! Und das tun die Menschen nun einmal! Und wer ein Knecht ist, kann nicht im Haus des Vaters bleiben.

Das sind harte Worte, die die komplette Überzeugung der damaligen Menschen über Bord warf. Wieder einmal war Jesus deutlich und klar. Aber nicht ohne Angebot. Denn er sagt ja, dass die Wahrheit, dass der Sohn selbst frei machen kann.

Vers 36: „Wenn nun der Sohn euch frei macht, dann seid ihr wirklich frei!“

Dieser wenn/dann Satz ist übrigens keine Option. Jesu Sendung ist, dass die Menschen frei werden. Das ist die Wahrheit! Hier ist Gott unfassbar treu, also wahr! Und letztlich setzt sich Jesus mit der Wahrheit gleich. In einem anderen Kapitel des Johannesevangeliums heißt es ja dann auch ganz unverblümt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“

Ja, nun sind einige Knoten im Gehirn dazu gekommen. Ich gebe zu, dass das Thema sehr schwer ist und alles von uns abverlangt. Aber auch das gehört dazu, wenn man Jesus nachfolgt. Er sagt schließlich, dass wir Gott lieben sollen von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Verstand.

Aber wie sieht es nun mit unserer Wahrheit aus? Hilft mir das in Bezug auf die Autohändler bzw. sonstige Begegnungen?

Man muss zunächst einmal feststellen, dass unsere Wahrheit leider häufig nicht der Wahrheit entspricht. Wie oft bin ich schon Menschen begegnet, die ihre eigenen Lügen glaube. Ja manchmal haben sich ganze Lebenslügen um einen aufgebaut. Es ist doch erschreckend, dass man sich manchmal selbst nicht über den Weg traut, geschweige denn jemand anderem. Wie oft lügen wir uns etwas in die Tasche und glauben das dann auch noch...
 
Unser Wahrheitsempfinden ist leider sehr getrübt und oft auch eingefärbt. Eingefärbt durch Emotionen, Biografie und Erleben. So kann es passieren, dass es immer noch Menschen gibt, die den Holocaust leugnen und das als absolut wahr propagieren.

Wahrheit ist bei uns Menschen sehr schwierig. Weil das so ist, setzt Gott schon früh ein Ausrufezeichen. In den zehn Geboten heißt es, dass wir nicht falsch über unseren Nächsten reden sollen. Das heißt, wir sollen nichts Unwahres sagen. Denn Gott wusste schon damals, dass Lüge und Betrug die zwischenmenschlichen Beziehungen extrem gefährden. Wahrheit ist letztlich eine ganz wichtige Basis für gelingende Beziehungen.

Aber von Natur aus, von Geburt an, sind wir eben getrennt von Gott. Wir haben von Geburt an das Lügen-Gen in uns, weil wir eben von Gott getrennt sind. Und da es in geistlichen Dingen theologisch betrachtet kein Zwischending gibt, kann man es nur wie folgt sagen: Entweder man ist für Gott oder gegen ihn! Genau so krass formuliert es auch Jesus gegenüber seinen Zuhörern einige Verse nach unserem Text.

„Entweder ihr habt Gott zum Vater und tut seine Werke oder ihr habt den Teufel zum Vater und tut dessen Werke nämlich die Lüge(n)!“

Und genau an dieser Stelle müssen wir, glaube ich, alle erst einmal durchatmen. So ist es also um uns und unsere Wahrheit bestellt. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns sind und tief in uns hineinschauen, entdecken wir vermutlich, dass an dieser deutlichen Realitätseinschätzung Jesu mehr als nur ein Funke Wahrheit dran ist.

Wir können es auch so zusammenfassen: Wir Menschen haben ein Wahrheitsproblem. Und zwar ein ganz massives.

Aber wer kann uns nun davon befreien? Wer hilft mir, dass es mit meiner Wahrheit besser wird? Denn ganz ehrlich, ich habe ein hohes Interesse daran, dass ich wahrhaftig bin. Denn ich weiß, dass dann Beziehungen gelingen. Dann gelingt es, das Leben zu gestalten. Hier werden wir wieder auf Vers 36 aus Kapitel 8 zurück geworfen:

„Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“

Dieses Werk möchte Jesus in uns vollbringen. Nun mögen einige sagen: Das ist ja schön und gut, aber Jesus ist ja nicht mehr auf der Erde!

Aber er hat vorgesorgt: Einige Kapitel weiter bereitet Jesus seine Jünger darauf vor, dass er geht und ER verspricht ihnen den Geist Gottes. Und von ihm sagt Jesus, dass das der Geist der Wahrheit ist und uns in alle Wahrheit leitet (Johannes 16,13).

Der Geist Gottes ist bei uns. Jeden Tag. Und auch er trägt die Charaktereigenschaft Wahrheit. Er ist also treu. Wahrheit zeichnet Gott den Vater aus, seinen Sohn und auch den Heiligen Geist. Hieran erkennen wir die Trinität, die Dreieinigkeit. Und wir erkennen eben auch dieses: Nämlich, dass Gott über die Zeiten hinweg der Gleiche ist. Er ist unveränderlich! Er ist wahr!

Was nehme ich mit in die nächste Woche?

Ich möchte mich neu der Wahrheit Gottes stellen. Ich möchte mich neu von Ihm befreien lassen und darum bitten, dass er meinen Lügengebilden auf die Spur kommt. Jeder von uns, das ist meine Überzeugung, hat das nötig. Gerade in turbulenten Zeiten ist es wichtig, sich von Gottes Geist durchleuchten zu lassen. Und warum? Damit Beziehungen gelingen!
Amen

Autor: Schütz, Jens Michael


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Geld oder Leben!

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Liebe Gemeinde,

ich nehme an, die meisten von euch haben schon mal bei Esso getankt. Das nächste Mal, wenn ihr an einer Esso-Tankstelle steht, kann es sein, dass ihr euch an diesen Gottesdienst erinnern werdet. Esso geht nämlich auf den Amerikaner John D. Rockefeller zurück, der 1870 die Öl-Firma „Standard-Oil“ gegründet hat. Die Anfangsbuchstaben von Standard Oil heißen S-O, daraus wurde Esso. Rockefeller war durch das Öl-Geschäft mit 33 bereits Millionär, und mit 53 schließlich der erste Milliardär auf der Erde. Doch diesen Erfolg hat er mit seiner Gesundheit bezahlt. Wimpern, Augenbrauen und Kopfhaare fielen ihm aus. Pro Woche verdiente er eine Million Dollar, aber seine Verdauung war so schlecht, dass er nur Zwieback mit Milch vertrug.
Und noch etwas fehlte ihm: Liebe zu anderen Menschen. Durch seine Rücksichtslosigkeit war er so verhasst, dass er ständig Leibwächter um sich haben musste. Er konnte sich über nichts mehr freuen und kaum noch schlafen. Schließlich ging es ihm so schlecht, dass die Zeitungsschreiber schon zu seinen Lebzeiten vorsichtshalber einen Nachruf auf ihn in der Schublade hatten.
Geld macht nicht glücklich, und trotzdem jagen wir ihm alle hinterher. Januar 2015 hat die Europäische Zentralbank entschieden, für über 1 Billion Euro Staatsanleihen aufzukaufen, damit in Europa noch mehr konsumiert und spekuliert werden kann. Der Deutsche Aktien-Index jagt seitdem ein Allzeit-Hoch nach dem anderen, als hätte es die Finanzkrise vor gerade mal 6 Jahren nie gegeben.

Biedere Bürger, die bisher all ihr Guthaben auf Sparbüchern gebunkert hatten, haben schlaflose Nächte, weil es dafür keine Zinsen mehr gibt und man überlegen muss, wie man sein ganzes Geld jetzt gewinnbringend anlegt. Am besten ist sowieso, das Geld jetzt einfach auszugeben! Kaufen, kaufen, kaufen! Der Konsumklimaindex ist so hoch wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Der deutschen Wirtschaft geht es wunderbar und jetzt fällt auch noch der Euro-Kurs, sodass wir noch besser exportieren können. Und das Öl ist so schön billig geworden, dass das Tanken jetzt auch viel weniger kostet, nicht nur bei Esso. Wir sparen jetzt also sogar beim Tanken und so haben wir noch mehr Geld um noch andere tolle Sachen zu kaufen.

Wir sind gefangen in einer gigantischen Konsumspirale, und ich habe den Eindruck, auch wir Christen machen fröhlich mit, egal, ob wir viel oder wenig haben. Der Multi-Millionär Jean Paul Getty hat mal gesagt: „Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man auch immer an Geld.“

Geld ist für jeden von uns eine große Macht, die unser ganzes Leben in Beschlag nehmen kann, egal, ob wir Millionen anlegen müssen, oder vom BaföG oder von Hartz IV leben. Wir alle tragen den Keim der Geldgier in uns, deswegen ist der Kapitalismus ja so erfolgreich. Der Soziologe Nobert Bolz sagt: „Wenn die Menschen nur einkaufen gehen würden, weil sie etwas brauchen, und wenn sie nur kaufen würden, was sie brauchen, wäre die kapitalistische Wirtschaft längst zusammen gebrochen.“

Unsere Wirtschaftsordnung funktioniert nur, weil wir alle viel mehr haben wollen, als wir brauchen: das bessere Smartphone, das größere Auto, die coolere Kleidung usw. Wir brauchen 80 Millionen Habsüchtige, damit Deutschlands Wirtschaft funktioniert, und wir Christen sind mitten dabei und machen meist ohne schlechtes Gewissen mit bei dem Spiel. Denn das Mehr-haben-wollen ist gesellschaftlich akzeptiert, politisch korrekt und irgendwie doch auch keine richtige Sünde, oder? Solange man seinen Zehnten spendet!?

Früher wurde die Habsucht in unseren Kreisen als sogenannte „weiße Sünde“ bezeichnet. Weiße Sünden sind die Sünden, die man nicht sieht auf unserer weißen Weste, die keinem sofort auffallen, die aber trotzdem da sind und trotzdem Sünde sind – und dazu gehören Neid, Geiz und Habsucht.

Die Bibel ist da ganz eindeutig: „Geldgier ist eine Wurzel alle Übels.“ (1.Timotheus 6,10)

Sein Leben vom Geld bestimmen zu lassen, ist kein Kavaliersdelikt. Es wird auf die Dauer unser Leben zerstören. Über keine andere Sünde redet Jesus so oft, wie über die Geldgier. Jeder fünfte Vers des Lukasevangeliums dreht sich um den Umgang mit Geld und Besitz.

Einen Text schauen wir uns jetzt mal genauer an, aus Lukas 12 ab Vers 13, wo es heißt:

„Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. 14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt? 15 Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. 16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. 22 Er sprach aber zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt. 23 Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung.“

Zu Anfang sehen wir einen Menschen mit einem anscheinend berechtigten Anliegen. Es geht um einen Erbstreit. Anscheinend ist ein vermögender Mann gestorben und hat zwei Söhne hinterlassen. Normalerweise wurde damals der Besitz in solch einem Fall je zur Hälfte auf die beiden Söhne aufgeteilt. Der ältere Sohn hatte dann die Pflicht, dem Jüngeren das halbe Erbe auszuzahlen. Das war rechtlich so festgelegt. Nun, in unserem Fall hat sich anscheinend der ältere Sohn geweigert. Dann war es üblich, dass man als betrogener Erbe den Fall vor einen Rabbi gebracht hat, der die Erbteilung dann offiziell durchgesetzt hat. So hat das der Mann in unserer Geschichte also gemacht und will sich nun Unterstützung von Jesus holen. Einfach um das zu bekommen, was ihm wirklich zustand, bringt er den Fall zu einem Richter.

Es geht um Gerechtigkeit, und wahrscheinlich hätten wir alle Verständnis für diesen betrogenen Mann. Jesus – nicht! Seine Antwort ist nicht sehr verständnisvoll, sondern überraschend schroff: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?“

Wow! Wenn ich derjenige gewesen wäre, der Jesus um Hilfe gebeten hat, ich wäre ziemlich gebügelt nach Hause gegangen: „Jesus, aber, ich hab doch Recht! O.K., wenn du diesen Fall nicht übernehmen willst, dann kann ich meinetwegen auch zu jemand anderem gehen.“

Aber Jesus setzt noch einen drauf: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“

Jesus ist hier ziemlich eindeutig: er sieht hinter diesem Erbstreit letztlich reine Habgier und sagt dem Mann eigentlich: „Egal, ob es dir zusteht oder nicht. Du gierst danach, dass du den Besitz bekommst! Und das ist Habgier! Aber Besitz kann kein echtes Leben schenken! Und deswegen lass mich damit in Ruhe! Ich bin nicht gekommen, um Leute reich zu machen! Aber wenn du irgendwann danach fragst, wie man echtes Leben findet, dann kannst du gerne wiederkommen!“

Jesus gibt eine krasse, geradezu allergische Antwort: „Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat!“
Oder wie der Satz eigentlich wörtlich heißt: „Denn noch nicht mal für einen im Überfluss Lebenden besteht sein Leben aus seinen Gütern!“

Im Gegenteil: Die Güter haben sogar die Macht, einen vom wirklichen Leben abzuhalten!
Und deswegen verstärkt Jesus seine schroffe Ablehnung des Fragestellers sogar noch und macht deutlich, dass ihm das nicht einfach nur rausgerutscht ist, sondern dass bei ihm wirklich beim Thema Geld der Spaß aufhört.

Das macht er klar mit der Geschichte vom reichen Kornbauern.
Wieder hören wir von einem Menschen, der eigentlich nichts Schlimmes gemacht hat, sondern im Gegenteil geradezu ein deutscher Musterbürger war, der einfach nach dem Motto gelebt hat: „Schaffe, schaffe, Scheunle baue!“, wenn er ein Schwabe gewesen wäre.

Alles läuft bei ihm wie geschmiert. Er ist ein Bauer mit gutem Land und hat eine sehr gute Ernte erlebt. Man kann ihn nur beglückwünschen! Und natürlich muss man dann überlegen, was man mit solch einer tollen Ernte macht. So überlegt er sich, dass er den Ertrag am besten in die eigene Altersvorsorge steckt:

„Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“

Wunderbar: ein Vorrat für viele Jahre, um einen sorgenfreien Ruhestand zu haben! Wer will ihm das verübeln? Das ist der Traum eines jeden Deutschen! Die Sicherheit, dass man den eigenen Lebensstandard bis ins hohe Alter beibehalten kann. Die Rente des Kornbauern ist sicher! Und sie ist ein beruhigendes Polster!

Aber der Mann wird von Gott selbst aus diesem Traum herausgerissen: „Du Narr!“, sagt Gott!
Die eigentlichen Narren sind nicht die vom Rosenmontagsumzug. Die echten Narren, die wirklich verrückten Dummköpfe sind die, sagt Jesus, die denken, dass mit einer guten Finanzplanung irgendetwas Entscheidendes im Leben gewonnen wäre.

Gott sagt dem Mann: „Du hast nichts verstanden! Du hast auf das völlig falsche Pferd gesetzt! Finanzielle Sicherheit bringt kein Leben!“
Wie krass! Jeden guten Deutschen fordert diese Geschichte total heraus. Kann Jesus das wirklich so meinen?
Anscheinend ja!

„Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“

Unsere Sterblichkeit stellt unser Kreisen um unseren Besitz total in Frage!
Könnte es sein, dass diese Geschichte unser Leben mehr beschreibt, als wir wahrhaben wollen? Dass wir volle Scheunen oder Konten haben, aber leere Herzen? Und dabei ist es ganz egal, auf welcher Gehaltsstufe wir stehen. Selbst ein wohnungsloser Bettler kann extrem geizig und ängstlich darauf bedacht sein, dass ihm keiner seine Plastiktüte klaut.

Es geht nicht darum, wie viel wir haben, sondern, dass uns dieses Haben bestimmt, dass wir immer darum kreisen, was wir uns als Nächstes wünschen, und dass wir deshalb für Gott und den Nächsten nichts tun können, weil wir ja erstmal so viel für unser Haus, unser Auto und die Alterssicherung tun müssen.

Jesus ringt darum, dass ein Blickwechsel passiert und wir wieder darauf achten, was wirklich zählt im Leben!

Er sagt: „Macht euch keine Sorgen über Essen, Trinken und Kleidung. Dafür wird Gott sorgen. Kümmert ihr euch um das, was ER mit euch vorhat. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch das alles zufallen!“

Das eigentliche Problem beim Geld ist also, dass wir uns Sorgen machen; dass wir uns damit beschäftigen, entweder, wo wir Geld herkriegen, weil wir meinen, dass wir zu wenig haben, oder wie wir das, was wir haben, sichern oder wie wir es sogar vermehren können. Und ohne, dass wir es merken, besitzen nicht wir das Geld, sondern das Geld besitzt uns, wir sind be-sessen – vom Besitz – und kreisen darum wie um einen Gott!  

Aber Jesus sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“ (Matthäus 6,24)

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz!“ (Lukas 12,34) - und das Herz kann man nur Einem geben! Christsein und ein habsüchtiges Leben schließen sich gegenseitig aus. Man kann nicht für Gott da sein wollen und sich gleichzeitig vom Geld antreiben lassen! Das widerspricht sich.

Wer für Geld lebt, der kann nicht für Gott und den Nächsten da sein. Aber genau darum geht es doch in diesem Leben, um das Reich Gottes, d.h. darum, dass ER herrschen kann, dass er uns beherrschen kann, dass ER aus unserem Leben etwas machen kann für seine Ziele, zum Wohl der Menschen. Und wir sind nur frei für seine Ziele, wenn unsere Gedanken eben nicht dauernd darum kreisen, wieviel oder wie wenig wir haben!

Eine der tiefgehendsten Analysen der Habsucht hat der Psychoanalytiker Erich Fromm einmal in seinem Buch „Haben oder Sein“ vorgenommen. Er sagt darin, dass aus psychologischer Sicht in unserem Leben alles auf ein Sein ankommt, das die wirklichen Bedürfnisse von uns und den Menschen um uns herum im Blick behält. Ein Hab-Süchtiger aber sucht einfach immer danach, mehr zu haben, weil er denkt: „Ich bin, was ich habe!“ Das aber ist ein Trugschluss!

Ich weiß noch, dass ich als kleiner Junge ein Sparbuch hatte, auf dem stand: „Sparst du was, dann hast du was und hast du was, dann bist du was!“ Was für eine Lüge, sagt Erich Fromm. Wenn das alles ist, was es über dich zu sagen gibt, dass du etwas hast, dann bist du ein Nichts! Du drehst dich nur noch um dich selbst und deinen Besitz. Zuerst besitzen wir die Dinge, und dann besitzen sie uns und saugen uns aus. Sie kosten uns Zeit und Energie, sie brauchen Platz, sie müssen benutzt, gepflegt, gelagert, präsentiert werden. Und vor allem muss man sie schützen, versichern und bewachen, dass sie einem niemand nehmen kann. Man lebt in der Angst um seinen Besitz und verkümmert als Mensch. Und am Ende stirbt man sowieso, ohne irgendetwas mitnehmen zu können. Wie der Volksmund sagt: „Das letzte Hemd hat keine Taschen!“

Das steht schon in der Bibel. Paulus sagt in 1. Timotheus 6, 7: „Wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.“

Wir werden nichts, was wir haben, mit in die Ewigkeit nehmen. Wer sich darüber definiert, was er hat, der ist in der Ewigkeit ein Nichts! Die Hab-Sucht verfehlt nicht nur dieses Leben, sondern sogar das ewige Leben!

Das ist die tragische Verführung des Kapitalismus. Nicht nur, dass wir im Anhäufen von Besitz in diesem Leben keine Erfüllung finden, sondern dass es uns sogar das ewige Leben kostet, weil wir keine Freiheit hatten, uns um das wirklich Entscheidende im Leben zu kümmern!

Wenn wir Jesus ernst nehmen, dann passt eher ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein reicher Mensch ins Reich Gottes kommt (Lukas 18,25). Das heißt doch: Geld und Besitz sind solch starke Mächte, dass normalerweise jeder Mensch, der viel hat, das Leben verfehlen wird. Die Wahrheit ist nicht: „Geld bringt Leben!“, sondern „Geld oder Leben!“

Wenn du Leben haben willst, dann lass dein Geld los! Es wäre ein echtes, großes Wunder, wenn jemand, der viel hat, sein Leben von Gott bestimmen lässt und danach fragt, was man aus Gottes Perspektive mit diesem ganzen Besitz anfangen soll. Und da wir als Deutsche im Weltmaßstab fast alle zu den Reichen gehören, müssen wir eigentlich sagen: Es ist ein Wunder, wenn ein Deutscher sich nicht mehr um seinen Besitz sorgt, sondern wirklich frei wird für Gott! Es ist ein Wunder, dass es in Deutschland überhaupt noch Christen gibt.

Gemeinden sind Sammlungsorte von Menschen, an denen Gott das Wunder getan hat, dass sie in ihm ein größeres Ziel gefunden haben als das Kreisen um den Besitz. Das Problem ist nur, dass man ganz leicht wieder rückfällig wird. Und deshalb singen wir im Gottesdienst auch immer wieder: „Wir bitten um Vergebung für Habgier, Lüge, Streit ..“

Ja, die Habgier ist da, auch bei uns Christen, und sie wird uns bis zum letzten Atemzug anhaften. Aber wenn wir Jesus da ranlassen, dann wird sie uns nicht ins Verderben reißen. Jesus ist auch für unseren Geiz und den Neid am Kreuz gestorben. Und allein deshalb haben wir Habsüchtige eine Chance, das Leben zu finden und in den Himmel zu kommen, weil wir in Christus eine neue Identität bekommen. Weil wir in ihm nicht nur etwas haben, sondern wirklich wer sind. Und das verändert dann Stück für Stück unser Leben und macht aus uns Raffsüchtigen immer bescheidenere Menschen, aus Neidern Gönner, aus sorgenvollen Pfennigfuchsern dankbare Menschen, die darauf vertrauen, dass Gott sie auch morgen versorgen wird, und aus Geizkragen freigiebige Wohltäter.
Im Leben von John D. Rockefeller gab es eine Wende, als er ungefähr 50 Jahre alt war. Er begann seinen christlichen Glauben als Baptist ernst zu nehmen und ließ sich von einem baptistischen Pastor beraten, was er aus Gottes Sicht mit seinem ganzen Geld machen soll. So begann er mit seinem Geld zu helfen. Er gründete unter anderem die Rockefeller-Stiftung, die mit dazu beigetragen hat, das Penicillin zu entdecken und viele Krankheiten effektiv zu bekämpfen. Er finanzierte sogar die Gründung des deutschen baptistischen Predigerseminars, des heutigen Theologischen Seminars Elstal. Er setzte sein Geld nun in großem Stil für andere ein und galt irgendwann als einer der größten Wohltäter der Menschheit – und dabei gesundete er selbst. Die Zeitungsredakteure konnten ihre schon geschriebenen Nachrufe wieder einpacken.

Nachdem Rockefeller mit 53 eigentlich schon todkrank war, bekam er durch seinen erneuerten Blick für Gott und andere Menschen wieder neue Lebenskraft und starb tatsächlich erst mit 97 Jahren. Er scheint den Weg durch’s Nadelöhr gefunden zu haben, trotz all seiner Milliarden – es ist der Weg der inneren Freiheit, Jesus hinterher.
Gott hat grundsätzlich nichts gegen Millionäre, gerechte Erbteilungen, eine gute Altersvorsorge und große Vorratsscheunen, aber er will uns immer wieder wachrütteln, damit wir uns bloß nicht davon das erfüllte Leben erhoffen! Nur bei ihm finden wir das Lebensglück.
Amen

Autor: Lüdke, Frank


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Was ist eigentlich ein Scherflein?

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Alle zwei bis drei Jahre versuche ich mir die Zeit zu nehmen, mein Spendenverhalten zu überprüfen. Passt es noch? Ist das selbst gesteckte Ziel vom Zehnten noch erfüllt oder haben Lohnzuwächse oder andere Ein- und Ausgaben meine, unsere finanzielle Situation verändert?

Als ich mir das letzte Mal darüber Gedanken machte, hatte ich plötzlich diese Frage vor mir: Was ist eigentlich ein Scherflein? Natürlich meine ich nicht irgendein Scherflein, das man zu irgendetwas beiträgt. Nein. Es geht um eben jene Geschichte, von der uns Markus und Lukas im neuen Testament berichten: Das berühmte, berüchtigte Scherflein der armen Witwe. Es ist eine spannende Geschichte, denn sie hält uns vor Augen, wie Jesus unsere persönlichen Finanzfragen angeht. Doch dazu später.

Bevor wir uns intensiv mit dem Text auseinander setzen, möchte ich kurz auf die Frage eingehen, was ein „Scherflein“ oder auch ein „Lepton“, wie es ursprünglich heißt, im wirtschaftlichen Sinne eigentlich bedeutet. Es geht um die jeweils kleinste Münze des damaligen Zahlungsverkehrs. Also im Prinzip das, was heute eine 1ct Münze wäre. Die eine oder andere neuere Übersetzung benennt das Scherflein von Luther auch einen Pfennig, einen Groschen oder auch ganz modern: ein Cent. Je nach Zeit und Region.

Doch: Zur Zeit Luthers und erst recht zur Zeit Jesu, hatten Münzen einen weit höheren Wert als heute. Heute bekommen wir für einen Cent nicht sonderlich viel. 7 bis 8 Liter Wasser aus der Leitung, immerhin, aber ohne Abwasser. Ein Schnapsglas voll Benzin ist bereits teurer, von Wein oder Bier gar nicht erst zu reden. Genau genommen sind heute die Herstellungskosten für ein oder zwei Cent Münzen höher als ihr Wert. Das war vor 500 und erst recht vor 2000 Jahren etwas völlig anderes. Man bekam für diese kleinste Münze ein Stück Fleisch, ein Laib Brot oder einen großen Krug Wein.

Es ist also nicht einfach nur ein kleines Stückchen Silber, um das es hier geht, dessen Verlust nicht existentiell ist. Sondern es geht hier eher um Lebensmittel für einen halben Tag oder mehr. In heutigem Geld ausgedrückt vielleicht 5 Euro. Halten wir also fest, dass es sich bei dem „scharfen Erfurter Pfennig“, von dem Luther spricht, oder dem griechisch-römischen Lepton nicht wirklich um Kleingeld handelt. Sondern durchaus um etwas von Wert, gering sicherlich, aber dennoch.

Das soll nun genug der Vorrede sein. Ich lese diesen Text, den ich mit Ihnen und euch betrachten möchte, nach Neues Leben aus Markus 12, die Verse 41 bis 44:

„Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete, wie die Menschen Geld hineinwarfen. Viele reiche Leute legten große Beträge hinein. Dann kam eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Da rief er seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Denn sie alle haben nur einen winzigen Bruchteil von ihrem Überfluss abgegeben, während diese Frau, so arm sie ist, alles gegeben hat, was sie besaß.«“

Wenn ich über diese Geschichte nachdenke, gehen mir drei Punkte durch den Kopf, über die ich reden möchte:

1)    Das ist ja unerhört!
2)    Alles geben was man hat?
3)    Wie können wir das lernen?

1. Das ist ja unerhört!

Schon wie das anfängt: Jesus beobachtet die Menschen beim Spenden, beim Abgeben von Geld? Wo bleibt da die Privatsphäre?

Nun ja, es war wohl so üblich, damals in der Antike. Dieses Spenden in aller Öffentlichkeit. Schlimmer noch: Die gezahlten Summen wurden von den Priestern wahrscheinlich laut ausgerufen, um die Zahlung vor Zeugen zu bestätigen. So war das halt. Dennoch, ein wenig wäre es so, als würde jemand heute meine Spendenbescheinigung veröffentlichen oder beim Einsammeln der Kollekte laut ausrufen was jeder gibt. Das ist ein wenig unangenehm, denn über Geld spricht man ja bekanntlich nicht. Doch Jesus hat da keinerlei Bedenken. Im Gegenteil, seine Beobachtung wird Teil der Lehre für seine Jünger.

Wie hatte Jesus fünf Kapitel früher gesagt: „An ihren Fürchten wird man sie erkennen!“ Und geben, abgeben zu können scheint ihm wichtig zu sein. Die großen Spenden der Reichen sind ihm nicht so wichtig. Sie geben nur von ihrem Überfluss, sagt er.

Schon wieder so etwas Unerhörtes! Da geben Menschen viel, viel Geld und Jesus geht lapidar darüber weg. Und dieses Taschengeld, das die Witwe dort einbringt, nennt er etwas ganz Besonderes. Nun, für die Witwe war das vielleicht viel. Aber was sind schon zwei Lepton? Mit den 10 Denaren, die der Händler vorher eingeworfen hat, kann man eine Familie eine ganze Woche lang ernähren, aber dieses Kleingeld?

Soweit ich die Zeit damals und den Wert des Geldes richtig verstehe, hat die Witwe für diese zwei Lepton auf einiges verzichten müssen. Sie sich quasi vom Munde absparen müssen. Und natürlich, sie hat sich ihrer bisschen an Sicherheit beraubt. Für die Herausforderungen des Lebens, eine Rücklage fürs Alter oder für Zeiten der Krankheit. Oder Sparen für ein kleines bisschen Genuss, ein Hauch von Luxus. Nur um den trostlosen Alltag etwas aufzuhellen. Ein neuer Teppich vielleicht oder eine Decke. Nein, die Witwe lebt das anders. Sie gibt alles weg. Und freiwillig, denn sie hatte ja zwei Münzen zur Hand. Nur eine in den Kasten zu werfen, hätte es auch getan.

Hm, sie würde so gar nicht in unsere Zeit passen, die Witwe. Wir sind ganz anders! „Du musst für dein Alter vorsorgen!“, sagt man mir. Wir müssen Rücklagen haben, wenn mal etwas kaputt geht. Und manchmal ertappe ich mich dabei zu überlegen, welchen Schein ich nehmen soll, wenn die Kollekte herum geht. Der Kleinere tut es doch auch, oder? Meine Linke will schon sehr gerne wissen, was die Rechte da tut. Dabei sollte ich es doch besser wissen: nur in Gottes Hand bin ich wirklich geborgen und sicher. Der weltliche Erdentand bietet keine Sicherheit. „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“ Wie war das vorhin in der Schriftlesung? Die Vögel unter dem Himmel werden von Gott versorgt. Er tut es genauso für mich. Eigentlich. Dennoch – seine Bitte um mein Vertrauen in ihn, sie bleibt viel zu oft unerhört.

2. Alles geben, was man hat?

Genau das ist es: Alles hergeben, was ich habe. Es fällt mir unendlich schwer, auch wenn manche von mir sagen, dass ich freigiebig wäre. Es mag sein, dass es so ist. Aber ich habe mich deshalb noch nie so vollkommen abhängig von Gott gemacht, wie das die Witwe ganz offensichtlich tut. Denn für sie gab es kein zu viel an Geld. Und wie sagen wir dagegen: Beim Geld hört die Freundschaft auf. Hier ist der Ernst des Lebens. Es geht, so sagen wir, um die Existenz. Diese Geschichte, sie ist ein Test, den die wenigstens von uns bestehen.

Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem reichen jungen Mann? Zu dem Jesus sagt: „Verkaufe alles was Du hast und verteil es unter den Armen und dann komm und folge mir nach.“ Und der junge Mann? Es steht da so ganz schlicht: „Als der Mann das hörte, wurde er traurig, denn er war sehr reich.“

Bin ich nicht genauso wie dieser Mann? Haben wir nicht alle genug zum Leben? Muss einer von uns sich fragen, was er anziehen soll oder wo die nächste Mahlzeit herkommt? Und dennoch haben wir so oft das Gefühl, es wäre nicht genug und andere haben so viel mehr.

Doch bei Lukas in Kapitel 12 Vers 13 sagt Jesus: "Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch ein großes Vermögen anhäuft und dann im Überfluss lebt."

Ich habe mich eigentlich nie als habgierig angesehen oder als Besitzer eines großen Vermögens, dennoch im Vergleich zu der Witwe bin ich beides. Ich schaffe es nicht, meinen Besitz auf das zu reduzieren, was ich wirklich zum Leben benötige. Ich hatte schon einmal davon erzählt: meine Frau und ich, wir machen immer mal so eine Art Inventur, bei uns zu Hause. Wir sehen uns all die Sachen in unseren Schränken und Räumen an und fragen: Brauchen wir das noch? Wann haben wir dies das letzte Mal benutzt oder jenes angezogen oder uns an dem dort erfreut? Und wenn es lange her ist, dann wird es verschenkt, verkauft oder kommt eben weg. Das ist für uns immer sehr befreiend und hilfreich. Aber die eigentlich Frage ist für mich: Wieso kommt da eigentlich immer wieder etwas Neues hinzu?

„Sammelt euch keine Schätze auf der Erde!“ sagt Jesus.
Doch die Überflussgesellschaft, in der wir leben, die ist so. Wir haben von allem zu viel und können gleichzeitig nie genug bekommen. So kommt immer wieder etwas Neues in unsere Wohnung hinein. Und ja, ich weiß, unser Wirtschaftssystem lebt davon, denn unser Konsum ist Teil des weltweiten Handels, von dem wir wieder selber leben. Aber es ist die Gier in uns allen, die die freie Marktwirtschaft antreibt. Es gibt wenig, vor dem Jesus so sehr warnt wie der Gefahr, die vom Geld ausgeht:

„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." (Matthäus 6,24)
Oder: "Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz."(Matthäus 6,21)

Torsten Küster hat vor einigen Tagen einmal gesagt: „Worauf wir starren, das bestimmt unser Denken und Handeln“. Und wenn wir nicht auf Gott starren, sondern auf Geld und Vermögen und Sicherheit und Besitz, dann wird uns dies bestimmen.

Gerade weil das so ist, weil wir unser Vertrauen so leicht auf das Geld setzen und nicht auf Gott. Gerade deshalb ist diese Geschichte so wichtig, für uns: Um zu lernen, sich von der vermeintlichen Sicherheit des Geldes zu trennen. Das Beispiel der Witwe fordert uns heraus, unsere Sicherheit allein in Gott zu suchen und alles wegzugeben, was uns von ihm trennt. Aber wie soll das gehen? Wie macht man das?
Nun, ich komme zum dritten und letzten Punkt:

3. Wie können wir das lernen?

Wie können wir lernen, zu sein wie die Witwe?

Das ist nicht wirklich einfach, denn es ist eine Zumutung Jesu. Und es ist radikal. Jesus wusste ganz genau, was es für den jungen Mann bedeutete, als er ihm gebot, alles zu verkaufen und es den Armen zu geben. Und ja, er weiß auch genau, was es für dich und für mich bedeutet. Alles Weltliche aufzugeben und in völliger Hingabe zu Ihm zu leben. Und glauben Sie nur nicht, dass er, weil er darum weiß und uns lieb hat, deshalb Nachsicht mit uns übt. Nein! „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr“, sagt Jesus selbst.

Ich bin mir darüber klar geworden, dass ich hier noch sehr weit von Jesu Ideal weg bin und es vielleicht niemals erreichen werde. Wie beschämend ist das für mich. Dennoch, die Frage bleibt: Wie kann ich das lernen?

Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Mir ist bewusst geworden, dass sich mein Verhältnis zu Geld, Besitz, Vermögen und materieller Sicherheit nur dann ändert, wenn Gott dies schenkt. Ich kann das nicht. Denn die gesamte Werteordnung unserer Gesellschaft steht gegen mich. Jeden Tag prasselt es auf mich ein, dass ich dies oder das brauche, um selbst glücklich zu sein oder jemand glücklich zu machen. Meinen Wohlstand soll ich genießen, um die Balance zwischen Arbeiten und Leben zu schaffen. Und ja, es gibt immer wieder etwas Neueres, das ich doch auch noch brauche. Und wenn es nicht Fernsehen, Zeitungen oder Internet ist, ist es ein Freund oder Kollege, der mir etwas zeigt oder empfiehlt, das ich dann auch haben möchte. Und oft scheint es ja auch so vernünftig und gut zu sein.

Doch vergessen wir eines niemals: Es sind Neid und Gier, die unsere Wirtschaftsordnung mit Energie versorgen. Nicht Liebe und Freundlichkeit und Respekt. Das ist es vor allem, wovon wir uns selbst frei machen müssen!

Brauche ich etwas wirklich für mich selbst oder will ich es nur haben, weil der andere es hat? Oder ist es Eitelkeit, die mich bewegt? Benötige ich Status? Wer lenkt mich eigentlich?

Wir können nur eines tun: Bitten wir Gott darum, uns immer wieder zu erneuern und uns seinen Geist zu geben.

Dann können fünf Dinge passieren, die meinen Umgang mit Geld prägen:

1.    Die Perspektive Ewigkeit in mein Leben lassen

Mein Blick wird weggelenkt von weltlichem Tand und hin zu dem, was wirklich wichtig ist: Zu Jesus selbst und zu den Menschen, denn sie sind Gottes geliebte Kinder. Ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen, ihnen zu begegnen, wie Jesus es tat, und sie nach Hause zu lieben und mit Ihnen in Ewigkeit zu feiern. Das ist Ziel und Sinn unseres Lebens.

2.    Das anvertraute Gut wahrnehmen

Weil Gott mich mit Begabungen und Eigenschaften befähigt hat, habe ich überhaupt einen Beruf. Es ist nicht mein Verdienst. Alles was ich bekomme oder mir erarbeitet habe, habe ich nur aus Gnade. Jederzeit hätte alles ganz anders kommen können. Und Gott vertraut mir ein Einkommen an, damit ich etwas daraus mache. Damit sein Werk gelingt. Mein Geld ist eben nicht nur dafür da, damit ich es schön habe.

3.    Mein Herz mit Dankbarkeit füllen

Dankbarkeit für all das, was ich heute habe. Mein Auto wird nicht schlechter, weil der Nachbar ein neues hat. Wenn ich mir bewusst mache, welchen Wert etwas für mich hat, was ich jetzt schon habe, dann kann ich mich daran erfreuen und muss nicht neidisch auf andere blicken.

4.    Mich von Bescheidenheit bestimmen lassen

Bei allen Dingen, die ich anschaffe oder bereits besitze, will ich fragen: Brauche ich das wirklich? Wofür will ich das eigentlich wirklich? Und dann wieder: Wann habe ich es das letzte Mal wirklich genutzt oder mich daran erfreut? Es muss nichts größer sein, als nötig. Es muss nichts da sein, was ich eigentlich gar nicht brauche und was am Ende nur herumsteht.

5.    Bewusstes Abgeben üben

Wenn es Ihnen hier mulmig wird, fangen Sie einfach klein an. Bitten Sie Gott konkret um Hilfe. Wie heißt es in unserem Gemeindeprofil: „Für viele ist die biblische Praxis, den „Zehnten“ für Gott und seine Sache zu geben, ein hilfreicher Anhaltspunkt.“ Tun Sie es einfach! Und prüfen Sie Gott, ob er sein Versprechen hält. Nämlich ob Segen auf dem Geben liegt. Meine Erfahrung ist das! Je mehr ich abgebe, desto mehr bekomme ich von Gott zurück! Nicht an Geld, aber an Zufriedenheit und Demut. Ansonsten gilt doch immer eines: Lasst uns so großzügig sein, wie es der Herr mit uns ist!

Ich schließe mit einem Zitat aus dem Lied „Wege von mir“ von Samuel Harfst, das mir persönlich sehr wichtig geworden ist:

„Herr, an deinem Segen ist mir mehr gelegen als an Gold.
Auf deinen Wegen will ich gehn.
Herr, an deinen Wegen ist mir mehr gelegen als an Gold.
Mit deinem Segen will ich gehn.“

Amen.

Autor: Fley, Hartmut


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Betet

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Liebe Gemeinde,

es kommt beim Reden mit Gott, beim Beten nicht darauf an, dass es lange dauert. Ein Augenblick am Morgen, dem Gebet geschenkt, kann uns mit Kraft für einen ganzen Tag versorgen.

Es kommt beim Reden mit Gott, beim Beten nicht darauf an, ob die Worte gut gewählt und ausformuliert sind. Worte, die ehrlich sind und aus dem Herzen kommen, darauf kommt es Gott an.

Das Gebet muss also mehr eine Sache des Herzens als eine Sache des Verstandes sein, weniger eine Anstrengung des Verstands als eine Bewegung unseres Wollens zu Gott hin sein und fordert mehr den Glauben und die Liebe und weniger unser Nachdenken.  

Hören wir, was Jesus zum Thema Gebet sagt:

„23b Wenn ihr den Vater um etwas bittet und euch dabei auf mich beruft, wird er es euch geben.
24 Bisher habt ihr in meinem Namen nichts von Gott erbeten. Bittet ihn, und er wird es euch geben. Dann wird eure Freude vollkommen sein."
25 "Bisher habe ich alles, was ich euch sagen wollte, anhand von Beispielen erklärt. Aber schon bald wird das nicht mehr nötig sein. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist.
26 Von diesem Tag an werdet ihr euch auf mich berufen, wenn ihr zu ihm betet. Und dann muss ich den Vater nicht mehr bitten, euer Gebet zu erhören.
27 Denn der Vater liebt euch, weil ihr mich liebt und daran glaubt, dass ich von Gott gekommen bin.
28 Ja, ich war beim Vater und bin in die Welt gekommen, und jetzt verlasse ich sie wieder, um zum Vater zurückzukehren." …
33 Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber lasst euch nicht entmutigen: Ich habe die Welt besiegt."
Johannes 16, 23b-28.33

Gibt es "schlechte Gebete"?

Als ich mit darüber Gedanken machte, fand ich eine rabbinische Geschichte über eine schlechte Bitte. Sagen wir der Einfachheit halber, ein Rabbi, das ist bei den Juden das, was bei uns ein Pfarrer ist. Aber kommen wir nun zu der schlechten Bitte:

Der Rabbi von Ropschitz erzählte: «Zur Zeit der Belagerung Sebastopols auf der Krim ritt der Zar Nikolai einen der Verteidigungswälle entlang, als ein feindlicher Bogenschütze auf ihn anlegte. Ein russischer Soldat, der das aus der Ferne bemerkte, scheuchte mit einem Schrei das Pferd des Zars zur Seite, und der Pfeil verfehlte sein Ziel. Der Zar sagte dem Mann, er solle sich eine Gunst ausbitten. <Unser Feldwebel>, brachte der Soldat hervor, <hat ein grausames Gemüt und schlägt mich immerzu. Wenn ich doch unter einen andern kommen könnte!> - <Narr>, rief Nikolaj, <sei selbst Feldwebel!> So flehen wir um die kleinen Dinge der Stunde und wissen nicht zu beten, dass uns Erlösung werde.»

Was ist also nach dieser Erzählung eine schlechte Bitte oder, wenn wir es auf den Glauben anwenden, ein "schlechtes Gebet"?

Zu wenig von Gott zu erwarten. Das reicht von gar nichts von Gott zu erwarten, bis dahin, das Falsche von Gott zu erbitten und zu erwarten – es gibt also eine große Bandbreite.

Und wie kommen wir nach dieser Erzählung zur rechten Bitte, zum rechten Gebet?

Wie hätte der Soldat den Zaren recht bitten können: <Unser Feldwebel>, brachte der Soldat hervor, <hat ein grausames Gemüt und schlägt mich immerzu. Mein Zar, du kannst mir helfen, was schlägst du als Lösung vor.>

Wenn es also so schwierig ist zu beten, sollten wir dann lieber gar nicht zu Gott beten? Hier wird nicht gesagt, dass es schwierig ist zu Gott zu beten, sondern dass es schwierig ist, die richtigen Bitten zu finden.

Und es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Zaren und Gott. Wir müssen nicht erst etwas Besonderes vollbringen, damit wir bei Gott uns eine Gunst ausbitten dürfen. Durch Jesus wissen wir, dass er uns hört und dass er sich freut, wenn wir uns überall und jederzeit an ihn wenden.
Es ist also nicht schlimm, wenn wir schlechte Bitten, ein "schlechtes Gebet" beten. Aber geht das überhaupt, ein "schlechtes Gebet" beten?

Zum Ersten gibt es kein ernsthaftes Gebet, das ein "schlechtes Gebet" wäre.
Und zum anderen: Nein, Gott ist nicht wie der Zar, Gott wandelt unsere Gebete zu unserem Besten.

Um herauszufinden, was unser Bestes ist, müssen wir uns dem zuwenden, was der Rabbi von Ropschitz als Erlösung bezeichnet.

Was ist Erlösung?

In der Geschichte ist zuerst einmal die Erlösung von dem grausamen Feldwebel gemeint. Und so ist es bis heute, dass es Situationen in unserem Leben gibt, die unerträglich sind oder scheinen und von denen wir erlöst werden müssen.

Aber der Rabbi hat die Geschichte ja nicht wegen dem Soldaten und dem Zaren erzählt, sondern weil er etwas über Gott und das Gespräch mit ihm ausdrücken wollte.

Was ist also Erlösung im Blick auf Gott und den Glauben?

Wenn Jesus hier über das Gebet redet, fängt er in der Welt an und zeigt uns, dass er die Welt und ihre Situation ganz gut kennt: "In der Welt habt ihr Angst". Er sagt jetzt nicht: „Alles halb so schlimm, ich nehme euch die Angst.“ Er macht uns auf andere Weise Mut. Er sagt, dass er diese Angst durchlitten und besiegt hat: "Ich habe die Welt besiegt." Das bedeutet aber auch, dass wir, solange wir hier auf dieser Erde leben, mit dieser Angst zurechtkommen müssen. Jesus nimmt sie nicht weg, aber der Mut, den er uns durch den Glauben um uns legt, gibt uns die Möglichkeit und die Fähigkeit, mit dieser Angst klar zu kommen und ihr ins Augen sehen zu können.

Und des Weiteren redet Jesus von einer Hoffnung, die über unser Leben hinausgeht: "Bisher habe ich alles, was ich euch sagen wollte, anhand von Beispielen erklärt. Aber schon bald wird das nicht mehr nötig sein. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist."

Hier auf dieser Erde werden wir immer nur in Vergleichen über Gott reden können. Gott ist wie ein Vater und wir dürfen hinzusetzen, wie eine Mutter. Und daran sehen wir schon, wie unvollkommen unser Reden von Gott und unser Reden mit Gott ist.

Unser Reden mit Gott, unser Beten wird immer unvollkommen bleiben und ist doch unendlich wichtig. Denn noch etwas anderes ist ganz entscheidend beim Beten. Gott weiß, was wir brauchen, er möchte aber dass wir ihn darum bitten. Denn indem wir zu ihm beten, werden wir verändert. Wenn wir nur kleine Dinge bitten, dann werden wir zu einem kleingläubigen Menschen verändert. Wenn wir Gott um große Dinge bitten, dann werden wir zum Großen verändert, so wie ich gerne zu sagen pflege: Wir brauchen keinen großen Glauben an Gott, sondern wir brauchen einen Glauben an einen großen Gott.

Kommen wir noch einmal zum Schluss der Geschichte: "So flehen wir um die kleinen Dinge der Stunde und wissen nicht zu beten, dass uns Erlösung werde."

Auch der rabbinisch gebildete Paulus kennt diese Erfahrungen und schreibt in Römer 8, 26: "Wissen wir doch nicht einmal, wie wir beten sollen, damit es Gott gefällt!"

Und doch kommt Paulus zu einem ganz anderen Ergebnis als der Rabbi von Ropschitz: "Deshalb tritt der Geist Gottes für uns ein, er bittet für uns mit einem Seufzen, wie es sich nicht in Worte fassen lässt."

Als Christen haben wir Gottes Heiligen Geist, der uns im Leben und im Beten leiten will. Jesus sagt seinen Jüngern ja hier, dass er sie verlassen wird. Und wenn wir ein paar Verse weiterlesen, spricht er von einem Tröster, den Gott schenken wird und meint damit den Heiligen Geist. Ihr habet den Heiligen Geist, lasst ihn durch euer Leben wehen und lasst ihn für euch vor Gott eintreten und bitten.

Und darum gibt es für uns Christen keine "schlechten Gebete", denn selbst wenn es sie gäbe, würde der Heilige Geist diese bei Gott in "gute Gebete" verwandeln.

Zwei Familien haben heute ihr Kind zur Taufe gebracht. Ihr habt gehört, wie wichtig es ist, dass ihr eure Kindern das Beten lehrt. Nützt die natürlichen Gelegenheiten: Die Freude für den neuen Tag am Morgen, den Dank für das Essen, den Rückblick über den Tag am Abend und legt das alles mit euren Kindern im Gebet vor Gott. Ihr werdet merken, wie euch das Kraft gibt und Gott euch den rechten Weg zeigt. Ihr werdet merken, wie Dank und Freude in euer Herz kommt und ihr von der Gewissheit der Nähe Gottes erfüllt seid.

Was ist also das Entscheidende beim Beten:

•    Dass wir mit dem Beten anfangen – es gibt keine schlechten Gebete
•    Dass wir damit rechnen, dass Gott groß handelt – und wir damit rechnen, dass Gott aus unseren kleinen Gebeten große machen kann
•    Dass wir Gott Gott sein lassen: er handelt so, wie es für uns gut ist.

Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Wer bleibt, der bringt

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In allen Gemeinden unserer Landeskirche werden heute (am Sonntag Jubilate) die neuen Kirchenvorstände gewählt. Frauen und Männer werden gewählt, die bereit sind, in den nächsten sechs Jahren Leitungsverantwortung in den Gemeinden zu übernehmen.

Ein guter Anlass, einmal zu überlegen: Was macht Kirche eigentlich aus? Wovon lebt Gemeinde? Wozu sind wir Christen da? Was ist ganz zentral und zuallererst wichtig, wenn fruchtbare Gemeindearbeit geschehen soll?
Was können wir hier in Bad König tun, wenn wir nicht einen Schrumpfungsprozess verwalten wollen, sondern wenn unser Gemeindeleben wachsen soll?

Die Antwort auf diese Fragen gibt uns der Herr der Kirche selbst. In seinen Abschiedsreden an seine Freunde damals – die ja nach seinem Weggang sehr bald die erste christliche Gemeinde bildeten – hat er einige wichtige Hinweise und Anweisungen gegeben. Er sagt:

„Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“
Johannes 15, 1-8

Ich finde hier zuerst eine Dienstanweisung. Dann einen Pflegehinweis. Und schließlich eine Platzanweisung.

(1)    Eine Dienstanweisung

Die Dienstanweisung heißt: „Bringt Frucht“

Mehrfach taucht das auf in diesem 15. Kapitel des Johannes – und auch sonst bei Jesus.

„Bringt Frucht“. Das ist die Dienstanweisung für Christenmenschen.
„Bringt Frucht“. Das ist die Aufgabe der christlichen Gemeinde.

Wir sollen also nicht einfach Blätter hervorbringen. Der Blätterwald in unserer Kirche wird immer unübersichtlicher. Wir verzetteln uns. Und nicht wenige Menschen meinen, ihr Christsein ließe sich an den Blättern zeigen, die sie so haben: Taufurkunde, Konfirmationsschein, Trauurkunde (manchmal sogar mehrere), Spendenbescheinigung, Steuererklärung. Lauter fromme Feigenblätter, damit man sich bloß keine Blöße geben muss. Aber es geht nicht darum, Blätter zu produzieren. Blätter sind keine Frucht.

Wir sollen auch nicht einfach Blüten treiben. Freilich, das ist schön, wenn's blüht. Und es ist auch schön, wenn in der Gemeinde vieles aufblüht. Ein blühendes Gemeindeleben. Wenn da was zu sehen ist auch für Außenstehende, etwas, was sie staunen lässt und vielleicht auch anlockt. Aber Blüten sind ja nicht um der Blüten willen da. Höchstens bei Ziersträuchern. Aber wir sind ja keine Zierkirche. Blüten sollen zur Frucht werden. Jesus sagt nicht: Jetzt blüht mal schön. Sondern: Bringt Frucht. Es geht nicht darum, Blüten zu treiben. Blüten sind keine Frucht.

Wir sollen keine Blätter produzieren, keine Blüten treiben, sondern Frucht bringen. An vielen Stellen im NT ist davon die Rede. Ganz am Anfang spricht Johannes der Täufer von „rechtschaffenen Früchten der Buße“ (Matthäus 3,8). Das ist Frucht, wenn jemand umkehrt zu Gott und dadurch sein Verhalten ändert.

Auch Paulus redet von Frucht. So schreibt er von den Früchten, die der Heilige Geist im Leben hervorbringt. Liebe, Freude, Friede, Geduld usw. Das ist Frucht, wenn der Geist Gottes es bewirkt, dass in einem Herzen Friede einzieht. Dass Freude ins Leben einkehrt. Wenn Menschen innerlich neu werden durch den Glauben. Das ist Frucht.

Der Gemeinde in Rom schreibt Paulus einmal, er habe oft vorgehabt, zu kommen, „damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern“ (Römer 1,13). Ihm, dem großen Apostel, geht es darum, Menschen von Jesus zu erzählen, sie zu Jesus einzuladen, sie in ihrem Glauben zu stärken.

Ihr Lieben, das ist die schönste Frucht. Frucht hat immer einen missionarischen Sinn. Frucht hat immer einen evangelistischen Aspekt. Frucht hat immer damit zu tun, dass Glaube entsteht. Und wächst. Deshalb müssen wir das, was Jesus uns gibt, weitergeben. Wer auf seinem Glauben sitzen bleibt, ist vielleicht ein Früchtchen, aber er bringt keine Frucht. Wer seinen Glauben für sich behält, ist eine treulose Tomate, aber er bringt keine Frucht.

Frucht wächst dort, wo Christen andere einladen und sagen: Kommt und seht. Frucht wächst dort, wo es uns nicht egal ist, dass rund 90% unserer Gemeindeglieder kaum oder nie den Weg in unsere Kirche finden und dass sie – das ist schlimmer – in ihrem persönlichen Leben keinen Halt in einem lebendigen Glauben haben. Sie dürfen uns nicht gleichgültig sein, wenn Frucht wachsen soll. Frucht wächst dort, wo wir begreifen, dass Mission nicht weit weg ist, sondern eine Aufgabe direkt vor unserer Haustür. Und wo wir Phantasie entwickeln, diese Aufgabe anzugehen.

Das muss ein Kirchenvorstand immer in den Blick nehmen. Gilt das in unserem Gemeindeleben? Kann hier Frucht wachsen?

Das ist aber genauso auch jedem einzelnen Christen, jeder einzelnen Christin gesagt. „Bringt Frucht!“

Damit ein Weinberg Frucht bringen kann, braucht er Pflege. Deshalb jetzt:

(2) Ein Pflegehinweis

Der Pflegehinweis heißt: „Reinigen“

Jesus redet ja davon, dass die Reben, die keine Frucht bringen, abgeschnitten und ins Feuer geworfen werden. Das hören wir nicht so gern. Das passt nicht in unser schönes Jesusbild. Aber das ändert nichts daran, dass er es gesagt hat.

Genauso auch in der Bergpredigt: „Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Matthäus 7,19)

Und als er einmal am Wegrand einen Feigenbaum stehen sieht, der keine Frucht bringt, verflucht er diesen Baum (Matthäus 21,19ff). Das ist ein furchtbarer Gedanke, dass fruchtlose Christen den Zorn und Fluch von Jesus auf sich ziehen.

Am Weinstock ist es aber tatsächlich nötig, dass fruchtlose Reben abgeschnitten werden. Damit sie nicht den andern die Kraft und das Licht nehmen. Und selbst die Reben, die Frucht bringen, werden beschnitten. Und gereinigt. Damit sie mehr Frucht bringen können. Bis zum Sommer haben die so manche Wasserschossen getrieben, die weg müssen, wenn die fruchtbare Rebe nicht verkümmern will.

Sehen Sie, in unseren Gemeinden blüht und wächst und treibt so manches. Aber nicht alles ist fruchtbar. Und manches hindert gar die Frucht. Und deshalb müssen wir immer wieder den Mut haben, Dinge auch bleiben zu lassen. Wasserschossen zurückzuschneiden. Vielleicht auf manches zu verzichten, was gewachsen ist. Das mag weh tun. Aber es ist heilsam.

Nun ist es aber ganz wichtig, genau auf die Worte von Jesus zu hören. Er sagt: Das ist Aufgabe des Weingärtners. Also Gottes. ER schneidet ab. ER reinigt die Reben.

Nicht wir sollen also mit der Heckenschere durch den Weinberg gehen und im Übereifer einen Kahlschnitt verursachen. Aber wir dürfen und sollen immer wieder im Gebet Gott fragen: „Herr, was ist fruchtbar in meinem Leben, in unserer Gemeinde? Und wo sind die Wasserschossen, in die wir vielleicht viel Kraft investieren, die aber keine Frucht bringen? Öffne uns dafür doch die Augen. Und hilf uns, dass wir uns auf das Wesentliche beschränken. Herr, reinige du uns.“

In einem alten Lied steht die schöne Bitte: „Segne unser Tun und Lassen“. Ich befürchte, das mit dem Lassen müssen wir noch lernen. Unter dem Segen Gottes Dinge auch lassen zu dürfen – das hilft zur Frucht. Soweit der Pflegehinweis.

(3) Eine Platzanweisung

Die Platzanweisung heißt: „Bleibt“

Das ist eines der Lieblingsworte des Johannes. 112 Mal taucht dieses Wort im NT auf. Davon 66 Mal bei Johannes. Allein in unseren acht Versen heute ist sieben Mal vom Bleiben die Rede. Nur über dieses Wort ließen sich mehrere Predigten halten. Ich beschränke mich auf einige Anmerkungen:

Sehen Sie, diese Aufforderung „Bringt Frucht“ ist ja eigentlich unmenschlich. Und unnatürlich. Und unbarmherzig.

Stellen Sie sich mal vor einen Weinstock oder auch einen Baum und sagen Sie: Bring Frucht! Das geht nicht. Frucht ist nicht machbar. Erfolg ist machbar. Leistung ist machbar. Aber Frucht ist nicht machbar. Sondern sie muss wachsen. Wenn alles stimmt, wächst sie von ganz allein.

Deshalb sagt Jesus: Bleibt dran an mir. Dann bringt ihr Frucht. Die frohe Botschaft heißt: „Wer bleibt, der bringt.“ Wer dranbleibt, der bringt Frucht. Wer drinbleibt, der bringt Frucht. Bei Jesus bleiben – das bringt's.

Dran bleiben an Jesus, das heißt dran bleiben an seinem Wort. Weil dieses Wort  kräftiges, lebendiges und Leben schaffendes Wort ist, das uns stärken soll. Und das durch uns durchfließen soll zu andern.

Bleiben Sie dran an seinem Wort. Täglich. Die Bibel gehört nicht zugeklappt ins Bücherregal, sondern die gehört aufgeschlagen auf den Nachttisch oder den Küchentisch oder den Wohnzimmertisch. Auch wenn sie nicht jedes Wort verstehen – bleiben Sie dran an seinem Wort. Es ist ein wirksames Wort.

Übrigens hat auch das was mit Pflege und Reinigung zu tun. Jesus sagt in unserm heutigen Abschnitt: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“

Gott reinigt uns, indem er zu uns redet. Er nimmt Sie in die Pflege, indem er Ihnen sein Wort gibt. Verzichten Sie doch bitte nicht auf diese liebevolle Zuwendung Gottes. Bleiben Sie dran an seinem Wort. Alleine und mit andern zusammen.

Dran bleiben an Jesus, das heißt auch: Dran bleiben am Gebet. Am lebendigen, persönlichen Gespräch mit ihm. Wenn Ehepartner nicht mehr miteinander reden, dann wird das mit dem Zusammenbleiben immer schwieriger. So auch, wenn Sie nicht mit Gott reden. Sie dürfen einen ganz direkten Draht zum Herrn aller Herren haben, zum Schöpfer der Welt, zum Erfinder des Lebens, ja zum Leben selbst. Verzichten Sie doch bitte nicht auf diesen heißen Draht. Dann hängen Sie sich ja vom Leben selbst ab. Jesus will aber nicht, dass wir ihn abhängen. Sondern dass wir abhängig sind von ihm. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren.

Bleiben Sie dran am Gebet. Bleiben Sie dran an Jesus. Er sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Was für eine Verheißung! Dranbleiben lohnt.

Wer bleibt, der bringt. Und umgekehrt sagt Jesus: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Christsein ohne Jesus ist ein Krampf. Und hört irgendwann auf. Gemeindeleben ohne Jesus ist kein Leben. Und bringt keine Frucht. Da können wir die tollsten Papiere entwerfen, die tollsten Blüten treiben – ohne Jesus wird keine Frucht wachsen. Da können wir wohlüberlegte Strukturen entwickeln und phantasievolle Programme auf die Beine stellen – ohne Jesus wird die Kirche nicht wachsen.

Deshalb lassen Sie uns doch zuallererst und immer wieder neu auf diese Platzanweisung hören: Bleibt! Bleibt dran an Jesus. Das ist jedem Einzelnen unter Ihnen gesagt. Und das ist auch unser Platz als Kirchengemeinde: Dran an Jesus. Wenn das der Fall ist, dann wächst Frucht. Frucht zum Wohl der Menschen und Frucht zur Ehre Gottes.

Das ist die Hauptaufgabe für den Kirchenvorstand – für den alten wie für den neu zu wählenden: Dass wir darauf achten, dranzubleiben an Jesus.

Die Dienstanweisung heißt: Bringt Frucht! Der Pflegehinweis lautet: Reinigen. (Und zwar: Gott reinigt). Und die Platzanweisung ist: „Bleibt!“

Bleiben Sie dran an Jesus. Das bringt Frucht. Das bringt's. Weil er's bringt!

Autor: Hecker, Martin


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Geistvolles Christsein

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Liebe Gemeinde,

wir waren in den Pfingstferien auf einer Bibelstudienwoche in der Schweiz. Glücklich und erfüllt von dem, was wir gehört und erlebt hatten, befanden wir uns jetzt auf dem Heimweg. Ich hatte die Absicht, bei nächster Gelegenheit zu tanken. Die Kraftstoffanzeige unseres Fahrzeugs stand bereits auf Reserve. Ich überlegte noch, ob das Benzin wohl noch bis zur nächsten Tankstelle auf der Autobahn reichen würde oder ob ich besser eine der Ausfahrten nehmen sollte, um in einer Ortschaft nahe der Autobahn nach einer Tankstelle zu suchen. Da war es schon zu spät. Es geschah, wovor jedem Autofahrer graut. Der Tank war leer, der Motor begann zu stottern, das Auto rollte langsam aus und kam auf dem Randstreifen der Autobahn zu stehen.

Glücklicherweise waren nun auf derselben Strecke noch andere Freizeitteilnehmer unterwegs in Richtung Heimat. Einer sah uns am Fahrbahnrand stehen, hielt an und versuchte unser Fahrzeug abzuschleppen. Ein anderer wurde auf dieses Abschleppmanöver aufmerksam, hielt ebenfalls an und machte uns deutlich, dass er einen Reservekanister mit Benzin im Auto hatte. So wurde uns, Gott sei Dank, gerade noch einmal aus der Patsche geholfen und die Fahrt konnte unbeschwert weitergehen. Bei der nächsten Tankstelle habe ich natürlich sofort den Wagen vollgetankt.

Nun, ich weiß nicht! Vielleicht geht es Ihnen in gewisser Hinsicht ganz ähnlich. Die Reserven sind aufgebraucht. Sie kamen innerlich leer, mit letzter Kraft in den Gottesdienst. Und jetzt haben Sie die Erwartung, hier wieder auftanken zu können. Vielleicht gibt es auch einige unter uns, die von anderen ermutigt wurden, doch in den Gottesdienst zu gehen; Leute, die hierher regelrecht „abgeschleppt“ wurden.

Es ist ja in diesem Zusammenhang ganz interessant, dass Menschen in der Bibel mit einem Gefäß verglichen werden. Unser Geist gleicht einem leeren Tank. Jeder muss irgendwo auftanken. Jeder von uns sucht daher auch nach einer Erfüllung seines Lebens. Jeder trägt den starken Drang in sich, sein Leben mit irgendetwas auszufüllen, damit es nicht zu einer tiefen inneren Leere kommt. Letztlich könnten wir sogar sagen, dass das ganze Streben von uns Menschen allein dem gilt, das innere Vakuum, das innere Loch der Seele auszufüllen.

Ganz eindeutig stellt Paulus nun zwei grundsätzliche Möglichkeiten gegenüber, wie wir unsere innere Leere ausfüllen können:

„Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.“

Wein und Geist werden gegenüber gestellt. Weingeist und Heiliger Geist sind für Paulus die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten, die innere Leere des Menschen auszufüllen.

„Wein“ steht für alle menschlichen Versuche und Möglichkeiten, dem Leben einen Inhalt zu geben.

Die Bibel spricht zum Beispiel vom „Wein der menschlichen Weisheit“ (Sprüche 9,2). Ich kann versuchen, durch das Auftanken mit Wissen und Bildung mein Leben auszufüllen.

An anderer Stelle wird vom „Wein der Erotik“ (Hoheslied 1,2) oder sogar vom „Wein der Hurerei“ (Offenbarung 12,2) die Rede. Hier wird der Versuch beschrieben, den Lebensdurst auf dem Weg der Sexualität zu stillen.

Auch der „Wein der Gewalttat“ (Sprüche 4,17) wird genannt, das zwanghafte Verlangen, mit beiden Händen an sich zu reißen, was das habsüchtige Herz begehrt. Der „Wein der Gewalttat“ macht blind vor Hass und füllt mit bösen und dunklen Gedanken.

Es gibt unzählige Dinge, von denen unser Herz voll sein kann und die in unserem Geist „herumgeistern“ können. Welche „Weinsorte“ ist es, die dich betrunken machte und von der du immer noch den Kater im Kopf und in allen Gliedern spürst?

Dieser „Wein“ der menschlichen Möglichkeiten, das Glück des Lebens zu finden, kitzelt zwar den Gaumen, aber lässt dich am Ende dann doch „auf dem Trockenen sitzen“. Er macht voll aber erfüllt nicht. Er macht betrunken, aber er tränkt nicht.

Ganz anders ist es mit dem Geist: „Sauft euch nicht voll Wein, sondern lasst euch vom Geist erfüllen“, steht da. Dazu hat Gott den Menschen wie ein leeres Gefäß geschaffen, damit er erfüllt werden kann mit dem Heiligen Geist.

Im Gespräch mit der Frau, die schon bei fünf Männern versucht hatte, ihre Sehnsucht nach Liebe zu stillen, bringt Jesus zur Sprache, was allein bleibende Lebenserfüllung bringt.

Jesus sagt zu dieser Frau: „Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und den, der jetzt vor dir sitzt, du würdest ihn um lebendiges Wasser bitten.“ (Johannes 4,10)
Und mit dem „lebendigen Wasser“ meint Jesus den Heiligen Geist.

Und dann bittet diese Frau Jesus voller Verlangen: „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht mehr dürstet.“
Und am Ende lässt sie ihren Krug am Brunnen stehen und läuft in die Stadt zurück, aus der sie kam.

Der vergessene Krug steht für alles, was du vergessen kannst, was dein Leben nicht ausfüllen und deinen Lebensdurst nicht stillen kann. Jetzt hat sie Jesus; Jesus mit seinem Geist, der ihr Herz ganz und gar erfüllt.

„Lasst euch vom Geist erfüllen“, sagt Paulus. Und er betont: „Das ist der Wille des Herrn!“ Das ist kein frommer Wunsch, sondern ein Befehl. Ebenso, wie es nicht der Wille des Herrn ist, sich mit Wein vollzusaufen, ist es auf der anderen Seite der klare Wille des Herrn, sich mit Geist erfüllen zu lassen.

Damit ich voll mit Heiligem Geist werden kann, müssen zuerst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden.
Wir können voll mit dem Heiligen Geist werden, wenn wir den Heiligen Geist empfangen haben und der Heilige Geist in uns wohnt. In Epheser 1,13 sagt Paulus dann auch ganz klar, wann ein Mensch den Heiligen Geist empfängt. Im Rückblick sagt er zu den Gläubigen: „Als ihr gläubig wurdet, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“

Einen „Reservetank“ voll mit Heiligem Geist bekommt jeder, wenn er die Wiedergeburt erlebt hat und an Jesus gläubig geworden ist. Anders als im Beispiel vom Autofahren wird dieser Reservetank jedoch automatisch wieder aufgefüllt. Keiner kann die Antriebskraft des Heiligen Geistes so ohne weiteres verlieren. Wer den Heiligen Geist empfangen hat als er gläubig wurde, der hat ihn auch und muss nicht mehr um den Heiligen Geist bitten.

Diejenigen unter uns, die nach diesem biblischen Verständnis gläubig sind, können sich sicherlich noch gut zurückerinnern, wie es war, als der Heilige Geist in ihr Leben kam. Das war doch eine wirklich beglückende Erfahrung!

Da war auf einmal Bewegung da. Da war auf einmal ein geistlicher Motor da, der vorwärts brachte. Da erwachte auf einmal Interesse an geistlichen Fragen. Da wurdest du zum Bibellesen bewegt und es war für dich kein Problem, früher aufzustehen, um gleich am Anfang des Tages in der Bibel zu lesen. Da zog des Dich zur Gemeinschaft mit anderen Christen und du hast Dich auf den Sonntag gefreut, wo Du sie wiedersiehst und alle auf das hören, was Gott zu sagen hat. Da wurde Dir auf einmal der Mund geöffnet und du hast angefangen, mit andere über den Glauben an Jesus zu reden. Da war es dir ein Bedürfnis, mit deinen Händen anzupacken, wo es Arbeit in der Gemeinde gibt und mit deinen Füßen hinzugehen zu denen, die Unterstützung brauchen.

Doch den Geist zu haben ist das eine und vom Geist erfüllt zu werden ist das andere. In der Bibel hören wir auch davon, dass wir den Heiligen Geist betrüben oder dämpfen können.

Es gibt Gläubige, die zwar den Heiligen Geist empfangen haben. Aber ihr Leben wurde noch nie vom Heiligen Geist vollständig erfüllt. Sie sind quasi bis jetzt immer „auf Reserve“ gefahren. Sie haben bis jetzt immer auf „Sparflamme“ geschaltet. Sie führen ein Leben, bei dem der Heiligen Geist auf „Standby Modus“ geschaltet ist.

Daher ist jetzt die Frage: „Lasst euch vom Geist erfüllen!“ Wie geht das? Wie werde ich vom Heiligen Geist erfüllt?

1. Durch das Verlangen nach einem geistvollen Christsein werde ich vom Heiligen Geist erfüllt

Ein Sprichwort besagt: „Man kann den Esel nicht tränken, wenn er keinen Durst hat.“  

Aber wenn der Durst da ist, dann ist selbstverständlich auch die Bereitschaft vorhanden, zu trinken.

Einer der Söhne Korach benutzt nicht das Bild vom Esel, der Durst hat, sondern das Bild vom Hirsch, der nach frischem Wasser schreit. Er bringt in diesem Bild seinen Durst nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist zum Ausdruck: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Gott zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,2f)

Jesus sagt zu denen, die mit dieser Haltung zu ihm kommen: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes 7,37f)

Auf der anderen Seite aber dämpft und betrübt eine Haltung wie die der Gemeinde Laodizea diese Erfahrung mit der Erfüllung durch den Heiligen Geist. Dort hatten viele Christen die Einstellung: „Ich bin reich und habe genug und brauche nichts.“ (Offenbarung 3,17)

Wie werde ich vom Heiligen Geist erfüllt?
Durch das Verlangen nach einem geistvollen Christsein

2. Durch die Öffnung für das Wirken des Geistes werde ich vom Heiligen Geist erfüllt

Verlangend sein, durstig sein nach dem Wirken des Heiligen Geistes und das Herz wie ein leeres Gefäß hinhalten für den Geist. Das ist es, was wir tun können. Der Herr wird dann zu trinken geben, er wird dann unser Leben mit dem Heiligen Geist erfüllen.

Sie kennen doch alle noch den „Trabi“ – dieses kleine, robuste und etwas altertümlich wirkende Fahrzeug aus DDR Zeiten. Ich hörte von einem, der so ein Fahrzeug zum ersten Mal sah und damit fahren wollte. Er setzte sich in das Auto, drehte den Zündschlüssel herum und wollte losfahren. Aber der Motor wollte nicht richtig anspringen. Der Besitzer des Fahrzeugs stand daneben und gab völlig verständnislos den Hinweis: „Ja, du musst doch zuerst den Benzinhahn aufdrehen!“ – Nun ja, woher sollte der arme „Wessi“ denn wissen, dass ein Trabi noch einen Benzinhahn besitzt...

Paulus ist der Überzeugung, dass es im Leben mit Jesus auch so etwas wie einen Benzinhahn gibt, der den Zufluss des Heiligen Geistes regelt. Sicherlich ist der geschlossene Benzinhahn bei vielen Gläubigen der Grund, warum es geistlich nicht vorwärts geht.

Der Benzinhahn regelt die wichtige Verbindung zwischen dem Kraftstofftank und dem Motor.

Paulus zeigt auf, dass es für die Gläubigen zwei wichtige Verbindungsleitungen gibt, die geöffnet sein müssen, damit der Kraftstoff des Heiligen Geistes fließt.

Das eine ist die Verbindung zwischen dem Gläubigen und dem Herrn: Über diese Verbindung steht in unserem Bibeltext: „Spielt dem Herrn in euren Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“

Jeder von uns ist auf den Gesprächskontakt mit dem lebendigen Gott angelegt. Er ist geschaffen als Gesprächspartner Gottes. Aber durch die Sünde des Menschen ist die Verbindung zu Gott abgebrochen, der Gesprächsfaden ist gerissen. Die Folge davon ist, dass wir normalerweise ein Selbstgespräch führen. Wenn wir denken, dann erzählen wir uns in Gedanken selbst etwas. Wir sagen uns selbst etwas vor.

Durch den Glauben an Jesus wird nun die Verbindung zu Gott wieder aufgenommen. Aus dem Selbstgespräch wird ein Zwiegespräch, ein ständiges und permanentes Reden mit Gott: „Betet ohne Unterlass“ (1. Thessalonicher 5,17), heißt es deshalb. Und: „Spielt dem Herrn in euren Herzen“, meint im Grunde genau dasselbe.

Ich darf dem Herrn alles sagen, was mich bewegt. Ich darf ihm das Klagelied, das Jammerlied und das alte Lied meines Lebens vorsingen. Immer wieder sollen diese verschiedenen Melodien meines Alltags aber dann in den einen Refrain münden, in das Danklied: „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles.“

Es ist ganz interessant, dass die Warnung, den Geist Gottes nicht zu dämpfen, gerade im Zusammenhang mit der Dankbarkeit gegeben wird. Durch meine eigene Undankbarkeit blockiere und dämpfe ich also den Geist Gottes, verschließe ich den Zufluss seiner Segenswirkungen. Die Dankbarkeit dagegen macht den Weg frei zu Gott. Ich möchte lernen, für alles Danke zu sagen: „Allezeit und für alles!“

Auf diese Verbindung zwischen mir und dem Herrn kommt es an. So kann ich erfüllt werden vom Heiligen Geist.

Ohne die andere Verbindung zwischen mir und den anderen Gläubigen geht es aber auch nicht: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“ „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.“

Die Warnung, den Heiligen Geist doch nicht zu betrüben steht im Zusammenhang mit der Warnung vor „faulem Geschwätz“: „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ (Epheser 4,29)

Wie wichtig ist es doch, dass wir als Gemeinde zusammenkommen. Zu weit, im Gespräch unter vier Augen, im seelsorgerlichen Gespräch, in Gruppen und Kreisen und vor allem im Gottesdienst. Erinnern Sie sich an das Lied von Manfred Siebald und seine Sehnsucht nach dem Gottesdienst:

„Wie oft hab ich sonntags in der Früh diese Sehnsucht schon gefühlt, wenn ich krank war oder eine Pflicht mich in ihren Fängen hielt, ich hab mir die Orgel vorgestellt, sah die Kerzen am Altar, hörte, wie in Gottes Namen jetzt Groß und Klein versammelt war.“

Es ist so wichtig, andere in der Gemeinde zu ermutigen und zu ermuntern: Mit Bibelworten, Gebeten, aber auch durch das gemeinsame Singen von Lobliedern.

Durch die Verbindung zu den Brüdern und Schwestern in der Gemeinde bin ich nicht nur ein Gebender, sondern auch ein Nehmender. Dazu ist es wichtig, dass ich mich unter den anderen stelle: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.“

Das Wasser fließt nur bergab, nicht bergauf. Wenn ich trinken will, muss ich mich herunterbeugen und unter den Wasserstrahl stellen, der von oben herunterkommt.

Genauso ist es wichtig, dass ich mir von einem anderen in der Gemeinde auch etwas sagen lasse. Der andere erkennt oft viel besser als ich selbst, wo die Blockaden in meinem geistlichen Leben sind oder wo ich noch Dinge aus dem Bereich der Wirkungen des Heiligen Geistes ausklammere.

Als ich einmal selbst in einem seelsorgerlichen Gespräch war, in dem ich mir in manchen Fragen einen Rat einholte, kam ich sehr ermutigt wieder nach Hause. Interessant war der spontan Eindruck einer meiner Töchter: „Papa, du strahlst so, du siehst so fröhlich aus.“

Durch das Verlangen nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist und durch die Öffnung für die Erfüllung mit dem Heiligen Geist werden wir dann auch tatsächlich mit dem Geist erfüllt. Dabei kommt es auf die intakte Verbindung zum Herrn und zueinander an.

Von einem geistvollen Christsein war in der Predigt die Rede.

Vielleicht ist bei dir ein tiefes Verlangen nach diesem geistvollen Christsein, nach der Erfüllung deines ganzen Lebens mit dem Heiligen Geist entstanden.

Dann sagt der Herr jetzt zu dir: „Wohlan, der du durstig bist, komm her zum Wasser (Jes 55,1) und trinke.“

„Lass dich vom Geist erfüllen“.        

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Unterstützer, Helfer und Tröster

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Liebe Gemeinde,

letzten Donnerstag war eine Umfrage im Radio: "Was ist Pfingsten?"
Eine Antwort darauf war: "Da kommen alle zusammen und freuen sich."
Fand ich total gut die Antwort, aber ich glaube, ihr fehlt noch was: der Grund der Freude liegt in der großen Umzugsaktion Gottes. Jesus und der Heilige Geist ziehen vom Himmel auf die Erde und wollen in uns wohnen – hört es selbst:

„23 Dazu sagte Jesus: „Alle, die mich wirklich lieben, werden sich an das halten, was ich gesagt habe. Und mein Vater wird sie dann auch lieben, und wir werden dann gemeinsam bei ihnen einziehen und bei ihnen bleiben.
24 Die Leute, die mich nicht lieben, denen wird egal sein, was ich gesagt habe. Und nicht vergessen: Wer mir zuhört, hört den Vater reden! Der hat mich ja geschickt.
25 Das sage ich euch jetzt alles noch, solange ich bei euch bin.
26 Wenn aber die Unterstützung kommt, der Heilige Geist, diese ganz besondere Kraft von Gott, der wird euch dann alles beibringen, was ihr noch wissen müsst, und er wird euch an die Sachen erinnern, die ich euch gesagt habe.
27 Ich lass euch auf keinen Fall alleine, ihr bekommt als Geschenk ein Friedensangebot. Dieser Frieden, den ich euch gebe, hat nichts mit dem Frieden zu tun, den ihr in der dieser Welt ohne Gott findet. Darum braucht ihr echt keine Angst mehr zu haben und auch keine Sorgen.“
Johannes 14, 23-27

Gottes Heiliger Geist wird von Johannes mit einem genialen griechischen Wort beschrieben: Paraklet. Hier wird es mit „Unterstützung“ umschrieben, andere sagen „Helfer“ oder „Tröster“ dazu. Wir brauchen uns gar nicht zu entscheiden, in dem griechischen Wort steckt alles drin.

Ich will das einmal deutlich machen an dem, was uns im heutigen Gottesdienst beschäftigt, in dem Wissen, dass wir die Aufteilung nur grob, aber nicht grundsätzlich vornehmen können – und ich will das mit dem Unterstützer, dem Helfer und dem Tröster mit Aussagen von jungen Menschen verdeutlichen:

Das alltägliche Leben nehme ich als Beispiel für den Heiligen Geist als Unterstützer

Paul Geck, 23 Jahre, aus Heidelberg erklärt Pfingsten damit: "In der evangelischen Heidelberger Peterskirche gibt es ein Pfingstfenster. Es wurde von dem Künstler Johannes Schreiter entworfen, ist ziemlich abstrakt und fällt mir immer wieder auf. Auf orangefarbenem Grund deutet ein gerader Pfeil vom oberen Ende des Fensters herab. Irgendwie komisch, denke ich immer. Der Pfeil scheint zu hängen, unbeweglich und nüchtern. Ich frage mich: Ist das Bild nicht viel zu simpel für den Heiligen Geist? Und wie passt das zum ersten Pfingsten, damals in Jerusalem? Das war doch ziemlich wild – damals kamen schließlich Feuerzungen und keine Pfeile vom Himmel! Aber dann denke ich, vielleicht ist es doch ganz simpel. Gott sendet uns den Heiligen Geist. Punkt. Wir können es kompliziert machen, auf Feuer vom Himmel warten, auf die Bestätigung unserer Vorstellungen. Oder wir öffnen uns für den, den Gott schon gesandt hat und immer wieder sendet. Der uns immer wieder überrascht, unsere Vorstellungen übertrifft und so oft ganz anders ist, als wir gedacht haben."

Pfingsten findet im Wesentlichen also nicht nur hier heute in der Kirche statt, wenn wir uns miteinander freuen, sondern Gottes Heiliger Geist geht mit uns in unseren Alltag. Was das bedeutet will ich an drei Beispielfragen deutlich machen:

Wie gehe ich mit den Menschen in meiner Familie und in meinem Freundeskreis um?
Merken sie, dass ich von Gottes gutem Geist beseelt bin?

Wie verhalte ich mich am Arbeitsplatz und in der Schule?
Halte ich mich an das, was Jesus gesagt hat und mache so einen erkennbaren Unterschied?

Wie verhalte ich mich, wenn mich niemand sieht und ich mich unbeobachtet fühle?
Ist mir dann egal, was Jesus gesagt hat und ich mache, was ich will?

Bei der Taufe von M. wirkt der Heilige Geist z.B. als Helfer

Julia Bothe, 23 Jahre, aus Mainz sagt: "Pfingsten heißt für mich, dass wir als Christen das Privileg haben, mit einer göttlichen Kraftquelle verbunden zu sein. Jesus versprach seinen Jüngern, dass sie durch den Heiligen Geist die Kraft Gottes empfangen würden, wenn er nicht mehr da sei. Kurz darauf erlebten die Jünger das. Das Wirken des Heiligen Geistes ist jedoch nicht auf diese erste Generation von Christen beschränkt. Auch heute bin ich auf ihn in meinem Leben als Christ angewiesen. Denn was ich mir an Veränderung in meinem Leben, meinem Charakter und meiner Sichtweise wünsche, kann ich aus eigener Kraft nicht umsetzen. Zwar versuche ich immer wieder, mir das selbst zu erarbeiten, doch darum geht es in der Nachfolge von Jesus nicht: Durch meine Beziehung zu Jesus wirkt auch der Heilige Geist in meinem Leben, und nur er schafft Veränderung in meinem Herzen."

Was hier gesagt wird ist auch der Tenor des Taufspruches. Da geht es um mehr, als dass sich M. und seine Familie heute über die Taufe und das schöne Fest freuen: "Alles vermag ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt." (Philipper 4, 13)

Den christlichen Glauben kann man tatsächlich, so wie ich es vorhin angedeutet habe, mit einem Umzug vergleichen. Jesus sagt hier, dass er und der Heilige Geist in unser Leben einziehen möchten. Und wenn wir das zulassen, dann verspricht Gott uns, dass wir besondere Kraft bekommen, dass wir die Worte, die Jesus aufgeschrieben hat, verstehen und dass wir immer wieder an sie erinnert werden.

Wenn Jesus einzieht, dann ziehen Angst und Sorgen aus und wir werden immer wieder seinen Frieden spüren, der mit ihm kommt.

Für die Menschen, die heute als Trauerfamilie hier sind, wirkt der Heilige Geist als Tröster

Silas, 27 Jahre, aus Basel beschreibt Pfingsten so: "Gottes Gegenwart und Kraft bricht hinein in meine winzig kleine Welt. Als Christ darf ich deshalb fest damit rechnen: Wo ich bin, da ist Gott. Eine unerhört tollkühne Behauptung! Eine Gewissheit aber, die alles verändert: meine Begegnungen, meine Beziehungen, meine Erfolge und mein Versagen. Meine Begegnungen werden bedeutsam, weil Gott in mir Menschen begegnen möchte. Meine Beziehungen werden tragfähiger, weil der Heilige Geist mich liebesfähig macht. Meine Erfolge relativieren sich, weil der Heilige Geist bereits mein größter Schatz ist. Mein Versagen hat nie das letzte Wort, weil der Heilige Geist Totes zum Leben erweckt. Pfingsten sprengt all meine Grenzen! Danke Jesus!"

Pfingsten sprengt auch die Grenzen des Todes, darüber dürfen wir uns inmitten der Trauer freuen und merken, dass es auf diesem Weg noch mehr gibt. Wir stoßen auf das Friedensangebot, mit dem er uns unsere Angst und Sorge nehmen will. Wenn wir darauf eingehen, wird unser Sehnsucht gestillt und alles wird gut.

Ein Mönch bekam den Auftrag, ein Symbol für den Heiligen Geist zu malen. In einem einsam gelegenen Kloster sind alle anfallenden Arbeiten auf die Mönchsgemeinschaft verteilt. Ein renovierter Kreuzgang soll künstlerisch gestaltet werden. So gibt der Vater Abt einem Bruder den Auftrag, ein Bild für den Unterstützer, Helfer und Tröster des Glaubens zu malen.
Mit einem Bretterverschlag sperrt der Beauftragte den Kreuzgang ab, um ohne Störung seine Fresken zu schaffen. Für das Malen eines Symboles für den Heiligen Geist brauchte der Mönch sehr viel Zeit.
Ungeduldig wartet die Klostergemeinschaft auf die Öffnung des Kreuzganges. Zuerst symbolisierten leuchtende Feuerzungen über den Köpfen der Apostel den pfingstlichen Geist. Nach dem Übertünchen wies eine große Taube auf den Geist Gottes hin. Auch mit diesem Bild ist der Bruder nicht zufrieden. Wiederum übertüncht er die Wand. Die Mitbrüder finden ihn nun sehr still und verändert. Sie fühlen sich von ihm beobachtet beim Gebet in der Kirche, bei der Arbeit im Kloster und beim Studium auf ihren Zellen. Immer wieder eilt er plötzlich wohl mit neuen Anregungen hinter seinen Bretterverschlag.
Nach langer Zeit stehen die Mönche endlich voller Erwartung im fertiggestellten Kreuzgang. Das Geistbild bringt große Erregung: Eine weiße Fläche ist mit vielen Kreisen bedeckt, und jeder steht für einen der Mönche. Nur wenige Kreise sind ausgemalt mit dem Gesicht eines Mitbruders. Empört fragen die Nichtgemalten nach der Begründung. Zögernd gibt der Bruder seine Erklärung: Die Feuerzungen und die Geisttaube schienen ihm zu sehr auf Ereignisse der Vergangenheit begrenzt. Er habe das Wirken des Geistes durch die Taten der Brüder im Kloster und auf ihren Gesichtern erfahren. Bei den Gesichtern, die ich ausgemalt habe, ist das Wirken des Geistes nach außen gedrungen. Bei den leeren Gesichtern warte ich darauf, dass das Wirken des Geistes im Leben sichtbar wird, dann werde ich auch dieses Gesicht malen.

So wünsche ich uns heute, dass in unserem Leben, in unserem Alltag und in unserem Gesicht das Wirken des Heiligen Geistes sichtbar wird. Denn dann beantworten wir mit unserem Leben die Frage: Was ist Pfingsten?

"Wir kommen zusammen und freuen uns, bekommen durch Gottes Heiligen Geist alltägliche Unterstützung, er hilft uns im Glauben zu leben und voranzukommen und tröstet uns, wenn Dinge nicht so laufen, wie wir sie gerne hätten."

Da kann ich nur sagen: ich freue mich, dass es Pfingsten gibt!

Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Ihr werdet meine Zeugen sein

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"Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte. Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg."
Apostelgeschichte 1, 1-8

 

Jesus nimmt Abschied von seinen Jüngern und entschwindet vor ihren Augen in die unsichtbare Welt Gottes. Die Jünger hatten in den zurückliegenden Tagen seit Karfreitag eine Achterbahn der Gefühle erlebt: Zuerst Enttäuschung und Trauer über den Tod von Jesus am Kreuz. Dann Scham und Schuldgefühle über das eigene Versagen und die Angst, sie könnten das gleiche Schicksal erleiden. Zwei Tage danach hörten sie die ersten Berichte von einigen Frauen und Männern aus ihrem Kreis über das leere Grab und über Begegnungen mit dem Auferstandenen. Sie waren mehr verstört als froh über diese Berichte. Erst als Jesus ihnen mehrfach erschien und ihnen die Stellen aus der Schrift auslegte, die von seinem Leiden und seiner Auferstehung sprachen, konnten sie begreifen und glauben, dass er tatsächlich lebt. Damit kehrte auch die Hoffnung zurück, dass Jesus das Reich Gottes, von dem er so oft zu ihnen sprach, noch zu ihren Lebzeiten in Israel aufrichtet.

Diese Hoffnung gründete sich auf biblische Verheißungen durch Propheten, wie Jesaja, Jeremia und Daniel. Ich zitiere nur ein Beispiel von vielen (Jesaja 2, 3-4):

"Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."

Die Jünger warteten, wie alle Frommen in Israel, auf die Erfüllung dieser Verheißung. So ist es nur verständlich, dass sie Jesus jetzt fragen: "Was wird nun aus dem Reich Gottes? Wann wirst du es errichten?" Jesus antwortet: "Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde." Jesus weist die Frage der Jünger nach dem Reich nicht als töricht ab. Er sagt nur: "Das ist Gottes Sache, darüber zu entscheiden, wann und wie er seine Herrschaft aufrichten wird." Und er weitet den Blick der Jünger über Israel hinaus.

Die Heilszusage Gottes gilt jetzt allen Menschen. Darum sollen die Jünger Zeugen für Jesus sein, angefangen von Jerusalem über Judäa und Samarien, bis ans Ende der Erde. Eine kaum vorstellbare Herausforderung für den kleinen Kreis der Jünger und deshalb die ebenso große Verheißung: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen." Die Jünger werden nach Himmelfahrt nicht auf sich gestellt sein. Der Heilige Geist ist bei ihnen und begleitet sie in ihrem Dienst als Zeugen.

Was heißt es aber, wenn Jesus sagt: Ihr werdet meine Zeugen sein?

Ein Zeuge sagt vor Gericht aus, was er zu einem bestimmten Tatbestand gesehen hat und ist verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Die Jünger sollen erzählen, was sie mit Jesus erlebt haben. Vor allem von seinem Tod am Kreuz und von seiner Auferstehung. Sie sollen die gute Nachricht von der Vergebung der Schuld und den Sieg über den Tod zu allen Völkern und Sprachen tragen.

Die Apostelgeschichte ist der spannende Bericht darüber, wie die Jünger innerhalb von dreißig Jahren das Zeugnis von Gottes Heil in Jesus bis nach Rom tragen. Lukas richtet dabei die Aufmerksamkeit der Leser immer wieder auf das Wirken des Heiligen Geistes.

Schauen wir jetzt noch einmal zurück auf die Ereignisse von damals. Die Jünger wurden, wie Jesus ihnen verheißen hatte, am Pfingstsonntag mit dem Heiligen Geist erfüllt. Lukas schreibt:

"Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen."

Pilger aus vielen Ländern und Sprachen, die sich damals in Jerusalem aufhielten, wurden Zeugen dieses Ereignisses. Sie waren bestürzt und fragten sich: "Wie kommt es, dass diese einfachen Männer und Frauen aus Galiläa in unseren Sprachen von Gott und seinen Taten reden können?"

Dieses Pfingstwunder war ein erster Schritt auf dem Weg, das Evangelium allen Völkern und Sprachen zu verkündigen. Zwar waren die Jünger noch in Jerusalem gewesen, aber sie erreichten trotzdem mit ihrer Botschaft Menschen aus anderen Ländern. Der Heilige Geist überwindet Barrieren von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen und macht es möglich, dass alle Menschen die Botschaft von Jesus Christus verstehen und annehmen können.

In einem Punkt sehe ich uns heute in einer ähnlichen Lage wie die Jünger am Pfingsttag. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen kommen zu uns. Nicht als Pilger - die meisten von ihnen sind Flüchtlinge. Sie riskieren alles auf der Suche nach Sicherheit und einem menschenwürdigen Leben. Viele von ihnen kommen aus Ländern, in denen es verboten ist, von Jesus Christus zu reden. Wir haben die Chance, durch Taten der Liebe und Worte ihnen das Evangelium zu bringen, ohne in ferne Länder reisen zu müssen. Der Heilige Geist wird uns helfen, Barrieren der Angst vor dem Fremden zu überwinden und auf sie zuzugehen.

Der Heilige Geist hat an Pfingsten auch eine sichtbare Veränderung bei den Jüngern bewirkt. Derselbe Petrus, der vorher aus Angst seinen Herrn verleugnet hatte und sich tagelang mit den anderen Aposteln versteckt hielt, tritt jetzt gemeinsam mit ihnen mutig auf in der Öffentlichkeit. Er hält eine Predigt über Jesus, die ihn Kopf und Kragen hätte kosten können. Er tut es im Vertrauen auf seinen Herrn und ohne Angst vor möglichen Folgen: "Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte."

Petrus hält seinen Zuhörern ihre Mitschuld am Tod von Jesus vor Augen. Gleichzeitig sagt er aber: "Dieser Tod, so schrecklich er auch sein mag, war ein Teil von Gottes Plan zu eurer Rettung." Und dann spricht er davon, dass Gott Jesus auferweckt hat und legt Beweise vor aus den Worten der Schrift, dass es so kommen musste. Petrus schließt seine Predigt mit den Worten: "So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat."

Petrus konnte die Wirkung seiner Rede auf die Zuhörer nicht im Voraus erahnen. Er musste damit rechnen, dass sie wutentbrannt auf ihn losstürmen und ihn steinigen würden. Stattdessen wurden sie von ihrer Schuld überführt. Diese Umkehr konnte nur der Heilige Geist in ihnen bewirken.

Sie fragten Petrus und die Apostel: "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?" Petrus antwortete ihnen: "Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes."

Petrus verheißt den Menschen, die an Jesus glauben und auf seinen Namen sich taufen lassen, dass auch sie den Heiligen Geist empfangen werden. Der Heilige Geist führte damals die unterschiedlichsten Menschen zum Glauben an Jesus und in seine Gemeinde, wie er es übrigens heute noch tut. Und er prägte ihr Zusammenleben.

Die Gemeinschaft der ersten Christen zeigt uns einige wesentliche Züge vom Leben einer geisterfüllten Gemeinde. Wir lesen in der Apostelgeschichte 2, 42-47: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden."

Hier werden die Grundpfeiler des Gemeindelebens der ersten Christen genannt. Ich habe versucht, einen gemeinsamen Nenner dafür zu finden und bin auf das Wort "Liebe" gekommen. Der Heilige Geist bewirkte in den Herzen der Jünger die Liebe zum Wort Gottes, zu Jesus und zueinander. Lasst uns das jetzt etwas näher betrachten.

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel: Die Apostel gaben das weiter, was sie von Jesus gehört und empfangen hatten. Diese Lehre liegt uns heute in schriftlicher Form vor in den Büchern des Neuen Testaments. Der Kern ihrer Botschaft lässt sich aber in einem Satz zusammenfassen, den Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt: "Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift."

Der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung werden mit dem prophetischen Wort im Alten Testament in Verbindung gebracht. Und so verbindet die Apostelehre das Neue Testament mit dem Alten und stellt Jesus in die Mitte. Die Liebe zum Wort Gottes, durch den Heiligen Geist in die Herzen der ersten Christen eingepflanzt, ließ sie daran festhalten. Sie hatten eine große Wertschätzung für dieses Wort und gaben ihm Raum in ihrem Leben. Wie sieht es bei uns damit aus?

Vielleicht war es einfacher für die Menschen damals, sich Zeit für das Wort zu nehmen. Es gab nicht so viele Ablenkungen, wie in unseren Tagen. Zeitungen, Fernseher, Internet und Smartphone informieren uns und sorgen auch für unsere Unterhaltung. Es ist nicht leicht für die Bibel, sich gegen diese Konkurrenz zu behaupten. Und doch enthält das Wort Gottes Informationen, die einen Ewigkeitswert besitzen. Durch sie spricht der lebendige Gott zu uns. Das Wort Gottes ist auch viel mehr als der gedruckte Buchstabe. Es ist in der Person von Jesus Christus Mensch geworden. Darum ist die Liebe zum Wort gleichzeitig die Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus.

Die ersten Christen hielten nicht nur an der Apostellehre sondern auch an der Gemeinschaft fest. In einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Menschen, wie die Gemeinde nun mal ist, gibt es viele Gründe, den anderen die Gemeinschaft aufzukündigen. Es ist manchmal anstrengend, sich auf diese Unterschiedlichkeit einzulassen. Die ersten Christen haben aber erlebt, dass die Liebe, die der Heilige Geist schenkt, diese Unterschiede überwindet. Und darum konnten sie aneinander festhalten, selbst wenn sie über manche Fragen heftig gestritten haben.

Sie beteten miteinander und feierten gemeinsam das Abendmahl. Im Gebet brachten sie ihre Liebe zu Gott zum Ausdruck. Sie brachten ihm Dank und Anbetung und erzählten ihm ihre Anliegen. Und sie nahmen sich Zeit, auf seine Antwort zu hören. Das Abendmahl wurde meistens in kleinen Gruppen in den Häusern im Anschluss an ein gemeinsames Abendessen gefeiert. Dabei erinnerten sich die Christen an das Leiden und den Tod Jesu am Kreuz und verkündigten zugleich, dass er lebt und wieder kommen wird. Dieses Abendmahl  ist ein Ausdruck inniger Verbundenheit zwischen Jesus und seiner Gemeinde.

Und schließlich hören wir aus der Apostelgeschichte, dass die ersten Christen füreinander sorgten. Die Reichen verkauften ihren Besitz und gaben den Aposteln das Geld, damit für die Armen gesorgt werden konnte. Das Sprichwort "Bei Geld hört die Freundschaft auf" galt nicht für sie. Die Liebe zu den Schwestern und Brüdern in Christus war ihnen wichtiger als Geld und Besitz.

Viele Christen sehnen sich heute danach, das Wirken des Heiligen Geistes wieder so deutlich zu spüren wie damals. Was die ersten Christen an Pfingsten erlebten, mag ein einmaliges Ereignis in der Heilsgeschichte gewesen sein, aber Jesus hat den Heiligen Geist allen verheißen, die an ihn glauben. Er hat uns sogar ermutigt, darum zu bitten: "Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!"

Gott schenkt uns auch heute gerne seinen Geist, damit aus Pfingsten nicht nur eine Erinnerung wird, die immer mehr verblasst, sondern eine lebendige Kraft, die uns prägt und Mut zum Zeugnis gibt.

Autor: Sahyoun, Hani


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Wer weiß noch, was Himmelfahrt ist?

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Nur 39% der Deutschen verbindet mit dem heutigen Tag das Wissen um die Himmelfahrt von Jesus Christus. 48% verbinden den Tag mit dem Vatertag. So hat es eine Meinungsumfrage dieser Woche ermittelt. Klar, die Himmelfahrt ist auch schon richtig alt, ca. 1980 Jahre. Der Vatertag ist dagegen richtig modern. 1972 hat man diesen Tag in den USA dazu gemacht. Was machten die Vatertagsprotagonisten richtig, dass ihr Tag richtig bekannt wurde, in nur 43 Jahren? Und was machten die Christen nicht richtig, dass die Himmelfahrt trotz staatlichem Feiertag nur noch so wenig bekannt ist und ins Hintertreffen geriet?

Dabei könnte ja der Begriff Vatertag durchaus auch eine berechtigte Bezeichnung für Himmelfahrt sein. Eigentlich auch eine gute Idee. Denn der Vater hat seinen Sohn zu sich genommen. Zurück ins Vaterhaus.

Der Philosoph und Psychotherapeut Alexander Mitscherlich hat ja unsere Gesellschaft als eine vaterlose Gesellschaft bezeichnet. Was wäre das, wenn wir an diesem Tag wieder zu dem Wissen kämen, dass wir einen Vater im Himmel haben, der für uns sorgt, der unserem Leben Sinn und Inhalt gibt, der mit offenen Armen auf unsere Heimkehr wartet, bei dem wir geborgen zu Hause sein könnten, für Zeit und Ewigkeit Heimat gefunden. Himmelfahrt – Vatertag – Tag des Nachhausekommens.
Aber mit Himmelfahrt geht ja nicht nur eine heimatlose, vaterlose Zeit zu Ende. Mit Himmelfahrt geht auch eine einzigartige Epoche zu Ende – nämlich: Gottes Sohn auf dieser Welt als wahrer Mensch und wahrer Gott.

Solch ein Himmelfahrtstreffen, das wir jetzt mit diesem Gottesdienst beginnen, ist ja nicht nur wichtig für die Gemeinschaft untereinander sondern auch für Vergewisserung unseres Glaubens und unseres Weges. Denn es gibt heute viele Diskussionen um die Grundfragen des Glaubens. Sie können das Glaubensbekenntnis entlang gehen und Satz für Satz bedenken: Es ist alles umstritten.

Wenn Sie beginnen mit den Worten: „Ich glaube an Gott den Vater“ – dann fragen sich manche: Kann es nicht auch die Mutter sein?

„Ich glaube an den Allmächtigen,  den Schöpfer des Himmels und der Erde“ – dann fragen manche: Ist das nicht ein erzkonservatives Weltbild? Wer glaubt das noch, dass alles, was wir sehen und erleben, auch unser Mensch-Sein selbst, wirklich aus Gott entsprungen ist und alles von ihm her kommt? Ist das nicht alles ein Produkt des Zufalls?

„Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn“ – da fragen manche: Hat ihn nicht die Gemeinde Jesu erst emporgejubelt zum Sohn Gottes? Muss man es so übertreiben? Genügt es nicht, ihn als Religionsstifter und großes Vorbild der Menschheit fest zu halten? Das wäre ja auch dialogfördernd. Dann könnten wir auch leichter mit den Moslems einen Konsens finden.

Keine Sorge, ich gehe jetzt nicht das ganze Glaubensbekenntnis im Für und Wider durch. Aber für den heutigen Tag ist es nun mal wesentlich, ob wir es auch bis zum Ende ehrlich und aufrichtigen Herzens durchsprechen können, auch das heute im Mittelpunkt stehende Ereignis: „Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“

Ich gehöre ja zu den Evangelikalen, den Pietisten, den Allianzleuten, denen immer mehr vorgehalten wird, dass sie Fundamentalisten seien, tatsächlich doch noch heute ihren Glauben und ihr Leben an der Bibel ausrichten würden. Lassen Sie mich frohgemut zu Beginn sagen: Wir sind keine besonderen Christen. Wir halten nur einfach an dem fest, was unsere Väter im Glaubensbekenntnis nach langem Nachdenken und Ringen um die Wahrheit für unseren Glauben formuliert haben. Und auch wenn allmählich selbst innerhalb der Kirchen vieles angezweifelt wird: Wir nehmen das nicht nur als historisches Dokument der frühen Christen – sondern wir glauben das tatsächlich! Wir rezitieren beim gemeinsamen Sprechen des Glaubensbekenntnisses nicht den Glauben unserer Väter, sozusagen wie in einem Traditions- und Kulturverein, der alte Bräuche in Erinnerung hoch hält! Nein: Wir halten das buchstäblich für richtig und wahr und halten uns daran.   

Und darum hören wir auch heute auf das Wort der Heiligen Schrift, den Abschnitt aus Lukas 24, 44 ff, den Abschluss des Lukasevangeliums. Dort schreibt Lukas:

„Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem
und seid dafür Zeugen.
Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.
Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Lukas 24, 44-53

 

Ich möchte aus diesem Text ein Dreifaches festhalten:

1.    Wir wissen, was wir glauben

Vorgestern traf ich in Berlin mit einem leitenden Mitarbeiter aus dem Bundeskanzleramt zusammen. Wir sprachen u.a. auch über den Islam, die Ausbreitung des Islams in Europa, den ständig zunehmenden Einfluss, aber auch über die Ängste der Bevölkerung, den unmenschlichen Terror der Islamisten. Er wollte wissen, wie wir dazu stehen. Ich kann das jetzt nicht ausführlich wiederholen. Aber wir waren uns darin einig, dass wir der Bundeskanzlerin zustimmen können. Sie hat mehrfach darauf hingewiesen, dass sie nicht so sehr die Sorge vor vollen Moscheen hat sondern sich Sorgen macht um die leeren Kirchen.

Nicht die Stärke des Islams sondern die Schwäche des Christentums ist das Problem. Ich komme auf die eingangs erwähnte Umfrage zurück: Wenn es uns nicht gelungen ist, wenigstens das Wissen um die Himmelfahrt Christi in unserem Land zu etablieren, wo bleiben wir da? 
Erinnern Sie sich noch an die Diskussionen um den Buß- und Bettag, der ja schließlich als gesetzlicher Feiertag zu Gunsten der Pflegeversicherungsfinanzierung abgeschafft wurde. Ich sage immer: Vor der Politik haben wir Christen den Feiertag schon abgeschafft gehabt. Wären die Gottesdienste überall am Buß- und Bettag als überfüllt ausgewiesen gewesen, wäre keiner auf die Idee gekommen, diesen Tag zu streichen. Wird da etwas wahr davon, dass das Gericht am Haus Gottes selbst beginnt?
Klar, unser Glaube hängt nicht an Feiertagen. Aber der Umgang mit dem Geschenk des Sonntags und der Feiertage zeigt etwas von der Wertschätzung die wir haben und auch davor, was wir nicht mehr wichtig nehmen.
Wissen wir Christen, was wir glauben? Halten wir daran fest?

Jesus sagt: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.

Vielleicht haben Sie in den letzten Wochen die Diskussion verfolgt: Ein Berliner Theologieprofessor sprach davon, dass wir das Alte Testament nicht mehr der Heiligen Schrift gleichhalten sollten, nicht unmittelbar als Gottes Wort gelten lassen. Das ist ja eine interessante Diskussion und ich bin dankbar, dass ihm viele widersprochen haben. Denn: Jesus Christus sieht es offenbar anders: „Es muss alles erfüllt werden“.

Ist das nicht großartig, dass wir sehen können, wie die Verheißungen des Alten Testaments sich in Jesus, im Neuen Testament erfüllen? Wer das Alte mit den Augen des Neuen liest, kommt nicht aus dem Staunen raus.
Einfach ein Beispiel: Da ist die uns bekannte Geschichte der Weisen, die nach Jerusalem gehen und dort nach dem neugeborenen König fragen und dann von jenen, die das Alte Testament kennen den Hinweis auf Bethlehem bekommen. Eine besonders schöne Geschichte der Offenbarung Gottes, wie durch das Studium des Wortes Gottes dann persönliche Wegführungen bestätigt und konkretisiert werden.
Lasst uns doch neu dem glauben, was uns Gottes Wort sagt. Und dabei hilft uns dann vielleicht Mark Twain mit seiner Erkenntnis: „Nicht die Stellen, die ich nicht verstehe, machen mir Sorgen sondern jene, die ich verstehe.“
Wir sind nicht die Herren des Wortes – das Wort muss sich nicht uns beweisen. Wir sind nicht die Korrekturmeister des Wortes, wir sollen nicht das Wort korrigieren sondern das Wort korrigiert uns. In dem wunderbaren Christushymnus in Philipper 2 heißt es:

„Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in den Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, derer die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind und alle Zungen bekennen sollen, dass ER der Herr ist.“

Und weil sich Gottes Wort erfüllt, sind nicht diejenigen rückständig und von vorgestern, die sich auf Gottes Wort verlassen. Sondern sie sind zukunftsorientiert. Sie haben eine klare gewisse Hoffnung auf Gottes Ewigkeit vor Augen. Sie stellen sich auf die Seite der Wahrheit, die am Ende sich als die Wahrheit bezeugen und alle überzeugen wird.

Es ist ein Zeichen der Klugheit, sich schon heute dem anzuvertrauen, der am Ende allein das Sagen hat. Es ist nicht dumm, nicht hinterwäldlerisch, nicht rückständig, wenn man sich schon heute auf die Seite des Herrn aller Herren und König aller Könige stellt, sondern klug.

Mir liegt so sehr daran, dass wir kleines Häuflein der Christen eine neue frohe Siegesgewissheit ausstrahlen. Ja, wir gehören doch zum Sieger über Teufel, Tod, Welt und alle Mächte! Wir sind Teil der Siegermannschaft des lebendigen Christus. Wir gehören schon heute zur Ewigkeitstruppe unseres Gottes. Am Ende werden sich alle Knie beugen und Jesus anerkennen. Lasst uns doch unserer Zeit voraus sein und dies schon heute tun. Jesus hat die Leute, die auf sein Wort hören und es tun als die Klugen bezeichnet, die ihr Haus auf festen Grund bauen. Darum lasst uns doch das Fundament nicht von anderen rauben.

2.    Wir sagen, was wir wissen

Liebe Schwestern und Brüder: Wir Christen sind zum Zeugnis berufen. Wir sind nicht dazu da, dass wir das Geheimnis des Glaubens für uns behalten.

Jesus sagt: „Und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an zu Jerusalem und seid dafür Zeugen.“
Haben wir das eigentlich noch genügend im Blick?

Ich habe manches Mal die Sorge, dass Christen sich in einer christlichen Kultur eingerichtet haben. Das kommt z.B. auch darin zum Ausdruck, dass Menschen heute im Blick auf die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder Gemeinschaft die Frage stellen, ob sie einem gefällt.

Ja, klar: Es ist nicht schlimm, wenn man gerne in die Kirche und/oder zu den Apis geht. Man darf sich natürlich dort wohl fühlen und ich freue mich sehr, wenn es uns gelingt, dass Gemeinden so gestaltet sind, dass einem geradezu eine Herzenswärme entgegen kommt.
Aber ist uns das andere auch noch klar?

Die Gemeinde Jesu ist kein christlicher Kuschelclub, wo es sich Christen möglichst gut gehen lassen. Die Gemeinde Jesu ist nicht die kulturelle Alternative für Christen: Die einen gehen ins Theater, die anderen ins Kino, dritte mit Vorliebe ins Stadion, und wir gehen eben in die Kirche. Da werden wir gut unterhalten. Da gibt es gute und interessante Programme. Und natürlich laden wir andere dazu gelegentlich mal ein, mit dazu zu kommen.

Aber wir sind nicht dazu gesandt, dass die anderen zu uns kommen: Wir haben eine Bringschuld des Evangeliums. Wir sind dazu da, anderen das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Das ist ja das wunderbare an solchen Umfragen wie eingangs erwähnt. Über solche Umfragen kann man mit anderen ins Gespräch kommen. Und wenn wir anderen gegenüber unsere Betroffenheit zum Ausdruck bringen, dass wohl gar nicht mehr so richtig klar ist, um was es geht. Wie auch immer Sie mit anderen ins Gespräch kommen:

Jesus fordert uns auf, seine Zeugen zu sein, hinzugehen, hinauszugehen, von ihm und seiner Botschaft zu reden. Ehrlich: Wenn wir schweigen, ist das doch unfair gegenüber den Menschen, die Jesus nicht kennen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will Ihnen keinen Druck sondern Mut machen, zu tun, was Jesus uns aufträgt.

3.    Wir leben, was wir sind

Kürzlich erzählte mir eine Bekannte in reifem Alter – sie hat noch 10 Jahre Vorsprung vor mir – wie sie früher auf der Schwäbischen Alb am Jahresanfang durchs Dorf gezogen seien und den Menschen ein gutes Neues Jahr wünschten:
„A guets neus Johr, de xonde Leib, de Friede, de Sege ond de Heilige Geischt“ (Für die nicht Schwäbisch verstehenden, falls es solche unter uns gibt: Ein gutes Neues Jahr, einen gesunden Leib, Frieden, Segen und den Heiligen Geist).
Sie habe zwar gar nicht gewusst, was der Heilige Geischt sei, aber so habe man es gesagt. Und ich denke: Ja, das ist ein Problem.

Abgesehen davon, dass wir uns schon gegenseitig kaum mehr den Heiligen Geist wünschen – wissen wir, was der Heilige Geist ist? Ich entdecke noch immer viel Unwissenheit und Unsicherheit über den Geist Gottes, über den Heiligen Geist.

Das Pfingstfest steht uns ja noch bevor, aber hier in unserem Text kündigt Jesus den Heiligen Geist an, Vers 49: „Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis Ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe!“

Was hier so fast kleinlaut steht, enthält doch eine klare Botschaft: Ihr, die Ihr Zeugen sein sollt, müsst das gar nicht aus eigener Kraft tun. Ich kann nicht! Ich bin so schüchtern! Ich weiß nicht! Ich habe dazu keine Kraft! Und was uns noch alles an Überlegungen kommt.

Jesus macht deutlich: Nein, nicht Ihr müsst das tun aus eigener Kraft und eigenem Vermögen. Wartet, Gott wird seinen Heiligen Geist senden und wie es dann Lukas in der Apostelgeschichte weiter ausführt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein!“ Gott gibt auch zum Zeugendienst, zum Verkündigungsdienst, zum Erzählen von ihm die notwendige Ausrüstung, seinen Geist. Darauf dürfen wir vertrauen. Auch hier kommt das noch einmal zum Ausdruck: Der Vater hat es verheißen, er hat es zugesagt. Darauf kann man vertrauen! Darauf kann man felsenfest bauen! Was Gott zusagt, das hält er gewiss! DA gibt es keine leeren Versprechungen. Auf IHN ist Verlass.

Aber wer ist nun der Geist Gottes?

Einer der zentralen Verse steht in Johannes 14,23. Dort sagt Jesus von seiner Zeit nach dem Leben auf dieser Erde und seiner Himmelfahrt: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“.

„Wir“ – das ist der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wir brauchen diese Erkenntnis, diese Lehre vom dreieinigen Gott, damit wir es verstehen können:

-    Gott, der Vater: der diese ganze Welt geschaffen hat: Der ewig-reiche  Gott, Schöpfer Himmels und der Erde

-    Gott, der Sohn: durch den Gott diese Welt geschaffen hat, der in diese Welt kam, der für unser Sünde und Schuld sein Leben gelassen hat, damit wir leben können, der auferstanden ist und der wiederkommen wird, am Ende der Zeiten

-    Gott, der Heilige Geist: Das ist Gott in uns. Ja, nicht weniger: Der lebendige Gott will in uns Wohnung machen.

Wir können uns das gar nicht genug plastisch vorstellen. Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als Adam und Eva? Von denen kann man ja aus der Schöpfungsgeschichte entnehmen, dass sie sozusagen mit Gott immer wieder direkt geredet haben, so nach Feierabend einen gemeinsam Spaziergang im Paradies.
Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als die Jünger zur Zeit von Jesus? Die haben Lebensgemeinschaft mit ihm gehabt, ja. Sie sind mit ihm durch die Gegend gezogen. Sie haben viel gemeinsam erlebt. Aber wir dürfen Gott nicht nur nahe sein in der Stillen Zeit mit Gott, beim abendlichen ruhigen Spaziergang. Wir dürfen Jesus nicht nur durch sein Leben begleiten, ihn beobachten, von ihm lernen.

Durch Gottes Geist, so sagt es uns das Wort, nimmt Gott selbst Wohnung in uns. Wir tragen ihn in uns. Er ist immer bei uns. Wir dürfen immer bei ihm sein, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.

Ich wünsche mir, dass Christen das neu begreifen! Darf ich das mit einem Beispiel noch mal deutlich machen?
Wir Schwaben sind ja gastfreundliche Leute. So sagen wir: „d’Gäst send scho recht, so lang se d’Schuh net rausdönt.“ Auf Hochdeutsch würde das heißen: „Gäste sind schön, wenn sie auch wieder gehn.“

Kennen Sie das Tischgebet „Komm Herr Jesu, sei du unser Gast“. Liebe Freunde, ich will Ihnen sagen: Jesus gibt sich mit der Gastrolle nicht zufrieden. Er will als Herr in unser Haus einziehen. Er soll die Wohnungsschlüssel haben. Er darf uns prägen, unser Leben gestalten.

Im Vater unser beten wir: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“. Jesus will der Hausherr sein. Er will nicht die Gastrolle, die Garnierung unseres Lebens für ein paar besondere Stunden, vielleicht für den Himmelfahrtstag oder die Sonntage. Er möchte unser Herr sein und unser Leiter und unser ständiger Begleiter. Er ist da! Gott gibt uns sich, durch seinen Geist. Und das heißt: Wir gehören schon heute ganz zu Gott. Und darum dürfen wir aus seiner Kraft heraus leben.

Vor ein paar Jahren haben wir die Aktion „Glaube am Montag“ gemacht, weil die Differenzierung zwischen dem Glauben am Sonntag und im Alltag nicht gut ist. Wir sollen im Werktag unterstreichen und nicht durchstreichen, was wir uns am Sonntag anstreichen.

Wissen, was wir glauben; Reden von dem, was wir glauben; Leben im Alltag in der Gemeinschaft mit dem Herrn aller Herren durch seinen Geist.

Und vielleicht fragen Sie sich jetzt: Was hat das mit unserem Gesamtthema „Sucht der Stadt Bestes“ zu tun?

Ich bin der tiefen Überzeugung: Wenn wir Christen wieder rechte Christen sind, in froher Glaubenszuversicht an unserem Glauben festhalten; wenn wir das Evangelium sagen und wenn wir unseren Glauben wirklich überzeugend leben, ist das der beste Dienst, den wir unsere Gesellschaft tun können. Darauf kommt es an. Und dazu segne Sie der Herr.

Amen.

Autor: Steeb, Hartmut


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Glücklich, wer diese Botschaft hört oder liest und sich danach richtet!

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Einleitung: Outing
1. Teil: Wer schreibt was?
2. Teil: Warum haben wir Glück, wenn wir das lesen oder hören?
3. Teil: Jesus Christus gestern, heute und morgen
Schluss: Outing – ich bin Christ und das ist gut so…

Einleitung

Es ist ja schon eine Weile „in“ sich zu outen. Politiker, Ex-Fussballspieler, Schauspieler und andere Menschen, die sich gerne interessant machen und im öffentlichen Fokus stehen, finden es schick, Dinge über sich zu offenbaren, die eigentlich zu intim sind um sie einer breiten Öffentlichkeit zuzumuten.

Heute haben wir es mit einem besonderen „Outing“ zu tun. Es geht um unser gegenwärtiges und zukünftiges „Schicksal“. Wir hören darüber in unserem relativ kleinen Rahmen. Es geschieht ohne viel Aufhebens und Medienrummel. Allerdings mit der Hoffnung, dass es unsere Herzen und unseren Glauben stärkt und so vielleicht Auswirkungen über diesen Raum hinaus haben wird.

Unser Predigttext heute steht in der Offenbarung. Diesmal gleich die ersten acht Verse dieses besonderen Buches der Bibel. Hier „outet“ sich Johannes als Werkzeug des lebendigen und wiederkommenden Christus. Er ist der Überbringer einer besonderen Botschaft. Einer Botschaft, die heute so brandaktuell ist, wie zu der Zeit, als Johannes sie weitergegeben hat!
Hören wir mal, was er schreibt:

„1 In diesem Buch enthüllt Jesus Christus, was ihm von Gott über die Zukunft gezeigt worden ist. Gott hatte ihm den Auftrag gegeben, seine Diener wissen zu lassen, was kommen muss und schon bald geschehen wird. Deshalb sandte Jesus seinen Engel zu seinem Diener Johannes mit der Anweisung, ihn die zukünftigen Dinge sehen zu lassen.
2 Johannes nun berichtet alles so, wie es ihm gezeigt wurde und wie er es als Botschaft Gottes von Jesus Christus empfangen hat.
3 Glücklich, wer aus diesem Buch vorliest, und glücklich, wer diese prophetische Botschaft hört und sich danach richtet! Denn was hier angekündigt ist, wird sich bald erfüllen.
4 Johannes an die sieben Gemeinden in ´der Provinz` Asien: Gnade und Frieden ´wünsche ich` euch von dem, der ist, der war und der kommt, von den sieben Geistern vor seinem Thron
5 und von Jesus Christus, dem vertrauenswürdigen Zeugen ´für die Wahrheit`, der als Erster von den Toten auferstanden ist und jetzt über alle Könige der Erde regiert. Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst hat,
6 ihm, der uns zu Mitherrschern in seinem Reich und zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat, ihm gebührt die Ehre und die Macht für immer und ewig. Amen.
7 Und er wird wiederkommen! Auf den Wolken wird er kommen, und alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Sein Anblick wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Ja, amen, ´so wird es sein`.
8 »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“
Offenbarung 1, 1-8 (Neue Genfer Übersetzung)

 
1. Teil: Wer schreibt was?

In diesem Text offenbart der allmächtige Herr etwas über sich selbst und über Ereignisse die z.T. bereits geschehen sind. Über Tatsachen, die schon jetzt gelten und über noch ausstehende Ereignisse, die aber bald geschehen sollen.

Das Thema heute heißt: „Glücklich, wer diese Botschaft hört oder liest und sich danach richtet!“

Gewöhnlich haben Botschaften einen Absender, einen Autor. Da will jemand was mehr oder weniger Wichtiges loswerden. Und es ist wichtig sich den Absender anzuschauen, weil man dann meist schon daraus schließen kann, welche Priorität man der Botschaft geben sollte. Wenn z.B. der Chef eine Mail schreibt, dann tue ich gut daran gleich mal zu schauen, was der von mir will. Wenn aber eine Werbesendung im Briefkasten landet, kann die warten oder gleich in den Müll. Ein Liebesbrief wird sofort meine ganze Aufmerksamkeit haben und ich werde ihn lesen, bevor ich etwas andres tue.

Nun möchte ich euch den Absender dieser Nachricht vorstellen:
Auf den ersten Blick denkt man, der Absender sei Johannes. Johannes, der vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Domitian (90-95 n. Chr.) wegen seiner Glaubensüberzeugungen auf die Insel Patmos verbannt wurde. In vielen Bibeln wird das Buch ja auch die Offenbarung des Johannes genannt. Richtig sollte es allerdings die „Offenbarung Jesu Christi durch Johannes“ heißen, wie ich es in einer Bibel gefunden habe.
Denn der eigentliche Absender ist der erhöhte Christus selbst! Johannes ist lediglich Werkzeug in Seiner Hand. Und da ist nicht das Werkzeug wichtig, sondern der, der dieses Werkzeug benutzt….

Jesus Christus selbst hat eine Botschaft an seine Gemeinden! Eine Botschaft an uns hier in Ebingen! ER benutzt die Gefangenschaft des Apostels Johannes, um ihm diese Botschaften zur Ermutigung und Ermahnung der jungen christlichen Gemeinden damals und der in die Jahre gekommenen Gemeinden heute mitzuteilen.

Johannes stellt uns Jesus Christus vor Augen. Den, der uns zuverlässig Gottes Wahrheit bezeugt. Jesus ist als Erster von den Toten auferstanden (d.h. Er hat den Tod besiegt!) und ER herrscht über alle Könige, also über alle Herrscher dieser Erde.

Mal ehrlich, wenn man die Nachrichten sieht, hat man einen anderen Eindruck… Nichtsdestotrotz: IHM gehört alle Ehre, alle Macht für immer und ER will uns Anteil daran geben. ER ist das A und das O (Johannes benutzt hier die Buchstaben des griechischen Alphabetes Alpha und Omega für den Anfang und das Ende). ER ist der Erste und der Letzte und der Lebendige. So stellte ER sich dem Johannes vor.

Unsere Worte sind zu schwach, um die Größe und Allmacht Jesu richtig zu beschreiben. Wir können das mit unserem kleinen Verstand gar nicht wirklich ermessen, wie groß und herrlich ER ist.

Jesus beauftragt einen Engel dem Johannes alles zu zeigen, was geschieht und in Zukunft geschehen wird. Johannes soll es dann notieren und als Botschaft an die Gemeinden verschicken.

Das Buch der Offenbarung hat den Lesern zu allen Zeiten die Möglichkeit zu Spekulationen gegeben. Viele fromme Gelehrte haben durch das Studium der Offenbarung versucht herauszufinden, wann diese Ereignisse, die beschrieben werden, denn nun geschehen und wie sie der Reihe nach ablaufen sollen. Eine ganze Romanreihe ist vor einigen Jahren dazu erschienen – wirklich spannend zu lesen, aber wohl doch eher unter Science Fiction abzubuchen, denke ich.

Wenn man nichts andres zu tun hat, kann man sich trefflich darüber streiten, ob die Entrückung der Gläubigen vor oder nach der großen Trübsal kommt. Man kann auch darüber philosophieren, wie weit wir in der Endzeit fortgeschritten sind und wer die besseren und größeren Erkenntnisse über diese letzten Dinge hat.

Doch - Vorsicht, da haben sich schon viele viel zu weit aus dem Fenster gelehnt! Ich finde, wir tun gut daran, die Worte Jesu ernst zu nehmen und uns im Alltag zu bewähren, als uns über ungelegte Eier Gedanken zu machen. Wir werden es schon mitbekommen, wie es tatsächlich kommt.

Wie meinte ein junger Theologiestudent im Predigtnachgespräch: „Wie das Leben nach dem Tod aussehen wird, können wir hier und heute nicht klären. Also sterben wir erst mal und reden dann weiter…“

Der Titel Offenbarung ist eine Übersetzung des griechischen Wortes Apokalypse. Dieses Wort ist heutzutage ja belegt durch Horrorszenarien in Endzeitfilmen aus der Hollywoodwerkstatt. Ursprünglich bedeutet Apokalypse aber Enthüllung von bisher Verborgenem. Der rote Faden dieser Enthüllung ist der: Widergöttliche Mächte kämpfen gegen Gott und seine Gemeinde und werden vorübergehend an Boden gewinnen (das sollten wir uns ins Bewusstsein rufen, wenn wir die gegenwärtigen Debatten z.B. um den Lehrplan in BW verfolgen). Das ist eine vorübergehende Sache. Wir sollten nicht zu viel Kraft in Nebenkriegsschauplätze investieren. Vorübergehend werden die widergöttlichen Mächte scheinbare Siege davon tragen. Der endgültige Sieger heißt Jesus Christus! Da beißt die Maus kein Faden ab. (Das ist unabänderlich).

Dass es sich um ein prophetisches Buch handelt, erkennt man u. a. daran, dass Johannes eindeutig Verfassername, Ort und Empfänger seiner Botschaft nennt. Damit steht er eindeutig in der Linie der alttestamentlichen Propheten. Deshalb mögen sich die Texte zwar zum Spekulieren oder Berechnen eignen, Johannes´ Intention war das jedenfalls nicht. Ein Ausleger schreibt: „Das Buch ist ein Muster urchristlicher konkreter Seelsorge.“ Die Gemeinden damals wurden verfolgt und litten und hatten Zuspruch und Ermutigung dringend nötig.

Es geht in der ganzen Offenbarung um eine Hauptperson, das wird gleich in diesen ersten Versen deutlich. Es geht um das Lamm Gottes auf dem Thron, um den erhöhten Christus!

Der Schlüsselvers ist der letzte Vers unseres Predigttextes: »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“

Um Christus geht’s und was ER seinen Gemeinden mitzuteilen hat. Dann wollen wir seine Botschaft mal genauer unter die Lupe nehmen. Unser Thema leitet sich aus Vers 3 ab:

„3 Glücklich, wer aus diesem Buch vorliest, und glücklich, wer diese prophetische Botschaft hört und sich danach richtet! Denn was hier angekündigt ist, wird sich bald erfüllen.“

2. Teil: Warum haben wir Glück, wenn wir das lesen oder hören?

Einerseits kann man Johannes durch die Art wie er seine Botschaft einleitet in die Reihe der alttestamentlichen Propheten einreihen, wie bereits erwähnt. Spontan fiel mir auch das Gleichnis vom Hausbau ein, das Jesus in Lukas 6 erzählt:

47 Wisst ihr, wem der gleicht, der zu mir kommt, meine Worte hört und danach handelt? Ich will es euch sagen.
48 Er gleicht einem Mann, der ein Haus baut und dabei tief ausschachtet und das Fundament auf felsigen Grund legt. Wenn dann Hochwasser kommt und die Flutwellen gegen das Haus schlagen, können sie es nicht erschüttern, so gut ist es gebaut.
49 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem Mann, der ein Haus baut, ohne auszuschachten und ohne ein Fundament zu legen. Sobald die Flutwellen dagegen schlagen, stürzt es in sich zusammen und wird völlig zerstört.«

Lukas 6, 47ff

Außerdem ähnelt diese Botschaft auch den neutestamentlichen Briefen, die Paulus, Petrus, Johannes oder andere an die ersten christlichen Gemeinden geschrieben haben. Wenn er seinen „Brief“ z.B. so beginnt: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der kommt. Von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten“…usw.

Und so wurde auch diese Botschaft von Johannes laut in den Gemeindeversammlungen vorgelesen. Deshalb werden die, die daraus vorlesen und die, die diese Botschaft hören und sich danach richten, glücklich gepriesen. Er unterstreicht damit die hohe Bedeutung und Wichtigkeit dieser Botschaft. Und er ist davon überzeugt, dass die für die Zukunft angekündigten Dinge, nämlich die Offenbarung Jesu als Herr aller Herren und König aller Könige, bald eintreten werden. Bald wird er in Herrlichkeit erscheinen und alle werden ihn sehen. Er wird in den Wolken kommen und es wird ein Wehklagen unter den Völkern geschehen.

An dieser Stelle möchte ich auf die Endzeitreden Jesu hinweisen:

„29 Unmittelbar nach jener Zeit der Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen. Die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden aus dem Gleichgewicht geraten.
30 Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und alle Völker der Erde werden jammern und klagen; sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.
31 Er wird seine Engel mit mächtigem Posaunenschall aussenden, und sie werden seine Auserwählten aus allen Himmelsrichtungen zusammenbringen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“
Matthäus 24, 29
ff

Glücklich sind die, die die Botschaft lesen, hören und sich danach richten, weil sie erfahren, dass Jesus Christus nicht nur der Herrscher über alle Könige dieser Erde ist, sondern dass sie von Ihm geliebt sind. Dass Er sie von ihren Sünden erlöst hat durch sein Blut. Und dass Er sie zu Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater! Diesem Christus gebührt alle Ehre und Gewalt für immer und ewig.

Das kennen wir alles, das ist uns geläufig, darüber können wir Lieder singen und ich kann euch das in der Predigt genauestens ausführen. Aber was bedeutet das, wenn wir diesen Saal verlassen und wieder in unseren Alltag gehen? Sind wir dann die Glücklichen, die eine besondere Botschaft gehört haben und sich danach richten?

Ich möchte uns an den verweisen, der den Unterschied bei uns machen will. Ich möchte euch den lieb machen, der alles dafür getan hat, damit wir das werden können, für was er uns geschaffen hat. Jesus Christus!

Ich möchte euch eindringlich sagen, dass die Zeit nahe ist! Ich möchte euch ins Bewusstsein rufen: Der Herr ist nahe! Jetzt, hier im Raum. In deinem Herz, wenn du ihm nachfolgst. Er wird sichtbar kommen in Herrlichkeit.

Das habt ihr schon 1000 Mal gehört?
Macht nichts! Kann man nicht oft genug hören! Kann man sich nicht oft genug bewusst werden. ER ist ja schon lange ausgeblieben! Das „Bald“ begleitet die Gemeinde durch die Zeiten, aber es bleibt dabei: Bald schon kann es sein, dass wir Gott als König sehn!

Wir leben in einer Zwischenzeit. Das Reich Gottes – Jesus Christus – ist schon jetzt da und doch noch nicht da. Nicht sichtbar jedenfalls! Mit dieser Spannung, die auch zu Zweifeln und Anfechtungen führen kann, müssen wir leben bis ER sie auflösen wird.

3. Teil: Jesus Christus gestern, heute und morgen – und ich?

Mein Konfirmationsspruch fasst unseren Predigttext kurz und bündig zusammen. Er steht in Hebräer 13,8 und lautet: „Jesus Christus gestern, heute und derselbe in Ewigkeit.“

Ich möchte unseren Text noch mal unter diesen drei Gesichtspunkten beleuchten:

Jesus Christus gestern

Er war der Ursprung aller Dinge.
Er verlässt die Herrlichkeit beim Vater und wird Mensch.
Er starb am Kreuz und vergoss sein Blut, weil er uns liebt.
Er hat uns mit dieser Tat erlöst von unseren Sünden und er hat uns zu Priestern in seinem Reich gemacht.
Damit sind wir bei dem

Jesus Christus heute

Wir sind geliebt!
Wir sind erlöst!
Wir sind gerettet!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich stelle fest, dass ich manchmal vergesse, dass wir nicht nur für unsere eigenen egoistischen Zwecke erlöst wurden. Es ist prima, sich geliebt zu wissen. Das ist ungeheuer wichtig für unseren Selbstwert und die Fähigkeit, mit anderen zusammen zu leben.
Es ist befreiend, erlöst zu sein. Wenn wir um unsere Erlösung wissen, ist die Frage nach Leben und Tod gelöst. Dennoch sind wir nicht nur einfach erlöst um der Erlösung willen. Wir sind erlöst zu einem bestimmten Zweck. Nicht nur, um in der Ewigkeit bei Jesus anzukommen, das auch! Aber wir sind auch erlöst, um zu dienen. Um Priester in Gottes Reich zu sein. Was bedeutet das? Wir kennen uns alle nicht wirklich aus in diesem Metier, gell?

Das gleiche hat Gott übrigens seinem Volk Israel in 2. Mose 19,6 gesagt: „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“

Die Aufgabe der Priester ist es, als Anbeter vor Gott zu stehen und vor den Menschen als Zeuge. Genau das sollte auch die Gemeinde Jesu sein. Anbeter Gottes sein, vor Gott stehen und Zeuge vor den Menschen sein.

Das hat mich an unser Jahreslos für die Gemeinschaft erinnert. Der Vers aus Hebräer 4,16 ermahnt uns an das große Vorrecht, das wir haben, vor den Thron Gottes zu kommen. Deshalb ermutige ich uns als Süddeutsche Gemeinschaft Ebingen mit den Worten dieses Verses:

„Wir wollen voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen.“ Hebräer 4, 16

Da brauchen wir uns nicht vornehm zurückzuhalten. Da dürfen wir uns von Herzen gern „outen“, als solche, die diesem Christus angehören. Noch bedeutet das nicht Knast und Verfolgung. Noch bedeutet das höchstens, nicht ganz ernst genommen zu werden, als ewig Gestrige tituliert zu werden – also verbal angegriffen oder belächelt zu werden.

Aber wir dürfen wissen: Der uns liebt, der uns erlöst, der hat uns zu diesen Priestern gemacht, d.h. der befähigt uns auch zu einem Leben an Seiner Hand. Er zeigt uns schon, was Er von uns möchte, wenn wir offen sind für sein Reden und bereit sind zu tun, was Er uns zeigt. Er lebt durch seinen Heiligen Geist in jedem von uns, der ihn liebt und der ihm nachfolgen will. Das ist der Christus heute – der Christus in uns. Der Christus, der uns an die Hand nimmt, der sein Reich baut – mit uns schwachen Menschen. Der sein Reich baut – unsichtbar zwar noch, aber doch real. Schon jetzt und noch nicht!

Adolf Pohl, ein Ausleger der Offenbarung, schreibt: „ Wie die Gemeinde vor Gott bleiben muss mit ihrem Gebet, so muss sie auch vor den Menschen bleiben mit ihrem Zeugnis, wenn sie Gemeinde bleiben will.“

Jesus Christus derselbe in Ewigkeit

„5b Ihm gebührt die Ehre und die Macht für immer und ewig. Amen.
7 Und er wird wiederkommen! Auf den Wolken wird er kommen, und alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Sein Anblick wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Ja, amen, ´so wird es sein`.
8 »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“
Offenbarung 1, 5ff

Manchmal sagt es jemand anderes zu mir, manchmal geht es mir auch so, dass man sich vor dem fürchtet, was noch auf uns zukommen könnte. Wenn man mitbekommt, was so alles auf der Welt geschieht, wie sich Dinge ändern. Wie scheinbar alles, was mal richtig zu sein schien, auf einmal infrage gestellt wird. Wenn nicht mehr normal ist, was man für normal hält.

Liebe Geschwister! Das alles muss uns aber weder ängstigen noch wundern! Wir haben einen Herrn, der nicht nur die Kontrolle behält, obwohl es für uns manchmal so gar nicht danach aussieht. Noch viel besser: Wir haben einen Herrn, der sichtbar wiederkommen und dann klarstellen wird, wer der allmächtige Herrscher ist und wer der Ursprung und das Ziel aller Dinge.

Jesus Christus ist das Alpha und das Omega – der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Er ist Gott der Herr, der ist, der war und der kommt. Er ist der allmächtige Herrscher!

Das wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Alle werden Ihn sehen, auch die, die ihn ans Kreuz genagelt haben.

Das ist es, was noch auf uns zukommt! Dahin steuert unsere Welt. Alles, was uns jetzt erschreckt, traurig macht, ärgert, Angst macht und nicht zu begreifen ist. Das kann man mit den Wehen vor der Geburt vergleichen. (Hat Jesus in den Endzeitenreden auch gemacht). Die tun weh und machen auch ein bisschen Angst, weil man nicht so recht weiß, was da noch kommt bis zum glücklichen Ende und weil man nicht weiß, wie lange das noch dauert und wann das endlich aufhört. Wenn´s dann aber vorbei ist und man das Baby im Arm hält, sind die Schmerzen vergessen. Dann ist nur noch das neue Leben wichtig.

So wird es sein, wenn Jesus wiederkommt oder wenn wir sterben, bevor er wiederkommt: Dann sind die Schmerzen weg, die Ängste vorbei, die Unsicherheiten vergessen. Dann ist nur noch ER wichtig!

Schluss: Outing – ich bin Christ! Und dazu stehe ich!

Zum Schluss möchte ich euch alle und mich selbst ermutigen: „Outet“ euch! „Outet“ euch als die, die zu diesem Jesus Christus gehören! Als die, die dem Gott glauben, von dem die Bibel spricht. Als solche, die vertrauen, dass ER sie liebt, dass Er sie erlöst hat und dass Er sie berufen hat, ihn anzubeten und den Menschen zu bezeugen, dass Er lebt.

Als ich vor kurzem den Faschingsumzug bis in unser Wohnzimmer hörte, dachte ich bei mir: Die Umzügler werden gehört und gesehen. Die sind nicht leise, die verstecken sich nicht. Die haben auch keine Hemmungen, sich zum Narren zu machen…im wahrsten Sinne des Wortes...und es ist ganz selbstverständlich, dass die Straßen gesperrt werden und die Anwohner und viele darüber hinaus zwangsbeglückt werden.

Wenn Christen sich „outen“ und unpopuläre Meinungen vertreten, müssen sie mit Widerstand, auch mit heftigen verbalen Angriffen rechnen. Für mich sind solche Reaktionen untrügliche Zeichen für die Existenz Gottes. Jesus hat uns nicht im Unklaren gelassen über den Widerstand, den es gibt, wenn man sich zu ihm bekennt.

Es hat mich schon immer gewundert, dass z.B. atheistische Länder Christen verfolgt haben. Wenn es doch keinen Gott gibt, wie sie glauben, dann hätten sie die paar „Spinner“ doch machen lassen können… Wenn Jesus nur Einbildung wäre, müssten die Mächtigen doch nicht solche Angst davor haben, wenn sein Name verkündigt wird.

Bekennt euch zum lebendigen und wiederkommenden Christus, wo es möglich und nötig ist, wo es sich ergibt, wo ihr gefragt werdet. Macht euch bewusst, dass alle Herren dieser Welt einmal gehen müssen. Auch die, die sich selbst zu Herren machen. Aber wir haben einen Herrn der wiederkommt, wie Herr Heinemann es so schön formuliert hat.
Oder wie mein Mann sagen würde: „Wir leben in der Schnittmenge zwischen der Macht Gottes und der Verborgenheit Gottes.“ Wir leben in der Spannung, dass das Reich Gottes „schon jetzt existent“ aber „noch nicht“ sichtbar ist. Dies gilt es auszuhalten.

Lasst uns ganz neu vor Gott stehen! Ihn anbeten! Ihm die Ehre geben, die allein ihm gebührt und von Ihm alles erwarten, in der Zeit und für die Ewigkeit. Und lasst uns neu bereit sein, uns zu „outen“, dass wir zu diesem lebendigen und doch unsichtbaren Herrn gehören und bekennen: Ich bin Christ und dazu stehe ich!

Dazu befähigt uns der lebendige Christus, der war und ist und der kommt, der allmächtige Herrscher!

Amen

Autor: Schmid, Bärbel


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Von der Gewissheit des Glaubens

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Liebe Gemeinde!

„Wir wissen nicht…“, heißt es im ersten Teil des Abschnitts aus dem Römerbrief in Kapitel 8. Tatsächlich gibt es im Leben und im Glauben viele Dinge, die ungewiss sind.

Vieles im Leben ist ungewiss. Wir vertrauen uns der Technik an und wissen nicht, ob die Technik nicht plötzlich versagt. Denken wir zum Beispiel an die täglichen Risiken, die allein das Autofahren mit sich bringt.

Ungewiss ist auch der Umgang mit anderen Menschen. Ist der andere vertrauenswürdig? Kann ich mich auf seine Zusagen und Versicherungen verlassen? Andererseits: Habe ich mit bestimmten Bemerkungen jemand verletzt? Bin ich richtig verstanden worden? Wie kann ich meine Glaubensüberzeugungen weitergeben, ohne anderen Menschen vor den Kopf zu stoßen?

Manches im Glauben ist ungewiss. Paulus nennt das Gebet als Beispiel: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt.“
Ich bin ungewiss, ob die Art und Weise, wie ich bete, Gott gefällt, ob mein Gebet ausführlich genug, intensiv genug oder glaubensvoll genug ist.

Es gibt auch verschiedene Fragen, die durch das Lesen der Bibel aufkommen und auf die ich zunächst keine Antwort finde. Auch hier herrscht oft Ungewissheit.

Oder ich denke an die Zweifel, die bei mir immer wieder aufkommen.  

Es gibt viele Dinge im Leben und auch im Glauben, die ungewiss sind.

Nun wird aber hier nicht von der Ungewissheit sondern von einer strahlenden Gewissheit gesprochen, die durch den Glauben kommt. Es heißt ja : „Wir wissen aber…“

Wie kommen wir zu dieser strahlenden Gewissheit des Glaubens?

Für die meisten ist der Glaube die unsicherste Sache der Welt. Sie sagen: „Glauben heißt: Nicht wissen.“ Sie ärgern sich über Leute, die ein verbindliches Glaubensleben führen und von Jesus so reden, als ob er neben ihnen stünde. Aber wenn man dann davon spricht, dass ihnen eben noch etwas fehlt, dass sie den biblischen Glauben an Jesus vielleicht noch gar nicht kennen, dann reagieren sie gereizt und sagen: „Was denken Sie! Ich glaube doch auch an einen Herrgott!“ Aber ein vager Glaube an den Herrgott, den es da oben irgendwo gibt, vermittelt mir doch noch lange keine Glaubensgewissheit!

Stellen Sie sich mal ein kleines Mädchen vor. Sie unterhalten sich ein wenig mit ihm. Da zeigt es nach oben auf ein Flugzeug am Himmel und sagt: „Du, ich bin auch schon oft in so einem Flugzeug geflogen. Ganz weit oben.“ Sie sagen verwundert: „Und, hast du denn da keine Angst gehabt?“ „Nein, überhaupt nicht!“ antwortet das Kind. Und bevor sie weiter fragen können, redet die Kleine weiter: „Weißt du, mein Papa ist Pilot und der kann ganz gut fliegen. Und immer wenn ich im Flugzeug saß, dann ist er geflogen. Deshalb habe ich nie Angst beim Fliegen. Nie!“

In Sachen Gewissheit, ist es doch ein großer Unterschied, ob ich jemanden kenne oder nicht. Das kleine Mädchen hatte keine Angst vor dem Fliegen, weil es wusste, dass der Papa der Pilot ist. Sie hatte die Gewissheit: Wenn Papa fliegt, wird alles gut!

Genauso ist es mit Gott. Es ist ein großer Unterschied, ob ich ihn kenne oder nicht. Ich kann Gott in Jesus Christus kennen lernen. Je besser ich ihn kenne, umso mehr kann ich ihm vertrauen und umso fester ist meine Gewissheit.

Habe ich erst einmal Vertrauen zu Jesus gefasst, dann vertraue ich auch seinen Zusagen, die er in seinem Wort, der Bibel, gemacht hat. Diese Zusagen sind dann das Fundament für meine Gewissheit im Glauben.

Paulus spricht von einer festen und strahlenden Gewissheit, die mit dem Glauben an Jesus verbunden ist. Ich möchte jetzt auf vier Gewissheiten des Glaubens zu sprechen kommen, von denen Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefes spricht:

1. Die Gewissheit der Kindschaft Gottes  
2. Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
3. Die Gewissheit der Liebe Gottes
4. Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

1. Die Gewissheit der Kindschaft Gottes

In vielen irdischen Dingen verlangen wir nach einer handfesten Gewissheit. Wenn der stabilste Mann nur ein Wehwehchen hat, dann läuft er gleich zum Arzt und fragt: „Herr Doktor, hier tut es weh. Was ist das?“ Er will genau wissen, was ihm fehlt.

„Das Mittagessen in der Kantine ist für sie frei. Ein Bus bringt Sie kostenlos zum Arbeitsplatz und die 37,5 Stunden Woche wird ihnen garantiert“, sagt der Chef zu Frank Neumann. Aber der gibt sich damit nicht zufrieden und fragt: „Aber wie viel verdiene ich denn im Monat?“ „Darüber werden wir später noch reden, wenn ich sehe, was Sie wirklich leisten können.“ „Nein, nein,“ sagt Frank Neumann, „so nehme ich die Stelle nicht. Ich muss jetzt schon wissen, was ich verdiene.“

In irdischen und materiellen Dingen verlangen wir selbstverständlich nach Gewissheit. Aber in geistlichen Dingen und Fragen des Glaubens leisten wir uns eine merkwürdige Ungewissheit. Dabei gibt es eine feste Glaubensgewissheit, zu der wir finden können.

In Römer 8,14 steht: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“  
Und in Vers 16: „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“

Es gibt ein äußeres Zeugnis durch den Heiligen Geist. Das äußere Zeugnis des Geistes besteht in den Zusagen der Heiligen Schrift. Zum Beispiel durch das Bibelwort: „Wieviele ihn (Jesus) aufnehmen, denen gibt er Kraft, Gottes Kinder zu werden und an seinen Namen glauben“ (nach Johannes 1,12). Auf diese Zusage kann ich mich verlassen. Ich nehme Jesus in mein Leben auf und die Folge davon ist, dass er mich zu seinem Kind adoptiert.

Neben diesem äußeren Zeugnis, bei dem ich mich auf die Zusagen der Bibel verlasse, gibt es aber auch ein inneres Zeugnis des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist offenbart mir, dass ich ein Kind Gottes bin. Ich spüre ein Drängen und Ziehen, ein Verlangen und Treiben des Heiligen in mir. Da macht sich auf einmal ein neues geistliches Leben bemerkbar, das sich entfalten will.

Ich habe Verlangen nach Gottes Wort. Ich fühle mich hingezogen zu der Gemeinschaft mit Christen. Wenn ich nicht in der Bibel gelesen habe, fehlt mir was. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag wird für mich zur Selbstverständlichkeit, ohne die ich mir diesen Tag gar nicht mehr vorstellen kann.

Diese feste Gewissheit, die ein lebendiger Christ hat, ist etwas Wunderbares. Sie beinhaltet auch, dass ich weiß: Ich bin Gottes Kind! Ich bin von Gott angenommen. Ich habe eine Beziehung zu ihm. Diese Beziehung zu ihm bleibt. Daran wird sich nichts mehr ändern.

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes

2. Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“

Oftmals leiden wir unter scheinbarer Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit unseres Lebens. Da gibt es doch Tage, an denen nahezu alles schief geht und wo ich mich am Ende frage, was an diesem Tag eigentlich überhaupt gelungen ist. Da muss ich entdecken, dass meine ganzen Bemühungen über einen langen Zeitraum hinweg vergeblich sind.

Ich denke an einen Medizinstudent aus meinem Bekanntenkreis, von dem ich hörte, dass er zweimal durch das Physikum gefallen ist und jetzt nur noch eine letzte Chance hat.

Viele leiden auch unter der Unverständlichkeit der Wege Gottes. Es passiert etwas, ein Unfall, eine schlimme Erkrankung, der endgültige Bruch einer Beziehung. Es geschieht etwas, das ich überhaupt nicht verstehen oder einordnen kann.

Für die, die von Gottes Führung in ihrem Leben und von der Vollkommenheit der Wege Gottes nichts wissen, ist alles nur ein blindes Schicksal. Für die, die Gott nicht lieben, sind solche Ereignisse, wie ich sie beschrieben habe, sinnlose Zwischenfälle.

Für die, die Gott lieben, müssen aber alle Dinge, auch die kleinen Missgeschicke und selbst die großen tragischen Ereignisse im Leben, zum Besten dienen. Sie glauben, dass Gott damit letzten Endes ein gutes Ziel verfolgt.

Ich denke an David, wie er auf der Flucht vor seinen eigenen Sohn Absalom war. Absalom hatte gegen seinen eigenen Vater einen Staatsstreich initiiert. Nur eine Hand voll Freunde waren David noch geblieben. Auf der Flucht kommt David jetzt ein Mann namens Schimmi entgegen. Der wirft mit Steinen nach dem König, verspottet und verflucht ihn. Er schreit: „Hinaus mit dir, du Bluthund, du ruchloser Mann.“ – David rächt sich nicht. Er sagt nur: „Der Herr hat ihm geboten: fluche David! Wer darf dann sagen: Warum tust du das?“ Er wusste etwas davon, dass ihm auch das zum Besten dienen muss.

Es würde sich einmal lohnen, am Ende eines Tages und am Ende einer Woche zu überlegen, was alles an unbequemen und unvorhergesehenen Dingen geschehen ist und was diese Dinge vielleicht letztlich Gutes bewirkt haben. Auf jeden Fall können Kinder Gottes diese Gewissheit haben: „Die Wege Gottes sind vollkommen.“

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes

2. Die Gewissheit der Liebe Gottes

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (V. 38+39)

Wir haben oftmals den Eindruck, dass bestimmte Dinge, die in unserem Leben geschehen, nichts mit der Liebe Gottes zu tun haben. Das kann bei dem sein, was Paulus „Leben“ nennt, „Hohes“ oder „Engel“.

In einer Diskussion sagte mein Gesprächspartner zu mir: „Mein Problem ist: Wer befreit mich von meinem Reichtum?“ Er wollte mit dieser Aussage auf die Probleme und Gefahren des Reichtums hinweisen.

Tatsächlich können Wohlstand und Reichtum den Menschen ja dem Vertrauen auf Jesus im Weg stehen. Ich beschäftige mich fast ausschließlich mit meinem Besitz. Für Jesus bleibt keine Zeit mehr. Oder ich vertraue auf meinen Reichtum, anstatt alles von Jesus zu erwarten. Aber auf der anderen Seite können wir den Reichtum auch dankbar aus Gottes Hand annehmen und zu seiner Ehre einsetzen.

Wir können die Zeit, die wir durch technische Hilfsmittel einsparen, für Jesus und für andere Menschen einsetzen. Auch Reichtum und Wohlstand kann für ein Kind Gottes also mit der Liebe Gottes verbunden sein.

Viel schwieriger wird es bei dem, das Paulus mit „Tod“, „Mächte“, „Gewalten“ und mit „Tiefen“ beschreibt. Da fällt es doch noch viel schwerer, die Liebe Gottes zu erkennen.

Aber Jesus gibt uns hier ein eindrückliches Beispiel. Er vergleicht sich mit dem Weinstock und er vergleicht seine Nachfolger mit Reben am Weinstock und sagt: „Jede Rebe an mir, die Frucht bringt, wird gereinigt, dass sie mehr Frucht bringt.“ Ich weiß noch, wie ich geschockt war, als einer der Hohenhaslacher Wengerter den Weinstock an der Wand unserer Garage im Herbst bis auf die Hauptäste zurückschnitt. Der Fachmann weiß, dass das der einzige Weg ist, dass der Weinstock viel Frucht bringt.

So hat Gott den ganzen Überblick über mein Leben. Was er mir an Schwerem zufügt, entspringt seiner Liebe, soll dazu dienen, dass mein Leben mehr Frucht für ihn bringt.

Paul Gerhardt dichtet in seinem Lied: „Sollt ich meinem Gott nicht singen“:

„Seine Strafen, seine Schläge,
ob sie mir gleich bitter seind,
dennoch, wenn ich’s recht erwäge,
sind es Zeichen, dass mein Freund,
der mich liebet mein gedenke
und mich von der schnöden Welt,
die uns hart gefangen hält,
durch das Kreuze zu ihm lenke.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.“

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
Die Gewissheit der Liebe Gottes

4. Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

„Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (V. 18)

Wenn Menschen ohne diese Gewissheit der Herrlichkeit Gottes an den Tod erinnert werden, sind gewöhnlich zwei Reaktionen zu beobachten. Entweder sie geben sich einer falschen und trügerischen Hoffnung hin, die da heißt: „Nach dem Tod ist alles aus“ oder: „Nach dem Tod wird alles gut“, völlig unabhängig von dem Glauben an Jesus, so wie es manche moderne Sterbeforscher behaupten. Die andere Möglichkeit ist: Sie verdrängen jeden Gedanken an den Tod.

Kinder Gottes tragen eine unerschütterliche Gewissheit in ihrem Herzen, dass sie nach dem Tod bei Jesus sein werden. Kinder Gottes wissen genau: „Durch mein Leben und durch meine Taten kann ich nicht vor dem heiligen Gott bestehen. Aber Christus bringt mich in den Himmel, denn er ist für meine Sünden gestorben. Ich verlasse mich auf ihn.“ Jesus betont: „Freuet euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Paulus verwendet das Bild von einer Balkenwaage. In die eine Waagschale wirft er die Leiden seines Lebens. In die andere Waagschale kommt die Herrlichkeit des zukünftigen Lebens bei Jesus hinein. Die Waage geht jetzt schlagartig auf der Seite, in der die Herrlichkeit liegt, herunter. Die schweren Stunden meines Lebens wiegen federleicht gegenüber der unvorstellbar gewichtigen Herrlichkeit eines Lebens im Himmel, auf der anderen Seite.   

Paulus kann sich nur freuen auf diese Herrlichkeit. Er sagt: „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ (Philipper 1,23)

Wir haben gehört von der leuchtenden Gewissheit der Christen:

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
Die Gewissheit der Liebe Gottes
Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

Der Glaube an Jesus ist keine ungewisse Sache. Er ist ein festes Wissen um bestimmte Dinge, bei denen die anderen im Dunkeln tappen.

„Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.“

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Zeugen sein

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Liebe Gemeinde,

wenn wir die Wahrheit herausfinden wollen, dann brauchen wir gute Zeugen.

Folgender Witz zeigt, wie sehr das von unseren Vorerfahrungen abhängig ist:
„Herr Meier wird vom Richter gefragt: „Kennen Sie den Zeugen und halten Sie ihn für glaubwürdig?” „Kennen tue ich ihn schon, aber mit der Glaubwürdigkeit ist das so eine Sache. Er war jahrelang bei der Wettervorhersage tätig.”

So sollten wir uns bei unserem heutigen Text fragen, welche Erfahrungen wir mit Gott, dem Vater, mit Jesus und dem Geist der Wahrheit gemacht haben:

„15, 26 Wenn ich beim Vater bin, will ich euch jemanden senden, der euch zur Seite stehen wird, den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater kommen und bezeugen, wer ich bin.
27 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen."
16, 1 "Ich sage euch das alles, damit ihr nicht an mir zu zweifeln beginnt und aufgebt.
2 Denn man wird euch aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes ausschließen. Ja, es wird so weit kommen, dass man meint, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn man euch tötet.
3 Zu all dem werden Menschen fähig sein, weil sie meinen Vater und mich nicht kennen."
4 "Ich sage euch das, damit ihr nicht überrascht seid, wenn dies alles eintrifft. Bisher war es nicht nötig, davon zu reden, weil ich ja bei euch war.“
Johannes 15,26-16,4

Zuerst geht es um unsere Erfahrungen mit Gott und dem Glauben:

-    Lassen wir uns unseren Glauben von Gott bezeugen? Welche Erfahrungen haben wir mit Gott in der letzen Zeit gemacht?
Bibel lesen – im Alltag auf Begegnungen mit Gott achten

-    Erinnern wir uns an das, was Gott Gutes getan hat? Wann haben wir Gott zum letzten Mal Danke gesagt?
Dankbarkeit – denn wie oft vergessen wir, worin und wie oft Gott uns schon geholfen hat

-    Bleiben wir über unser Fragen mit Gott im Gespräch? Hat unser Reden mit Gott einen regelmäßigen Platz in unserem Tagesablauf?
Gebet – eine wichtige tägliche Übung, damit wir uns auf die Wellenlänge Gottes einlassen

Gott möchte uns ausrüsten, fit machen, damit wir Zeugen für ihn sein können. Das hat er schon damals mit seinen ersten Jüngern, seinen Nachfolgern gemacht. Das können wir bis heute erleben, wenn wir Gott und sein Wort ernst nehmen und ganz konkret in unser alltägliches Leben übertragen.

Gott bezeugt sich durch seinen Heiligen Geist in unserem täglichen Leben. Und dann merken wir, dass wir fit werden, um als seine Zeugen in unser persönliches Umfeld zu gehen. Und wenn wir unseren Mitmenschen in unserer nächsten Umgebung von Gott, Jesus und dem christlichen Glauben bezeugen, dann stellen wir fest, dass die Leute ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Gott machen.

Da gibt es Menschen, die fühlen sich von Gott verlassen

An Himmelfahrt haben wir gehört, dass Jesus zum Vater zurückgekehrt ist. Leiblich ist er nicht mehr unter uns. Doch weil er zum Vater zurückgekehrt ist, kann er heute Morgen unsichtbar unter uns sein.

Und er ist quasi im Doppelpack da: Er hat den Heiligen Geist geschickt, der hier als Geist der Wahrheit bezeichnet wird. Wir sehen Wahrheit immer als etwas Statisches an, doch ist auch sie, wie so vieles im Leben, vom Standpunkt abhängig. Wer meint, dass er von Gott verlassen ist, für den ist das Wahrheit.

Ich will ein Beispiel aus dem Umgang mit anderen Kulturen sagen. Es gibt Prägungen, da ist es ehrenhaft und schicklich, etwas Unwahres zu sagen, weil der andere geschätzt und gemocht wird.
In unserer Kultur wird die Wahrheit teilweise zu lieblos und zu hart weitergesagt. Wenn Jesus hier vom Geist der Wahrheit redet, dann meint er damit, dass die Wahrheit in seiner Liebe weitergesagt werden soll – dann sind wir Zeugen Gottes.

Die Nähe Gottes weitergeben, weil wir uns selber in seiner Nähe wohl fühlen

Aber stellen wir uns nicht selbst manch mal die Frage, ob Gott da ist?
Lassen wir uns von einem jüdischen Rabbi zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, in Gottes Nähe zu sein:
"Wo wohnt Gott?" Mit dieser Frage überraschte der Rabbi einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren. Sie lachten über ihn: "Wie redet ihr! Ist doch die Welt seiner Herrlichkeit voll!" Er aber beantwortete die eigene Frage: "Gott wohnt, wo man ihn einlässt."

Diese Erfahrung, dass Gott wohnt, wo man ihn einlässt, dürfen wir in der Liebe von Jesus Christus an Menschen weitergeben, die sich von Gott verlassen fühlen – und so seine Zeugen sein.

Da gibt es weiter Menschen in unserem Umfeld, die fragen sich, warum Gott Leid zulässt

Das ist eine gute und berechtigte Frage, die Gott vorausgesehen hat und deswegen uns den Tröster, den Heiligen Geist schickt. Diese Erfahrung können wir am besten weitergeben, wir können am besten trösten, wenn wir selber durch Leid gegangen sind.

Manche Menschen gehen, wenn sie jemand treffen, der gerade einen Angehörigen verloren hat, auf die andere Straßenseite, und merken gar nicht, wie sehr sie dadurch verletzen und kaputt machen.

Wie wir es besser machen, zeigt folgende Geschichte:
„In einem fernen Land lebte eine Frau, deren einziger Sohn starb. In ihrem Leid ging sie zu einem gläubigen Mann und fragte ihn: „Welche Gebete und Hilfe kennst du, um mit meinem Leid und Kummer klar zu kommen?“
Er antwortete ihr: „Bring mir einen Senfsamen aus einem Hause, das niemals Leid kennen gelernt hat. Damit werden wir den Kummer aus deinem Leben vertreiben.“
Die Frau begab sich auf die Suche nach dem Senfkorn. Auf ihrem Weg kam sie bald an ein prächtiges Haus, klopfte an die Tür und sagte: „Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat. Ist dies der richtige Ort? Es wäre wichtig für mich.“
Die Bewohner des Hauses antworteten ihr: „Da bist du an den falschen Ort gekommen“, und sie zählten all das Unglück auf, das sich jüngst bei ihnen ereignet hatte.
Die Frau dachte bei sich: „Wer kann diesen armen unglücklichen Menschen wohl besser helfen als ich, die ich selber so tief im Unglück bin?“ Sie blieb und tröstete sie und legte mit ihnen all das Leid vor Gott.
Später, als sie meinte, genug Trost gespendet zu haben, brach sie wieder auf und suchte aufs Neue ein Haus ohne Leid. Aber wo immer sie sich hinwandte, in Hütten und Palästen, überall begegnete ihr das Leid.
Schließlich tröstete sie andere Leute in ihrem Leid und merkte, wie Gott dabei mitging und sie trug. Dabei vergaß sie die Suche nach dem Senfkorn, ohne dass es ihr bewusst wurde. So verbannte sie mit der Zeit den Schmerz aus ihrem Leben.“

Wir können als Freunde von Jesus andere Menschen trösten. Wenn wir das machen, dann sind wir Zeugen. Wir dürfen Trost weitergeben, weil wir selber von Gott getröstet werden.

Da gibt es nicht zuletzt Menschen in unserer Umgebung, die Zweifel an Gott haben

Das ist gar kein Problem, sie sind hier in guter Gemeinschaft mit den Jüngern, die gezweifelt haben, die so wenig von Jesus verstanden haben, die immer wieder Fragen hatten. Doch in alle dem wurden sie von Jesus zurecht geliebt, darum brauchen wir Jesus Christus.

In Zweifel an der Seite des anderen stehen, weil auch unser Glaube Zweifel kennt.
Schaut was Jesus aus seinen Jüngern gemacht hat, die an Karfreitag wegliefen, die ihn verleugnetet, die aus Angst die Türen zuschlossen: in der Begegnung mit dem Auferstandenen bekommen wir die Kraft, in unserer Schwachheit, in unserem Zweifel von Gott und von Jesus zu zeugen.

Wenn wir aus unserem Leben berichten, wie wir die Nähe Gottes spürten, als wir ganz unten waren, wie wir getröstet wurden, als wir Leid trugen, wie er uns durchgeholfen hat, als Zweifel an uns nagten, dann ist das ehrlicher und überzeugender, als wenn wir von geistlichen Highlights berichten.

Es reicht, von ganz gewöhnlichen Dingen zu berichten, wie folgende Geschichte zeigt:
„Zu dem englischen Physiker Isaac Newton kam ein Zweifler und fragte: "Wie will Gott das machen, dass er den Leib wieder zusammensetzt, nachdem er zu Staub zerfallen ist?" Newton ging lächelnd auf die Frage ein, nahm eine Menge Staub, mischte feinste Eisenfeilspäne darunter und fragte: "Wie kann man jetzt den Eisenstaub vom Sandstaub trennen?" So etwas wollte der Frager gerade wissen, deshalb nahm Newton einen Magneten und hatte im Nu die beiden Staubarten voneinander abgesondert. Dazu sagte er: "Gott hat den Menschen geschaffen und den Magneten. An der Kraft des Magneten zweifeln Sie nicht, aber an der Kraft Gottes wollen Sie zweifeln?"

Zweifel zulassen und aussprechen – und von eigenen Erfahrungen berichten, dann seid ihr Zeugen!

Auch unsere Partnerschaft ist ein Zeugnis, dass Gott da ist, dass er uns immer wieder trösten will und dass wir trotz und in unseren Zweifeln uns stärken und zusammenstehen können.

Der Geist der Wahrheit bezeugt uns den christlichen Glauben, damit wir wiederum für Gott Zeugen sind. Lasst uns das fröhlich und gewiss tun!
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen

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Ich möchte euch am Anfang der Predigt eine Geschichte erzählen über eine kleine Kirche in meiner früheren Heimat Libanon. Es war während eines Besuchs im Frühjahr 1997, also vor achtzehn Jahren, dass ich diese Kirche zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe. Ich bin damals in das Stadtzentrum von Beirut gefahren, um zu sehen, wie weit man mit dem Wiederaufbau vorangekommen war. Die Stadt war während des Bürgerkriegs, der von 1975-1990 dauerte, weitgehend zerstört worden.

Auf meiner Tour durch die Stadt stieß ich auf eine kleine Kirche. Sie war wie durch ein Wunder unversehrt geblieben, während alle anderen Gebäude um sie herum zerstört wurden. Doch was der Krieg nicht schaffte, nämlich diese Kirche zu zerstören, das wollten die Stadtplaner, die für den Wiederaufbau verantwortlich waren, nachholen. Diese Gegend am Meer war nach ihren Plänen für Hotels und Wohnhäuser der Luxusklasse vorgesehen. Die Kirche passte nicht in ihr Konzept und sollte darum abgerissen werden. Als aber die Planierraupen heranrückten, da stellte sich der junge Pfarrer der Gemeinde ihnen mutig in den Weg und ließ nicht zu, dass sie ihr Vorhaben ausführen konnten. Am Ende konnte er sogar bei der Stadtverwaltung durchsetzen, dass der Beschluss über den Abbruch der Kirche zurückgenommen wurde.

Heute, achtzehnzehn Jahre danach, hat sich die Nachbarschaft der Kirche durch die Neubauten stark verändert. Sie steht jetzt inmitten von modernen Hochhäusern und wirkt fast verloren in dieser Umgebung, aber sie bietet ein Zuhause für zwei lebendige Gemeinden: eine arabischsprachige für einheimische Christen und eine englischsprachige internationale Gemeinde. Wir besuchten in diesem Jahr an Palmsonntag und Ostern die Gottesdienste der internationalen Gemeinde und trafen dort Christen aus USA, Europa, Afrika, Indien und sogar eine Familie aus Südkorea.

Die Geschichte dieser Kirche erinnert mich an eine Verheißung, die Jesus seinem Jünger Petrus einmal gab: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Weder der Krieg noch die Stadtplaner konnten dieser Kirche etwas anhaben, weil Jesus zu seiner Verheißung für die Gemeinde steht und sie beschützt.

Unser Predigttext heute dreht sich um diese Verheißung. Er enthält aber auch andere interessante Aspekte, über die es lohnt nachzudenken. Ich lese jetzt aus dem Matthäus Evangelium, Kapitel 16, 13-18;  21-23:

„Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Was sagen die Leute, wer der Menschensohn ist? Sie aber sagten: Einige: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; und andere wieder: Jeremia oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.
Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis (d.h. eine Verführung zur Sünde), denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“

"Was sagen die Leute, wer der Menschensohn ist?"

Jesus spricht oft von sich selber als der Menschensohn. Und er stellt diese Frage, weil die Antwort darauf eine entscheidende Rolle für den Glauben spielt. Es ist vielleicht interessant zu wissen, was die Leute im Allgemeinen von Jesus halten, doch viel wichtiger ist die ganz persönliche Antwort darauf. Deshalb konfrontiert Jesus dann seine Jünger mit der gleichen Frage: "Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?"

Von den Jüngern, die ihn fast drei Jahre begleitet haben, erwartet Jesus offensichtlich eine andere Antwort als von der großen Masse. Die anderen haben Jesus nur sporadisch erlebt. Einige haben Heilungswunder gesehen, andere hörten ihn predigen und lehren. Alle waren tief beeindruckt von ihm. Unter diesen Menschen gibt es eine Reihe von Meinungen über Jesus: Manche denken, dass Johannes der Täufer, der kurz zuvor von Herodes getötet wurde, auferstanden sei und in der Person von Jesus wieder erschienen. Andere sehen in ihm den Propheten Elia, der im AT als Vorläufer des Messias angekündigt wurde. Dann gibt es wieder eine Gruppe von Menschen, die Jesus für den wiederkehrenden Jeremias halten.

Offenbar dachten viele Leute in Israel damals, dass Elia oder andere berühmte Propheten in der Endzeit wiederkämen, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten. Die Leute, die Jesus damals erlebten, halten sehr viel von ihm, aber sie bleiben in der Beurteilung seiner Person bei dem, was ihnen schon bekannt ist. Sie ordnen Jesus in die Reihe der großen Propheten ein, die sie vom Alten Testament her schon kannten, und darum können sie seine wahre Identität nicht erkennen.

Auch unter den Menschen heute, Laien und Theologen, gibt es eine große Bandbreite von Meinungen über Jesus. Für manche ist er ein großer Religionsstifter, aber nur einer unter vielen, wie Mose, Mohammed oder Buddha. Andere halten ihn für einen Revolutionär, der gegen die römische Besatzung in seinem Vaterland gekämpft hat und am Ende gescheitert ist. Wieder andere sehen in ihm einen Anwalt der Armen und Schwachen oder einen religiösen Reformer, der starre Traditionen aufbrechen und Menschen in die Freiheit führen wollte. Sie liegen alle falsch mit ihrer Einschätzung.

Solange wir Jesus nach menschlichen Maßstäben beurteilen, werden wir die Wahrheit über seine Person nicht erfahren. Wer Jesus ist, das kann uns nur Gott durch seinen Heiligen Geist offenbaren, wie es damals die Jünger erfahren haben. Als Jesus ihnen die Frage stellt: "Für wen haltet ihr mich denn?", da ergreift Petrus das Wort und gibt stellvertretend für alle Jünger die Antwort: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Die Jünger hatten fast drei Jahre in einer engen Lebens- und Lerngemeinschaft mit Jesus verbracht. Für sie war es danach klar: "Jesus ist einzigartig. Wir können ihn nicht in eine der üblichen Kategorien einordnen." Das machte sie offen für die Wahrheit, die Gott ihnen offenbarte: Jesus ist der verheißene Messias, auf den Israel wartet, der Sohn des lebendigen Gottes.

Petrus bekommt ein dickes Lob von Jesus für dieses Bekenntnis: "Glückselig bist du Simon, Sohn des Jona! Diese Erkenntnis hat dir mein Vater im Himmel gegeben; von sich aus kommt ein Mensch nicht zu dieser Einsicht." Es gibt Vieles, was uns glücklich machen kann, aber das größte Glück besteht darin, dass wir erkennen, wer Jesus wirklich ist und was er für uns bedeutet. Denn damit gewinnen wir einen unvergänglichen Schatz, der alles andere überstrahlt.

Petrus bekommt nicht nur ein Lob, sondern auch eine große Verheißung: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Aus dem impulsiven und manchmal wankelmütigen Simon soll Petrus, der Fels, werden, auf den Jesus seine Gemeinde gründen will. Dieses Wort von Jesus hat sich später erfüllt. Petrus wurde zum Sprecher der Apostel. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung und Leitung der ersten christlichen Gemeinde.

Auch die Gemeinde bekommt von Jesus eine Verheißung zugesprochen: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."

Jesus deutet hier schon an, dass die Gemeinde später Verfolgung erleiden wird, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Aber er sichert ihr seinen Schutz zu. Sie wird bestehen bleiben, egal, was auf sie zukommt. Das hat die Gemeindegeschichte seit zweitausend Jahren bewiesen. Es gab viele Versuche, sie auszulöschen, aber sie hat alle überstanden und ist immer noch quicklebendig. Diese Verheißung an die Gemeinde hat eine Grundlage: Das Bekenntnis zu Jesus als Retter und als Sohn Gottes. Solange die Gemeinde daran festhält, hat sie Hoffnung und Zukunft.

Dieses Ereignis war sicher ein Höhepunkt im Leben von Petrus. Doch, typisch für ihn: Auf diesen lichten Moment mit seinem klaren Bekenntnis zu Jesus, folgt eine Geschichte, in der er sich total daneben benimmt und eine scharfe Zurechtweisung durch Jesus sich einhandelt. Wie konnte es dazu kommen? Petrus und die anderen Jünger hatten sich große Hoffnungen über die Zukunft an der Seite von Jesus gemacht. Aber Jesus macht mit seiner Leidensankündigung diese Hoffnungen zunichte.

In unserem Bibeltext steht: "Er fing nämlich an, ihnen zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse." 

Jesus zeigt den Jüngern die Stellen aus den Propheten im Alten Testament, die vom Leiden und Sterben des Messias sprechen und erklärt sie ihnen. Sie sollten wissen: Dieses Leiden und Sterben ist kein Scheitern seiner Mission. Dahinter steht ein göttliches Muss. Es ist nach Gottes Plan der Weg, um die Menschen zu erlösen und mit sich zu versöhnen.

Petrus kann diese Worte von Jesus über Leiden und Sterben gar nicht hören. Er hatte zwar eine Offenbarung von Gott empfangen, dass Jesus der Messias sei, aber er hatte seine eigene Vorstellung, wie der Messias seinen Auftrag erfüllen sollte. Jesus sollte als siegreicher König nach Jerusalem einziehen und durch eine Demonstration seiner göttlichen Macht die Gegner bezwingen. Das war die Erwartung der Menschen aus dem Volk Israel an den Messias. Nun aber spricht Jesus vom Leiden und von einem schändlichen Tod am Kreuz. Das passte überhaupt nicht in die Gedankenwelt der Jünger.

Und wieder ist es Petrus, der sich zu ihrem Sprecher macht. Er nimmt Jesus zu einem Vieraugengespräch auf die Seite und fährt ihn regelrecht an: "Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!"

Man muss sich vorstellen, wie aufgebracht Petrus gewesen sein muss, dass er seinem Herrn, den er hoch verehrt, eine Rüge erteilt. Er will auf jeden Fall Jesus vor diesem Leiden bewahren. Dadurch macht er sich unbewusst zu einem Komplizen Satans, der Jesus bei der Versuchung in der Wüste dazu bringen wollte, seine göttliche Macht zu zeigen und den Leidensweg zu umgehen. Satan war mit diesem Plan gescheitert. Nun benutzt er Petrus als Werkzeug. Jesus weist Petrus deshalb in aller Schärfe ab: "Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist."

Göttliche und menschliche Gedanken gehen oft weit auseinander. Menschen suchen durch Ausübung von Macht sich zu profilieren und auf Kosten der anderen Vorteile für sich oder für ihr Land zu verschaffen. Wenn ein Politiker sich so verhält und Erfolg damit hat, dann erwirbt er sich hohes Ansehen bei seinem Volk. Wer Stärke zeigt, dem laufen die Menschen zu. Das Ergebnis können wir heute an vielen Orten sehen: Streit, Krieg, Zerstörung und Elend.

Jesus geht einen ganz anderen Weg. Er dient, anstatt zu herrschen, er nimmt Anteil am Leiden der Menschen und gibt schließlich freiwillig sein Leben für andere hin.

Die Versuchung, Eindruck zu machen und Macht auszuüben, kommt vom Gegenspieler Gottes, vom Satan. Die Kirche ist während ihrer langen Geschichte oft auf diese Versuchung hereingefallen. Sie verbündete sich mit den Mächtigen der Welt, mit Kaisern und Königen. Aus einer kleinen und verfolgten Minderheit wurde ein mächtiger Kirchenstaat mit dem Papst an seiner Spitze. Und dieser hatte oft mehr Macht als die weltlichen Herrscher. Die Kirche führte Kriege und verfolgte Andersdenkende. Viele von ihnen wurden gefoltert oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Selbst die schönen Kirchenbauten aus jener Zeit, die wir heute bewundern können, sollten von Macht und Reichtum zeugen. Sie überragten alles andere, was um sie herum stand. Die Menschen sollten sehen, dass Gott der mächtigste Herrscher dieser Welt ist.

Natürlich wissen wir es heute besser und distanzieren uns von diesem Machtgehabe. Doch insgeheim wünschen wir, dass die Gemeinde Jesu ein wenig mehr in dieser Welt darstellen könnte. Wir hätten gerne eine Kirche, die in dieser Welt Eindruck macht.

Ich erinnere euch an das Bild von der kleinen Kirche, das ich am Anfang der Predigt gezeigt habe. Verglichen mit den großen Kathedralen des Mittelalters sieht sie sehr bescheiden aus. Sie wird nicht, wie jene großen Kirchen, von Touristen besucht, die ihre Schönheit bewundern. Doch gerade dieser kleinen und unscheinbaren Kirche gilt die Verheißung Jesu: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden." Denn in ihr versammeln sich Menschen, die sich zu Jesus bekennen und bereit sind, mit ihm zu leiden und ihm zu dienen.

So ist diese kleine Kirche ein Bild für die Gemeinde Jesu heute. Sie macht nach außen keinen großen Eindruck auf die Leute. Sie ist klein und unscheinbar neben den protzigen Bauwerken um sie herum und sie wirkt oft wie ein Fremdkörper in ihrer Umgebung. Die Gemeinde wird, wie diese kleine Kirche, manchmal belächelt und in vielen Ländern auch verfolgt. Doch Jesus verheißt ihr: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!

Autor: Sahyoun, Hani


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Aufrichtig Geben

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Willkommen meine Damen und Herren, liebe Geschwister, zu einem Experiment!

Ohne Ihnen etwas davon zu sagen, habe ich Sie alle heute Abend zu Teilnehmern an einem Experiment meinerseits gemacht. Ich werde heute Abend eine Predigt über den vorgeschlagenen Predigttext halten. Dies ist, das gebe ich zu, nur etwas Neues für mich, aber eigentlich nicht für Sie und euch. Von daher wird es hoffentlich nicht unangenehm für Sie.

Ich habe diesen Gottesdienst und die Predigt unter das Thema „Aufrichtig Geben“ gestellt. Es geht um vier Verse aus dem Matthäusevangelium, ganz einfache und bekannte, ja teilweise schon sprichwörtliche Verse.

Der Text, um den es geht, steht mitten in der Bergpredigt. Die Bergpredigt, das ist sozusagen das christliche Grundgesetz, die Verfassung, auf deren Basis wir Christen unser Verhalten ausrichten und messen lassen wollen. Es ist aber noch viel mehr als das, es ist auch Jesu Manifest, es ist das Destillat, die Zusammenfassung all dessen, was Gott uns durch Jesus sagen will.

Vor unserem Predigttext heute stehen zum Beispiel so berühmte Sätze wie: „Wenn Dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar!“ Oder „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!“ Unserem Text folgt das einzige Gebet, das uns Jesus gegeben hat, das „Vater Unser“.

Sie sehen also: Hier sind wir mitten im Herzen unseres Glaubens und gerade deswegen sind Predigten hierzu auch besonders herausfordernd, für Sie und euch und auch für mich. Nun genug der Vorrede, hier ist der Text:

Matthäus 6 die Verse 1 - 4. Ich lese nach der Übertragung Neues Leben:
„1 Nehmt euch in Acht! Wenn ihr Gutes tut, dann tut es nicht öffentlich, nur damit ihr bewundert werdet. In diesem Fall dürft ihr nicht erwarten, von eurem Vater im Himmel belohnt zu werden. 2 Wenn du einem Bedürftigen etwas gibst, posaune es nicht heraus, wie es die Heuchler tun, die in den Synagogen und auf den Straßen mit ihren Wohltaten angeben, nur um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen! Ich versichere euch: Das ist der einzige Lohn, den sie jemals dafür erhalten werden. 3 Wenn du jemandem etwas gibst, dann sag deiner linken Hand nicht, was deine rechte tut. 4 Gib in aller Stille, und dein Vater, der alle Geheimnisse kennt, wird dich dafür belohnen.“

Je länger ich über diese Text nachdenke, umso mehr finde ich in diesen wenigen Versen, was zu mir spricht. Heute Abend möchte ich mich auf drei Themenfelder beschränken, über die ich reden möchte:

1.    Heuchelei
2.    Geld oder Liebe
3.    Aufrichtig Geben

Ende des 19. Jahrhunderts, also in der Hochphase des deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm dem 2., definierte der Philosoph und Theologe Friedrich Kirchner Heuchelei so: „Heuchelei ist eine aus selbstsüchtigen Interessen entspringende Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen, in dem Betreffenden nicht vorhandenen lobenswerten Gesinnung.“ Diese Definition wird bis heute so gelehrt.

Nicht dass ich das Werk von Professor Kirchner studiert hätte, damit will ich mich nicht schmücken. Nein, ich fand dieses Zitat im Internet und ich finde, es ist sehr passend: „Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen Gesinnung“.

In der Zeit um 1900 wurde von vielen Seiten bedauert, dass die alte preußische Tugend vom „mehr Sein als Schein“ gesellschaftlich umgekehrt wurde und es „mehr Schein als Sein“ gäbe. Heute, gerade mal 110 Jahre später, geben wir uns mit preußischen Tugenden gar nicht mehr erst ab. Aber dennoch ist es leicht für uns, einen Heuchler zu benennen, sei er nun Politiker, Manager, Unternehmensberater oder einfach Steuerhinterzieher. Letztendlich scheint unsere ganze heutige Gesellschaft von Schönfärberei in der Darstellung nach Außen geprägt zu sein. Sei es, dass unhaltbare Wahlversprechen gegeben werden; sei es, dass minimale Erfolge aufgebauscht werden, um nur ja erfolgreich zu scheinen; sei es, dass die Eigenschaften eines Produktes maßlos übertrieben werden, um es nur ja zu verkaufen oder dass die schillernde Fassade des eigenen Ichs nur die Leere dahinter überdeckt.

Heutzutage ist Außendarstellung alles, die inneren Werte, die Einstellung unwichtig, solange alle motiviert scheinen und reibungslos funktionieren. Und ja, wir wissen alle, was wir von den Lügen der Werbung, der Politik und der Gesellschaft um uns herum zu halten haben, oder?

Aber sind wir nicht auch ein Teil dieser Gesellschaft? Dass wir uns sonnen wollen in der Anerkennung Anderer. Wollen wir nicht auch lobend erwähnt werden? Soll nicht jeder sehen können, was wir für gute Menschen sind? Und glauben wir wirklich, dass das vor der Gemeinde halt macht? Dass wir, wie Jakobus es fordert, über die Äußerlichkeiten hinweg sehen?

Ich kenne in Beruf und Gesellschaft viele Leute, die meinen, weil sie Anzug tragen, etwas Besseres zu sein. Leider gibt es auch genug Menschen, die ihnen genau das glauben. Und leider gibt es die auch in der Gemeinde.

Warum aber warnt Jesus uns vor Heuchelei? Warum ist ihm das so wichtig?

Nun, zu Jesu Zeit definierte sich die religiöse Oberklasse über das in Szene setzen ihrer eigenen Person. Und was heute vielleicht eine Benefiz-Gala ist, war damals das zur Schau stellen des Almosengebens. Denn letztendlich: wer viel gibt, zeigt damit nicht nur, dass er besonders fromm ist, sondern vielmehr dass er reich ist. Welches andere Statussymbol kann so schön den persönlichen Erfolg in Form von Reichtum darstellen und gleichzeitig moralisch so vorbildlich sein?

In die Falle Heuchelei tappen auch wir schneller als wir selber ahnen. Lassen wir zu, dass Jesus unsere Motivation immer wieder hinterfragt?

Dennoch – es ist nur ein Aspekt, den Jesus in unserem Text anspricht. Es geht hier, wie immer bei Jesus, um uns, um unsere Ängste und Bedürfnisse. Natürlich wollen wir selbst nicht zu kurz kommen. Und oft in unserem Leben stehen wir vor der Frage: Geld oder Liebe? Von daher finden Sie sich vielleicht in einer dieser Szenen wieder:

Donnerstagabend. Endlich Feierabend! Die laue Sommerluft lädt zum Schlendern durch die Fußgängerzone ein. Hm, was Essen wär jetzt fein! Einen leckeren Döner, eine Bratwurst im Brötchen oder doch ein Stück Pizza auf die Hand? Hm. Oh nein, muss da dieser Penner in der Ecke sitzen? Wie der schon riecht. Was steht da auf dem Zettel: Habe Hunger! Mann, wenn ich den sehe, dann vergeht’s mir. Außerdem versäuft der doch sowieso alles. Hm, da gehe ich lieber ins Restaurant, da muss ich solche Typen wenigstens nicht sehen.

Samstagabend. Fernseh-Benefiz-Gala für die Opfer der Flutkatastrophe. Schön. Die Größen aus Musik, Film und Fernsehen sind da. Toll, was da geboten wird, echt klasse! Dazwischen diese etwas sentimentalen Einspieler von Leuten, denen das Haus weggeschwommen ist. Ach, geh mir weg damit. Die Versicherungen zahlen das doch und der Staat hat doch gerade erst einen milliardenschweren Hilfetopf aus meinen Steuern eröffnet und jetzt wollen die, dass ich denen noch mehr gebe? Ach nein, eher nicht.

Sonntagabend. Am Ende des Gottesdienstes wird zur Kollekte für Kinder in Afrika aufgerufen. Der Klingelbeutel nähert sich und ich zücke das Portemonnaie, greife hinein und: „Ach Du meine Güte, nur ein 50-Euro-Schein und 60ct! Ja, ja, die armen Kinder, ich weiß, aber so viel gebe ich doch sonst auch nicht und überhaupt, wir wollten gleich noch mit Freunden ein Eis essen gehen. Wie sieht das denn aus, wenn ich mir was leihen muss? Außerdem, es gibt doch Entwicklungshilfe, da tun es doch auch die 60ct.

Wie oft stehen wir in dieser Entscheidung zwischen unserem Geld und der Liebe zum Anderen?

Der Wochenspruch macht es noch mal ganz deutlich: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Und selbst wenn Jesus an dieser Stelle nicht einmal alle Menschen meinen sollte, sondern nur unsere Geschwister im Herrn. Wie oft ist uns unser Wohlstand wichtiger als die Not eines Einzelnen?

Wir kennen die Wahrheit, dass wir als Einzelne nicht allen helfen können. Wir sehen auch, dass wir einen großen Teil der Fürsorge an staatliche Institutionen abgegeben haben und das ist, lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen: Gut so! Dennoch entbindet uns das nicht aus der Verantwortung. Nur eine Handvoll Verse vor unserem Text sagt Jesus: „Gebt denen, die euch bitten, und kehrt denen nicht den Rücken, die etwas von euch borgen wollen.“

Ich zitiere dazu einen Kommentar zum Neuen Testament, der uns diese Herausforderung nahebringt: „Unser Hang nach Besitz und Eigentum lässt uns vor dem Gedanken grauen, wegzugeben, was wir uns erarbeitet haben. Dennoch, wenn wir gewillt wären, uns nur auf die Schätze des Himmels zu konzentrieren und nur mit dem Notwendigen an Essen und Kleidung zufrieden wären, dann könnten wir diese Worte Jesu viel williger wörtlich nehmen.“

Uns mit dem notwendigen an Essen und Kleidung zufrieden geben, hm. Der Kommentator setzt aber noch einen drauf und schreibt, dass es besser sei „einer Menge betrügerischer Bettler zu helfen, als es zu riskieren, jemandem, der wirklich in Not ist, den Rücken zu kehren“. Also soll es besser sein, ausgenutzt zu werden, als den Bedürftigen zu übersehen? Hm. Denn ausgerechnet dieser eine Bedürftige ist Jesus selbst gewesen.

Ich stelle fest, dass die radikale Liebe, von der Jesus hier spricht, eine große Herausforderung für mich ist. Ich muss für mich selbst klar bekommen, was dies für mich bedeuten kann.

Offensichtlich ist das Geld in Gottes Augen eine Verantwortung gegenüber dem Nächsten. Unser Wohlstand ist uns von Gott anvertraut, damit wir ihm damit dienen und nicht nur uns selbst. Und im Zweifel ist die Liebe dem Geld immer vorzuziehen.

Verstehen Sie mich nicht falsch – natürlich geht es Jesus nicht um eine weltabgewandte Askese. Es geht hier keinesfalls darum, auf jeglichen Genuss zu verzichten. Es geht darum, die Verantwortung für Gottes Geschenke wahrzunehmen. Denn niemand von uns hat es sich verdient, in einer der reichsten Gesellschaften der Erde zu leben. Und ganz ehrlich, die meisten von uns haben mehr als zum Leben notwendig ist.

Die eigentliche Frage ist: Wie gehen wir damit um? Oder anders formuliert: Wie funktioniert das mit „aufrichtig geben“?

Die Antwort ist: Ich kann es Ihnen nicht sagen! Denn es ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, dass wir geben können mit Freude, ohne irgendwelche Hintergedanken und ohne Angst oder Bedenken.

Aufrichtig geben zu lernen ist ein langer und auch sehr persönlicher Weg, vor allem aber ist es ein Geschenk. Ich will Ihnen drei Wegweiser geben, die Ihnen vielleicht helfen können:

Mein erster Wergweiser lautet: Nimm das Geschenk an!

Ich denke, das Wichtigste im Umgang mit Geld ist, es nicht als eigenen Verdienst anzusehen oder als Ergebnis meines Handelns. Denn weder meine intellektuelle noch körperliche Leistungsfähigkeit liegt letztendlich in meiner Hand. Jeder, der schon mal urplötzlich krank geworden ist, weiß wovon ich rede.

Zudem habe ich nichts dazu getan, in ein Land hinein geboren zu sein, das im Vergleich zur Zeit Jesu unvorstellbar reich ist. Ich habe nicht nur jeden Tag genug zu essen und gute Kleidung, nein, ich habe auch ein Dach über dem Kopf und sogar mehr als nur ein zuverlässiges Transportmittel. Damit gehöre ich definitiv zu den reichsten 20% dieser Erde. Es wäre schlicht unangemessen, dafür nicht sehr, sehr dankbar zu sein. Und ich nehme das Geschenk an. Ich lebe davon, ich esse und trinke, ich fahre und spiele, kaufe ein und genieße. Und immer wieder mache ich mir bewusst, wer mir diese Gunst erweist.

Zweiter Wegweiser: Relativieren Sie den Wert von Geld!

Wissen Sie, Geld ist nicht wirklich wertvoll. Es erhält nur den Wert, den wir diesem bedruckten Stück Papier zutrauen. Wenn Sie die Wahl hätten zwischen der aufrichtigen Liebe eines Menschen und 1.000,- €, würden Sie ernsthaft in Erwägung ziehen, das Geld zu nehmen?

Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Auch wenn Werbung und manche Menschen uns das einreden wollen. Verschließen wir nicht die Augen davor: wir leben in einer extrem materialistischen Welt und wir sind immer auch ein Teil davon. Und gerade deswegen ist es wichtig, dass wir auf andere Werte setzen: auf Vertrauen, auf Zuneigung, auf Treue, auf Hoffnung, auf Liebe, auf Wahrheit, auf Hilfsbereitschaft – eben einfach auf Gott.

Dritter und letzter Wegweiser: Reisen Sie mit leichtem Gepäck!

Je mehr ich habe, je mehr ich anhäufe, umso mehr nimmt es mich gefangen. Gehen Sie einmal durch ihr Zuhause und fragen Sie sich: Was von diesen Dingen habe ich in den letzten 12 Monaten weder angefasst, betrachtet, benutzt oder auch nur daran gedacht? Und wie wahrscheinlich ist es, dass Sie dies in den nächsten 12 Monaten tun? Wenn Sie so etwas finden, stellt Sie sich die Frage: Warum haben Sie es dann überhaupt noch? Meine Frau und ich machen das immer wieder. Wenn wir solche Dinge bei uns zu Hause finden, versuchen wir sie abzugeben, zu verschenken oder zu verkaufen. Auch wenn es mir oft schwer fällt, etwas loszulassen, was Jahre in meinem Besitz war, stelle ich fest: Es befreit mich, wenn ich es weggebe!

Wenn ich Dinge anschaffe, muss ich mich kümmern. Alles braucht Platz, kostet eventuell auch ungenutzt Geld, will gepflegt werden, hält mich ab und kostet Zeit.
Wie leicht passiert es, dass ich mein Herz an Dinge hänge. So sehr, dass ich sie nicht hergeben mag. Aber gerade deshalb ruft Jesus uns zu: Woran Du dein Herz hängst, das ist Dein Gott! Und deswegen: geben Sie ab!

Geben Sie so viel ab, wie Sie vor sich selbst verantworten können. Prüfen Sie immer wieder, was Sie wirklich brauchen an Notwendigem und Schönem und geben Sie den Rest an andere. Stellen Sie immer wieder die Frage: Benutze ich das überhaupt noch? Brauche ich das wirklich? Und wenn nicht, geben Sie es weg, lassen Sie nicht zu, dass es Ihre Seele belastet, ihre Zeit vereinnahmt oder Sie irgendwie bindet. Sie werden sehen, es vereinfacht ihr Leben und befreit Sie. Reisen sie mit leichtem Gepäck durch dieses Leben!

Ich muss zum Schluss kommen. Die einfache Wahrheit zum Thema „Aufrichtig Geben“ ist: Bitten Sie Gott darum! Dass er Sie vor Heuchelei bewahrt, Ihr Herz mit der Liebe zum Anderen füllt und Ihnen dabei hilft, „einfach und aufrichtig“ abzugeben. Aufrichtig geben ohne darüber nachzudenken, also genau so, dass die Linke nicht weiß, was die Rechte gerade tut.
Amen.

Autor: Fley, Hartmut


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