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Glaube contra Religion

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Liebe Gemeinde,

auf seiner zweiten Missionsreise konzentriert sich Paulus auf Europa. Über Philippi, Thessalonich und Beröa stößt er nach Athen vor, dem geistigen und kulturellen Zentrum der alten Welt.

In Athen angekommen hat der Missionar noch etwas Zeit zu einer „Sideseeing Tour“ durch die Weltmetropole. Paulus sieht sich alles ganz genau an.

Der Tempelberg der Akropolis dominiert das Stadtbild. Neben dem Parthenontempel fällt das riesige Standbild der Athena Promachos besonders ins Auge. Schon von weitem grüßt die Göttin mit ihrem vergoldeten Helmkamm und ihrem goldenen Speer die heimkehrenden Seeleute auf draußen auf dem Meer. Außerdem beeindruckt auf der Akropolis der Athena-Nike Tempel, das Zeus Heiligtum und der Roma Tempel.

Paulus sieht auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt: Die Gymnasien und die Schulen und das große Dionysos Theater am Fuße der Akropolis.

Paulus informiert sich über die reiche philosophische Tradition der Athener. Überall stehen die Vertreter der unterschiedlichen philosophischen Schulen auf den Plätzen der Stadt und diskutieren heftig miteinander.

Und Paulus staunt über die enorme religiöse Vielfalt, die sich in Athen allerorts unübersehbar präsentiert. Die Stadt ist voll mit Tempeln und Götterstatuen. An den heiligen Stätten finden feierliche Prozessionen statt, untermalt von kultischer Musik und eingehüllt in Weihrauch.

Paulus hat sich also in aller Ruhe die Stadt Athen angeschaut und wir sind neugierig, wie sein Gesamturteil aussieht, das er nach diesem ausführlichen Rundgang fällt.

Wenig Bewunderung hat der Apostel offenbar für die Kulturmetropole übrig. Erstaunlicherweise findet er kein einziges Wort der Anerkennung für das, was die Athener über Jahrhunderte hinweg aufgebaut hatten. Paulus wird wütend. Er ist tief traurig und alles in ihm ist aufgewühlt. Sein Begleiter Lukas berichtet:

„Als aber Paulus in Athen auf seine Mitarbeiter wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller Götzenbilder sah.“ (Apostelgeschichte 17,16)

Ich habe mir überlegt: Wie würde Paulus wohl reagieren, wenn er für einige Tage bei uns in Hohenhaslach zu Besuch wäre? Würde er anschließend voller Anerkennung über unseren Ort sprechen? Würde er sagen: „Erstaunlich, dass es noch Orte gibt, wo so viele fromme Menschen leben!“? Würde er sagen: „Dieser Ort ist wirklich das, was Jesus ‚eine Stadt auf dem Berge‘ nennt, ein Ort mit einer großen geistlichen Ausstrahlung.“? Oder würde ihn, ähnlich wie in Athen, über die Situation an unserem Ort die Wut packen?

Ich denke, es ist doch traurig, wenn wir uns an vieles hier einfach gewöhnt haben, wenn wir Dinge als normal ansehen, die in Wirklichkeit gar nicht normal sind. Oder ist es denn normal, dass in unserem Ort so viele Menschen wohnen, die schon so oft von einer Bekehrung oder Entscheidung für Christus gehört haben, aber bei denen es bisher nie zu einem Anfang mit Jesus gekommen ist?

Und womit hängt es zusammen, dass die Ausstrahlung und die Wirkung, die von unserer Gemeinde ausgeht, offensichtlich so gering ist, dass wir die Mehrheit der Bevölkerung unseres Ortes nicht wirklich mit dem Evangelium von Jesus Christus erreichen?

Das können wir doch nicht einfach hinnehmen! Das kann uns doch alles nicht unberührt lassen. Das muss uns doch eine innere Not sein. Da muss es uns doch gehen wie Paulus, der innerlich tief erschüttert ist von der geistlichen Situation in Athen.

Paulus sieht die geistliche Situation in Athen. Er analysiert ganz nüchtern das Verhältnis der Bewohner Athens zu Gott. Und dann beginnt er in aller Öffentlichkeit zu predigen. Er hält eine Predigt zum Thema: „Glaube contra Religion“

1. Paulus spricht mit den Athenern über die menschliche Religion

Paulus bescheinigt den Athenern: „Ich sehe, dass ihr außerordentlich religiös seid.“

An Religion fehlt es nicht in Athen und in Hohenhaslach. Er spricht sogar viel dafür, dass jeder Mensch im Grund religiös ist. Jeder hat von Natur aus eine Bindung an eine höhere Macht, ein Wissen, dass über ihn noch eine höhere schicksalhafte Instanz steht. Aber zwischen der menschlichen Religion und dem biblischen Glauben befinden sich Welten. Religion und Glaube sind etwas Grundverschiedenes.

Der religiöse Mensch kennt Gott nicht

Paulus hat in Athen unter den vielen Götterbildern auch einen Altar entdeckt, auf welchem dem „unbekannten Gott“ Opfer dargebracht wurden. An diese Beobachtung knüpft er jetzt an. Paulus macht den Athenern in seiner Rede deutlich, dass die Menschen zwar von der Existenz Gottes wissen, dass ihnen aber das Wesen dieses Gottes völlig unbekannt ist.

Weil die Menschen aber von Gott nichts wissen, machen sich von ihm ihre eigenen Vorstellungen und Bilder. Jede dieser Vorstellungen von Gott ist so verschieden wie die Menschen selbst. In Griechenland kannte man damals über 3000 verschiedene Götter.

Da ist zum Beispiel das Bild vom lieben Gott, der immer verzeiht. Dieser Gott wird doch nicht auf die Idee kommen, Menschen zu richten oder zu verteilen. Er schickt doch niemanden zur Hölle. Seine Art ist es, allen Menschen zu verzeihen.

Viele haben auch die Vorstellungen vom distanzierten Gott, der weit weg ist. Sie können sich nicht vorstellen, dass es möglich ist, mit Gott eine persönliche Beziehung aufzubauen. Aber hin und wieder überkommt Menschen mit diesem Gottesbild bei einem gewaltigen Naturerlebnis oder bei einer feierlichen Handlung ein heiliger Schauer angesichts der Größe und Erhabenheit Gottes.

Paulus spricht in seiner Predigt auch das Bild vom ortsgebundenen Gott an. Er betont: „Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.“

Die Vertreter der Vorstellung vom ortsgebundenen Gott gehen an einen heiligen Ort. Sie betreten Gottes Haus, um dort Gott zu suchen. Aber Gott bleibt in diesem Haus. Er ist nur dort zu finden und hat mit dem alltäglichen Leben nichts zu tun. Dort gelten andere Gesetze wie im Haus Gottes.

Paulus macht deutlich: Der religiöse Mensch kennt Gott nicht. Er macht sich von Gott seine eigenen Vorstellungen.

Der religiöse Mensch toleriert nebeneinander verschiedene Heilswege.

Das war ja in Athen ganz offensichtlich. Athen war eine multireligiöse Stadt. Auf dem Multimarkt der Religionen war für jeden Geschmack etwas zu finden. Jeder ließ den anderen stehen. Wer wollte, konnte sich auch selbst aus verschiedenen Bauteilen seine eigene Religion zusammenbasteln.

Als Paulus dann mitten in Athen damit anfing, Jesus Christus ins Gespräch zu bringen, war die zu erwartende Reaktion eigentlich schon klar: „Aha, ein neues religiöses Angebot. Hier werden fremde Götter verkündigt. Eine neue Lehre soll etabliert werden.“

Selbstverständlich wurde toleriert, was Paulus verkündigte. In Athen warf niemand mehr mit Steinen. Darüber waren die Athener längst hinweg. Viele waren neugierig und wollten einfach nur hören, was Paulus denn zu bieten hatte.

Lukas erzählt: „Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst?“ (Apostelgeschichte 17,19)

Merken Sie, wie diese religiöse Geisteshaltung der Athener heute wieder aktuell geworden ist? Viele sprechen vom offenen Dialog mit den Religionen, damit jede Religion von der anderen lernen kann. Sie halten den Anspruch von Christus, der einzige Weg zur Seligkeit zu sein, für „fundamentalistisch“ und gefährlich. Sie behaupten, dass es viele verschiedene religiöse Wege gibt, die alle zu Gott führen. In einer christlichen Zeitschrift las ich den Satz: „Es war der Sündenfall der christlichen Religion, dass aus dem Bekenntnis: ‚Christus ist unser Heil‘ die Behauptung wurde: ‚Es gibt kein Heil außerhalb von Christus‘.“

Der religiöse Mensch toleriert nebeneinander verschiedene Heilswege.

Der religiöse Mensch dient Gott nur, um etwas zu empfangen.

Paulus predigt den Athenern: „Ihr denkt, Gott ließe sich von den Menschen dienen, so wie wenn er auf den Dienst der Menschen angewiesen wäre.“

Und tatsächlich war ja das Verhältnis der Athener zu ihren Göttern ganz pragmatisch. Sie dachten: „Ich gebe Gott etwas, damit Gott mir etwas gibt.“ So nach dem Motto: „Eine Hand wäscht die andere. Wie ich dir, so du mir.“

Gott wird also vom religiösen Menschen als Dienstleister der eigenen Wünsche oder als Vertragspartner für ein abgesichertes Leben angesehen.

Und ganz ehrlich: Wer von uns hat nicht schon verschiedentlich versucht, mit Gott ins Geschäft zu kommen? „Wenn ich wieder gesund werde, dann werde ich bestimmt regelmäßig in den Gottesdienst gehen.“ „Wenn ich von meinem Einkommen den Zehnten gebe, dann wird Gott mir bestimmt Erfolg in meinem Beruf geben.“ „Du siehst, was ich vorhabe und wie ich es gerne möchte. Jetzt mach du doch, dass alles gelingt, was ich mir vorgenommen habe. Du bist es doch, dem mein Leben gehört.“

Wenn es dann aber anders kommt, als ich denke, bin ich ganz schnelle mit Vorwürfen zur Stelle: „Jetzt habe ich doch mein ganzes Leben lang so gelebt, wie es recht ist. Ich habe doch auch für Gott schon so viel Gutes getan. Und jetzt geht es mir so schlecht. Womit habe ich das verdient?“

Der religiöse Mensch kennt Gott nicht.
Der religiöse Mensch toleriert nebeneinander verschiedene Heilswege.
Der religiöse Mensch dient Gott nur, um etwas zu empfangen.

Paulus spricht mit den Athenern über die menschliche Religion

2. Paulus spricht mit den Athenern auch über den biblischen Glauben

Nun, das ist eigentlich unheimlich stark, was Paulus sich jetzt in seiner Predigt zum Thema „Glaube contra Religion“ erlaubt. Da steht die Elite, die geistige und religiöse Führungsschicht der Antike dem Mann aus Tarsis gegenüber und dieser Paulus wagt es, diesen Leuten zu sagen: „Gott hat zwar über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.“

Den Philosophen sagt er: Ihr habt zwar viel studiert und diskutiert, aber ihr wisst nichts von Gott.
Den religiösen Führern und Gurus sagt er: „Ihr bringt zwar den verschiedensten Göttern Opfer dar, aber ihr wisst nichts von Gott.
Und den Künstlern und Architekten sagt er: „Ihr habt zwar wunderbare Götterbilder entworfen und herrliche Tempel gebaut, aber ihr wisst nichts von Gott.“

Und dann sagt Paulus: „Gott ist den Menschen zwar nicht fern. ‚In ihm leben, weben und sind wir‘“, Menschen können wissen und erfahren, dass es Gott gibt. Aber es gibt keinen Weg des Menschen, von sich selbst aus Gott zu erkennen. Er ist und bleibt für uns der „unbekannte Gott“.

Und dann spricht Paulus von dem „einen Mann“, von Jesus. Er spricht von dem, der die Nebelwand der Unsichtbarkeit Gottes durchbrochen hat und Gott sichtbar gemacht hat. Er spricht von dem, der den unbekannten Gott bekannt gemacht hat.

Jesus konnte sagen: „Wer mich sieht, der sieht Gott.“ (Johannes 14,9)

An seinem Leben war Gottes Wesen abzulesen. Was er sagte, galt so, wie wenn es Gott gesagt hätte. Der gläubige Mensch macht sich über Gott nicht seine eigenen Gedanken, sondern erkennt Gott in Jesus Christus.

Jesus, der „eine Mann“ offenbart uns nicht nur den wahren Gott. Jesus ist auch der, der über alle Menschen das Gericht hält. Er ist auch der, den Gott von den Toten auferweckt hat. Paulus sagt in seiner Predigt:

„Gott hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.“ (Apostelgeschichte 17,31)

Jeder religiöse Versuch, in den Himmel zu kommen, scheitert hundertprozentig an der Gerechtigkeitsfrage. Kein Mensch lebt so gerecht und tadellos, dass er mit seinem Leben vor Gottes Gericht bestehen könnte. Wer glaubt, dass er sein Leben vor Gott vorzeigen könnte, wird scheitern und am Ende mit seinem Leben niemals vor Gott bestehen können.

Weil Jesus Christus der „eine Mann“ ist, der das Gericht über alle Menschen hält, ist er auch der Einzige, der Menschen, die Strafe verdient haben, begnadigen kann.

Jeder religiöse Versuch, in den Himmel zu kommen, scheitert außerdem garantiert an der Todesfrage. Denn der Tod ist eine Sackgasse, die im Totenreich endet und keine Durchgangsstraße zu Gott.

Weil Jesus der „eine Mann“ ist, der den Tod das Kreuz gezeigt hat und ihm damit das Kreuz gebrochen hat, ist er der Einzige, der Menschen, die zum Sterben bestimmt sind, zum Leben erwecken und in den Himmel bringen kann.

Der gläubige Mensch sieht den Glauben an Jesus nicht als einen möglichen Weg neben anderen an, sondern bindet sich an Jesus, der von sich gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn  durch mich.“ (Johannes 14,6)

Und schließlich bietet Paulus dann seinen Zuhörern an, diesem Jesus ihr Leben in die Hand zu geben.

Der gläubige Mensch gibt Gott nicht etwas von seinem Leben, weil er weiß, dass Gott, von dem alles kommt, ja sowieso zusteht. Er bringt auch nicht ein Opfer, um dafür von Gott etwas zu bekommen.

Der gläubige Mensch gibt vielmehr alles, was er hat, auch sich selbst, und sein ganzes Leben an Gott hin, weil er sich nur noch von diesem Weg das Glück, den Sinn und das Ziel und den Halt seines Lebens erhofft.

Wissen Sie, wie unangenehm es ist, wenn Sie im Linienbus unterwegs sind, stehen müssen und keinen Haltegriff haben? Ich bin da schon bei jedem Bremsmanöver durch den halben Bus geflogen. Aber kein Vergleich dazu, im Leben unterwegs zu sein ohne Haltegriff. Wie gut, dass Jesus, der „eine Mann“, diesen Halt bietet.

Interessant ist nun zum Schluss, wie die Zuhörer des Paulus auf die Predigt zum Thema „Glaube und Religion“ reagieren.

Die einen wurden zu Spöttern, die die Botschaft des Paulus souverän ablehnten. Für Diskussionen waren sie zu haben, aber nicht für Buße, Bekehrung und ein neues Leben mit Jesus.

Die anderen zeigten Interesse, aber sie wollten sich nicht entscheiden, mit Jesus zu beginnen. Ihr Einwand lautete: „Wir wollen dich darüber ein andermal weiter hören.“ Es war klar, dass es dieses „ein andermal“ nie mehr gab.

Und dann gab es auch einige, die der Botschaft glaubten und sich an Jesus hielten. Dionysius und Damaris werden namentlich genannt.

Ganz sicher gibt es unter uns eine ganze Reihe von Leuten, die zwar religiös sind, aber noch nicht gläubig. Ob unter ihnen wohl einer ist, der sich danach sehnt, gläubig zu werden? Wie gerne würde ich ihm dabei helfen!

Wer Jesus kennt und nicht mehr auf dem religiösen Weg versucht, Gott zu finden, hat Grund zum „Jubilate“. Er hat Grund zum Jubeln, nicht nur heute an diesem Sonntag, den wir so nennen.

Er kann jubeln: „Meine Schuld ist bezahlt! Ich habe das ewige Leben! Ich kann fröhlich meine Straße ziehen.“ (Apostelgeschichte 8,39)
„Ich habe einen wertvollen Schatz im Himmel.“ (1. Petrus 1,4)

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Dranbleiben gegen die Angst

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Liebe Gemeinde,

Jubilate jubelt, das ist der Name des heutigen Sonntages. Das zeigt uns, dass Gott möchte, dass wir uns mit ihm im Glauben freuen können.

Noch nie in der Geschichte ging es uns Deutschen materiell so gut. Doch das führt leider nicht zu mehr Freude, sondern zu mehr Angst. Drei solche Ängste möchte ich benennen:

•    Die Angst, etwas zu verlieren
•    Die Angst, dass ein anderer mehr hat
•    Die Angst, was die Zukunft bringt.

Jubilate ist ein Sonntag gegen die Angst. Darum setze ich den heutigen Predigttext gen die Angst.

1 "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.
2 Alle Reben am Weinstock, die keine Trauben tragen, schneidet er ab. Aber die Frucht tragenden Reben beschneidet er sorgfältig, damit sie noch mehr Frucht bringen.
3 Ihr seid schon gute Reben, weil ihr meine Botschaft gehört habt.
4 Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn so wie eine Rebe nur am Weinstock Früchte tragen kann, so werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer bei mir bleibt, so wie ich bei ihm bleibe, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten.
6 Wer ohne mich lebt, wird wie eine unfruchtbare Rebe abgeschnitten und weggeworfen. Die verdorrten Reben werden gesammelt, ins Feuer geworfen und verbrannt.
7 Wenn ihr aber fest mit mir verbunden bleibt und euch meine Worte zu Herzen nehmt, dürft ihr von Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten.
8 Wenn ihr viel Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist, wird die Herrlichkeit meines Vaters sichtbar.“
Johannes 15, 1-8

Jesus sagt nicht: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Flaschen", sondern „ihr seid die Reben“.
Wenn ich so durch die Eisinger Weinberge laufe, habe ich noch keine Rebe gesehen, die von der Angst bestimmt war. Sie waren alle ganz zuversichtlich am Weinstock und treiben nun munter aus. Woran liegt das?

Die Rebe weiß, dass sie mit dem Weinstock verbunden ist und bleibt.
Eine enge Beziehung hilft gegen die Angst. Und wenn das schon für menschliche Beziehungen gilt, wie viel mehr gilt das dann für meine Beziehung zu Gott!

„15,2 Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt; aber die fruchttragenden Reben reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen.“

Christlicher Glaube ist also kein Schmusekurs, bei dem du dich in einen von Perwoll gewaschenen Pullover kuscheln kannst, sondern die Beziehung zwischen mir und meinem Gott. Rebe ist der Ast vom Weinstock, an dem die Trauben hängen. Der Weinbauer schneidet im Winter meistens alle bis auf zwei ab. Und auch im Sommer entfernt er immer wieder die wilden Triebe, damit meine Beziehung wachsen kann. Das macht er, damit der Weinstock im Herbst gute, große und süße Trauben trägt. So gibt es manches in unserem Leben, das entfernt werden muss, weil es – wie die Reblaus, die rote Spinne und die Kirschessigfliege beim Weinstock – Schäden hervorruft. Die Bibel nennt das Sünde.

Nehmen wir hier zum Beispiel, die Angst, dass ein anderer mehr hat. Sie kommt davon, dass ich mich mit den anderen vergleiche. Aber kann sich ein Weißwein mit einem Roten, ein Ruländer mit einem Müller, ein Spätburgunder mit einem Trollinger vergleichen? Genauso sind wir Menschen unterschiedlich und brauchen unterschiedliche Dinge, dass wir uns freuen können. Die größte Freude hat der, der mit dem zufrieden ist was er hat und damit glücklich mit Gott lebt. Zufriedenheit und Freude kann durch kein Mehr an Besitz ersetzt werden. Und wenn ich glücklich und zufrieden bin, ist das die beste Medizin gegen die Angst.

Damit wir das nicht allein tun müssen, hat Gott uns die Gemeinde geschenkt. Freuen wir uns an dem, was wir haben, und teilen es mit anderen, zuerst hier in der Gemeinde, dann auch über die Gemeinde hinaus. Gott hat uns reichlich beschenkt und erst wenn wir teilen, dann merken wir das göttliche Prinzip, dass Teilen nicht ärmer sondern reicher macht – reich an Zufriedenheit, an Glück und an Freude. Und dann wissen wir auch, wozu uns Gott geschaffen hat und was unsere Aufgabe ist.

Die Rebe weiß das automatisch: meine Aufgabe ist es, Frucht zu bringen!
Frucht bringen ist ein lohnendes Ziel gegen die Angst, darum sollten auch wir Frucht bringen.

„15,5 Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer in mir lebt, so wie ich in ihm, der bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts vollbringen.“
 
Viele Menschen wollen gerne der Weinstock sein. Sie bestimmen ihr Leben selber und merken gar nicht, wie sie an ihm und der echten Freude vorbei leben.

Was passiert, wenn eine Rebe Weinstock sein will? Nichts, außer dass sie verdorrt und keine Frucht bringt. Jesus hat klar unsere Aufgabe zugewiesen. Die heißt: in Abhängigkeit von ihm leben, Rebe sein und Frucht bringen.

Es geht also nicht darum, dass wir Blätter tragen. Manche tragen ihren Taufschein, ihre Konfirmationsurkunde, ihre Traubescheinigung, ihren Kirchensteuerzettel, ihre Brot-für-die-Welt Spendenquittung als fromme Feigenblätter mit sich herum. Sie wollen sich keine Blöße geben. Aber Blätter sind nicht Frucht. Gott schenkt uns keine Blätter, aber eine Beziehung gegen die Angst.

Es geht auch nicht darum, dass wir Blumen werden. Unser heimliches Ideal ist ein Blumen–Dasein. Jeder will eine schöne Blume sein, keine Brennnessel und kein Kaktus, aber eine Rose, eine Lilie, eine Orchidee. Die Farbe soll leuchten, möglichst bis zum achtzigsten Lebensjahr, und wenn sie es nicht tut, wird mit Stift, Puder und Creme nachgeholfen. Der blumige, schöne, junge Mensch ist heute gefragt. Deshalb wollen viele Blumenkinder werden. Aber Blume ist nicht Frucht. Bei Gott brauche ich keine Blumen vorzuweisen, er nimmt die Angst, denn ich darf so sein wie ich bin.

Es geht auch nicht darum, dass wir Blüten treiben. Manche Kreise in Gemeinden erinnern an schwüle Treibhäuser. Junge Pflänzchen werden von der Welt isoliert, mit schwärmerischem Mist gedüngt und mit abgestandenem Wasser begossen, dann pikiert, und verzogen und gespritzt, damit sie Blüten treiben, Blüten des Glaubens und der Frömmigkeit. Nach Jahren des Umbruchs blühen sie vielerorts auf. Man freut sich an den seltsamsten Blüten, die sich plötzlich entfalten. Aber Blüten sind nicht Frucht. Gott wollte doch keinen botanischen Garten, sondern einen Weinberg. Wo unsere Kreise, Gruppen und Gemeinden nur blühen, haben sie ihr Ziel verfehlt. Der Imperativ lautet nicht: „Nun blühe mal schön!“ sondern: „Seid fruchtbar!“

Jesus sieht durchaus nicht in der Blüte den Höhepunkt seiner Schöpfung, sondern in der Frucht. Überwunden wir die Angst und gehen auf andere zu. Die Frucht entblättert die Blüte, darum fürchten wir sie. Wir wollen doch blühen. Darum ist es ein Kennzeichen der heutigen blühenden Generation, dass sie auf der Flucht ist, auf der ständigen Flucht vor der Frucht. Und wenn wir die Frucht vermeiden, dann werden wir zum Früchtchen.

Gott nimmt uns die Angst vor dem Verwelken, denn der christliche Glaube hat Ewigkeitswert. Das hilft auch, wenn wir traurig sind, weil wir von einem Menschen Abschied nehmen mussten. Da wird deutlich, dass alles Leben Mühe und unvollkommen ist.

Der christliche Glaube sagt uns hier: es gibt mehr! Hier geht es nicht um Blätter, um Blumen, um Blüten, sondern um Frucht.

Darum können wir ohne Angst Blätter, Blumen, Blüten hergeben, um die viel bessere Frucht zu bekommen. Dazu müssen wir in der Kraft, die wir in den Hauskreisen und anderen Gruppen gewonnen haben, auf andere Menschen zugehen, die noch nicht kommen oder gar von außen nach Eisingen kommen. Stärkt euch in euren Kreisen, dass ihr auf solche Menschen zugehen und sie willkommen heißen könnt. Denn das Schöne ist, Gott hat versprochen, uns dafür Kraft zu geben.

Die Rebe weiß, dass sie nicht allein, sondern alles mit dem Weinstock tun soll.
Das hilft gegen die Angst, dass die Zukunft ungewiss ist. Wenn wir sie mit Gott gestalten, in all der Unvollkommenheit die wir erleben, gewinnen wir Sicherheit und Perspektive.

„15,8 Wenn ihr reiche Frucht bringt, erweist ihr euch als meine Jünger, und so wird die Herrlichkeit meines Vaters sichtbar.“

Was ist da mit Frucht gemeint?

Paulus zählt im Galaterbrief (5, 22f) einmal auf, wie sich die Frucht des Glaubens äußert:
„Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung.“

Neun Früchte – und wenn wir uns die nächsten Tage jeweils eine vornehmen, ist schon viel gewonnen.

Was macht eine Rebe, damit sie Trauben hervorbringt?

Sie bleibt am Weinstock. Wenn sie zu sich selbst sagt: „Ich muss jetzt Trauben hervorbringen, ich muss Frucht tragen“, dann bringt das gar nichts zu Wege.

Genauso ist es mit dem christlichen Glauben. Wenn ich sage: „Ich muss Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung hervorbringen“, dann schaffe ich das nichts.

Was macht ein Christ oder eine Christin, dass er oder sie solche Werke hervorbringt?

Sie oder er bleibt bei Jesus. Bei Jesus bleiben und im Glauben leben – das genügt und das ändert euch von Grund auf. Das nimmt die Angst vor der Zukunft. Und wir können an Gott und dem Glauben dranbleiben gegen die Angst.
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Stress lass nach...

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Begeistert von Jesus? – Stress lass nach!

„Stress, lass nach!“ – Kennen Sie diesen Satz?
Stress hat fast jeder: Laut der Apotheken-Umschau ist Stress in der Arbeitswelt ein ernstzunehmendes Problem: „Die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen –ausgelöst durch Zeitdruck und Stress – sind seit 1999 um fast 80 Prozent gestiegen.“ Die AOK ermittelte, dass bereits fast 10% der Ausfalltage stressbedingt sind. (http://www.apotheken-umschau.de/Stress am 28. April 2013)

Stress kennen wir aber nicht nur aus der Arbeitswelt. Selbst Kinder leiden in der Schule schon unter Stress: Klassenarbeiten, Referate, Vokabeln, Hausaufgaben, Zeitdruck und G8.

Lässt der Stress mit der Rente eigentlich nach? Ich muss ehrlich sagen, dass die Menschen, die ich im Rentenalter kenne, eigentlich alle darüber klagen, dass es zu viele Termine, zu viel zu tun gibt.

Stress ist ein neues Wort (es wurde erst in den 30er Jahren durch Hans Selye etabliert), aber das Problem von Überlastung und Müdigkeit ist schon deutlich älter. Wir finden es sogar schon in der Bibel:

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Matthäus 11, 28

„Mühselig und beladen“ übersetzt die Basisbibel so: „...die ihr euch abmüht und belastet seid.“  Abmühen, belastet sein, sich überfordert fühlen – all das sind doch Dinge, die uns heute nur all zu vertraut sind, oder?

Jesus spricht hier genau uns an: Ihr alle, die ihr euch abmüht, die ihr beladen seid, die ihr belastet seid und schwer zu tragen habt: Kommt zu mir – bei mir werdet ihr Ruhe finden!

Das ist doch genau das, was wir gerne haben wollen, oder? Ruhe finden, Entspannung, Entlastung... Wie soll das geschehen?

Jesus sagt, was passieren muss, damit wir zu dieser Ruhe finden. Rezept von Jesus:

„28 Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“
Matthäus 11, 28-30

Ist das nicht eigenartig? Jesus sagt im gleichen Atemzug, dass wir Ruhe und Erquickung (heute würden wir vielleicht Entspannung sagen) finden und dass wir ein Joch auf uns nehmen sollen!

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich „Joch“ höre, denke ich nicht an Entspannung. Dann denke ich an so etwas: Ochsen, die ein Joch tragen, würden, wenn sie reden könnten, vermutlich nicht von einer entspannenden Tätigkeit sprechen, die sie als Wellness empfehlen. Mit einem Joch wurden meist zwei Ochsen zusammen gespannt. An dem Joch hing dann die Deichsel eines Wagens oder der Pflug. Einen schweren Wagen zu ziehen oder einen harten Boden zu pflügen soll ein Rezept gegen Überlastung sein???

OK, Jesus sagt im Text, dass sein Joch sanft und leicht sei, aber es bleibt ja ein Joch.
Wie muss ich mir das vorstellen? Vielleicht mit Samt gepolstert oder so? Und wie sieht das praktisch aus?

Ich glaube, wir werden das Bild, das Jesus hier gebraucht, nicht verstehen, wenn wir nicht ein bisschen was über die Zeit lernen, in der Jesus lebte.

Zur Zeit Jesu gab es viele Rabbis. Rabbis waren hochgebildete Menschen, die ein enormes Bibelwissen hatten. Jeder jüdische Junge musste mit sechs Jahren die Schule besuchen und die Tora auswendig lernen, bis er etwa 10 Jahre alt war (beth sefer). Die Tora sind die ersten fünf Bücher Mose.

Die besonders Begabten wurden danach weiter unterrichtet (beth talmud) und lernten neben dem Text der Tora auch das Fragen stellen, dass Diskutieren und die mündlichen Überlieferungen zur Tora.

Die Allerbesten von ihnen, die sich wirklich von der Masse abhoben, die konnten einen Rabbi bitten, sein Schüler, sein Jünger zu werden. Ein Rabbi nahm nicht jeden. Er nahm einen Jungen nur in seine Lehre, wenn er überzeugt war, dass dieser einmal so gut werden könne wie er selbst. Jahrelang lernte der Schüler nun bei seinem Meister, bis er das Handwerk beherrschte, bis er mit den Heiligen Schriften umgehen konnte, bis er es verstand, sie auszulegen, zu interpretieren, im Gehorsam gegenüber ihnen zu leben, sie in sich aufzusaugen, sie nicht nur ganz auswendig zu können sondern auch inwendig.

Nur wer durch diese Schule gegangen ist, konnte ein Rabbi werden. Jeder Rabbi hatte seine Auslegung der Tora, er hatte seine Art, seine Lehre, wie man sie zu verstehen hatte und was sie heute bedeutete. Ein Rabbi war der Mittler zwischen den heiligen Schriften und seinen Schülern.

Zu der Zeit hat ja nicht jeder die Bibel zu Hause im Regal gehabt. Wenn überhaupt, dann konnte sich ein ganzes Dorf zusammen eine Ausgabe der hebräischen Bibel leisten. Man las die Texte gemeinsam, hörte auf die Worte und der Rabbi konnte sie auslegen und den Hörern sagen, was sie bedeuteten.

Wie gesagt, jeder Rabbi hatte seine Art, die Tora auszulegen. Und wie wurde die Lehre eines Rabbis genannt? Die Lehre nannte man „Joch”. Wenn ich damals gesagt hätte: Ich nehme das Joch Hillels auf mich, dann hätte es nichts anderes bedeutet, als dass ich die Lehre von Rabbi Hillel befolge, d.h. dass ich in seiner Tradition stehe.

Das Joch ist die Lehre, die Auslegung des Alten Testaments. Und davon gab es eine Menge. Zur Zeit Jesu gab es verschiedene jüdische Strömungen und alle wollten darauf achten, dass man nach den Gesetzen des Mose lebt: 613 verschiedene Gebote. Reinheitsgebote, Opfergebote, Sabbatgebote und und und... Keine dieser Regeln sollte verletzt werden, keiner sollte dagegen verstoßen. Um das sicher zu stellen, gab es neben den Geboten der Tora auch noch die mündlichen Überlieferungen. Z.B. heißt es im AT: Man darf am Sabbat nicht reisen. Um sicher zu gehen, dass es auch wirklich keiner tut, legten die Pharisäer zusätzlich fest, wie viele Schritte man maximal am Sabbat gehen durfte usw.

Natürlich gab es verschiedene Auffassungen, aber jeder folgte einer Lehre, jeder hatte ein Joch auf sich genommen. Mit einem Ziel: Gott seine Liebe dadurch zu zeigen.  

Können Sie sich vorstellen, dass das mühselig war? Dass die Leute sich beladen fühlten?

Und Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid!“

Welche Joche tragen wir heute eigentlich? Welchen menschlichen Lehren folgen wir und lassen uns davon belasten? Wer hat uns die Bibel ausgelegt und uns gesagt, wie wir sie verstehen müssen und hat uns dadurch belastet? Was setzt uns unter Stress?

Vielleicht haben wir gelernt:
- Als guter Christ musst du jeden Tag deine Stille Zeit machen, am besten gleich morgens.
- Als guter Christ musst du auf jeden Fall sonntags in den Gottesdienst gehen.
- Als guter Christ musst du eine Bekehrungsgeschichte erzählen können.
- Als guter Christ darfst du auf gar keinen Fall tanzen gehen, rauchen, Alkohol trinken, weltliche Bücher lesen, in die Wirtschaft gehen, im Sportverein sein.
- Als guter Christ darfst du dich nie für deine Meinung einsetzten.
- Als guter Christ musst du immer tun, was andere sich von dir wünschen, selbst wenn es dich kaputt macht.
- Als guter Christ musst du immer ein siegreiches Leben führen und ein lupenreines Gewissen haben.

Vielleicht glauben wir Lehren von Menschen, vielleicht unseren Eltern, die sagten: „Aus dir wird nie etwas!“ Und seitdem versuchen wir das Gegenteil zu beweisen, obwohl unsere Eltern vielleicht schon längst nicht mehr leben.

Vielleicht glauben wir, dass wir nur dann etwas wert sind, wenn wir etwas leisten, wenn wir etwas vorweisen können, wenn wir aufzählen können, was wir diese Woche schon geschafft haben. Wir glauben es, weil es uns von Menschen gesagt und gezeigt wurde.

Jesus sagt: „Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir.“

Jesus will uns befreien! Jesus will uns wirklich eine Last abnehmen. Jesus will wirklich, dass wir aufhören, anderen Lehren zu folgen. Wir dürfen unsere Lasten ablegen.

Jesus sagt: Lernt von mir. Nicht von anderen. Nicht von Menschen, die genau wissen, was richtig und was falsch ist, was man darf und was man nicht darf, wer dazu gehört und wer nicht. Lasst euch nicht irremachen!

Jesus sagt: Du darfst zu mir kommen. Ich will dich zu meinem Jünger machen. Du brauchst dir nicht von Menschen Gebote und Gesetze vorhalten zu lassen. Folge mir!

Wenn unser Christsein zum Stress wird, wenn unser Glauben nicht mehr befreit, sondern einengt und begrenzt, dann ist das ein sicheres Zeichen, dass wir Menschen und nicht Jesus folgen. Dann zeigt das, dass wir Lasten tragen, die Menschen uns aufgebürdet haben. Die Lehre, das Joch, das Jesus für uns hat, ist sanft und leicht. Es drückt nicht nieder sondern erhebt. Es knechtet uns nicht, sondern es dient uns!

Jesus will, dass wir von ihm lernen. Lernen heißt, in der Bibel lesen aber nicht Vokabeln pauken oder Verse auswendig lernen.

Lernen, so wie Jesus es für uns will, ist etwas ganz anderes: Lernen heißt, Gottes Liebe umsetzen. Lernen heißt, von Gottes Liebe erfüllt zu werden und darum Gott gehorsam zu sein. Im Lernen vollzieht sich ein Verstehen. Lernen heißt, JA sagen zu Gottes Willen. ( Brockhaus, Theologisches Begriffslexikon zum NT, 948)

Lernen heißt hier: Nachfolge. Lernen heißt, wie ein Schüler einem Rabbi folgen. Lernen heißt, Jesus auf den Fersen bleiben, ihn immer besser kennen lernen und dabei immer mehr so werden wie er.

Jesus beruft uns zu seinen Jüngern. Jünger sein ist eine riesige Ehre. Nur der kann Jünger sein, dem der Rabbi zutraut, einmal so zu werden wie er selbst.

Jesus traut uns zu, dass wir werden wie er. Jesus glaubt an uns. Jesus lädt uns ein, von ihm, dem wahren Rabbi, dem wahren Mittler der heiligen Schrift zu lernen. Er lädt uns ein, ihm zu folgen, ihn zu entdecken, kennen zu lernen, Stück um Stück ihn besser zu begreifen und zu verstehen, ihn immer mehr zu lieben.

Und Jesus glaubt, dass wir dazu in der Lage sind. Er will uns lehren, wir dürfen von ihm lernen. Wir dürfen unser Joch ablegen.

„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Lasst uns unsere Joche ablegen!
Lasst uns aufhören zu glauben, was andere Leute darüber sagen, was man als Christ tun und lassen muss, was man darf und was nicht.

Jesus sagt: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst: Darin sind alle Gesetze und Gebote zusammen gefasst.“

Lasst uns aufhören, Menschen beweisen zu wollen, dass wir etwas leisten können, dass wir etwas wert sind, weil wir etwas schaffen.

Jesus sagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“

Lasst uns aufhören zu glauben, dass wir immer aktiv etwas tun müssen. Jesus gönnte auch seinen Jüngern Pausen (Markus 6, 31-32).

Selbst wenn um uns der Sturm tobt und alle zu wissen meinen, was wir noch tun müssten, dürfen wir uns wie Jesus Ruhe gönnen.

Lasst uns aufhören, uns von Menschen belasten zu lassen. Jesus will uns Ruhe schenken, er will uns lehren und wir können bei ihm lernen.

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Autor: Zöllner, Sabine


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Evangelisation (1/3)

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Dreiteilige Predigtreihe über Evangelisation

1.    Das Evangelium – 2. Korinther 5, 14-21
2.    Der Missionsbefehl – Matthäus 28, 16-20
3.    Der Zeuge – 1. Johannes 1, 1-9

1. Teil: Das Evangelium - „Gott versöhnte die Welt mit sich selbst“

„14 Denn die Liebe Christi drängt uns, zumal wir überzeugt sind, dass, wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben.
15 Und er ist darum für alle gestorben, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.
16 Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch; und auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr.
17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
18 Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.
19 Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
20 So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“
2. Korinther 5, 14-21

Liebe Gemeinde,

stellen Sie sich einmal zwei Brüder vor. Die beiden wohnen direkt nebeneinander. Aber sie stehen miteinander auf Kriegsfuß und haben schon seit 40 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt. Der eine ist sehr reich. Dem anderen fehlt es an allem. Aber weil beide keinen Kontakt mehr miteinander haben, lebt der Ärmere trotzig und verbittert weiter in seiner Armut. Er ist zu stolz, die Hilfe seines Bruders anzunehmen.

So wie zwischen den beiden Brüdern steht es zwischen Gott und Mensch. Der Mensch weiß um die Existenz Gottes. Aber er redet nicht mit ihm. Er kämpft sich ab und ist oft am Ende. Aber er wendet sich nicht an ihn. Den, der die Beziehung zu ihm sucht und so viele Möglichkeiten hätte, ihm zu helfen, lässt er links liegen.

Ein anderes Beispiel: Da ist ein blühendes Land mit herrlichen Landschaften, schmucken Häusern, reichen Feldern und Gärten. Ein wildes Volk überfällt das Land und haust darin. Das Land wird ausgebeutet, es verarmt und die Häuser verfallen. Die Gesetze werden geändert. Jeder lebt für sich und sucht stets seinen eigenen Vorteil. Doch eines Tages kommt der Besitzer des Landes wieder zurück. Er macht der Schreckensherrschaft seiner Feinde ein Ende und baut wieder auf, was zerstört wurde.

So ist es zwischen Gott und den Menschen. Sie nehmen sich gewaltsam, was Gott ihnen schenken wollte. Sie leben nach ihren eigenen Gesetzen und fragen nicht nach dem, dem das alles in Wirklichkeit gehört. Sie machen alles kaputt und richten alles zugrunde, weil ihnen die Verantwortung und der Sinn für das Ganze verloren gegangen sind.

Doch eines Tages müssen sie Rechenschaft ablegen. Sie müssen sich vor Gott verantworten für alles, was Sie aus ihrem Leben und all dem, was Gott gehörte, gemacht haben.

Der Mensch im Kriegszustand, der Mensch im Krieg mit Gott und den anderen. Das ist die biblische Sicht der Wirklichkeit.

Die Lebensprinzipien des Menschen heißen: Kämpfen.
Etwas durchkämpfen, sich verkämpfen und andere niederkämpfen.
Kämpfen oder aufrechnen: Lange Listen werden geschrieben. Es wird fein säuberlich aufgelistet, was die anderen einem angetan haben.
Kämpfen, aufrechnen und vergelten: Mit gleicher Münze zurückzahlen oder einfach wieder zurückholen, was andere mir genommen haben.

Mitten hinein in den Kriegszustand dieser Welt wird jetzt die Botschaft der Versöhnung verkündigt: „Gott versöhnte die Welt mit sich selbst.“

Dabei spricht Paulus zunächst von der Tat der Versöhnung, dann von der Folge der Versöhnung und schließlich vom Wort der Versöhnung.

1.    Die Tat der Versöhnung

„Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen die Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.“

Es gibt zwei große Willenskundgebungen Gottes. Die erste Willenskundgebung Gottes geschah auf dem Sinai. Dort hat er ein für allemal sein göttliches Recht bekannt gegeben. Er hat klar gemacht, was er will. Es geht darum, lückenlos und fehlerlos das Gesetz Gottes zu halten. Wer das tut, ist vor Gott gerecht. Wer das nicht tut, hat den Tod verdient.

Vor diesem Maßstab der Gerechtigkeit Gottes wird ganz klar: Das schafft keiner.

Wenn das Halten der Gebote die Bedingung ist, um vor Gott zu bestehen, dann sind wir alle verloren, dann sind wir verdammt bis in alle Ewigkeit. Dann haben wir niemals eine Chance, vor Gottes Gericht zu bestehen.

Daneben gib es noch eine zweite große Willenskundgebung. Die zweite Willenskundgebung Gottes geschah auf Golgatha. Alle Menschen haben das Gesetz und die Ordnungen Gottes übertreten. Sie leben im Kriegszustand mit Gott. Sie sind gegen Gott und Gott muss gegen sie sein. Sie verdienen den Tod. Es gibt keinen Ausweg.

Aber nun ergreift Gott selbst die Initiative. Er selbst schafft die rechtliche Grundlage zur Versöhnung zwischen sich und den Menschen.

Wenn wir deutlich machen wollen, was Versöhnung ist und was am Kreuz geschah, bietet sich als Modell der große Versöhnungstag an, wie er in Israel einmal im Jahr gefeiert wurde.

Am großen Versöhnungstag wurden zwei Ziegenböcke geopfert. Ein Ziegenbock war für Gott bestimmt. Der Hohepriester bekannte die Sünden des Volkes und übertrug sie durch Handauflegung auf den ersten Ziegenbock, der so zum Sündenbock wurde. Dieser Sündenbock wurde dann getötet. Sein Blut wurde ins Allerheiligste der Stiftshütte gebracht und zur Versöhnung mit Gott auf die Bundeslade gesprengt.

Am Kreuz wurde Jesus zum Sündenbock. Die Sünden der ganzen Welt wurden auf Jesus, den Sohn Gottes gelegt; auf den, der keine einzige Sünde begangen hatte:

„Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“

Meine Sünden und die Sünden der ganzen Welt wurden Jesus zugerechnet. Dann wurde Jesus von Gott so angesehen, als ob er alle diese Sünden begangen hätte.

Weil durch Jesus die ganze Welt geschaffen wurde, ist sein Leben mehr wert als das Leben aller Menschen dieser Welt. Deshalb gilt: Einer für alle!

„Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben.“

So konnte die rechtliche Grundlage für die Versöhnung zwischen Gott und den Menschen geschaffen werden.

Nun gab es beim großen Versöhnungstag aber noch einen zweiten Ziegenbock. Auch auf den zweiten Ziegenbock wurden beim großen Versöhnungstag die Sünden des Volkes übertragen. Dieser Ziegenbock wurde aber nicht getötet, sondern in die Wüste geschickt und Asasel, das ist ein anderer Name für den Teufel, überlassen.

Wir müssen wissen: Durch jede Sünde geben wir dem Teufel Rechte. Es entstehen Bindungen und Abhängigkeiten.

Wir unterschreiben bei ihm einen Dienstvertrag. Was wir getan haben, müssen wir immer wieder tun. Es geht bei der Versöhnung um das Recht Gottes, aber auch um die Anrechte, die der Teufel hat.

Als Jesus am Kreuz starb, wurde er den teuflischen Mächten übergeben. Voller Entsetzen schrie Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Das muss für ihn bei weitem das Schlimmste gewesen sein. Abgeschnitten vom himmlischen Vater, getrennt vom Leben, landete Jesus in der Hölle und kam so in die Hand dieser dunklen Mächte.

In Psalm 22 wird beschrieben, welches Höllenszenario Jesus erleben musste. Gewaltige Stiere und Büffel umringen ihn. Sie zeigen ihre Hörner. Löwen kommen und sperren ihren Rachen auf. Eine Meute Hunde rast auf ihn zu, böse und dunkle Gestalten umgeben ihn und kommen immer näher.

Aber weil Jesus nicht gesündigt hatte, mussten Hölle, Tod und Teufel von Jesus ablassen. Er kommt wieder frei und überwindet durch seine Auferstehung alle Mächte des Todes und des Verderbens. Aus dieser Kraft heraus kann er jeden, der ihn anruft, aus den Bindungen des Teufels befreien.

Am Kreuz hat Gott durch den Tod seines Sohnes Jesus Christus die Welt mit sich selbst versöhnt. Jetzt gilt:

„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1,9)

Er hält sich an sein Versprechen, das er gegeben hat. Er ist treu und vergibt die Schuld. Aber er bleibt zugleich gerecht. Er muss nicht etwa ein Auge zudrücken. Unsere Sünden werden Jesus zugerechnet. Denn der hat ja für uns bezahlt. Es gibt nichts mehr, was uns von Gott trennen muss. Was Jesus getan hat, gilt für mich. Ich darf davon ausgehen: Ich bin durch ihn mit Gott versöhnt.

In der St. Georgskirche in Nördlingen steht ein Hochaltar, der im Mittelalter zur Beichte verwendet wurde. Der Priester nahm hinter dem Altar die Beichte ab.

Wer dort seine Sünden bekannte, sah auf der Rückwand des Altars die Abbildung es Jüngsten Gerichts mit den Strafen der Hölle. Es wurde vor Augen gemalt: Das hast du verdient.

Nach dem Sündenbekenntnis trat der Priester mit dem, der seine Sünden bekannt hatte vor den Altar, um die Absolution zuzusprechen. Wenn der Beichtende dann niederkniete, um Sünde zu bekennen, sah er das Bild des Gekreuzigten und durfte wissen: Ich bin versöhnt mit Gott. Er starb für mich. Mir sind meine Sünden vergeben.

Die Tat der Versöhnung

2.    Die Folge der Versöhnung

„Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Ein Mann versuchte einmal, seinen Schatten loszuwerden. Er lief immer schneller. Aber sein Schatten verfolgte ihn, wohin er auch lief. Schließlich brach er erschöpft zusammen. Er hätte es einfacher haben können. Wäre er in den Schatten eines großen Baumes getreten, wäre er seinen Schatten losgeworden.

So ist es auch bei uns. Wenn wir in den Schatten des Kreuzes treten, werden wir unsere alten Schatten los und Neues kann beginnen.

Durch die Tat der Versöhnung wurde eine neue Grundlage geschaffen, auf der wir aufbauen können. Was ist durch die Versöhnung mit Gott alles neu geworden?

Es gibt viele Bibelstellen, in denen das Neue dem Alten gegenübergestellt wird.

Das Alte ist vergangen: Ihr ward tot, ohne Beziehung zu Gott.
Neues ist geworden: Ihr seid jetzt lebendig. Das Leben und der ganze Segen Gottes kommt zu euch. (Epheser 2,1)

Das Alte ist vergangen: Ihr habt euch am Zeitgeist orientiert. Ihr habt euch mit dem Strom treiben lassen.
Neues ist geworden: Jetzt bestimmt euch der Geist Gottes. (Epheser 2,2)

Das Alte ist vergangen: Früher habt ihr euch von Lust und Laune und euren eigenen Wünschen bestimmen lassen.
Neues ist geworden: Jetzt fragt ihr immer nach dem, was Gott will und was ihm Freude macht. (Epheser 2,3)

Das Alte ist vergangen: Ihr wart „Kinder des Zorns“. Wenn es euch gegen den Strich ging, seid ihr zornig geworden oder habt euch gleich beleidigt zurückgezogen.
Neues ist geworden: Jetzt regiert euch die Sanftmut. Ihr begegnet anderen mit Wohlwollen und versucht das zu tun, was dem Frieden dient. (Epheser 2,3; Römer 14,19)

Das Alte ist vergangen: Früher seid ihr in die Irre gegangen.
Neues ist geworden. Jetzt rechnet ihr damit, dass Gott euch führt und euch den rechen Weg zeigt. (Titus 3,3)

Die Versöhnung ist die Grundlage einer neuen Schöpfung: „Neues ist geworden“. Was neu geworden ist, sind vor allem die Beziehungen. Der Kriegszustand aller Beziehungen, in denen der Mensch lebt, ist zu Ende. Der Friede Gottes ist eingekehrt.

Meine Beziehung zu Gott wurde wiederhergestellt. Jetzt kann der Segen Gottes wie durch eine geöffnete Leitung wieder in mein Leben hineinströmen.

Die Beziehung zu mir selbst kommt in Ordnung. Ich bin jetzt auch mit mir selbst versöhnt. Ich kann mich annehmen, wie ich bin. Meine innere Zerrissenheit und Unzufriedenheit findet ein Ende. In meinem Herzen kehrt der Frieden Gottes ein.

Auch die Beziehung zu meiner Umgebung wird neu. Ich kann die Vorkommnisse in meinem Leben annehmen und auch zu dem Ja sagen, was mir nicht passt.

Und auch die Beziehungen zu meinen Mitmenschen können jetzt in Ordnung kommen. Versöhnung ist möglich, weil ich selbst mit Gott, mit mir selbst und den Umständen Frieden geschlossen habe.

Ich möchte Dich an dieser Stelle fragen: Hast du diese Auswirkungen der Versöhnung schon erfahren? Ist bei dir durch die Versöhnung mit Gott Neues geworden?

Wenn das so ist, dann lebe doch auch in jeder Beziehung in der Versöhnung: In der Versöhnung mit Gott, in der Versöhnung mit dir selbst, mit den Umständen und mit anderen Menschen.

Vielleicht musst du den ersten Schritt tun auf deinen Ehepartner zu. Den ersten Schritt auf einen Bruder oder eine Schwester zu, wenn dir bewusst ist, dass sich ein Keil zwischen euch geschoben hat.

Die Tat der Versöhnung
Die Folge der Versöhnung

3.    Das Wort der Versöhnung

„So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Wer selbst Versöhnung erfahren hat, wird zum Botschafter der Versöhnung.

Wie ein politischer Botschafter, der seine Regierung im Ausland vertritt, sind wir ermächtigt, an der Stelle von Christus die Menschen zur Versöhnung einzuladen. Es ist dann so, als ob Christus selbst diese Einladung ausspräche. Wir bitten an Christi Statt: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Paulus weiß: Die Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus ist die Grundlage der neuen Schöpfung, einer vollkommenen Veränderung der ganzen Welt.

Paulus ist daher voll motiviert, diese wunderbare Botschaft, die auch sein Leben verändert hat, weiterzugeben. „Lasst euch versöhnen mit Gott“ ist die Kernbotschaft. Damit ist alles gesagt, was wir den Menschen schuldig sind.

Was motiviert Paulus?

Es sind zwei Dinge. Er ist motiviert zur Versöhnung einzuladen, „weil der Herr zu fürchten ist“.

Er weiß aus eigener Erfahrung: „Es ist eine ernste Sache, mit Gott im Kriegszustand zu leben. Das kann das Leben kosten und das kann die Ewigkeit kosten.“

Das andere, was ihn motiviert, ist die Liebe: „Die Liebe Christi drängt uns.“

Er ist überwältigt von der Liebe, die Jesus Christus zu den Menschen hat, von der Liebe, die Jesus ans Kreuz gebracht hat, von der Liebe, die nicht will, dass ein Mensch zugrunde geht, indem er mit Gott und der Welt im Unfrieden lebt.

Geht Ihnen das auch nach? Geht Ihnen das auch zu Herzen? Ist Ihnen der Ernst bewusst? Ist es die Liebe Christi, die Sie drängt?

Wo diese Aufgabe im Blick nach außen gesehen wird, da verändert sich auch der Blick nach innen.

Paulus sagt: „Wir kennen niemanden mehr nach dem Fleisch“.

Wir sehen die Leute nicht mehr mit ihren Ecken und Kanten. Wir kennen sie nicht mehr so. Wir sehen sie als Leute, die versöhnt sind, wir sehen sie als Kinder Gottes, als Brüder und Schwestern. Wir sehen sie als Botschafter an Christi statt, die den gleichen Auftrag haben wie wir.

„Gott versöhnte die Welt mit sich selbst.“

Die Tat der Versöhnung
Die Folge der Versöhnung
Das Wort der Versöhnung

Jürgen Werth hat sich Gedanken gemacht. Er hat gefragt: Wie ist Versöhnung? Und er fand heraus:

„Wie ein Fest nach langer Trauer,
wie ein Feuer in der Nacht,
ein offnes Tor in einer Mauer,
für die Sonne aufgemacht.

Wie ein Regen in der Wüste,
frischer Tau auf dürrem Land,
Heimatklänge für Vermisste,
alte Feinde Hand in Hand,

wie ein Schlüssel im Gefängnis,
wie in Seenot ‚Land in Sicht’,
wie ein Weg aus der Bedrängnis,
wie ein strahlendes Gesicht.

So ist Versöhnung. So muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeihn.“

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Evangelisation (2/3)

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Dreiteilige Predigtreihe über Evangelisation

1.    Das Evangelium – 2. Korinther 5, 14-21
2.    Der Missionsbefehl – Matthäus 28, 16-20
3.    Der Zeuge – 1. Johannes 1, 1-9

2. Teil: Der Missionsbefehl

In dem Buch „Out of the saltshaker“ – „Heraus aus dem Salzfass“ – schreibt die Autorin Rebecca Pippert:
„Mein Problem war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass Gott ein ganz natürlicher Teil einer Diskussion über Filme, Prüfungen oder Freunde und Freundinnen sein könnte. Ich hatte Gott in eine bestimmte Schublade gesteckt und ihn vom normalen Leben abgetrennt. Evangelisation bedeutet, die ganze Person ernst zu nehmen. Mich in deren Bedürfnisse und Nöte hineinversetzen und dann mit ihnen über Jesus zu reden im Zusammenhang mit unserer ganz natürlichen Lebenssituation.“

„16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.
17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Matthäus 28, 16-20

Liebe Gemeinde,

es gibt so viele Einmachglas-Christen in der Gemeinde Jesu (Einmachglas mit Puppe zeigen).

Wissen Sie, was das für Leute sind? Einmachglas-Christen sind Menschen, die ihr Christsein konserviert haben. Ihr Christsein hält sich gut. In so ein Einmachglas kommt nichts rein und da geht nichts raus. Der Glaube ist steril. Was der Einmachglas-Christ hat, glaubt und weiß, das behält er für sich ganz allein. Er fühlt sich wohl im eigenen frommen Saft. Er lässt die anderen in Ruhe mit seiner Überzeugung und die sollten ihn auch gefälligst in Ruhe lassen.

Die Jünger Jesu waren auch Einmachglas-Christen. Sie hatten sich nach dem Tod und nach der Auferstehung Jesu verschanzt in ihren eigenen vier Wänden. Sie wollten einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Aber dann erreichte die Auferstehungsbotschaft die Jünger. Zwei Frauen hatten den Auferstandenen gesehen und erzählten allen davon. Jesus hatte seinen Jüngern ausrichten lassen: „Geht nach Galiläa. Dort werdet ihr mich sehen.“

Warum nach Galiläa gehen? Warum den Schutz und die Geborgenheit der eigenen vier Wände aufgeben und hinaus gehen? Könnte Jesus nicht auch zu ihnen kommen, um ihnen zu zeigen, dass er lebt?

Nein, Jesus will es anders. Er will, dass sich seine Freunde auf den Weg machen! Er will, dass sie hinausgehen. Jesus weiß: Einmachglas-Christen sind tote Leute. Im Einmachglas gibt es nur konserviertes Christsein – aber kein Leben. Dort ist der Auferstandene nicht drinnen!

Und so begegnet Jesus seinen Jüngern. Er begegnet diesem ängstlichen und verschüchterten Haufen auf einem Berg in Galiläa. Als die Jesus sehen, fallen sie vor ihm nieder. „Einige aber zweifelten“, wird uns berichtet. Es ist möglich, beides zu tun: Anbeten und zweifeln, niederknien und zweifeln. Beides kann nebeneinander vorkommen. Und das wirkt so lähmend, so beklemmend und so ernüchternd.

Aber Christus nimmt diese zweifelnden Gestalten an. Er stößt sie nicht weg. Er gibt ihnen sogar eine großartige Beauftragung: eine Art Manifest, eine Art „letzter Wille“, sein Testament gibt er ihnen weiter, bevor er zurückkehrt zu seinem himmlischen Vater. In wenigen Worten ist alles zusammengefasst, was er für seine Freunde ist, was er ihnen gibt und was er von ihnen erwartet.

In seinem letzten Willen klärt Christus zuerst einmal die Machtfrage. Er gibt dann als nächstes einen klaren Auftrag, verspricht aber auch seinen Beistand.

1.    Jesus klärt die Machtfrage

„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden!“

Die Machtverhältnisse, die unser Leben bestimmen und die wir ständig vor Augen haben, sind andere. Sie haben mit Jesus nichts zu tun. Die, die die Macht haben, rufen uns immer und immer wieder zu: „Uns ist gegeben alle Gewalt!“ – und ihr Hohngelächter hallt in unseren Ohren noch nach.

Die Gesetze, Mächte und Gewalten dieser Welt, hinter denen letztlich der Teufel selber steckt, wollen mich in die Enge treiben, mich einschüchtern und mir den Glauben austreiben. Sie rufen: „Wir haben das Sagen! Wo bleibt denn dein Herr, dem du vertraust? Wo bleibt denn deine Hilfe, auf die du hoffst?“

Aber trotz allem gilt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

Jesus wurde von Gott eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel, „über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat“ (Epheser 1,21), schreibt Paulus. – Das gilt!

Allerdings! Jesus entfaltet seine Macht in dieser Welt ganz anders, wie die Mächte, die wir tagtäglich vor Augen haben. Seine Macht wirkt in der Stille. Ohne Aufsehen zu erregen, geht er durch die Welt, spricht zu den Menschen, die in der Stille auf ihn hören und sein Wort hören. Wenn sie zu ihm beten, legt er ihnen seine heilende und helfende Hand auf die Schultern.

Jesus entfaltet seine Macht anders als der Teufel. Luther sagt, dass er oft im Gegenteil seine Macht erweist. Jesus hat am Kreuz, in der scheinbar absoluten Niederlage, den Sieg errungen!

Gerade meine eigene Niederlage und mein eigenes Versagen birgt die Chance in sich, dass dort die Macht von Christus zur Entfaltung kommen kann. Zweifelnde Jünger ruft er in die Nachfolge. Durch Menschen, die stotternd und hilflos die Botschaft von Jesus weitersagen, führt er andere zum Glauben. Durch die Liebe, die nicht Gleiches mit Gleichem vergilt sondern vergibt, zwingt er seine Gegner in die Knie. In der Krankheit, die er nicht heilt, will er beistehen und seine Kraft zeigen.

Groß ist das Geheimnis der Macht Jesu, die in der Verborgenheit zur Entfaltung kommt. Gegen alle Mächte und Widerstände, die im Augenblick scheinbar noch das Sagen haben.

Jetzt noch wirkt Jesus in dieser verborgenen und versteckten Weise. Wenn er aber auf diese Erde wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit, dann wird sich auch sichtbar für alle Menschen zeigen, wer der Herr ist und wer die Macht hat.

So wie Paulus sagt: „Er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“ (1. Korinther 15,25)

„Dann werden alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist.“ (Philipper 2,11)

So klärt Jesus die Machtfrage. Jesus hat die Macht. Alle Menschen stehen unter seinem Machtbereich. Entscheidend ist, dass ich mich schon jetzt unter seine Macht beuge und ihn Herr sein lasse.

Jesus klärt die Machtfrage

Weil Jesus diese umfassende Macht hat, kann er seinen Jüngern auch einen ganz bestimmten Auftrag geben.

2.    Jesus gibt einen Auftrag

„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker.“

Jesus beschreibt kein Hobby einiger übereifriger oder speziell begabter Christen. Er gibt einen Auftrag weiter, den sogenannten Missionsbefehl. Der Missionsbefehl gilt jedem Christen: „Machet zu Jüngern alle Völker!“

Das ist mein Auftrag. Das gilt mir. Das habe ich zu tun. Nichts anderes. Wer nicht dazu beiträgt, das Evangelium von Jesus zu verbreiten, hat seinen Auftrag als Christ verfehlt.

Nicht Weltveränderung, nicht die Linderung der Not in der Welt, nicht der Einsatz für den Frieden, ja nicht einmal die helfende Tat, das soziale Engagement ist unsere vorrangigste Aufgabe.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht: „Macht Menschen zu Nachfolgern! Sagt den Menschen, wer der Herr der Welt ist, wer für sie gestorben ist und wer sie liebt. Ladet sie dazu ein, Christus zu vertrauen und mit ihm zu leben.“

Der Glaube stirbt, wenn ein Christ seinen Glauben nicht mehr weitersagt und bezeugt. Er wird eingemacht und sterilisiert. So entstehen Einmachglas-Christen. Wo dagegen das Evangelium von Jesus bezeugt wird, da wird auch der eigene Glaube gestärkt und das Herz mit Freude erfüllt.

Der Auftrag, den Jesus seinen Jüngern weitergibt, ist zunächst ein Marschbefehl, dann ein Gemeindebefehl und schließlich ein Lehrbefehl.

Unser Marschbefehl heißt: „Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker.“

In konzentrischen Kreisen, von innen nach außen, soll das Evangelium weitergegeben werden.

Jesus sagt: „Ihr werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8)

Der Auftrag, zu gehen und Menschen zu Nachfolgern zu machen, beginnt in der eigenen Umgebung.

Mission beginnt in der eigenen Familie, in der eigenen Verwandtschaft, in der eigenen Nachbarschaft. Von dort aus soll es sich immer weiter ausbreiten in die ganze Welt hinein.

Luis Palau, ein bekannter argentinischer Evangelist, belegt Europa mit einem sehr negativen Urteil. Er sagte einmal: „Europa ist ein geistlich toter Kontinent, denn Millionen von Menschen zählen zwar immer noch offiziell zur Kirche, lehnen aber Jesus Christus ab, sie sind getaufte Heiden.“ Er forderte jeden bekehrten Christ auf, überall offensiv von Jesus zu reden. Tatsächlich gilt: Jeder Christ ist ein Missionar und jeder Nichtchrist ein Missionsfeld.

Nun versuchen wir, den Missionsbefehl zu erfüllen, indem wir die Leute in den Gottesdienst und zu den Gruppen und Veranstaltungen unserer Gemeinde einladen. Jesus sagt aber nicht: „Ladet ein!“ sondern: „Gehet hin!“ Die überzeugten Christen sollen zu den anderen gehen und sie zum Glauben einladen.

Wir können in persönlichen Gesprächen, die sich ergeben, unseren eigenen Glauben offen bezeugen und uns zu Christus bekennen. Wir können Verteilschriften und christliche Bücher weitergeben. Wir können Menschen, die wir kennen, zu bestimmten Veranstaltungen in der Gemeinde aufmerksam machen und sie dahin mitnehmen. Pro Christ ist eine einmalige Gelegenheit, zu den Menschen zu gehen und mit ihnen über den Glauben an Jesus ins Gespräch zu kommen.

Verbunden mit dem Auftrag, den Jesus gibt, ist neben dem Marschbefehl auch ein Gemeindebefehl. Er heißt:

„Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

War mit dem Marschbefehl vor allem jeder einzelne Christ angesprochen, so sind hier mit dem Gemeindebefehl die verschiedenen Gruppen und Kreise der Gemeinde angesprochen.

Angefangen vom Kindergottesdienst bis zu den Hauskreisen und Gemeinschaftskreisen. Es geht jetzt um die Frage, ob unsere Gruppen und Kreise wirklich offen sind für neue Teilnehmer oder ob auch sie einem verschlossenen Einmachglas gleichen, in dem einige Christen sich in ihrem eigenen Saft vertraut und geborgen fühlen.

Ist es Ihnen aufgefallen? Bei uns in der Volkskirche ist die Reihenfolge umgekehrt wie beim Gemeindebefehl. Zuerst wird getauft. Danach erst versuchen wir, wenn überhaupt, Menschen zu Jüngern zu machen.

Eine Kirche, die Kinder tauft, hat erst recht eine hohe Verantwortung. Sie muss eine missionarische Kirche sein. Für jedes Kind, das wir taufen, haben wir als Gemeinde eine Verantwortung. Die getauften Kinder sollen Jesus kennenlernen, zum Glauben finden, sich für ein Leben mit Jesus entscheiden und zu lebendigen Gliedern der Kirche werden.

Der Auftrag, den Jesus seinen Jüngern weitergibt, ist zunächst ein Marschbefehl, dann ein Gemeindebefehl und schließlich ein Lehrbefehl.

Jesus sagt auch: „Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“

Es ist nicht damit getan, dass jemand zum Glauben kommt, dass jemand sich zu Jesus bekehrt. Das kleine Pflänzchen des Glaubens, das entstanden ist, muss gehegt und gepflegt werden. Das göttliche Leben, das durch die Wiedergeburt in das Leben eines Menschen hineingekommen ist, muss sich entfalten können.  

Deshalb bedarf es der Lehre. Wie viel Mühe wendet der Apostel Paulus daran, um die „Kindlein im Glauben“, wie er sie nennt, zu lehren.

Wir brauchen in unserer Zeit feste Wertmaßstäbe, die aus der Bibel zu entnehmen sind. Wir brauchen eine klare Fähigkeit zur Unterscheidung von geistlichem und ungeistlichem Denken und Verhalten. Wir brauchen einen intensiven Umgang mit der Bibel. Wir brauchen das Gebet und die Gemeinschaft, damit das geistliche Leben wachsen und sich entfalten kann und nicht eingeht.

Jeder Gläubige sollte sich daher erst einmal selbst mit der biblischen Lehre beschäftigen, viel vom Gottesdienst mitnehmen, selbst in der Bibel lesen und einen Bibelkreis besuchen, wo er selbst geistliche Nahrung bekommt. Dann kann er auch andere lehren und in einem Leben mit Jesus stärken.

Einmachglas-Christen, die nur noch aus der Konserve leben, gehen ein. Schauen Sie doch auf die Verfallszeit der Einmachgläser und Konserven im Keller. Irgendwann wird der Inhalt der Gläser und Dosen ungenießbar.

Jesus klärt die Machtfrage
Jesus gibt einen Auftrag

3.    Jesus verspricht seinen Beistand

„Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“

Manche von Ihnen denken vielleicht immer noch: „Mission impossible“. Wenn schon Mission, dann ist Mission etwas für Spezialisten wie Ethan Hunt in dem gleichnamigen Actionfilm.

Aber Jesus macht deutlich: „Mission possible“ – „Mission ist möglich, denn ich bin dabei. Ich lasse euch nicht allein. Ich bin der, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist und ich stehe euch zur Seite.“

So sagt Jesus zu mir, wenn ich mit unvollständigen Worten meinen Freunden und Bekannten von Jesus weitererzähle: „Siehe, ich bin mit dir!“

So sagt Jesus zu mir, wenn ich in die Häuser gehe, um zu Pro Christ einzuladen: „Siehe, ich bin mit dir!“

So sagt Jesus zu mir, wenn ich mit großer Mühe mit den Teilnehmern meiner Gruppe, die ich leite, zurechtkomme:  „Siehe, ich bin bei dir!

So sagt Jesus zu mir, wenn mich die offensichtliche Vergeblichkeit meiner Bemühungen niederdrücken will: „Siehe, ich bin bei dir!“

Wir hörten vom Missionsbefehl. Jesus macht die christlichen Einmachgläser auf. Hört ihr, wie es zischt?

Jesus klärt die Machtfrage
Jesus gibt einen Auftrag
Jesus verspricht seinen Beistand

Jesus will uns in Bewegung bringen. Bei allem lässt er uns nicht allein. Er verspricht:

„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Evangelisation (3/3)

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Dreiteilige Predigtreihe über Evangelisation

1.    Das Evangelium – 2. Korinther 5, 14-21
2.    Der Missionsbefehl – Matthäus 28, 16-20
3.    Der Zeuge – 1. Johannes 1, 1-9

3. Teil: Der Zeuge

„1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens –
2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –,
3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
4 Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“
1. Johannes 1, 1-9

Liebe Gemeinde!

Ich habe einmal nachgelesen, was unter einem „Zeugen“ zu verstehen ist. Juristisch wird der Begriff des „Zeugen“ so erklärt: „Der Zeuge dient dem Beweis vergangener Tatsachen oder Zustände. Die Zeugenaussage erstreckt sich auf Tatsachen, nicht jedoch auf Meinungen, Wertungen oder Schlussfolgerungen. Grundlage der Beweiserhebung durch einen Zeugen sind die konkreten, subjektiven Wahrnehmungen des Zeugen.“

Ein Zeuge war bei bestimmten Ereignissen dabei. Er hat ganz konkrete Wahrnehmungen gehabt, die er berichten und bezeugen kann. Sein Zeugnis dient vor Gericht der Wahrheitsfindung. Es soll deutlich werden, wie es zuging, wie es wirklich war.

Johannes macht deutlich: In ganz ähnlicher Weise ist jeder Christ ein Zeuge. Er bezeugt, was er von Jesus weiß und was er mit ihm erlebt hat.

Dabei spricht Johannes in seinem Brief zunächst von der Person des Zeugen, dann von der Aufgabe des Zeugen und schließlich vom Inhalt seines Zeugnisses.

Die Person des Zeugen

Johannes gehört dazu. Er ist selbst ein Zeuge. Er hat gehört, was Jesus gesagt hat. Er hat gesehen, wie er gelebt hat, wie Jesus Kranke geheilt hat und wie er Tote auferweckt hat. Er stand unter dem Kreuz und hat gesehen, wie Jesus gelitten hat und wie er gestorben ist. Und Johannes ist auch dem Auferstandenen begegnet. Schließlich hat er auch gesehen, wie er die sichtbare Wirklichkeit verlassen hat und zu seinem himmlischen Vater zurückkehrte. Deshalb kann er als Zeuge mit Überzeugung bezeugen:

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens… bezeugen wir.“

Hinter den Berichten der vier Evangelien stehen Augenzeugen. Ganz unterschiedliche Menschen waren dabei. Sie haben die Predigten und Lehren von Jesus gehört und haben seine Taten mit eigenen Augen gesehen.

Was sie gesehen und gehört haben, haben sie bezeugt und ihr Zeugnis wurde niedergeschrieben. Das erklärt auch, warum in den vier Evangelien ganz unterschiedliche Schwerpunkte und Beobachtungen der gleichen Ereignisse wiedergegeben werden.

Stellen Sie sich einen Autounfall vor. Es gab drei Zeugen. Eine Frau, die aus dem Fenster schaute, ein Passant, der an der Straße entlang ging und die Mitfahrerin, die alles miterlebt hat. Jeder dieser drei Zeugen wird dasselbe Ereignis aus seiner Sicht beschreiben. Es ergibt sich ein ziemlich genaues Gesamtbild des Unfallhergangs, wenn alle drei Zeugen gehört werden.

Es war für Johannes und die anderen Jünger ein großartiges Privileg, dass sie den ewigen Sohn Gottes, der Mensch geworden ist, gesehen haben. Sie haben den gesehen, der von sich sagen konnte: „Wer mich sieht, der sieht Gott, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9).

Sie haben die Wunder gesehen, die Jesus tat. Sie sind dem Auferstandenen begegnet. Sie konnten Jesus jederzeit fragen und sich in allen Lebensfragen von ihm beraten lassen.

Uns ist das so nicht möglich. Wir können Jesus nicht sehen. Wir hören seine Stimme nicht akustisch und direkt. Petrus, einer der anderen wichtigen Augenzeugen neben Johannes, kann daher nur über das Wunder staunen, dass so viele Menschen fest an Jesus glauben, obwohl sie ihn nicht sehen.

Petrus sagt in seinem Brief zu denen, die Jesus kennengelernt haben: „Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.“ (1. Petrus 1,8f)

Obwohl wir damals nicht dabei waren und Jesus nicht leibhaft gesehen haben, können wir trotzdem Zeugen sein und von Jesus Zeugnis ablegen.

Johannes beschreibt, was einen Zeugen von Jesus damals und heute ausmacht: Ein Zeuge ist ein Ohrenzeuge. Er hat etwas gehört.

Damals hörten die Menschen Jesus direkt. Sie hörten seine Predigten und sie hörten auf das, was er auf ihre Fragen antwortete. Das geht heute auch noch.

Paulus sagt: „Der Glaube kommt aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Römer 10,17)

Jesus spricht durch die Worte der Bibel und durch die Verkündigung zu uns. Im Gottesdienst will er durch die Predigt zu den Menschen reden. Wir werden zu Zeugen, wenn wir hinter den Worten der Bibel und den Worten der Predigt ihn selbst erkannt haben und wissen: „Er war es selbst, der jetzt zu mir gesprochen hat.“

Ein Zeuge ist auch ein Augenzeuge. Damals konnten die Menschen Jesus sehen und ihm zusehen, was er tat und was mit ihm und durch ihn geschah. Das ist in dieser Form heute nicht mehr möglich. Doch auch wir können Jesus sehen.

Jesus lebt durch seinen Geist in denen, die ihn aufgenommen haben. Er schaut uns aus den Augen des Bruders und der Schwester in der Gemeinde an. Wer Jesus sehen will, muss in die Gemeinde gehen. Wir sehen auch das, was Jesus in unserer Zeit tut. Wir sehen, wie er uns und andere verändert. Wir sehen, wie durch ihn Menschen wieder neue Kraft und neuen Mut bekommen. Wir sehen, wie Jesus Sünden vergibt und Versöhnung möglich macht.

Zum Zeugen gehört neben dem Sehen und dem Hören auch das Betasten. Ein Zeuge ist einer, der etwas berührt hat.

Damals lagen die Freunde von Jesus ihrem Herrn in den Armen. Petrus hat nach seiner Hand gegriffen, als er am Ertrinken war. Thomas hat seine Wundmale berührt, um gewiss zu sein, dass er wirklich der ist, der tot war und jetzt vom Tod auferstanden ist. Die Begegnungen mit Jesus waren er-fassbar und be-greifbar.

Heute wird diese Dimension durch konkrete Erfahrungen vermittelt, die ich mit Jesus mache. Oder auch im Abendmahl:
„Nehmet, esset, das ist mein Leib!“
„Trinket alle daraus. Das ist mein Blut.“

Ich muss Zeuge sein. Ich muss gehört, gesehen und gespürt haben, dass Jesus lebt. Bist du ein Zeuge? Hast du gehört, gesehen und gespürt, dass Jesus zu dir gehört und dass du zu Jesus gehörst?

Die Person des Zeugen

Die Aufgabe des Zeugen

„Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist.“

Die Aufgabe des Zeugen ist, von dem Leben das, was er gehört, gesehen und begriffen hat, weiterzuerzählen.

Es geht nicht um die Person des Zeugen, sondern um das Zeugnis. Wir haben den Menschen nichts zu bringen. Wir können nur bezeugen, wer uns etwas gebracht hat. Unsere Aufgabe ist die eines Bettlers, der einem anderen Bettler sagt, wo es etwas zu essen gibt.

Auch wenn die Person des Zeugen nicht überzeugt, kann doch das Zeugnis, das der Zeuge weitergibt, überzeugen. Wir brauchen uns nicht zu genieren und sagen: „Ich bin doch nicht geeignet, mit dem Leben, das ich geführt habe und mit meiner Art, die ich habe, vor andere hinzustehen und ihnen zu sagen, wer sie retten kann.“

Stellen Sie sich vor:
Paulus war einer, der die Christen verflucht und verfolgt hat! Und jetzt bezeugt er, dass er Christus begegnet ist und jetzt nur noch für ihn lebt.
Petrus war einer, der mit dem Schwert dreingeschlagen hatte und einer, der seinen Herrn Jesus verleugnet hatte. Und jetzt steht er vor die Menschen hin und bezeugt, dass sie Christus und seine Rettung bitter nötig haben.

Wir müssen auch nicht durch gute Argumente und gekonnte Rhetorik überzeugen. Wir brauchen nur zu bezeugen, wer Jesus für uns ist. Alles andere dürfen wir dem Herrn überlassen.  

In verschiedenen Schritten kommt das Zeugnis zu den Menschen. Alles fängt damit an, dass das Leben in dieser Welt erscheint.

„Das Leben ist erschienen!“
Jesus, das Leben in Person, tritt in unserer Welt auf.
Dann kommt es zur Erfahrung:

„Wir haben gesehen!“
Sie sehen, was Leben ausmacht. Sie lernen Jesus kennen und machen Erfahrungen mit Jesus.
Sie werden jetzt zu Zeugen:

„Wir bezeugen.“
Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit Jesus weiter. Die eigenen Erfahrungen verbinden sie mit dem, was in der Bibel über Jesus steht:

„Wir verkündigen euch das Leben.“
Auch die Predigt ist nichts anderes als ein Zeugnis vom Leben.

Ich kannte einen Pfarrer, der seine Predigt immer so begann: „Mein Zeugnis heute geht über das Thema…“ und dann nannte er den Schwerpunkt seiner Predigt.

Vor Gericht gilt die Zeugenpflicht. Jeder, der in einer speziellen Sache etwas bezeugen kann, ist verpflichtet, das, was er gesehen, gehört oder an handgreiflichen Beweisen gesammelt hat, weiterzugeben.

Ebenso sind Menschen, die Jesus kennen, verpflichtet, das weiterzugeben, was sie gesehen, gehört und erfasst haben. Wir machen uns schuldig, wenn wir nicht Zeugnis ablegen.

Paulus sagt: „Dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!“ (1. Korinther 9,16)

Der bekannte Pfarrer Wilhelm Busch war ein brennender Zeuge für Jesus. Er erzählt einmal selbst von der Begegnung mit zwei Bergleuten in Essen: „Da grüßt der eine: ‚Guten Tag, Herr Pastor!‘ Ich trete auf ihn zu: ‚Kennen wir uns?‘ Da lacht er und erklärt dem anderen: ‚Das ist der Pastor Busch! Ein ganz ordentlicher Junge!‘ ‚Danke!‘ sage ich. Und da fährt er fort: ‚Nur - er hat leider einen Vogel!‘ Ich fuhr empört auf: ‚Was habe ich? Einen Vogel? Wieso habe ich einen Vogel?‘ Und da wiederholt er: ‚Wirklich, der Pastor ist ein ganz ordentlicher Junge! Nur: Er spricht immer von Jesus!‘ ‚Mann!‘ rief ich erfreut. ‚Das ist kein Vogel! In hundert Jahren sind Sie in der Ewigkeit. Dann hängt alles daran, ob Sie Jesus kennengelernt haben. An ihm entscheidet sich, ob Sie in der Hölle oder im Himmel sind. Sagen Sie: Kennen Sie Jesus?‘ ‚Siehst du‘, wendet er sich lachend an den andern, ‚jetzt fängt er schon wieder an!‘“

Die Person des Zeugen
Die Aufgabe des Zeugen

Der Inhalt des Zeugnisses

„Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist.“

Der Inhalt des Zeugnisses, das die Zeugen weitergeben sollen, ist das Zeugnis vom Leben. Christen sollen einfach vom Leben erzählen. Von dem Leben, das sie bekommen haben.

Sie sollen dieses Leben beschreiben wie es ist und das Interesse und die Sehnsucht wecken, dieses Leben ebenfalls zu bekommen.

Johannes beschreibt das Leben, von dem wir Zeugnis ablegen sollen, näher. Es ist das Zeugnis vom Leben, das ewig ist: „Wir verkündigen euch das Leben, das ewig ist.“

Ewiges Leben beschreibt nicht primär die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod, das unbegrenzt weitergeht. Ewiges Leben beginnt schon jetzt.

Wer hier kein ewiges Leben hat, hat in der jenseitigen Welt auch keines. Wenn ewiges Leben das grenzenlose Leben wäre, dann hätten die Gottesleugner auch ewiges Leben. Denn sie leben ja nach dem Tod auch weiter. Sie werden sogar auferstehen. Ewiges Leben ist nicht nur unendlich andauerndes Leben, sondern ist vor allem ein Qualitätsbegriff. Es ist wahres, erfülltes, unerschöpfliches und göttliches Leben voller Glückseligkeit, Kraft und Herrlichkeit.

Das Leben, das die Zeugen verkündigen, ist außerdem „das Leben, das beim Vater war“. Es ist göttliches Leben. Leben, das von Gott kommt, das von ihm ausgeht und das nur in der Verbindung mit ihm zu haben ist.

Das Leben, das durch das Zeugnis weitergegeben wird, ist nicht nur „das Leben, das ewig ist“. Es ist nicht nur das Leben, das nur in der Verbindung mit Gott zu bekommen ist, „das Leben, das beim Vater war“, sondern auch „das Leben, das erschienen ist“. Dieses Leben zeigte sich in Jesus in Person. Er ist Weg, Wahrheit und Leben (Johannes 14,6).

In Jesus ist das Leben erschienen.
Wer Jesus hat, der hat das Leben. Wer Jesus nicht hat, der hat das Leben nicht.

Jesus sagt es so: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ (Johannes 3,36)

Ohne Jesus sind wir gar nicht lebendig. Wir wissen gar nicht, was Leben ist.

Barry McGuire, ein amerikanischer Sänger, wurde in den 60er Jahren bekannt durch seinen Welthit „Eve of destruciton“ – „Abend der Zerstörung.“ Er beschreibt in diesem Lied die Gefahr, dass die Menschen sich selbst kaputt machen und zerstören. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens fand McGuire zu Jesus Christus. Er beschreibt den Unterschied zwischen einem Leben ohne Jesus und einem Leben mit Jesus mit dem Unterschied zwischen einem Streichholz, das nicht brennt und einem Streichholz, das entzündet wurde, zwischen einem Roboter und einem menschlichen Wesen: „Bevor ich Christ wurde, war ich ein biologischer Computer. Erst als Jesus in mich hineinkam, wurde ich wirklich lebendig. Vorher hat niemand in mir gewohnt. Jetzt ist er bei mir zu Hause. Wenn jemand das Leben entdecken will. Dann muss er zur Quelle gehen. Die einzige Quelle, die es gibt, das weiß ich, das habe ich erfahren, ist Jesus Christus, der Sohn Gottes.“

Das Leben, das Christen haben und von dem sie Zeugnis ablegen, wirkt sich aus in der Gemeinschaft.

Johannes sagt: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“

Auf einmal entsteht Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Die Verbindung zu Jesus und zu seinem Vater ist wieder hergestellt. Diese Beziehung lebt und wird gelebt. Aber auch die Beziehung zu den Gläubigen entsteht. Menschen, die mit Jesus leben, wachsen zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammen, die wir Gemeinde nennen.

Johannes beschrieb uns, was ein Zeuge ist. Wir hörten von der Person des Zeugen, von der Aufgabe des Zeugen und vom Inhalt des Zeugnisses.

Zum Schluss beschreibt Johannes die Freude, die es mit sich bringt, von Jesus Zeugnis abzulegen. Er sagt: „Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“

Wir können es selbst ausprobieren, wie viel Freude es bringt, von Jesus zu erzählen, vom Leben, das erschienen ist.
Amen

Autor: Wanner, Michael


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Alternativ leben mit Gott

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Haben Sie sich bewusst entschieden, heute Morgen in den Gottesdienst zu kommen? Oder ist das eine gute Gewohnheit Ihrerseits? Klar, man geht am Sonntag in den Gottesdienst. Ob heute Morgen, schon gestern oder einfach in grauer Vorzeit als eine Grundsatzentscheidung – egal, Hauptsache Sie sind hier. Es ist eine gute und ich erlaube mir zu sagen, eine kluge Entscheidung. Darum sage nun auch ich heute Morgen: Herzlich willkommen hier im Gottesdienst, den wir feiern wollen im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen!

Klugheit – Das ist auch das Thema des Kirchentags, der bald in Stuttgart beginnt. „Auf dass ihr klug werdet“ steht als Motto über dieser Großveranstaltung. Schade, dass man den Kontext dieses biblischen Wortes aus Psalm 90 weggelassen hat. Sie kennen ihn? Klar, er ist nicht besonders werbeträchtig und ein Motto muss ja eindrücklich sein. Aber gerade angesichts des öffentlichen Sterbens um uns her – der überraschende Tod von weit mehr als 6000 beim Erdbeben in Nepal, der grausame Tod auf den als Rettungsfahrten angesetzten Flüchtlingsschiffen, das Sterben von unbedarften Flugpassagieren, die sich ohne Vorahnung ins sicherste Verkehrsmittel setzen, das Flugzeug, und dazu noch innerhalb Europas, der Tod von unzähligen Christen, die von blindwütigen Terroristen hingemordet werden – gerade angesichts des öffentlichen Sterbens ist der Kontext so bedeutend: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“

Mitten im Alltag der Freuden und des unbeschwerten Feierns sollen wir uns dessen bewusst werden und bewusst bleiben – und mitten im Alltag aller Grausamkeiten und Entsetzlichkeiten sollen wir wissen, wie wir unser Leben klug gestalten, damit wir auch auf den Tod vorbereitet sind.

Ich möchte diesen Gottesdienst gerne überschreiben: „Alternativ leben mit Gott. ER allein bringt ans Ziel“. Und ich lade Sie dazu ein, mit mir dazu auf Gottes Wort zu hören, uns auf ihn zu besinnen und uns von seinem Wort, von seinem Reden, herausfordern zu lassen, damit wir klug werden. Und darum ist mir auch wichtig, jetzt mit diesen ernsten Worten keine Moll-Stimmung zu verbreiten. Zumal heute der Sonntag „Kantate“ ist: „Singt dem Herrn ein neues Lied!“ Mir ist nur wichtig, dass wir unser Lebenslied so singen, dass es alltagstauglich wird, für das gesamte Leben, für Freude und Leid, für Frohes und Schweres, für die sogenannten „Guten Tage“ und die so oft gefürchteten „Schweren Tage“. Darum singen wir dann auch gleich nach dem Gebet das herrliche Morgenlied mit viel Inhalt „Die güldne Sonne voll Freud und Wonne…“ Aber jetzt lade ich Sie zuerst ein, dass wir unsere gemeinsame Gebetszeit mit dem Wochenpsalm 98 beginnen (lesen).

Wenn ich richtig sehe, haben die meisten heute Morgen hier ihre Schulzeit schon längere Zeit hinter sich, zumal wir den Altersdurchschnitt heute etwas nach oben geschoben haben, weil die Konfirmanden zur Konfirmandenfreizeit weg sind.

Sind Sie gerne in die Schule gegangen? Also, ich gebe es offen zu: Ich nicht! Naja, es gab natürlich auch gute Tage in meiner Schulzeit: Die Ersten und die Letzten! Als es ein Vorrecht war, jetzt endlich auch die Schulbank drücken zu dürfen wie die 5 älteren Geschwister, wobei die ersten Beiden die Zeit schon hinter sich hatten, als ich anfing. Und im letzten Jahr, als ich mit einer gewissen Wut im Bauch an eine neue Schule musste, dort aber den Demokratisierungsprozess mitsteuern konnte. Aber am schönsten war eigentlich immer das Läuten der Schulglocke am Ende der letzten Stunde des Tages. Darum kann ich gar nicht so recht verstehen, dass die Politiker heute die Kinder am liebsten den ganzen Tag in die Schule schicken würden. Wollen die das?

Also, ich hoffe ja, dass es Ihnen mit der Bildung besser geht. Bildung ist ja derzeit in aller Munde. Gleiche Bildungschancen für alle. Das ist ein großes Ziel der Gleichberechtigung. Und man will in diesem Zusammenhang eben die hohe Schulbildung für alle öffnen. Möglichst viele sollen Abitur machen; möglichst viele sollen studieren. Ob das dann immer das Beste für alle Menschen ist und Schul- und universitäre Bildung auch wirklich schon Bildung ist – nein, keine Sorge – obwohl ich gerade erst im schönen Schwarzwald in Neubulach einen Vortrag zur Diskussion um den Bildungsplan gehalten habe – wir reden nicht weiter über diese Bildung und Ausbildung jetzt hier und heute im Gottesdienst.

Erstaunlich ist ja, dass uns Jesus immer wieder überrascht und plötzlich ganz andere Dinge betont als jene, die uns so wichtig erscheinen. Gottes Wort spricht von einer bildungsfernen Alternative des Lebens:

„Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist, vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisheit der Weisen zunichte mache“. 1. Korinther 1, 26ff Nicht die Weisen und Klugen bekommen die Offenbarung Gottes sondern die Unmündigen. Hier ist Trost für alle Müden und Schulmüden, für alle Bildungsschwache. Hier ist der Hoffnungsschimmer für die Hoffnungslosen. Hier gibt es das Evangelium, die gute Botschaft für alle – auch für alle Benachteiligten. Denn in Gottes Reich ist alles umgekehrt.

Aber hören wir selbst auf das Wort für den heutigen Sonntag Kantate aus Matthäus 11, von Vers 25 an:
„Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.
Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.
Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Vier Gedanken möchte ich Ihnen heute mitgeben:

1.    Er gibt Glauben

Das Entscheidende des Lebens können wir uns nicht selbst erarbeiten. Auch wenn das „Selbst“ Hochkonjunktur hat und die Menschen in ihrer Selbstüberschätzung auch noch selbst bestimmen wollen, wann ihr Leben zu Ende gehen soll.

Werden wir doch mal Realisten. Keiner von uns hat selbst bestimmt, dass er als Mensch in diese Welt kommt. Keiner hat selbst bestimmt, wann und wo, unter welchen Umständen, in welche Familie hinein, in welche gesellschaftlichen Umstände hinein er geboren wurde. Auch Vater und Mutter hat sich niemand selbst ausgesucht, die Geschwister schon gar nicht. Keiner hat sich seine genetischen Anlagen selbst zusammen gemischt. Keiner hat sich seine Begabungen selbst erarbeitet. Und darum ist auch selbst das, was einer kann, leistet und erreicht, höchstens ein kleiner Teil eigener Verdienst.

Ja, wir sind dafür verantwortlich, dann aus den Gaben und Geschenken unseres Lebens das Beste zu machen, eifrig zu arbeiten, klug zu handeln, die Gaben zu vermehren und zum Wohl der Menschen einzusetzen. Wir sind nicht zum Chillen auf der Welt. Manche denken ja, Arbeit sei eine schlechte Erfindung! Aber nein, sie ist die Erfindung Gottes. In den ersten beiden Kapiteln der Bibel steht das schon deutlich drin, dass uns Gott in diese Welt hineingesetzt hat, um sie zu bebauen und zu bewahren. Aber ist nicht nur schön, wie manche sagen, ich kann gerne zusehen. Sondern wer seine Arbeit liebt, kann sich viele schöne Stunden machen.

Werner Schmückle hat es in seiner Predigt am vergangenen Sonntag deutlich gemacht: Auf die Frucht kommt es an. Wir sollen und wir dürfen Früchte bringen! Gewiss! Aber wir haben keinen Grund stolz zu sein auf das, was uns gelang. Nicht Stolz und Angeberei ist die Antwort auf Gelingen sondern Dankbarkeit.

Wir starten als Deutsche Evangelische Allianz mit vielen anderen Verbänden deshalb am 3. Oktober in ein Jahr der Dankbarkeit. Freilich, unser ganzes Leben soll ein Leben der Dankbarkeit sein, aber gerade auch nach 25 Jahre neuer Deutscher Einheit ist es gut, dies wieder einmal besonders zu betonen.

Und so wie es für das Leben gilt, so gilt es auch für den Glauben! Wir können ihn uns nicht selbst erarbeiten. Er ist nicht das Ergebnis hoher Bildung. Er ist nicht die Folge richtigen Verhaltens. Er ist kein Preis für Cleverness. Hier steht ohne Wenn und Aber: Gott hat den Glauben geoffenbart. Der Glaube ist Geschenk. Dass wir glauben können ist Gottes Gnade und seine Barmherzigkeit. Dass wir die Augen, Ohren und Herzen geöffnet bekommen haben, verdanken wir dem lebendigen Gott! Darum ist Glaube nie Verdienst. Darum ist Glaube nie ein Grund zum Hochmut, zur Überheblichkeit, zur Arroganz. Der Glaube ist immer Grund zur Dankbarkeit. Gott gibt den Glauben!

Und wenn wir ihn nicht haben? Und wenn er uns abhandengekommen ist? Können wir uns dann unschuldig zurücklehnen? Wenn es denn gar nicht an mir liegt, dann kann ich auch nichts für meinen Unglauben? Dann darf man mich auch dafür nicht verantwortlich machen?

Um Glauben darf man bitten. Gott erhört Gebet. Einige Kapitel vor unserem heutigen Predigttext ist uns von Jesus in der Bergpredigt überliefert: „Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? … Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten…“.

Wenn und weil Gott Gebet erhört, dürfen wir um den Glauben beten. „Herr, hilf meinem Unglauben! Herr schenke mir Glauben!“ Aber es ist dann Gabe von Gott, Geschenk von Gott. Geschenke kann man wollen, abholen, liegen lassen oder achtlos beiseite legen oder eben dankbar annehmen.

Wer nicht glauben kann, bitte den lebendigen Gott um Glauben! Er wird ihn schenken. Und wer glauben kann, danke Gott für das Geschenk des Glaubens. ER ist es, der glauben ermöglicht!

Es ist ja ein großes Gejammer in unserem Land, dass anscheinend nicht jeder die gleichen Bildungschancen hat. Wie groß ist unser Gott, der jedem gleichberechtigt Glauben anbietet. Nicht Geburt oder Bildung der Eltern entscheiden über den Glauben. Nicht Geld oder Verstand. Nicht Raffinesse oder Beziehungen oder Fleiß. Gott gibt jedem, der ihn bittet.

2.    Er allein hat das Sagen

„Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will“, sagt Jesus.

Und das ist natürlich eine Provokation für alle Menschen, die ihr Leben in Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und Selbstverantwortung leben wollen und meinen, sie seien die wirklich Handelnden, sie könnten ihr Leben nach eigenen Wünschen gestalten.

Jesus, der Sohn Gottes, hat alles in seiner Hand. Ihm hat der Vater, der Schöpfer Himmels und der Erden, alles in seine Hand gelegt. Ihm gehört die Welt. Er ist der Herrscher. An Himmelfahrt singen wir: „Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß“.

Vor kurzem war ich in Königsee in Thüringen, in der Nähe unserer Allianzhauptstadt Bad Blankenburg. Wir nahmen Abschied von einem Landespolitiker, Gerhard Günther, der im Alter von – darf man das sagen – nur 59 – heimgerufen wurde. Weil er nicht nur einfach Landtagsabgeordneter war sondern über die Parteigrenzen hinaus als ein wirklicher Sachwalter der Bürgerinteressen galt, haben sich dort auch einige prominente Politiker Thüringens versammelt. Dort saßen sie nun vereint still in der Kirche. Angesichts des Todes sind auch die Mächtigen schnell mit ihrem Latein am Ende. Auch die Mächtigen können die wirklichen Fragen nicht beantworten, warum ein kluger, fleißiger, sachlicher Politiker so früh gehen muss. Sie haben keinen Einfluss auf die Personalpolitik Gottes, die wir so oft nicht verstehen. Und sie haben keine Macht über die wirklichen Mächte dieser Welt. Sie sind dem Tod verfallen.

Und Sie kennen doch all diese offenen Fragen, die in diesem Leben ohne Antwort bleiben, warum es manchen Gottlosen so gut geht – wie das der Psalmist im Psalm 73 beklagt – und die Frommen oft so früh dahingerafft werden. Und wer hat schon eine Antwort auf die Fragen nach Krankheit, dem Unglück in Nepal, dem Flüchtlingselend auf dem Mittelmeer und dem Absturz des Flugzeuges in Südfrankreich. Ja, manches Unheil können wir verhindern, wie das möglicherweise geplante Attentat in Frankfurt beim Radrennen – Gott sei’s gedankt – aber keiner weiß, ob wir das Nächste verhindern können.

Nein, Christen sind nicht die Ratgeber der Nation und die Alles-Besser-Wisser, die mit ihren Antworten immer den Nagel auf den Kopf treffen. Aber sie haben gelernt, dass da einer ist, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Und darum vertrauen wir uns ihm an. Denn bei ihm sind wir geborgen, im Glück und Unglück, im Freudentaumel und im Leid.

Ich werde zurzeit bei meinen Reisen im ganzen Land oft gefragt, wie es denn mit meiner Liebe zum VFB Stuttgart bestellt ist, ob ich VFB-Fan bin. Die Fragen treffen mich nicht so ganz. Aber es ist ja nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig, derzeit dazu zu stehen. Denn wer ist nicht gerne nach einem Wettkampf bei den Siegern? Wer ist nicht gerne Fan derer, die gewinnen? Wer gibt sich schon freiwillig auf die Verliererstraße?

„Auf dass wir klug werden!“
Dieses Wort lädt uns dazu ein, schon heute die wahren Machtverhältnisse zu akzeptieren und sich auf die Seite Gottes zu schlagen. Es ist ein Zeichen der Klugheit, sich schon heute dem anzuvertrauen, der am Ende allein das Sagen hat.

In dem wunderbaren Christushymnus in Philipper 2 heißt es: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in den Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, derer die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind und alle Zungen bekennen sollen, dass ER der Herr ist.“

Es ist nicht dumm, nicht hinterwäldlerisch, nicht rückständig, wenn man sich schon heute auf die Seite des Herrn aller Herren und König aller Könige stellt, sondern klug. Mir liegt so sehr daran, dass wir kleines Häuflein der Christen eine neue, frohe Siegesgewissheit ausstrahlen. Ja, wir gehören doch zum Sieger über Teufel, Tod, Welt und alle Mächte! Wir sind Teil der Siegermannschaft des lebendigen Christus. Wir gehören schon heute zur Ewigkeitstruppe unseres Gottes. Am Ende werden sich alle Knie beugen und Jesus anerkennen. Lasst uns doch unserer Zeit voraus sein und dies schon heute tun.

Die Philosophen und Theologen haben sich ja schon erbitterte Diskurse darüber geliefert, ob wir eigentlich einen freien Willen haben oder nicht. Darf ich das so offen sagen, dass mir das eigentlich egal ist? Denn wenn ich denn einen freien Willen habe, dann will ich ihn postwendend an Jesus zurückgeben: „Nimm du meinen Willen du, dass er still in deinem Ruh!“

Ich will über mein Leben nicht mehr selbst bestimmen sondern will, dass der Herr Jesus Christus über mein Leben verfügt. Ich will nicht mehr mich selbst verwirklichen sondern ich will, dass sich Christus in mir entfaltet und durch mein Leben Gottes Willen verwirklicht wird. Ich will auch nicht selbst verantwortlich mein Leben und meine Arbeit und meine Entscheidungen selbst verteidigen. Sondern ich danke Jesus Christus, dass der die Verantwortung über meine Sünde und Schuld, über mein Versagen und meinen Bockmist übernommen hat und am Kreuz von Golgatha für mich bezahlt hat.

Und darum ist es auch so erleichternd, dass ich nicht mehr Menschen gegenüber verantwortlich bin, von ihrem Wohlwollen und Abnicken abhängig. Ich bin dem lebendigen Jesus Christus verantwortlich. Auf ihn will ich hören. Was können mir dann Menschen noch tun? Weil ich weiß, dass ER das Sagen hat, darum lohnt es sich, nicht mehr mein Mäntelchen nach den Mehrheitsmeinungen in dieser Welt auszustrecken sondern nach den Maßstäben der Ewigkeit zu leben, zu reden, Position zu beziehen und mich daran zu orientieren. So übrigens können wir dann auch Licht und Salz in unserer Gesellschaft sein, weil wir nicht an den Zeitgeist angepasst sind.

3.    Er lädt ein

Gott will alle. Gerade auch die Mühseligen und Beladenen, die Fragenden. Die christliche Gemeinde ist kein Exklusivclub für besonders Privilegierte. Hier sind alle willkommen.

Sie kennen das Gleichnis vom verlorenen Sohn. In Lukas 15 noch mal nachzulesen. Ich nenne dieses Gleichnis ja lieber das Gleichnis vom liebenden Vater. Denn obwohl der sogenannte verlorene Sohn nun wirklich alles falsch gemacht hatte, was man falsch machen konnte, dem Vater vor der Zeit das Erbe entlockt und dann verzockt, auf welchem Weg auch immer. Jesus sagt darüber übrigens gar nicht so viel, wie unsere Fantasie hergibt. Und der Vater nimmt den Vorwurf des älteren Bruders, was da alles geschehen sein wird, gar nicht so sehr wichtig. Aber der Vater steht sozusagen immer auf der Dachterrasse, schaut hinaus ins Weite und wartet, bis der Sohn am Horizont auftaucht. Und dann rennt er los, ihm entgegen.

Wir reden ja zurecht vom dreieinigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Die gehören untrennbar zusammen. Liebe Geschwister, der dem Sohn entgegeneilende, liebende Gott ist Gottes Sohn, Jesus Christus, der den Mühseligen und Beladenen zuruft: „Kommet her zu mir alle, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“

Und wer ist mühselig und beladen? Oder fragen wir doch anders herum: Ist jemand nicht mühselig? Gibt es einen, der mühelos durchs Leben geht, der kein Päckchen zu tragen hat? Hat jemand keine Lasten zu bewältigen? Was gibt es nicht alles an Mühsal und Lasten: Krankheit bei uns oder unseren Angehörigen, Leid, Tod, zerbrochene Beziehungen, mangelndes Verständnis – aber auch das Leid über gegangene Irrwege und Sackgassen, in die wir uns selbst hinein manövrierten, Sünde, Schuld, Verletzungen, die wir anderen und Gott zugefügt haben. Wer hat nichts davon?

„Kommet her zu mir alle“, sagt Jesus. Er ist nicht für die Gesunden gekommen, sondern für die Kranken, für die Belasteten, für die Einsamen, für die Enttäuschten – über sich und die Welt und die Menschen.

Die Gemeinde Jesu ist ein Krankenhaus, wo einer dem anderen von dem großen Arzt Jesus erzählt, der die Wunden heilen kann.  Er, Jesus, lädt alle ein. Für ihn und bei ihm gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Und darum dürfen auch wir loslegen und alle einladen.

Im nächsten Jahr findet wieder einmal der große jugendmissionarische Kongress Christival statt. Es sind dann 40 Jahre seit dem ersten Christival 1976 in Essen. Damals hat Manfred Siebald das Lied gedichtet, dass uns damals Junge begeistert mitgenommen hat: „Gott lädt uns ein zu seinem Fest, lasst uns gehn, und es allen sagen, die wir auf dem Wege sehn. Gott lädt uns, das haltet fest, wenn wir gehn. Worauf noch warten, warum nicht starten, lasst alles andere stehn.“

ER lädt alle ein und wir dürfen diese Botschaft weitergeben, ganz persönlich jedem Einzelnen oder öffentlich hinausposaunen.

4.    Er bringt ans Ziel

Sie wissen es ja, ich bin kein Pfarrer. Ich bin es darum auch noch längst nicht gewohnt, Beerdigungen zu halten und es kommt auch nicht sooo häufig vor, dass ich bei Trauerfeiern rede. Aber ich sagte Ihnen schon, dass ich gerade erst bei einer Trauerfeier war. Und kürzlich war ich auch gebeten worden, die ganze Trauerfeier und Beerdigung für einen guten alten Freund – also langjährigen, alt war er noch nicht mit 65 – zu leiten.

Ich verstehe immer mehr den Psalmisten mit seiner Bitte: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“ Man muss doch wissen, was am Ende dabei herauskommt. Das alternative Leben, das uns Jesus anbietet, ist nicht nur ein kleines Schönwetterprogramm. Das ist nicht nur ein Programm für eine Party, für ein Fest. Das ist nicht nur ein Programm fürs Leben auf dieser Welt, das schneller zu Ende gehen kann als wir denken können. Es ist das Lebensprogramm, das auch noch für die Zukunft relevant ist.

Heute wird so viel von Nachhaltigkeit geredet. Auf jeder Packung und jeder Flasche gibt es die Hinweise auf die Wiederverwertbarkeit. Es soll wenigstens nichts einfach nur unnütz weggeworfen werden. Wer wirklich sein Leben nachhaltig gestalten will, dem kann man nur empfehlen, die Einladung von Jesus anzunehmen. Denn seine Liebe trägt uns, nicht nur durchs Leben sondern auch durch den Tod.

„Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“

Stimmt das? Ist es nicht oft schwer, mit Jesus zu gehen? Muss man nicht auf vieles verzichten, was Freude macht? Ist es nicht beschwerlich danach zu fragen, was Jesus will?

Nein, es wäre missverständlich, wenn man meinen und verkündigen würde, dass Christsein bedeutet, immer auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Aber das, was er uns aufgibt zu tragen, ist deshalb erträglich, weil er mitgeht. Weil er uns unter die Arme greift. Weil er uns nicht alleine lässt mit unseren Sorgen und unserem Grämen.

Im vorher erwähnten Christival-Lied von 1976 heißt es: „Werden sich Weg und Mühe denn lohnen, bis Gottes Fest beginnt? Ja, denn es hat für die schon begonnen, die auf dem Wege sind.“

In der Gemeinschaft mit dem ewigen Gott zu leben. Heute schon. Und in alle Ewigkeit. Kennen Sie ein besseres Lebenskonzept? Ich nicht!
Amen!

Autor: Steeb, Hartmut


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Für Jesus brennen ohne auszubrennen

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Liebe Gemeinde,

manchmal fühlen wir uns wie ein benutztes Streichholz: ausgebrannt. Und dagegen kann das Streichholz gar nichts machen: es kann nur einmal brennen, dann ist seine Aufgabe erfüllt. So geht es auch uns, wenn wir aus eigner Kraft brennen und an Jesus glauben wollen. Das geht eine ganze Zeitlang wunderbar hell, aber dann sind wir völlig ausgebrannt.

Jesus will uns einen anderen Weg zeigen, es geht um den Unterschied von einem Streichholz und dem Docht einer Öllampe. Das Streichholz brennt aus sich selber, der Docht der Öllampe ist ein Medium für das Öl, das ihn zum Brennen bringt.

Und so möchte Jesus, dass wir unseren Glauben durch das Öl des Heiligen Geistes leben, dass er durch uns hier in diese Welt Licht und Ruhe bringen kann, ohne dass wir ausbrennen. Und darum geht es in unserem heutigen Text:

„25 Jesus betete: "Mein Vater, Herr über Himmel und Erde! Ich danke dir, dass du die Wahrheit vor den Klugen und Gebildeten verbirgst und sie den Unwissenden enthüllst.
26 Ja, Vater, so entspricht es deinem Willen.
27 Mein Vater hat mir alle Macht gegeben. Nur der Vater kennt den Sohn. Und nur der Sohn kennt den Vater und jeder, dem der Sohn ihn zeigt.
28 Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.
29 Lasst euch von mir in den Dienst nehmen, und lernt von mir! Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Bei mir findet ihr Ruhe für euer Leben.
30 Mir zu dienen ist keine Bürde für euch, meine Last ist leicht."
Matthäus 11, 25-30

Heute geht es um das Eingemachte: „Sich abmühen und unter unserer Last leiden“, wir können auch sagen „voll gestresst und ausgebrannt“ – das sind Erfahrungen, die jeder von uns kennt. Wir meinen, wenn wir loslassen, fällt alles auf uns und begräbt uns. Und schon fangen wir an zu jammern, wie schlecht es uns geht. Doch halt! Es heißt ja nicht: Fangt das Jammern an, alle, die ihr euch abmühen und beladen seid. Nein! Es heißt: „Kommt her alle zu mir“.

Aber dazu müssen wir zuerst einmal loslassen. Das ist der erste Schritt und eine klare Richtung zur Hilfe: Ich wende den Blick weg von den Schwierigkeiten und Problemen, die mich gerade beschäftigen, hin zu Jesus, der mich hier anspricht. Der erste Schritt ist es, dass ich von mir weg, hin zu Jesus blicke.

Was wird mir von Jesus versprochen: „Ich werde euch Ruhe geben“.

Das heißt nicht Friedhofsruhe, dass alle Probleme niedergeknüppelt werden, nach dem Motto: „Was nicht sein darf, ist auch nicht“. Jesus nimmt unsere Mühe und unsere Last ernst, aber er stellt sie in einen größeren Zusammenhang, in den Zusammenhang Gottes.

Hier ist die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben, im Blick auf die Probleme und im Blick auf das ewige Leben bei Gott? Ich lasse mich dann auch nicht von meinen Ängsten und Sorgen leiten, die nur oft dazu führen, dass ich völlig irrational handle und fühle. Auch bei Jesus habe ich noch Angst und Sorge, aber ich bin getrost in seiner Hand.

Das heißt nicht: Schnipp-Schnapp und alle Probleme sind weg. Vielmehr bedeutet es, dass Jesus eine klare Linie geben möchte, wie wir mit unseren Problemen umgehen können. Das bedeutet, dass wir uns im Gebet an ihn wenden und in der Bibel und mit anderen Christen auf seine Antwort hören sollen. Hier dürfen wir unsere Schwierigkeiten und Probleme besprechen und mit Jesus nach Lösungen suchen. Und wir werden Ruhe finden.

Ruhezeiten suchen – Gott hat die Woche eingeteilt in 6 Tage Arbeit, einen Tag Ruhe, eingeteilt in die Arbeit des Tages und in die Ruhe der Nacht, und er hat uns Zeiten gegeben, in denen wir beim Bibellesen und Beten in seiner Gegenwart zur Ruhe kommen können.

Heute wird viel diskutiert und nach Lösungen gesucht. Entscheidend ist auch hier die klare Linie, dass ich die Lösungen in die Tat umsetze. Das ist sichtbar und hat Auswirkungen auf mich und meine Umwelt.

Christlicher Glaube ist also keine diffuse Befindlichkeit, sondern hat eine klare Linie: Auf Jesus hören, mit ihm die Probleme durchdiskutieren und im Leben die Lösungswege des Glaubens anwenden.

Ich möchte Ihnen Mut zu dieser klaren Linie machen. Das geschieht dann, wenn ich Gott die Puzzleteile meines Lebens hingebe und sage, ich kriege sie nicht zusammen, aber mit deiner Hilfe, kann das in Zukunft gelingen und mein Leben zu einem guten Ganzen werden.

Schauen wir uns also an, was Jesus hier verspricht und, was noch wichtiger ist, dass er das hält, was er verspricht. Denn das ist noch wichtiger als ein Versprechen: es kommt darauf an, dass das Versprechen gehalten wird.

Es gibt in der Werbung viele Versprechungen, die nicht halten werden – drei Beispiele, bei denen ich nur müde abwinke:

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Aller Werbung ist gemeinsam: ohne Mühe etwas schnell bekommen. Das ist Lüge!

So unehrlich ist der christliche Glaube nicht. Ohne etwas einzusetzen, kann ich auf Dauer keinen Erfolg haben. Auf der anderen Seite gibt es aber Belastungen, die mich kaputt machen.

Wenn Jesus sagt: „Ich bürde euch keine unerträgliche Last auf“, ist damit gemeint, dass der christliche Glaube das nötige Gleichgewicht gibt – das Gleichgewicht zwischen Langeweile, die abtötet, und Stress, der kaputt macht.

Extreme sind schädlich für uns Menschen. Ist es zu ruhig, gehen wir an Langeweile kaputt. Ist zu viel los, macht mich der Stress fertig. Auf der anderen Seite kann Stress, in gesunder Dosis, durchaus gut und hilfreich sein, und mal eine kurze Zeit Langeweile durchaus entspannend.

Wenn ich auf die vielen Jahre zurück blicke, in denen ich im Glauben an Jesus Christus gelebt habe, kann ich folgendes feststellen: Es hat in dieser Zeit kaum eine Minute gegeben, in der es mir zu lange langweilig war. Und auf der anderen Seite konnte ich immer wieder, wenn der Stress einmal zu viel wurde, Gott fragen, wie ich dieses Problem lösen kann. So hilft mir mein Glaube, das richtige Maß an erträglicher Belastung zu finden, das mein Leben reich und erfüllt macht.

Balance zwischen Langeweile und Stress – wir brauchen beide Seiten für die Zufriedenheit und wir müssen mit Gottes Hilfe unseren eigenen Wege finden, was wir brauchen an Aktion und Erholung, an kurzeitig Langeweile und positivem Stress.

Das hat eine Jugendliche aus Honduras, die in Spanien lebt, erfahren. Hören wir aus ihrem Leben:
Ich heiße Zulema und lebe seit dreieinhalb Jahren in San Sebastiän (Nordspanien). Früher sah ich alles nur schwarz. Meine Ziele und Träume schienen unerreichbar, mein Umfeld empfand ich als unfair und lieblos, mein Elternhaus sah ich sehr düster, obwohl meine Mutter gläubig ist. Keiner sagte mir, dass er mich liebt oder nahm mich einfach mal in den Arm. Ich redete oft schlecht über andere und malte alles in düsteren Farben aus.
Um der Armut und Hoffnungslosigkeit in meiner Heimat zu entkommen, wanderte ich nach Spanien aus. In San Sebastiän erhielt ich eine gute Stelle als Pflegerin für eine 100-jährige Dame. Es gefällt mir hier, und die Arbeit macht mir viel Freude.
Aus Einsamkeit und weil meine Mutter überzeugte Christin ist, schaute ich mich nach einer Gemeinde um. Seit drei Jahren gehe ich in die Iglesia Evangelica im Stadtteil Amara. Hier verstand ich plötzlich, was mir in Honduras trotz vieler Gottesdienste gefehlt hatte: Ich brauchte Jesus Christus, und zwar dringend! Ganz für mich alleine betete ich und lud Jesus in mein Leben ein. Er sollte von nun an mein Herr und Heiland sein. Das änderte nicht nur meine Sichtweise, Gott schenkte mir ein völlig neues Herz!
Wo zuvor nur Dunkelheit und Trostlosigkeit herrschten, regieren plötzlich Hoffnung und Zuversicht. Ich kann wieder von Herzen lachen. Ich kann vergeben, weil Jesus mir vergeben hat. Ich fühle mich geliebt und brauchbar, weil ich sein Kind bin. Gott hat das „Un-" gelöscht - für ihn ist nichts unmöglich! Der Herr ist mein Licht und Heil, das sage ich aus vollem Herzen, denn er ist immer an meines Seite. Er hilft mir. Er hat mir die Sonne zurückgeschenkt.
Es lohnt sich, mit Jesus zu leben. In der Gemeinde erfahre ich immer mehr über ihn, und ich lese täglich die Bibel. Einmal die Woche treffe ich mich dazu mit meiner Freundin Kirsten. In der Gemeinde helfe ich in der Sonntagsschule mit. Ich möchte ein Hoffnungsstrahl für viele Menschen sein, weil Jesus meine Finsternis in Licht verwandelt hat.“

Sonne im Herzen – das geschieht, wenn wir Erfahrungen mit Jesus im Alltag machen und damit rechnen, dass er in allem bei uns ist, in Schwierigkeiten und Problemen, im Schönen und im Wertvollen, denn er möchte sonntags und werktags unser Leben bereichern.

Was also Zulema erfahren hat, Sonne im Herzen, bekommen wir nur heraus, wenn wir es ausprobieren. Drei Dinge sind es also, die wir in den nächsten Tagen, in den Blick fassen sollten:

Ruhezeiten suchen

Gott hat die Woche eingeteilt in sechs Tage Arbeit, einen Tag Ruhe, eingeteilt in die Arbeit des Tages und in die Ruhe der Nacht und er hat uns Zeiten gegeben, in denen wir beim Bibellesen und Beten in seiner Gegenwart zur Ruhe kommen können.

Balance zwischen Langeweile und Stress

Wir brauchen beide Seiten für die Zufriedenheit und wir müssen mit Gottes Hilfe unseren eigenen Weg finden, was wir brauchen an Aktion und Erholung, an Langeweile und positivem Stress.

Sonne im Herzen

Das geschieht, wenn wir Erfahrungen mit Jesus im Alltag machen und damit rechnen, dass er in allem bei uns ist, in Schwierigkeiten und Problemen, im Schönen und im Wertvollen, denn er möchte sonntags und werktags unser Leben bereichern.

Der Docht der Öllampe ist ein Medium für das Öl, das ihn zum Brennen bringt. Und so möchte Jesus, dass wir unseren Glauben durch das Öl des Heiligen Geistes leben, dass er durch uns hier in diese Welt Licht und Ruhe bringen kann, ohne dass wir ausbrennen.

Jesus sagt: "Mir zu dienen ist keine Bürde für euch, meine Last ist leicht."
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Was ist eigentlich ein Scherflein?

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Alle zwei bis drei Jahre versuche ich mir die Zeit zu nehmen, mein Spendenverhalten zu überprüfen. Passt es noch? Ist das selbst gesteckte Ziel vom Zehnten noch erfüllt oder haben Lohnzuwächse oder andere Ein- und Ausgaben meine, unsere finanzielle Situation verändert?

Als ich mir das letzte Mal darüber Gedanken machte, hatte ich plötzlich diese Frage vor mir: Was ist eigentlich ein Scherflein? Natürlich meine ich nicht irgendein Scherflein, das man zu irgendetwas beiträgt. Nein. Es geht um eben jene Geschichte, von der uns Markus und Lukas im neuen Testament berichten: Das berühmte, berüchtigte Scherflein der armen Witwe. Es ist eine spannende Geschichte, denn sie hält uns vor Augen, wie Jesus unsere persönlichen Finanzfragen angeht. Doch dazu später.

Bevor wir uns intensiv mit dem Text auseinander setzen, möchte ich kurz auf die Frage eingehen, was ein „Scherflein“ oder auch ein „Lepton“, wie es ursprünglich heißt, im wirtschaftlichen Sinne eigentlich bedeutet. Es geht um die jeweils kleinste Münze des damaligen Zahlungsverkehrs. Also im Prinzip das, was heute eine 1ct Münze wäre. Die eine oder andere neuere Übersetzung benennt das Scherflein von Luther auch einen Pfennig, einen Groschen oder auch ganz modern: ein Cent. Je nach Zeit und Region.

Doch: Zur Zeit Luthers und erst recht zur Zeit Jesu, hatten Münzen einen weit höheren Wert als heute. Heute bekommen wir für einen Cent nicht sonderlich viel. 7 bis 8 Liter Wasser aus der Leitung, immerhin, aber ohne Abwasser. Ein Schnapsglas voll Benzin ist bereits teurer, von Wein oder Bier gar nicht erst zu reden. Genau genommen sind heute die Herstellungskosten für ein oder zwei Cent Münzen höher als ihr Wert. Das war vor 500 und erst recht vor 2000 Jahren etwas völlig anderes. Man bekam für diese kleinste Münze ein Stück Fleisch, ein Laib Brot oder einen großen Krug Wein.

Es ist also nicht einfach nur ein kleines Stückchen Silber, um das es hier geht, dessen Verlust nicht existentiell ist. Sondern es geht hier eher um Lebensmittel für einen halben Tag oder mehr. In heutigem Geld ausgedrückt vielleicht 5 Euro. Halten wir also fest, dass es sich bei dem „scharfen Erfurter Pfennig“, von dem Luther spricht, oder dem griechisch-römischen Lepton nicht wirklich um Kleingeld handelt. Sondern durchaus um etwas von Wert, gering sicherlich, aber dennoch.

Das soll nun genug der Vorrede sein. Ich lese diesen Text, den ich mit Ihnen und euch betrachten möchte, nach Neues Leben aus Markus 12, die Verse 41 bis 44:

„Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete, wie die Menschen Geld hineinwarfen. Viele reiche Leute legten große Beträge hinein. Dann kam eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Da rief er seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Denn sie alle haben nur einen winzigen Bruchteil von ihrem Überfluss abgegeben, während diese Frau, so arm sie ist, alles gegeben hat, was sie besaß.«“

Wenn ich über diese Geschichte nachdenke, gehen mir drei Punkte durch den Kopf, über die ich reden möchte:

1)    Das ist ja unerhört!
2)    Alles geben was man hat?
3)    Wie können wir das lernen?

1. Das ist ja unerhört!

Schon wie das anfängt: Jesus beobachtet die Menschen beim Spenden, beim Abgeben von Geld? Wo bleibt da die Privatsphäre?

Nun ja, es war wohl so üblich, damals in der Antike. Dieses Spenden in aller Öffentlichkeit. Schlimmer noch: Die gezahlten Summen wurden von den Priestern wahrscheinlich laut ausgerufen, um die Zahlung vor Zeugen zu bestätigen. So war das halt. Dennoch, ein wenig wäre es so, als würde jemand heute meine Spendenbescheinigung veröffentlichen oder beim Einsammeln der Kollekte laut ausrufen was jeder gibt. Das ist ein wenig unangenehm, denn über Geld spricht man ja bekanntlich nicht. Doch Jesus hat da keinerlei Bedenken. Im Gegenteil, seine Beobachtung wird Teil der Lehre für seine Jünger.

Wie hatte Jesus fünf Kapitel früher gesagt: „An ihren Fürchten wird man sie erkennen!“ Und geben, abgeben zu können scheint ihm wichtig zu sein. Die großen Spenden der Reichen sind ihm nicht so wichtig. Sie geben nur von ihrem Überfluss, sagt er.

Schon wieder so etwas Unerhörtes! Da geben Menschen viel, viel Geld und Jesus geht lapidar darüber weg. Und dieses Taschengeld, das die Witwe dort einbringt, nennt er etwas ganz Besonderes. Nun, für die Witwe war das vielleicht viel. Aber was sind schon zwei Lepton? Mit den 10 Denaren, die der Händler vorher eingeworfen hat, kann man eine Familie eine ganze Woche lang ernähren, aber dieses Kleingeld?

Soweit ich die Zeit damals und den Wert des Geldes richtig verstehe, hat die Witwe für diese zwei Lepton auf einiges verzichten müssen. Sie sich quasi vom Munde absparen müssen. Und natürlich, sie hat sich ihrer bisschen an Sicherheit beraubt. Für die Herausforderungen des Lebens, eine Rücklage fürs Alter oder für Zeiten der Krankheit. Oder Sparen für ein kleines bisschen Genuss, ein Hauch von Luxus. Nur um den trostlosen Alltag etwas aufzuhellen. Ein neuer Teppich vielleicht oder eine Decke. Nein, die Witwe lebt das anders. Sie gibt alles weg. Und freiwillig, denn sie hatte ja zwei Münzen zur Hand. Nur eine in den Kasten zu werfen, hätte es auch getan.

Hm, sie würde so gar nicht in unsere Zeit passen, die Witwe. Wir sind ganz anders! „Du musst für dein Alter vorsorgen!“, sagt man mir. Wir müssen Rücklagen haben, wenn mal etwas kaputt geht. Und manchmal ertappe ich mich dabei zu überlegen, welchen Schein ich nehmen soll, wenn die Kollekte herum geht. Der Kleinere tut es doch auch, oder? Meine Linke will schon sehr gerne wissen, was die Rechte da tut. Dabei sollte ich es doch besser wissen: nur in Gottes Hand bin ich wirklich geborgen und sicher. Der weltliche Erdentand bietet keine Sicherheit. „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“ Wie war das vorhin in der Schriftlesung? Die Vögel unter dem Himmel werden von Gott versorgt. Er tut es genauso für mich. Eigentlich. Dennoch – seine Bitte um mein Vertrauen in ihn, sie bleibt viel zu oft unerhört.

2. Alles geben, was man hat?

Genau das ist es: Alles hergeben, was ich habe. Es fällt mir unendlich schwer, auch wenn manche von mir sagen, dass ich freigiebig wäre. Es mag sein, dass es so ist. Aber ich habe mich deshalb noch nie so vollkommen abhängig von Gott gemacht, wie das die Witwe ganz offensichtlich tut. Denn für sie gab es kein zu viel an Geld. Und wie sagen wir dagegen: Beim Geld hört die Freundschaft auf. Hier ist der Ernst des Lebens. Es geht, so sagen wir, um die Existenz. Diese Geschichte, sie ist ein Test, den die wenigstens von uns bestehen.

Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem reichen jungen Mann? Zu dem Jesus sagt: „Verkaufe alles was Du hast und verteil es unter den Armen und dann komm und folge mir nach.“ Und der junge Mann? Es steht da so ganz schlicht: „Als der Mann das hörte, wurde er traurig, denn er war sehr reich.“

Bin ich nicht genauso wie dieser Mann? Haben wir nicht alle genug zum Leben? Muss einer von uns sich fragen, was er anziehen soll oder wo die nächste Mahlzeit herkommt? Und dennoch haben wir so oft das Gefühl, es wäre nicht genug und andere haben so viel mehr.

Doch bei Lukas in Kapitel 12 Vers 13 sagt Jesus: "Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch ein großes Vermögen anhäuft und dann im Überfluss lebt."

Ich habe mich eigentlich nie als habgierig angesehen oder als Besitzer eines großen Vermögens, dennoch im Vergleich zu der Witwe bin ich beides. Ich schaffe es nicht, meinen Besitz auf das zu reduzieren, was ich wirklich zum Leben benötige. Ich hatte schon einmal davon erzählt: meine Frau und ich, wir machen immer mal so eine Art Inventur, bei uns zu Hause. Wir sehen uns all die Sachen in unseren Schränken und Räumen an und fragen: Brauchen wir das noch? Wann haben wir dies das letzte Mal benutzt oder jenes angezogen oder uns an dem dort erfreut? Und wenn es lange her ist, dann wird es verschenkt, verkauft oder kommt eben weg. Das ist für uns immer sehr befreiend und hilfreich. Aber die eigentlich Frage ist für mich: Wieso kommt da eigentlich immer wieder etwas Neues hinzu?

„Sammelt euch keine Schätze auf der Erde!“ sagt Jesus.
Doch die Überflussgesellschaft, in der wir leben, die ist so. Wir haben von allem zu viel und können gleichzeitig nie genug bekommen. So kommt immer wieder etwas Neues in unsere Wohnung hinein. Und ja, ich weiß, unser Wirtschaftssystem lebt davon, denn unser Konsum ist Teil des weltweiten Handels, von dem wir wieder selber leben. Aber es ist die Gier in uns allen, die die freie Marktwirtschaft antreibt. Es gibt wenig, vor dem Jesus so sehr warnt wie der Gefahr, die vom Geld ausgeht:

„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." (Matthäus 6,24)
Oder: "Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz."(Matthäus 6,21)

Torsten Küster hat vor einigen Tagen einmal gesagt: „Worauf wir starren, das bestimmt unser Denken und Handeln“. Und wenn wir nicht auf Gott starren, sondern auf Geld und Vermögen und Sicherheit und Besitz, dann wird uns dies bestimmen.

Gerade weil das so ist, weil wir unser Vertrauen so leicht auf das Geld setzen und nicht auf Gott. Gerade deshalb ist diese Geschichte so wichtig, für uns: Um zu lernen, sich von der vermeintlichen Sicherheit des Geldes zu trennen. Das Beispiel der Witwe fordert uns heraus, unsere Sicherheit allein in Gott zu suchen und alles wegzugeben, was uns von ihm trennt. Aber wie soll das gehen? Wie macht man das?
Nun, ich komme zum dritten und letzten Punkt:

3. Wie können wir das lernen?

Wie können wir lernen, zu sein wie die Witwe?

Das ist nicht wirklich einfach, denn es ist eine Zumutung Jesu. Und es ist radikal. Jesus wusste ganz genau, was es für den jungen Mann bedeutete, als er ihm gebot, alles zu verkaufen und es den Armen zu geben. Und ja, er weiß auch genau, was es für dich und für mich bedeutet. Alles Weltliche aufzugeben und in völliger Hingabe zu Ihm zu leben. Und glauben Sie nur nicht, dass er, weil er darum weiß und uns lieb hat, deshalb Nachsicht mit uns übt. Nein! „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr“, sagt Jesus selbst.

Ich bin mir darüber klar geworden, dass ich hier noch sehr weit von Jesu Ideal weg bin und es vielleicht niemals erreichen werde. Wie beschämend ist das für mich. Dennoch, die Frage bleibt: Wie kann ich das lernen?

Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Mir ist bewusst geworden, dass sich mein Verhältnis zu Geld, Besitz, Vermögen und materieller Sicherheit nur dann ändert, wenn Gott dies schenkt. Ich kann das nicht. Denn die gesamte Werteordnung unserer Gesellschaft steht gegen mich. Jeden Tag prasselt es auf mich ein, dass ich dies oder das brauche, um selbst glücklich zu sein oder jemand glücklich zu machen. Meinen Wohlstand soll ich genießen, um die Balance zwischen Arbeiten und Leben zu schaffen. Und ja, es gibt immer wieder etwas Neueres, das ich doch auch noch brauche. Und wenn es nicht Fernsehen, Zeitungen oder Internet ist, ist es ein Freund oder Kollege, der mir etwas zeigt oder empfiehlt, das ich dann auch haben möchte. Und oft scheint es ja auch so vernünftig und gut zu sein.

Doch vergessen wir eines niemals: Es sind Neid und Gier, die unsere Wirtschaftsordnung mit Energie versorgen. Nicht Liebe und Freundlichkeit und Respekt. Das ist es vor allem, wovon wir uns selbst frei machen müssen!

Brauche ich etwas wirklich für mich selbst oder will ich es nur haben, weil der andere es hat? Oder ist es Eitelkeit, die mich bewegt? Benötige ich Status? Wer lenkt mich eigentlich?

Wir können nur eines tun: Bitten wir Gott darum, uns immer wieder zu erneuern und uns seinen Geist zu geben.

Dann können fünf Dinge passieren, die meinen Umgang mit Geld prägen:

1.    Die Perspektive Ewigkeit in mein Leben lassen

Mein Blick wird weggelenkt von weltlichem Tand und hin zu dem, was wirklich wichtig ist: Zu Jesus selbst und zu den Menschen, denn sie sind Gottes geliebte Kinder. Ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen, ihnen zu begegnen, wie Jesus es tat, und sie nach Hause zu lieben und mit Ihnen in Ewigkeit zu feiern. Das ist Ziel und Sinn unseres Lebens.

2.    Das anvertraute Gut wahrnehmen

Weil Gott mich mit Begabungen und Eigenschaften befähigt hat, habe ich überhaupt einen Beruf. Es ist nicht mein Verdienst. Alles was ich bekomme oder mir erarbeitet habe, habe ich nur aus Gnade. Jederzeit hätte alles ganz anders kommen können. Und Gott vertraut mir ein Einkommen an, damit ich etwas daraus mache. Damit sein Werk gelingt. Mein Geld ist eben nicht nur dafür da, damit ich es schön habe.

3.    Mein Herz mit Dankbarkeit füllen

Dankbarkeit für all das, was ich heute habe. Mein Auto wird nicht schlechter, weil der Nachbar ein neues hat. Wenn ich mir bewusst mache, welchen Wert etwas für mich hat, was ich jetzt schon habe, dann kann ich mich daran erfreuen und muss nicht neidisch auf andere blicken.

4.    Mich von Bescheidenheit bestimmen lassen

Bei allen Dingen, die ich anschaffe oder bereits besitze, will ich fragen: Brauche ich das wirklich? Wofür will ich das eigentlich wirklich? Und dann wieder: Wann habe ich es das letzte Mal wirklich genutzt oder mich daran erfreut? Es muss nichts größer sein, als nötig. Es muss nichts da sein, was ich eigentlich gar nicht brauche und was am Ende nur herumsteht.

5.    Bewusstes Abgeben üben

Wenn es Ihnen hier mulmig wird, fangen Sie einfach klein an. Bitten Sie Gott konkret um Hilfe. Wie heißt es in unserem Gemeindeprofil: „Für viele ist die biblische Praxis, den „Zehnten“ für Gott und seine Sache zu geben, ein hilfreicher Anhaltspunkt.“ Tun Sie es einfach! Und prüfen Sie Gott, ob er sein Versprechen hält. Nämlich ob Segen auf dem Geben liegt. Meine Erfahrung ist das! Je mehr ich abgebe, desto mehr bekomme ich von Gott zurück! Nicht an Geld, aber an Zufriedenheit und Demut. Ansonsten gilt doch immer eines: Lasst uns so großzügig sein, wie es der Herr mit uns ist!

Ich schließe mit einem Zitat aus dem Lied „Wege von mir“ von Samuel Harfst, das mir persönlich sehr wichtig geworden ist:

„Herr, an deinem Segen ist mir mehr gelegen als an Gold.
Auf deinen Wegen will ich gehn.
Herr, an deinen Wegen ist mir mehr gelegen als an Gold.
Mit deinem Segen will ich gehn.“

Amen.

Autor: Fley, Hartmut


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Betet

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Liebe Gemeinde,

es kommt beim Reden mit Gott, beim Beten nicht darauf an, dass es lange dauert. Ein Augenblick am Morgen, dem Gebet geschenkt, kann uns mit Kraft für einen ganzen Tag versorgen.

Es kommt beim Reden mit Gott, beim Beten nicht darauf an, ob die Worte gut gewählt und ausformuliert sind. Worte, die ehrlich sind und aus dem Herzen kommen, darauf kommt es Gott an.

Das Gebet muss also mehr eine Sache des Herzens als eine Sache des Verstandes sein, weniger eine Anstrengung des Verstands als eine Bewegung unseres Wollens zu Gott hin sein und fordert mehr den Glauben und die Liebe und weniger unser Nachdenken.  

Hören wir, was Jesus zum Thema Gebet sagt:

„23b Wenn ihr den Vater um etwas bittet und euch dabei auf mich beruft, wird er es euch geben.
24 Bisher habt ihr in meinem Namen nichts von Gott erbeten. Bittet ihn, und er wird es euch geben. Dann wird eure Freude vollkommen sein."
25 "Bisher habe ich alles, was ich euch sagen wollte, anhand von Beispielen erklärt. Aber schon bald wird das nicht mehr nötig sein. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist.
26 Von diesem Tag an werdet ihr euch auf mich berufen, wenn ihr zu ihm betet. Und dann muss ich den Vater nicht mehr bitten, euer Gebet zu erhören.
27 Denn der Vater liebt euch, weil ihr mich liebt und daran glaubt, dass ich von Gott gekommen bin.
28 Ja, ich war beim Vater und bin in die Welt gekommen, und jetzt verlasse ich sie wieder, um zum Vater zurückzukehren." …
33 Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber lasst euch nicht entmutigen: Ich habe die Welt besiegt."
Johannes 16, 23b-28.33

Gibt es "schlechte Gebete"?

Als ich mit darüber Gedanken machte, fand ich eine rabbinische Geschichte über eine schlechte Bitte. Sagen wir der Einfachheit halber, ein Rabbi, das ist bei den Juden das, was bei uns ein Pfarrer ist. Aber kommen wir nun zu der schlechten Bitte:

Der Rabbi von Ropschitz erzählte: «Zur Zeit der Belagerung Sebastopols auf der Krim ritt der Zar Nikolai einen der Verteidigungswälle entlang, als ein feindlicher Bogenschütze auf ihn anlegte. Ein russischer Soldat, der das aus der Ferne bemerkte, scheuchte mit einem Schrei das Pferd des Zars zur Seite, und der Pfeil verfehlte sein Ziel. Der Zar sagte dem Mann, er solle sich eine Gunst ausbitten. <Unser Feldwebel>, brachte der Soldat hervor, <hat ein grausames Gemüt und schlägt mich immerzu. Wenn ich doch unter einen andern kommen könnte!> - <Narr>, rief Nikolaj, <sei selbst Feldwebel!> So flehen wir um die kleinen Dinge der Stunde und wissen nicht zu beten, dass uns Erlösung werde.»

Was ist also nach dieser Erzählung eine schlechte Bitte oder, wenn wir es auf den Glauben anwenden, ein "schlechtes Gebet"?

Zu wenig von Gott zu erwarten. Das reicht von gar nichts von Gott zu erwarten, bis dahin, das Falsche von Gott zu erbitten und zu erwarten – es gibt also eine große Bandbreite.

Und wie kommen wir nach dieser Erzählung zur rechten Bitte, zum rechten Gebet?

Wie hätte der Soldat den Zaren recht bitten können: <Unser Feldwebel>, brachte der Soldat hervor, <hat ein grausames Gemüt und schlägt mich immerzu. Mein Zar, du kannst mir helfen, was schlägst du als Lösung vor.>

Wenn es also so schwierig ist zu beten, sollten wir dann lieber gar nicht zu Gott beten? Hier wird nicht gesagt, dass es schwierig ist zu Gott zu beten, sondern dass es schwierig ist, die richtigen Bitten zu finden.

Und es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Zaren und Gott. Wir müssen nicht erst etwas Besonderes vollbringen, damit wir bei Gott uns eine Gunst ausbitten dürfen. Durch Jesus wissen wir, dass er uns hört und dass er sich freut, wenn wir uns überall und jederzeit an ihn wenden.
Es ist also nicht schlimm, wenn wir schlechte Bitten, ein "schlechtes Gebet" beten. Aber geht das überhaupt, ein "schlechtes Gebet" beten?

Zum Ersten gibt es kein ernsthaftes Gebet, das ein "schlechtes Gebet" wäre.
Und zum anderen: Nein, Gott ist nicht wie der Zar, Gott wandelt unsere Gebete zu unserem Besten.

Um herauszufinden, was unser Bestes ist, müssen wir uns dem zuwenden, was der Rabbi von Ropschitz als Erlösung bezeichnet.

Was ist Erlösung?

In der Geschichte ist zuerst einmal die Erlösung von dem grausamen Feldwebel gemeint. Und so ist es bis heute, dass es Situationen in unserem Leben gibt, die unerträglich sind oder scheinen und von denen wir erlöst werden müssen.

Aber der Rabbi hat die Geschichte ja nicht wegen dem Soldaten und dem Zaren erzählt, sondern weil er etwas über Gott und das Gespräch mit ihm ausdrücken wollte.

Was ist also Erlösung im Blick auf Gott und den Glauben?

Wenn Jesus hier über das Gebet redet, fängt er in der Welt an und zeigt uns, dass er die Welt und ihre Situation ganz gut kennt: "In der Welt habt ihr Angst". Er sagt jetzt nicht: „Alles halb so schlimm, ich nehme euch die Angst.“ Er macht uns auf andere Weise Mut. Er sagt, dass er diese Angst durchlitten und besiegt hat: "Ich habe die Welt besiegt." Das bedeutet aber auch, dass wir, solange wir hier auf dieser Erde leben, mit dieser Angst zurechtkommen müssen. Jesus nimmt sie nicht weg, aber der Mut, den er uns durch den Glauben um uns legt, gibt uns die Möglichkeit und die Fähigkeit, mit dieser Angst klar zu kommen und ihr ins Augen sehen zu können.

Und des Weiteren redet Jesus von einer Hoffnung, die über unser Leben hinausgeht: "Bisher habe ich alles, was ich euch sagen wollte, anhand von Beispielen erklärt. Aber schon bald wird das nicht mehr nötig sein. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist."

Hier auf dieser Erde werden wir immer nur in Vergleichen über Gott reden können. Gott ist wie ein Vater und wir dürfen hinzusetzen, wie eine Mutter. Und daran sehen wir schon, wie unvollkommen unser Reden von Gott und unser Reden mit Gott ist.

Unser Reden mit Gott, unser Beten wird immer unvollkommen bleiben und ist doch unendlich wichtig. Denn noch etwas anderes ist ganz entscheidend beim Beten. Gott weiß, was wir brauchen, er möchte aber dass wir ihn darum bitten. Denn indem wir zu ihm beten, werden wir verändert. Wenn wir nur kleine Dinge bitten, dann werden wir zu einem kleingläubigen Menschen verändert. Wenn wir Gott um große Dinge bitten, dann werden wir zum Großen verändert, so wie ich gerne zu sagen pflege: Wir brauchen keinen großen Glauben an Gott, sondern wir brauchen einen Glauben an einen großen Gott.

Kommen wir noch einmal zum Schluss der Geschichte: "So flehen wir um die kleinen Dinge der Stunde und wissen nicht zu beten, dass uns Erlösung werde."

Auch der rabbinisch gebildete Paulus kennt diese Erfahrungen und schreibt in Römer 8, 26: "Wissen wir doch nicht einmal, wie wir beten sollen, damit es Gott gefällt!"

Und doch kommt Paulus zu einem ganz anderen Ergebnis als der Rabbi von Ropschitz: "Deshalb tritt der Geist Gottes für uns ein, er bittet für uns mit einem Seufzen, wie es sich nicht in Worte fassen lässt."

Als Christen haben wir Gottes Heiligen Geist, der uns im Leben und im Beten leiten will. Jesus sagt seinen Jüngern ja hier, dass er sie verlassen wird. Und wenn wir ein paar Verse weiterlesen, spricht er von einem Tröster, den Gott schenken wird und meint damit den Heiligen Geist. Ihr habet den Heiligen Geist, lasst ihn durch euer Leben wehen und lasst ihn für euch vor Gott eintreten und bitten.

Und darum gibt es für uns Christen keine "schlechten Gebete", denn selbst wenn es sie gäbe, würde der Heilige Geist diese bei Gott in "gute Gebete" verwandeln.

Zwei Familien haben heute ihr Kind zur Taufe gebracht. Ihr habt gehört, wie wichtig es ist, dass ihr eure Kindern das Beten lehrt. Nützt die natürlichen Gelegenheiten: Die Freude für den neuen Tag am Morgen, den Dank für das Essen, den Rückblick über den Tag am Abend und legt das alles mit euren Kindern im Gebet vor Gott. Ihr werdet merken, wie euch das Kraft gibt und Gott euch den rechten Weg zeigt. Ihr werdet merken, wie Dank und Freude in euer Herz kommt und ihr von der Gewissheit der Nähe Gottes erfüllt seid.

Was ist also das Entscheidende beim Beten:

•    Dass wir mit dem Beten anfangen – es gibt keine schlechten Gebete
•    Dass wir damit rechnen, dass Gott groß handelt – und wir damit rechnen, dass Gott aus unseren kleinen Gebeten große machen kann
•    Dass wir Gott Gott sein lassen: er handelt so, wie es für uns gut ist.

Amen.

Autor: Krust, Ralf


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In allen Gemeinden unserer Landeskirche werden heute (am Sonntag Jubilate) die neuen Kirchenvorstände gewählt. Frauen und Männer werden gewählt, die bereit sind, in den nächsten sechs Jahren Leitungsverantwortung in den Gemeinden zu übernehmen.

Ein guter Anlass, einmal zu überlegen: Was macht Kirche eigentlich aus? Wovon lebt Gemeinde? Wozu sind wir Christen da? Was ist ganz zentral und zuallererst wichtig, wenn fruchtbare Gemeindearbeit geschehen soll?
Was können wir hier in Bad König tun, wenn wir nicht einen Schrumpfungsprozess verwalten wollen, sondern wenn unser Gemeindeleben wachsen soll?

Die Antwort auf diese Fragen gibt uns der Herr der Kirche selbst. In seinen Abschiedsreden an seine Freunde damals – die ja nach seinem Weggang sehr bald die erste christliche Gemeinde bildeten – hat er einige wichtige Hinweise und Anweisungen gegeben. Er sagt:

„Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“
Johannes 15, 1-8

Ich finde hier zuerst eine Dienstanweisung. Dann einen Pflegehinweis. Und schließlich eine Platzanweisung.

(1)    Eine Dienstanweisung

Die Dienstanweisung heißt: „Bringt Frucht“

Mehrfach taucht das auf in diesem 15. Kapitel des Johannes – und auch sonst bei Jesus.

„Bringt Frucht“. Das ist die Dienstanweisung für Christenmenschen.
„Bringt Frucht“. Das ist die Aufgabe der christlichen Gemeinde.

Wir sollen also nicht einfach Blätter hervorbringen. Der Blätterwald in unserer Kirche wird immer unübersichtlicher. Wir verzetteln uns. Und nicht wenige Menschen meinen, ihr Christsein ließe sich an den Blättern zeigen, die sie so haben: Taufurkunde, Konfirmationsschein, Trauurkunde (manchmal sogar mehrere), Spendenbescheinigung, Steuererklärung. Lauter fromme Feigenblätter, damit man sich bloß keine Blöße geben muss. Aber es geht nicht darum, Blätter zu produzieren. Blätter sind keine Frucht.

Wir sollen auch nicht einfach Blüten treiben. Freilich, das ist schön, wenn's blüht. Und es ist auch schön, wenn in der Gemeinde vieles aufblüht. Ein blühendes Gemeindeleben. Wenn da was zu sehen ist auch für Außenstehende, etwas, was sie staunen lässt und vielleicht auch anlockt. Aber Blüten sind ja nicht um der Blüten willen da. Höchstens bei Ziersträuchern. Aber wir sind ja keine Zierkirche. Blüten sollen zur Frucht werden. Jesus sagt nicht: Jetzt blüht mal schön. Sondern: Bringt Frucht. Es geht nicht darum, Blüten zu treiben. Blüten sind keine Frucht.

Wir sollen keine Blätter produzieren, keine Blüten treiben, sondern Frucht bringen. An vielen Stellen im NT ist davon die Rede. Ganz am Anfang spricht Johannes der Täufer von „rechtschaffenen Früchten der Buße“ (Matthäus 3,8). Das ist Frucht, wenn jemand umkehrt zu Gott und dadurch sein Verhalten ändert.

Auch Paulus redet von Frucht. So schreibt er von den Früchten, die der Heilige Geist im Leben hervorbringt. Liebe, Freude, Friede, Geduld usw. Das ist Frucht, wenn der Geist Gottes es bewirkt, dass in einem Herzen Friede einzieht. Dass Freude ins Leben einkehrt. Wenn Menschen innerlich neu werden durch den Glauben. Das ist Frucht.

Der Gemeinde in Rom schreibt Paulus einmal, er habe oft vorgehabt, zu kommen, „damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern“ (Römer 1,13). Ihm, dem großen Apostel, geht es darum, Menschen von Jesus zu erzählen, sie zu Jesus einzuladen, sie in ihrem Glauben zu stärken.

Ihr Lieben, das ist die schönste Frucht. Frucht hat immer einen missionarischen Sinn. Frucht hat immer einen evangelistischen Aspekt. Frucht hat immer damit zu tun, dass Glaube entsteht. Und wächst. Deshalb müssen wir das, was Jesus uns gibt, weitergeben. Wer auf seinem Glauben sitzen bleibt, ist vielleicht ein Früchtchen, aber er bringt keine Frucht. Wer seinen Glauben für sich behält, ist eine treulose Tomate, aber er bringt keine Frucht.

Frucht wächst dort, wo Christen andere einladen und sagen: Kommt und seht. Frucht wächst dort, wo es uns nicht egal ist, dass rund 90% unserer Gemeindeglieder kaum oder nie den Weg in unsere Kirche finden und dass sie – das ist schlimmer – in ihrem persönlichen Leben keinen Halt in einem lebendigen Glauben haben. Sie dürfen uns nicht gleichgültig sein, wenn Frucht wachsen soll. Frucht wächst dort, wo wir begreifen, dass Mission nicht weit weg ist, sondern eine Aufgabe direkt vor unserer Haustür. Und wo wir Phantasie entwickeln, diese Aufgabe anzugehen.

Das muss ein Kirchenvorstand immer in den Blick nehmen. Gilt das in unserem Gemeindeleben? Kann hier Frucht wachsen?

Das ist aber genauso auch jedem einzelnen Christen, jeder einzelnen Christin gesagt. „Bringt Frucht!“

Damit ein Weinberg Frucht bringen kann, braucht er Pflege. Deshalb jetzt:

(2) Ein Pflegehinweis

Der Pflegehinweis heißt: „Reinigen“

Jesus redet ja davon, dass die Reben, die keine Frucht bringen, abgeschnitten und ins Feuer geworfen werden. Das hören wir nicht so gern. Das passt nicht in unser schönes Jesusbild. Aber das ändert nichts daran, dass er es gesagt hat.

Genauso auch in der Bergpredigt: „Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Matthäus 7,19)

Und als er einmal am Wegrand einen Feigenbaum stehen sieht, der keine Frucht bringt, verflucht er diesen Baum (Matthäus 21,19ff). Das ist ein furchtbarer Gedanke, dass fruchtlose Christen den Zorn und Fluch von Jesus auf sich ziehen.

Am Weinstock ist es aber tatsächlich nötig, dass fruchtlose Reben abgeschnitten werden. Damit sie nicht den andern die Kraft und das Licht nehmen. Und selbst die Reben, die Frucht bringen, werden beschnitten. Und gereinigt. Damit sie mehr Frucht bringen können. Bis zum Sommer haben die so manche Wasserschossen getrieben, die weg müssen, wenn die fruchtbare Rebe nicht verkümmern will.

Sehen Sie, in unseren Gemeinden blüht und wächst und treibt so manches. Aber nicht alles ist fruchtbar. Und manches hindert gar die Frucht. Und deshalb müssen wir immer wieder den Mut haben, Dinge auch bleiben zu lassen. Wasserschossen zurückzuschneiden. Vielleicht auf manches zu verzichten, was gewachsen ist. Das mag weh tun. Aber es ist heilsam.

Nun ist es aber ganz wichtig, genau auf die Worte von Jesus zu hören. Er sagt: Das ist Aufgabe des Weingärtners. Also Gottes. ER schneidet ab. ER reinigt die Reben.

Nicht wir sollen also mit der Heckenschere durch den Weinberg gehen und im Übereifer einen Kahlschnitt verursachen. Aber wir dürfen und sollen immer wieder im Gebet Gott fragen: „Herr, was ist fruchtbar in meinem Leben, in unserer Gemeinde? Und wo sind die Wasserschossen, in die wir vielleicht viel Kraft investieren, die aber keine Frucht bringen? Öffne uns dafür doch die Augen. Und hilf uns, dass wir uns auf das Wesentliche beschränken. Herr, reinige du uns.“

In einem alten Lied steht die schöne Bitte: „Segne unser Tun und Lassen“. Ich befürchte, das mit dem Lassen müssen wir noch lernen. Unter dem Segen Gottes Dinge auch lassen zu dürfen – das hilft zur Frucht. Soweit der Pflegehinweis.

(3) Eine Platzanweisung

Die Platzanweisung heißt: „Bleibt“

Das ist eines der Lieblingsworte des Johannes. 112 Mal taucht dieses Wort im NT auf. Davon 66 Mal bei Johannes. Allein in unseren acht Versen heute ist sieben Mal vom Bleiben die Rede. Nur über dieses Wort ließen sich mehrere Predigten halten. Ich beschränke mich auf einige Anmerkungen:

Sehen Sie, diese Aufforderung „Bringt Frucht“ ist ja eigentlich unmenschlich. Und unnatürlich. Und unbarmherzig.

Stellen Sie sich mal vor einen Weinstock oder auch einen Baum und sagen Sie: Bring Frucht! Das geht nicht. Frucht ist nicht machbar. Erfolg ist machbar. Leistung ist machbar. Aber Frucht ist nicht machbar. Sondern sie muss wachsen. Wenn alles stimmt, wächst sie von ganz allein.

Deshalb sagt Jesus: Bleibt dran an mir. Dann bringt ihr Frucht. Die frohe Botschaft heißt: „Wer bleibt, der bringt.“ Wer dranbleibt, der bringt Frucht. Wer drinbleibt, der bringt Frucht. Bei Jesus bleiben – das bringt's.

Dran bleiben an Jesus, das heißt dran bleiben an seinem Wort. Weil dieses Wort  kräftiges, lebendiges und Leben schaffendes Wort ist, das uns stärken soll. Und das durch uns durchfließen soll zu andern.

Bleiben Sie dran an seinem Wort. Täglich. Die Bibel gehört nicht zugeklappt ins Bücherregal, sondern die gehört aufgeschlagen auf den Nachttisch oder den Küchentisch oder den Wohnzimmertisch. Auch wenn sie nicht jedes Wort verstehen – bleiben Sie dran an seinem Wort. Es ist ein wirksames Wort.

Übrigens hat auch das was mit Pflege und Reinigung zu tun. Jesus sagt in unserm heutigen Abschnitt: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“

Gott reinigt uns, indem er zu uns redet. Er nimmt Sie in die Pflege, indem er Ihnen sein Wort gibt. Verzichten Sie doch bitte nicht auf diese liebevolle Zuwendung Gottes. Bleiben Sie dran an seinem Wort. Alleine und mit andern zusammen.

Dran bleiben an Jesus, das heißt auch: Dran bleiben am Gebet. Am lebendigen, persönlichen Gespräch mit ihm. Wenn Ehepartner nicht mehr miteinander reden, dann wird das mit dem Zusammenbleiben immer schwieriger. So auch, wenn Sie nicht mit Gott reden. Sie dürfen einen ganz direkten Draht zum Herrn aller Herren haben, zum Schöpfer der Welt, zum Erfinder des Lebens, ja zum Leben selbst. Verzichten Sie doch bitte nicht auf diesen heißen Draht. Dann hängen Sie sich ja vom Leben selbst ab. Jesus will aber nicht, dass wir ihn abhängen. Sondern dass wir abhängig sind von ihm. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren.

Bleiben Sie dran am Gebet. Bleiben Sie dran an Jesus. Er sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Was für eine Verheißung! Dranbleiben lohnt.

Wer bleibt, der bringt. Und umgekehrt sagt Jesus: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Christsein ohne Jesus ist ein Krampf. Und hört irgendwann auf. Gemeindeleben ohne Jesus ist kein Leben. Und bringt keine Frucht. Da können wir die tollsten Papiere entwerfen, die tollsten Blüten treiben – ohne Jesus wird keine Frucht wachsen. Da können wir wohlüberlegte Strukturen entwickeln und phantasievolle Programme auf die Beine stellen – ohne Jesus wird die Kirche nicht wachsen.

Deshalb lassen Sie uns doch zuallererst und immer wieder neu auf diese Platzanweisung hören: Bleibt! Bleibt dran an Jesus. Das ist jedem Einzelnen unter Ihnen gesagt. Und das ist auch unser Platz als Kirchengemeinde: Dran an Jesus. Wenn das der Fall ist, dann wächst Frucht. Frucht zum Wohl der Menschen und Frucht zur Ehre Gottes.

Das ist die Hauptaufgabe für den Kirchenvorstand – für den alten wie für den neu zu wählenden: Dass wir darauf achten, dranzubleiben an Jesus.

Die Dienstanweisung heißt: Bringt Frucht! Der Pflegehinweis lautet: Reinigen. (Und zwar: Gott reinigt). Und die Platzanweisung ist: „Bleibt!“

Bleiben Sie dran an Jesus. Das bringt Frucht. Das bringt's. Weil er's bringt!

Autor: Hecker, Martin


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Geistvolles Christsein

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Liebe Gemeinde,

wir waren in den Pfingstferien auf einer Bibelstudienwoche in der Schweiz. Glücklich und erfüllt von dem, was wir gehört und erlebt hatten, befanden wir uns jetzt auf dem Heimweg. Ich hatte die Absicht, bei nächster Gelegenheit zu tanken. Die Kraftstoffanzeige unseres Fahrzeugs stand bereits auf Reserve. Ich überlegte noch, ob das Benzin wohl noch bis zur nächsten Tankstelle auf der Autobahn reichen würde oder ob ich besser eine der Ausfahrten nehmen sollte, um in einer Ortschaft nahe der Autobahn nach einer Tankstelle zu suchen. Da war es schon zu spät. Es geschah, wovor jedem Autofahrer graut. Der Tank war leer, der Motor begann zu stottern, das Auto rollte langsam aus und kam auf dem Randstreifen der Autobahn zu stehen.

Glücklicherweise waren nun auf derselben Strecke noch andere Freizeitteilnehmer unterwegs in Richtung Heimat. Einer sah uns am Fahrbahnrand stehen, hielt an und versuchte unser Fahrzeug abzuschleppen. Ein anderer wurde auf dieses Abschleppmanöver aufmerksam, hielt ebenfalls an und machte uns deutlich, dass er einen Reservekanister mit Benzin im Auto hatte. So wurde uns, Gott sei Dank, gerade noch einmal aus der Patsche geholfen und die Fahrt konnte unbeschwert weitergehen. Bei der nächsten Tankstelle habe ich natürlich sofort den Wagen vollgetankt.

Nun, ich weiß nicht! Vielleicht geht es Ihnen in gewisser Hinsicht ganz ähnlich. Die Reserven sind aufgebraucht. Sie kamen innerlich leer, mit letzter Kraft in den Gottesdienst. Und jetzt haben Sie die Erwartung, hier wieder auftanken zu können. Vielleicht gibt es auch einige unter uns, die von anderen ermutigt wurden, doch in den Gottesdienst zu gehen; Leute, die hierher regelrecht „abgeschleppt“ wurden.

Es ist ja in diesem Zusammenhang ganz interessant, dass Menschen in der Bibel mit einem Gefäß verglichen werden. Unser Geist gleicht einem leeren Tank. Jeder muss irgendwo auftanken. Jeder von uns sucht daher auch nach einer Erfüllung seines Lebens. Jeder trägt den starken Drang in sich, sein Leben mit irgendetwas auszufüllen, damit es nicht zu einer tiefen inneren Leere kommt. Letztlich könnten wir sogar sagen, dass das ganze Streben von uns Menschen allein dem gilt, das innere Vakuum, das innere Loch der Seele auszufüllen.

Ganz eindeutig stellt Paulus nun zwei grundsätzliche Möglichkeiten gegenüber, wie wir unsere innere Leere ausfüllen können:

„Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.“

Wein und Geist werden gegenüber gestellt. Weingeist und Heiliger Geist sind für Paulus die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten, die innere Leere des Menschen auszufüllen.

„Wein“ steht für alle menschlichen Versuche und Möglichkeiten, dem Leben einen Inhalt zu geben.

Die Bibel spricht zum Beispiel vom „Wein der menschlichen Weisheit“ (Sprüche 9,2). Ich kann versuchen, durch das Auftanken mit Wissen und Bildung mein Leben auszufüllen.

An anderer Stelle wird vom „Wein der Erotik“ (Hoheslied 1,2) oder sogar vom „Wein der Hurerei“ (Offenbarung 12,2) die Rede. Hier wird der Versuch beschrieben, den Lebensdurst auf dem Weg der Sexualität zu stillen.

Auch der „Wein der Gewalttat“ (Sprüche 4,17) wird genannt, das zwanghafte Verlangen, mit beiden Händen an sich zu reißen, was das habsüchtige Herz begehrt. Der „Wein der Gewalttat“ macht blind vor Hass und füllt mit bösen und dunklen Gedanken.

Es gibt unzählige Dinge, von denen unser Herz voll sein kann und die in unserem Geist „herumgeistern“ können. Welche „Weinsorte“ ist es, die dich betrunken machte und von der du immer noch den Kater im Kopf und in allen Gliedern spürst?

Dieser „Wein“ der menschlichen Möglichkeiten, das Glück des Lebens zu finden, kitzelt zwar den Gaumen, aber lässt dich am Ende dann doch „auf dem Trockenen sitzen“. Er macht voll aber erfüllt nicht. Er macht betrunken, aber er tränkt nicht.

Ganz anders ist es mit dem Geist: „Sauft euch nicht voll Wein, sondern lasst euch vom Geist erfüllen“, steht da. Dazu hat Gott den Menschen wie ein leeres Gefäß geschaffen, damit er erfüllt werden kann mit dem Heiligen Geist.

Im Gespräch mit der Frau, die schon bei fünf Männern versucht hatte, ihre Sehnsucht nach Liebe zu stillen, bringt Jesus zur Sprache, was allein bleibende Lebenserfüllung bringt.

Jesus sagt zu dieser Frau: „Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und den, der jetzt vor dir sitzt, du würdest ihn um lebendiges Wasser bitten.“ (Johannes 4,10)
Und mit dem „lebendigen Wasser“ meint Jesus den Heiligen Geist.

Und dann bittet diese Frau Jesus voller Verlangen: „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht mehr dürstet.“
Und am Ende lässt sie ihren Krug am Brunnen stehen und läuft in die Stadt zurück, aus der sie kam.

Der vergessene Krug steht für alles, was du vergessen kannst, was dein Leben nicht ausfüllen und deinen Lebensdurst nicht stillen kann. Jetzt hat sie Jesus; Jesus mit seinem Geist, der ihr Herz ganz und gar erfüllt.

„Lasst euch vom Geist erfüllen“, sagt Paulus. Und er betont: „Das ist der Wille des Herrn!“ Das ist kein frommer Wunsch, sondern ein Befehl. Ebenso, wie es nicht der Wille des Herrn ist, sich mit Wein vollzusaufen, ist es auf der anderen Seite der klare Wille des Herrn, sich mit Geist erfüllen zu lassen.

Damit ich voll mit Heiligem Geist werden kann, müssen zuerst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden.
Wir können voll mit dem Heiligen Geist werden, wenn wir den Heiligen Geist empfangen haben und der Heilige Geist in uns wohnt. In Epheser 1,13 sagt Paulus dann auch ganz klar, wann ein Mensch den Heiligen Geist empfängt. Im Rückblick sagt er zu den Gläubigen: „Als ihr gläubig wurdet, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“

Einen „Reservetank“ voll mit Heiligem Geist bekommt jeder, wenn er die Wiedergeburt erlebt hat und an Jesus gläubig geworden ist. Anders als im Beispiel vom Autofahren wird dieser Reservetank jedoch automatisch wieder aufgefüllt. Keiner kann die Antriebskraft des Heiligen Geistes so ohne weiteres verlieren. Wer den Heiligen Geist empfangen hat als er gläubig wurde, der hat ihn auch und muss nicht mehr um den Heiligen Geist bitten.

Diejenigen unter uns, die nach diesem biblischen Verständnis gläubig sind, können sich sicherlich noch gut zurückerinnern, wie es war, als der Heilige Geist in ihr Leben kam. Das war doch eine wirklich beglückende Erfahrung!

Da war auf einmal Bewegung da. Da war auf einmal ein geistlicher Motor da, der vorwärts brachte. Da erwachte auf einmal Interesse an geistlichen Fragen. Da wurdest du zum Bibellesen bewegt und es war für dich kein Problem, früher aufzustehen, um gleich am Anfang des Tages in der Bibel zu lesen. Da zog des Dich zur Gemeinschaft mit anderen Christen und du hast Dich auf den Sonntag gefreut, wo Du sie wiedersiehst und alle auf das hören, was Gott zu sagen hat. Da wurde Dir auf einmal der Mund geöffnet und du hast angefangen, mit andere über den Glauben an Jesus zu reden. Da war es dir ein Bedürfnis, mit deinen Händen anzupacken, wo es Arbeit in der Gemeinde gibt und mit deinen Füßen hinzugehen zu denen, die Unterstützung brauchen.

Doch den Geist zu haben ist das eine und vom Geist erfüllt zu werden ist das andere. In der Bibel hören wir auch davon, dass wir den Heiligen Geist betrüben oder dämpfen können.

Es gibt Gläubige, die zwar den Heiligen Geist empfangen haben. Aber ihr Leben wurde noch nie vom Heiligen Geist vollständig erfüllt. Sie sind quasi bis jetzt immer „auf Reserve“ gefahren. Sie haben bis jetzt immer auf „Sparflamme“ geschaltet. Sie führen ein Leben, bei dem der Heiligen Geist auf „Standby Modus“ geschaltet ist.

Daher ist jetzt die Frage: „Lasst euch vom Geist erfüllen!“ Wie geht das? Wie werde ich vom Heiligen Geist erfüllt?

1. Durch das Verlangen nach einem geistvollen Christsein werde ich vom Heiligen Geist erfüllt

Ein Sprichwort besagt: „Man kann den Esel nicht tränken, wenn er keinen Durst hat.“  

Aber wenn der Durst da ist, dann ist selbstverständlich auch die Bereitschaft vorhanden, zu trinken.

Einer der Söhne Korach benutzt nicht das Bild vom Esel, der Durst hat, sondern das Bild vom Hirsch, der nach frischem Wasser schreit. Er bringt in diesem Bild seinen Durst nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist zum Ausdruck: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Gott zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,2f)

Jesus sagt zu denen, die mit dieser Haltung zu ihm kommen: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes 7,37f)

Auf der anderen Seite aber dämpft und betrübt eine Haltung wie die der Gemeinde Laodizea diese Erfahrung mit der Erfüllung durch den Heiligen Geist. Dort hatten viele Christen die Einstellung: „Ich bin reich und habe genug und brauche nichts.“ (Offenbarung 3,17)

Wie werde ich vom Heiligen Geist erfüllt?
Durch das Verlangen nach einem geistvollen Christsein

2. Durch die Öffnung für das Wirken des Geistes werde ich vom Heiligen Geist erfüllt

Verlangend sein, durstig sein nach dem Wirken des Heiligen Geistes und das Herz wie ein leeres Gefäß hinhalten für den Geist. Das ist es, was wir tun können. Der Herr wird dann zu trinken geben, er wird dann unser Leben mit dem Heiligen Geist erfüllen.

Sie kennen doch alle noch den „Trabi“ – dieses kleine, robuste und etwas altertümlich wirkende Fahrzeug aus DDR Zeiten. Ich hörte von einem, der so ein Fahrzeug zum ersten Mal sah und damit fahren wollte. Er setzte sich in das Auto, drehte den Zündschlüssel herum und wollte losfahren. Aber der Motor wollte nicht richtig anspringen. Der Besitzer des Fahrzeugs stand daneben und gab völlig verständnislos den Hinweis: „Ja, du musst doch zuerst den Benzinhahn aufdrehen!“ – Nun ja, woher sollte der arme „Wessi“ denn wissen, dass ein Trabi noch einen Benzinhahn besitzt...

Paulus ist der Überzeugung, dass es im Leben mit Jesus auch so etwas wie einen Benzinhahn gibt, der den Zufluss des Heiligen Geistes regelt. Sicherlich ist der geschlossene Benzinhahn bei vielen Gläubigen der Grund, warum es geistlich nicht vorwärts geht.

Der Benzinhahn regelt die wichtige Verbindung zwischen dem Kraftstofftank und dem Motor.

Paulus zeigt auf, dass es für die Gläubigen zwei wichtige Verbindungsleitungen gibt, die geöffnet sein müssen, damit der Kraftstoff des Heiligen Geistes fließt.

Das eine ist die Verbindung zwischen dem Gläubigen und dem Herrn: Über diese Verbindung steht in unserem Bibeltext: „Spielt dem Herrn in euren Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“

Jeder von uns ist auf den Gesprächskontakt mit dem lebendigen Gott angelegt. Er ist geschaffen als Gesprächspartner Gottes. Aber durch die Sünde des Menschen ist die Verbindung zu Gott abgebrochen, der Gesprächsfaden ist gerissen. Die Folge davon ist, dass wir normalerweise ein Selbstgespräch führen. Wenn wir denken, dann erzählen wir uns in Gedanken selbst etwas. Wir sagen uns selbst etwas vor.

Durch den Glauben an Jesus wird nun die Verbindung zu Gott wieder aufgenommen. Aus dem Selbstgespräch wird ein Zwiegespräch, ein ständiges und permanentes Reden mit Gott: „Betet ohne Unterlass“ (1. Thessalonicher 5,17), heißt es deshalb. Und: „Spielt dem Herrn in euren Herzen“, meint im Grunde genau dasselbe.

Ich darf dem Herrn alles sagen, was mich bewegt. Ich darf ihm das Klagelied, das Jammerlied und das alte Lied meines Lebens vorsingen. Immer wieder sollen diese verschiedenen Melodien meines Alltags aber dann in den einen Refrain münden, in das Danklied: „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles.“

Es ist ganz interessant, dass die Warnung, den Geist Gottes nicht zu dämpfen, gerade im Zusammenhang mit der Dankbarkeit gegeben wird. Durch meine eigene Undankbarkeit blockiere und dämpfe ich also den Geist Gottes, verschließe ich den Zufluss seiner Segenswirkungen. Die Dankbarkeit dagegen macht den Weg frei zu Gott. Ich möchte lernen, für alles Danke zu sagen: „Allezeit und für alles!“

Auf diese Verbindung zwischen mir und dem Herrn kommt es an. So kann ich erfüllt werden vom Heiligen Geist.

Ohne die andere Verbindung zwischen mir und den anderen Gläubigen geht es aber auch nicht: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“ „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.“

Die Warnung, den Heiligen Geist doch nicht zu betrüben steht im Zusammenhang mit der Warnung vor „faulem Geschwätz“: „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ (Epheser 4,29)

Wie wichtig ist es doch, dass wir als Gemeinde zusammenkommen. Zu weit, im Gespräch unter vier Augen, im seelsorgerlichen Gespräch, in Gruppen und Kreisen und vor allem im Gottesdienst. Erinnern Sie sich an das Lied von Manfred Siebald und seine Sehnsucht nach dem Gottesdienst:

„Wie oft hab ich sonntags in der Früh diese Sehnsucht schon gefühlt, wenn ich krank war oder eine Pflicht mich in ihren Fängen hielt, ich hab mir die Orgel vorgestellt, sah die Kerzen am Altar, hörte, wie in Gottes Namen jetzt Groß und Klein versammelt war.“

Es ist so wichtig, andere in der Gemeinde zu ermutigen und zu ermuntern: Mit Bibelworten, Gebeten, aber auch durch das gemeinsame Singen von Lobliedern.

Durch die Verbindung zu den Brüdern und Schwestern in der Gemeinde bin ich nicht nur ein Gebender, sondern auch ein Nehmender. Dazu ist es wichtig, dass ich mich unter den anderen stelle: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.“

Das Wasser fließt nur bergab, nicht bergauf. Wenn ich trinken will, muss ich mich herunterbeugen und unter den Wasserstrahl stellen, der von oben herunterkommt.

Genauso ist es wichtig, dass ich mir von einem anderen in der Gemeinde auch etwas sagen lasse. Der andere erkennt oft viel besser als ich selbst, wo die Blockaden in meinem geistlichen Leben sind oder wo ich noch Dinge aus dem Bereich der Wirkungen des Heiligen Geistes ausklammere.

Als ich einmal selbst in einem seelsorgerlichen Gespräch war, in dem ich mir in manchen Fragen einen Rat einholte, kam ich sehr ermutigt wieder nach Hause. Interessant war der spontan Eindruck einer meiner Töchter: „Papa, du strahlst so, du siehst so fröhlich aus.“

Durch das Verlangen nach der Erfüllung mit dem Heiligen Geist und durch die Öffnung für die Erfüllung mit dem Heiligen Geist werden wir dann auch tatsächlich mit dem Geist erfüllt. Dabei kommt es auf die intakte Verbindung zum Herrn und zueinander an.

Von einem geistvollen Christsein war in der Predigt die Rede.

Vielleicht ist bei dir ein tiefes Verlangen nach diesem geistvollen Christsein, nach der Erfüllung deines ganzen Lebens mit dem Heiligen Geist entstanden.

Dann sagt der Herr jetzt zu dir: „Wohlan, der du durstig bist, komm her zum Wasser (Jes 55,1) und trinke.“

„Lass dich vom Geist erfüllen“.        

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Unterstützer, Helfer und Tröster

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Liebe Gemeinde,

letzten Donnerstag war eine Umfrage im Radio: "Was ist Pfingsten?"
Eine Antwort darauf war: "Da kommen alle zusammen und freuen sich."
Fand ich total gut die Antwort, aber ich glaube, ihr fehlt noch was: der Grund der Freude liegt in der großen Umzugsaktion Gottes. Jesus und der Heilige Geist ziehen vom Himmel auf die Erde und wollen in uns wohnen – hört es selbst:

„23 Dazu sagte Jesus: „Alle, die mich wirklich lieben, werden sich an das halten, was ich gesagt habe. Und mein Vater wird sie dann auch lieben, und wir werden dann gemeinsam bei ihnen einziehen und bei ihnen bleiben.
24 Die Leute, die mich nicht lieben, denen wird egal sein, was ich gesagt habe. Und nicht vergessen: Wer mir zuhört, hört den Vater reden! Der hat mich ja geschickt.
25 Das sage ich euch jetzt alles noch, solange ich bei euch bin.
26 Wenn aber die Unterstützung kommt, der Heilige Geist, diese ganz besondere Kraft von Gott, der wird euch dann alles beibringen, was ihr noch wissen müsst, und er wird euch an die Sachen erinnern, die ich euch gesagt habe.
27 Ich lass euch auf keinen Fall alleine, ihr bekommt als Geschenk ein Friedensangebot. Dieser Frieden, den ich euch gebe, hat nichts mit dem Frieden zu tun, den ihr in der dieser Welt ohne Gott findet. Darum braucht ihr echt keine Angst mehr zu haben und auch keine Sorgen.“
Johannes 14, 23-27

Gottes Heiliger Geist wird von Johannes mit einem genialen griechischen Wort beschrieben: Paraklet. Hier wird es mit „Unterstützung“ umschrieben, andere sagen „Helfer“ oder „Tröster“ dazu. Wir brauchen uns gar nicht zu entscheiden, in dem griechischen Wort steckt alles drin.

Ich will das einmal deutlich machen an dem, was uns im heutigen Gottesdienst beschäftigt, in dem Wissen, dass wir die Aufteilung nur grob, aber nicht grundsätzlich vornehmen können – und ich will das mit dem Unterstützer, dem Helfer und dem Tröster mit Aussagen von jungen Menschen verdeutlichen:

Das alltägliche Leben nehme ich als Beispiel für den Heiligen Geist als Unterstützer

Paul Geck, 23 Jahre, aus Heidelberg erklärt Pfingsten damit: "In der evangelischen Heidelberger Peterskirche gibt es ein Pfingstfenster. Es wurde von dem Künstler Johannes Schreiter entworfen, ist ziemlich abstrakt und fällt mir immer wieder auf. Auf orangefarbenem Grund deutet ein gerader Pfeil vom oberen Ende des Fensters herab. Irgendwie komisch, denke ich immer. Der Pfeil scheint zu hängen, unbeweglich und nüchtern. Ich frage mich: Ist das Bild nicht viel zu simpel für den Heiligen Geist? Und wie passt das zum ersten Pfingsten, damals in Jerusalem? Das war doch ziemlich wild – damals kamen schließlich Feuerzungen und keine Pfeile vom Himmel! Aber dann denke ich, vielleicht ist es doch ganz simpel. Gott sendet uns den Heiligen Geist. Punkt. Wir können es kompliziert machen, auf Feuer vom Himmel warten, auf die Bestätigung unserer Vorstellungen. Oder wir öffnen uns für den, den Gott schon gesandt hat und immer wieder sendet. Der uns immer wieder überrascht, unsere Vorstellungen übertrifft und so oft ganz anders ist, als wir gedacht haben."

Pfingsten findet im Wesentlichen also nicht nur hier heute in der Kirche statt, wenn wir uns miteinander freuen, sondern Gottes Heiliger Geist geht mit uns in unseren Alltag. Was das bedeutet will ich an drei Beispielfragen deutlich machen:

Wie gehe ich mit den Menschen in meiner Familie und in meinem Freundeskreis um?
Merken sie, dass ich von Gottes gutem Geist beseelt bin?

Wie verhalte ich mich am Arbeitsplatz und in der Schule?
Halte ich mich an das, was Jesus gesagt hat und mache so einen erkennbaren Unterschied?

Wie verhalte ich mich, wenn mich niemand sieht und ich mich unbeobachtet fühle?
Ist mir dann egal, was Jesus gesagt hat und ich mache, was ich will?

Bei der Taufe von M. wirkt der Heilige Geist z.B. als Helfer

Julia Bothe, 23 Jahre, aus Mainz sagt: "Pfingsten heißt für mich, dass wir als Christen das Privileg haben, mit einer göttlichen Kraftquelle verbunden zu sein. Jesus versprach seinen Jüngern, dass sie durch den Heiligen Geist die Kraft Gottes empfangen würden, wenn er nicht mehr da sei. Kurz darauf erlebten die Jünger das. Das Wirken des Heiligen Geistes ist jedoch nicht auf diese erste Generation von Christen beschränkt. Auch heute bin ich auf ihn in meinem Leben als Christ angewiesen. Denn was ich mir an Veränderung in meinem Leben, meinem Charakter und meiner Sichtweise wünsche, kann ich aus eigener Kraft nicht umsetzen. Zwar versuche ich immer wieder, mir das selbst zu erarbeiten, doch darum geht es in der Nachfolge von Jesus nicht: Durch meine Beziehung zu Jesus wirkt auch der Heilige Geist in meinem Leben, und nur er schafft Veränderung in meinem Herzen."

Was hier gesagt wird ist auch der Tenor des Taufspruches. Da geht es um mehr, als dass sich M. und seine Familie heute über die Taufe und das schöne Fest freuen: "Alles vermag ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt." (Philipper 4, 13)

Den christlichen Glauben kann man tatsächlich, so wie ich es vorhin angedeutet habe, mit einem Umzug vergleichen. Jesus sagt hier, dass er und der Heilige Geist in unser Leben einziehen möchten. Und wenn wir das zulassen, dann verspricht Gott uns, dass wir besondere Kraft bekommen, dass wir die Worte, die Jesus aufgeschrieben hat, verstehen und dass wir immer wieder an sie erinnert werden.

Wenn Jesus einzieht, dann ziehen Angst und Sorgen aus und wir werden immer wieder seinen Frieden spüren, der mit ihm kommt.

Für die Menschen, die heute als Trauerfamilie hier sind, wirkt der Heilige Geist als Tröster

Silas, 27 Jahre, aus Basel beschreibt Pfingsten so: "Gottes Gegenwart und Kraft bricht hinein in meine winzig kleine Welt. Als Christ darf ich deshalb fest damit rechnen: Wo ich bin, da ist Gott. Eine unerhört tollkühne Behauptung! Eine Gewissheit aber, die alles verändert: meine Begegnungen, meine Beziehungen, meine Erfolge und mein Versagen. Meine Begegnungen werden bedeutsam, weil Gott in mir Menschen begegnen möchte. Meine Beziehungen werden tragfähiger, weil der Heilige Geist mich liebesfähig macht. Meine Erfolge relativieren sich, weil der Heilige Geist bereits mein größter Schatz ist. Mein Versagen hat nie das letzte Wort, weil der Heilige Geist Totes zum Leben erweckt. Pfingsten sprengt all meine Grenzen! Danke Jesus!"

Pfingsten sprengt auch die Grenzen des Todes, darüber dürfen wir uns inmitten der Trauer freuen und merken, dass es auf diesem Weg noch mehr gibt. Wir stoßen auf das Friedensangebot, mit dem er uns unsere Angst und Sorge nehmen will. Wenn wir darauf eingehen, wird unser Sehnsucht gestillt und alles wird gut.

Ein Mönch bekam den Auftrag, ein Symbol für den Heiligen Geist zu malen. In einem einsam gelegenen Kloster sind alle anfallenden Arbeiten auf die Mönchsgemeinschaft verteilt. Ein renovierter Kreuzgang soll künstlerisch gestaltet werden. So gibt der Vater Abt einem Bruder den Auftrag, ein Bild für den Unterstützer, Helfer und Tröster des Glaubens zu malen.
Mit einem Bretterverschlag sperrt der Beauftragte den Kreuzgang ab, um ohne Störung seine Fresken zu schaffen. Für das Malen eines Symboles für den Heiligen Geist brauchte der Mönch sehr viel Zeit.
Ungeduldig wartet die Klostergemeinschaft auf die Öffnung des Kreuzganges. Zuerst symbolisierten leuchtende Feuerzungen über den Köpfen der Apostel den pfingstlichen Geist. Nach dem Übertünchen wies eine große Taube auf den Geist Gottes hin. Auch mit diesem Bild ist der Bruder nicht zufrieden. Wiederum übertüncht er die Wand. Die Mitbrüder finden ihn nun sehr still und verändert. Sie fühlen sich von ihm beobachtet beim Gebet in der Kirche, bei der Arbeit im Kloster und beim Studium auf ihren Zellen. Immer wieder eilt er plötzlich wohl mit neuen Anregungen hinter seinen Bretterverschlag.
Nach langer Zeit stehen die Mönche endlich voller Erwartung im fertiggestellten Kreuzgang. Das Geistbild bringt große Erregung: Eine weiße Fläche ist mit vielen Kreisen bedeckt, und jeder steht für einen der Mönche. Nur wenige Kreise sind ausgemalt mit dem Gesicht eines Mitbruders. Empört fragen die Nichtgemalten nach der Begründung. Zögernd gibt der Bruder seine Erklärung: Die Feuerzungen und die Geisttaube schienen ihm zu sehr auf Ereignisse der Vergangenheit begrenzt. Er habe das Wirken des Geistes durch die Taten der Brüder im Kloster und auf ihren Gesichtern erfahren. Bei den Gesichtern, die ich ausgemalt habe, ist das Wirken des Geistes nach außen gedrungen. Bei den leeren Gesichtern warte ich darauf, dass das Wirken des Geistes im Leben sichtbar wird, dann werde ich auch dieses Gesicht malen.

So wünsche ich uns heute, dass in unserem Leben, in unserem Alltag und in unserem Gesicht das Wirken des Heiligen Geistes sichtbar wird. Denn dann beantworten wir mit unserem Leben die Frage: Was ist Pfingsten?

"Wir kommen zusammen und freuen uns, bekommen durch Gottes Heiligen Geist alltägliche Unterstützung, er hilft uns im Glauben zu leben und voranzukommen und tröstet uns, wenn Dinge nicht so laufen, wie wir sie gerne hätten."

Da kann ich nur sagen: ich freue mich, dass es Pfingsten gibt!

Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Ihr werdet meine Zeugen sein

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"Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte. Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg."
Apostelgeschichte 1, 1-8

 

Jesus nimmt Abschied von seinen Jüngern und entschwindet vor ihren Augen in die unsichtbare Welt Gottes. Die Jünger hatten in den zurückliegenden Tagen seit Karfreitag eine Achterbahn der Gefühle erlebt: Zuerst Enttäuschung und Trauer über den Tod von Jesus am Kreuz. Dann Scham und Schuldgefühle über das eigene Versagen und die Angst, sie könnten das gleiche Schicksal erleiden. Zwei Tage danach hörten sie die ersten Berichte von einigen Frauen und Männern aus ihrem Kreis über das leere Grab und über Begegnungen mit dem Auferstandenen. Sie waren mehr verstört als froh über diese Berichte. Erst als Jesus ihnen mehrfach erschien und ihnen die Stellen aus der Schrift auslegte, die von seinem Leiden und seiner Auferstehung sprachen, konnten sie begreifen und glauben, dass er tatsächlich lebt. Damit kehrte auch die Hoffnung zurück, dass Jesus das Reich Gottes, von dem er so oft zu ihnen sprach, noch zu ihren Lebzeiten in Israel aufrichtet.

Diese Hoffnung gründete sich auf biblische Verheißungen durch Propheten, wie Jesaja, Jeremia und Daniel. Ich zitiere nur ein Beispiel von vielen (Jesaja 2, 3-4):

"Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."

Die Jünger warteten, wie alle Frommen in Israel, auf die Erfüllung dieser Verheißung. So ist es nur verständlich, dass sie Jesus jetzt fragen: "Was wird nun aus dem Reich Gottes? Wann wirst du es errichten?" Jesus antwortet: "Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde." Jesus weist die Frage der Jünger nach dem Reich nicht als töricht ab. Er sagt nur: "Das ist Gottes Sache, darüber zu entscheiden, wann und wie er seine Herrschaft aufrichten wird." Und er weitet den Blick der Jünger über Israel hinaus.

Die Heilszusage Gottes gilt jetzt allen Menschen. Darum sollen die Jünger Zeugen für Jesus sein, angefangen von Jerusalem über Judäa und Samarien, bis ans Ende der Erde. Eine kaum vorstellbare Herausforderung für den kleinen Kreis der Jünger und deshalb die ebenso große Verheißung: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen." Die Jünger werden nach Himmelfahrt nicht auf sich gestellt sein. Der Heilige Geist ist bei ihnen und begleitet sie in ihrem Dienst als Zeugen.

Was heißt es aber, wenn Jesus sagt: Ihr werdet meine Zeugen sein?

Ein Zeuge sagt vor Gericht aus, was er zu einem bestimmten Tatbestand gesehen hat und ist verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Die Jünger sollen erzählen, was sie mit Jesus erlebt haben. Vor allem von seinem Tod am Kreuz und von seiner Auferstehung. Sie sollen die gute Nachricht von der Vergebung der Schuld und den Sieg über den Tod zu allen Völkern und Sprachen tragen.

Die Apostelgeschichte ist der spannende Bericht darüber, wie die Jünger innerhalb von dreißig Jahren das Zeugnis von Gottes Heil in Jesus bis nach Rom tragen. Lukas richtet dabei die Aufmerksamkeit der Leser immer wieder auf das Wirken des Heiligen Geistes.

Schauen wir jetzt noch einmal zurück auf die Ereignisse von damals. Die Jünger wurden, wie Jesus ihnen verheißen hatte, am Pfingstsonntag mit dem Heiligen Geist erfüllt. Lukas schreibt:

"Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen."

Pilger aus vielen Ländern und Sprachen, die sich damals in Jerusalem aufhielten, wurden Zeugen dieses Ereignisses. Sie waren bestürzt und fragten sich: "Wie kommt es, dass diese einfachen Männer und Frauen aus Galiläa in unseren Sprachen von Gott und seinen Taten reden können?"

Dieses Pfingstwunder war ein erster Schritt auf dem Weg, das Evangelium allen Völkern und Sprachen zu verkündigen. Zwar waren die Jünger noch in Jerusalem gewesen, aber sie erreichten trotzdem mit ihrer Botschaft Menschen aus anderen Ländern. Der Heilige Geist überwindet Barrieren von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen und macht es möglich, dass alle Menschen die Botschaft von Jesus Christus verstehen und annehmen können.

In einem Punkt sehe ich uns heute in einer ähnlichen Lage wie die Jünger am Pfingsttag. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen kommen zu uns. Nicht als Pilger - die meisten von ihnen sind Flüchtlinge. Sie riskieren alles auf der Suche nach Sicherheit und einem menschenwürdigen Leben. Viele von ihnen kommen aus Ländern, in denen es verboten ist, von Jesus Christus zu reden. Wir haben die Chance, durch Taten der Liebe und Worte ihnen das Evangelium zu bringen, ohne in ferne Länder reisen zu müssen. Der Heilige Geist wird uns helfen, Barrieren der Angst vor dem Fremden zu überwinden und auf sie zuzugehen.

Der Heilige Geist hat an Pfingsten auch eine sichtbare Veränderung bei den Jüngern bewirkt. Derselbe Petrus, der vorher aus Angst seinen Herrn verleugnet hatte und sich tagelang mit den anderen Aposteln versteckt hielt, tritt jetzt gemeinsam mit ihnen mutig auf in der Öffentlichkeit. Er hält eine Predigt über Jesus, die ihn Kopf und Kragen hätte kosten können. Er tut es im Vertrauen auf seinen Herrn und ohne Angst vor möglichen Folgen: "Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte."

Petrus hält seinen Zuhörern ihre Mitschuld am Tod von Jesus vor Augen. Gleichzeitig sagt er aber: "Dieser Tod, so schrecklich er auch sein mag, war ein Teil von Gottes Plan zu eurer Rettung." Und dann spricht er davon, dass Gott Jesus auferweckt hat und legt Beweise vor aus den Worten der Schrift, dass es so kommen musste. Petrus schließt seine Predigt mit den Worten: "So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat."

Petrus konnte die Wirkung seiner Rede auf die Zuhörer nicht im Voraus erahnen. Er musste damit rechnen, dass sie wutentbrannt auf ihn losstürmen und ihn steinigen würden. Stattdessen wurden sie von ihrer Schuld überführt. Diese Umkehr konnte nur der Heilige Geist in ihnen bewirken.

Sie fragten Petrus und die Apostel: "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?" Petrus antwortete ihnen: "Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes."

Petrus verheißt den Menschen, die an Jesus glauben und auf seinen Namen sich taufen lassen, dass auch sie den Heiligen Geist empfangen werden. Der Heilige Geist führte damals die unterschiedlichsten Menschen zum Glauben an Jesus und in seine Gemeinde, wie er es übrigens heute noch tut. Und er prägte ihr Zusammenleben.

Die Gemeinschaft der ersten Christen zeigt uns einige wesentliche Züge vom Leben einer geisterfüllten Gemeinde. Wir lesen in der Apostelgeschichte 2, 42-47: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden."

Hier werden die Grundpfeiler des Gemeindelebens der ersten Christen genannt. Ich habe versucht, einen gemeinsamen Nenner dafür zu finden und bin auf das Wort "Liebe" gekommen. Der Heilige Geist bewirkte in den Herzen der Jünger die Liebe zum Wort Gottes, zu Jesus und zueinander. Lasst uns das jetzt etwas näher betrachten.

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel: Die Apostel gaben das weiter, was sie von Jesus gehört und empfangen hatten. Diese Lehre liegt uns heute in schriftlicher Form vor in den Büchern des Neuen Testaments. Der Kern ihrer Botschaft lässt sich aber in einem Satz zusammenfassen, den Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt: "Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift."

Der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung werden mit dem prophetischen Wort im Alten Testament in Verbindung gebracht. Und so verbindet die Apostelehre das Neue Testament mit dem Alten und stellt Jesus in die Mitte. Die Liebe zum Wort Gottes, durch den Heiligen Geist in die Herzen der ersten Christen eingepflanzt, ließ sie daran festhalten. Sie hatten eine große Wertschätzung für dieses Wort und gaben ihm Raum in ihrem Leben. Wie sieht es bei uns damit aus?

Vielleicht war es einfacher für die Menschen damals, sich Zeit für das Wort zu nehmen. Es gab nicht so viele Ablenkungen, wie in unseren Tagen. Zeitungen, Fernseher, Internet und Smartphone informieren uns und sorgen auch für unsere Unterhaltung. Es ist nicht leicht für die Bibel, sich gegen diese Konkurrenz zu behaupten. Und doch enthält das Wort Gottes Informationen, die einen Ewigkeitswert besitzen. Durch sie spricht der lebendige Gott zu uns. Das Wort Gottes ist auch viel mehr als der gedruckte Buchstabe. Es ist in der Person von Jesus Christus Mensch geworden. Darum ist die Liebe zum Wort gleichzeitig die Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus.

Die ersten Christen hielten nicht nur an der Apostellehre sondern auch an der Gemeinschaft fest. In einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Menschen, wie die Gemeinde nun mal ist, gibt es viele Gründe, den anderen die Gemeinschaft aufzukündigen. Es ist manchmal anstrengend, sich auf diese Unterschiedlichkeit einzulassen. Die ersten Christen haben aber erlebt, dass die Liebe, die der Heilige Geist schenkt, diese Unterschiede überwindet. Und darum konnten sie aneinander festhalten, selbst wenn sie über manche Fragen heftig gestritten haben.

Sie beteten miteinander und feierten gemeinsam das Abendmahl. Im Gebet brachten sie ihre Liebe zu Gott zum Ausdruck. Sie brachten ihm Dank und Anbetung und erzählten ihm ihre Anliegen. Und sie nahmen sich Zeit, auf seine Antwort zu hören. Das Abendmahl wurde meistens in kleinen Gruppen in den Häusern im Anschluss an ein gemeinsames Abendessen gefeiert. Dabei erinnerten sich die Christen an das Leiden und den Tod Jesu am Kreuz und verkündigten zugleich, dass er lebt und wieder kommen wird. Dieses Abendmahl  ist ein Ausdruck inniger Verbundenheit zwischen Jesus und seiner Gemeinde.

Und schließlich hören wir aus der Apostelgeschichte, dass die ersten Christen füreinander sorgten. Die Reichen verkauften ihren Besitz und gaben den Aposteln das Geld, damit für die Armen gesorgt werden konnte. Das Sprichwort "Bei Geld hört die Freundschaft auf" galt nicht für sie. Die Liebe zu den Schwestern und Brüdern in Christus war ihnen wichtiger als Geld und Besitz.

Viele Christen sehnen sich heute danach, das Wirken des Heiligen Geistes wieder so deutlich zu spüren wie damals. Was die ersten Christen an Pfingsten erlebten, mag ein einmaliges Ereignis in der Heilsgeschichte gewesen sein, aber Jesus hat den Heiligen Geist allen verheißen, die an ihn glauben. Er hat uns sogar ermutigt, darum zu bitten: "Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!"

Gott schenkt uns auch heute gerne seinen Geist, damit aus Pfingsten nicht nur eine Erinnerung wird, die immer mehr verblasst, sondern eine lebendige Kraft, die uns prägt und Mut zum Zeugnis gibt.

Autor: Sahyoun, Hani


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Wer weiß noch, was Himmelfahrt ist?

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Nur 39% der Deutschen verbindet mit dem heutigen Tag das Wissen um die Himmelfahrt von Jesus Christus. 48% verbinden den Tag mit dem Vatertag. So hat es eine Meinungsumfrage dieser Woche ermittelt. Klar, die Himmelfahrt ist auch schon richtig alt, ca. 1980 Jahre. Der Vatertag ist dagegen richtig modern. 1972 hat man diesen Tag in den USA dazu gemacht. Was machten die Vatertagsprotagonisten richtig, dass ihr Tag richtig bekannt wurde, in nur 43 Jahren? Und was machten die Christen nicht richtig, dass die Himmelfahrt trotz staatlichem Feiertag nur noch so wenig bekannt ist und ins Hintertreffen geriet?

Dabei könnte ja der Begriff Vatertag durchaus auch eine berechtigte Bezeichnung für Himmelfahrt sein. Eigentlich auch eine gute Idee. Denn der Vater hat seinen Sohn zu sich genommen. Zurück ins Vaterhaus.

Der Philosoph und Psychotherapeut Alexander Mitscherlich hat ja unsere Gesellschaft als eine vaterlose Gesellschaft bezeichnet. Was wäre das, wenn wir an diesem Tag wieder zu dem Wissen kämen, dass wir einen Vater im Himmel haben, der für uns sorgt, der unserem Leben Sinn und Inhalt gibt, der mit offenen Armen auf unsere Heimkehr wartet, bei dem wir geborgen zu Hause sein könnten, für Zeit und Ewigkeit Heimat gefunden. Himmelfahrt – Vatertag – Tag des Nachhausekommens.
Aber mit Himmelfahrt geht ja nicht nur eine heimatlose, vaterlose Zeit zu Ende. Mit Himmelfahrt geht auch eine einzigartige Epoche zu Ende – nämlich: Gottes Sohn auf dieser Welt als wahrer Mensch und wahrer Gott.

Solch ein Himmelfahrtstreffen, das wir jetzt mit diesem Gottesdienst beginnen, ist ja nicht nur wichtig für die Gemeinschaft untereinander sondern auch für Vergewisserung unseres Glaubens und unseres Weges. Denn es gibt heute viele Diskussionen um die Grundfragen des Glaubens. Sie können das Glaubensbekenntnis entlang gehen und Satz für Satz bedenken: Es ist alles umstritten.

Wenn Sie beginnen mit den Worten: „Ich glaube an Gott den Vater“ – dann fragen sich manche: Kann es nicht auch die Mutter sein?

„Ich glaube an den Allmächtigen,  den Schöpfer des Himmels und der Erde“ – dann fragen manche: Ist das nicht ein erzkonservatives Weltbild? Wer glaubt das noch, dass alles, was wir sehen und erleben, auch unser Mensch-Sein selbst, wirklich aus Gott entsprungen ist und alles von ihm her kommt? Ist das nicht alles ein Produkt des Zufalls?

„Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn“ – da fragen manche: Hat ihn nicht die Gemeinde Jesu erst emporgejubelt zum Sohn Gottes? Muss man es so übertreiben? Genügt es nicht, ihn als Religionsstifter und großes Vorbild der Menschheit fest zu halten? Das wäre ja auch dialogfördernd. Dann könnten wir auch leichter mit den Moslems einen Konsens finden.

Keine Sorge, ich gehe jetzt nicht das ganze Glaubensbekenntnis im Für und Wider durch. Aber für den heutigen Tag ist es nun mal wesentlich, ob wir es auch bis zum Ende ehrlich und aufrichtigen Herzens durchsprechen können, auch das heute im Mittelpunkt stehende Ereignis: „Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“

Ich gehöre ja zu den Evangelikalen, den Pietisten, den Allianzleuten, denen immer mehr vorgehalten wird, dass sie Fundamentalisten seien, tatsächlich doch noch heute ihren Glauben und ihr Leben an der Bibel ausrichten würden. Lassen Sie mich frohgemut zu Beginn sagen: Wir sind keine besonderen Christen. Wir halten nur einfach an dem fest, was unsere Väter im Glaubensbekenntnis nach langem Nachdenken und Ringen um die Wahrheit für unseren Glauben formuliert haben. Und auch wenn allmählich selbst innerhalb der Kirchen vieles angezweifelt wird: Wir nehmen das nicht nur als historisches Dokument der frühen Christen – sondern wir glauben das tatsächlich! Wir rezitieren beim gemeinsamen Sprechen des Glaubensbekenntnisses nicht den Glauben unserer Väter, sozusagen wie in einem Traditions- und Kulturverein, der alte Bräuche in Erinnerung hoch hält! Nein: Wir halten das buchstäblich für richtig und wahr und halten uns daran.   

Und darum hören wir auch heute auf das Wort der Heiligen Schrift, den Abschnitt aus Lukas 24, 44 ff, den Abschluss des Lukasevangeliums. Dort schreibt Lukas:

„Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem
und seid dafür Zeugen.
Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.
Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Lukas 24, 44-53

 

Ich möchte aus diesem Text ein Dreifaches festhalten:

1.    Wir wissen, was wir glauben

Vorgestern traf ich in Berlin mit einem leitenden Mitarbeiter aus dem Bundeskanzleramt zusammen. Wir sprachen u.a. auch über den Islam, die Ausbreitung des Islams in Europa, den ständig zunehmenden Einfluss, aber auch über die Ängste der Bevölkerung, den unmenschlichen Terror der Islamisten. Er wollte wissen, wie wir dazu stehen. Ich kann das jetzt nicht ausführlich wiederholen. Aber wir waren uns darin einig, dass wir der Bundeskanzlerin zustimmen können. Sie hat mehrfach darauf hingewiesen, dass sie nicht so sehr die Sorge vor vollen Moscheen hat sondern sich Sorgen macht um die leeren Kirchen.

Nicht die Stärke des Islams sondern die Schwäche des Christentums ist das Problem. Ich komme auf die eingangs erwähnte Umfrage zurück: Wenn es uns nicht gelungen ist, wenigstens das Wissen um die Himmelfahrt Christi in unserem Land zu etablieren, wo bleiben wir da? 
Erinnern Sie sich noch an die Diskussionen um den Buß- und Bettag, der ja schließlich als gesetzlicher Feiertag zu Gunsten der Pflegeversicherungsfinanzierung abgeschafft wurde. Ich sage immer: Vor der Politik haben wir Christen den Feiertag schon abgeschafft gehabt. Wären die Gottesdienste überall am Buß- und Bettag als überfüllt ausgewiesen gewesen, wäre keiner auf die Idee gekommen, diesen Tag zu streichen. Wird da etwas wahr davon, dass das Gericht am Haus Gottes selbst beginnt?
Klar, unser Glaube hängt nicht an Feiertagen. Aber der Umgang mit dem Geschenk des Sonntags und der Feiertage zeigt etwas von der Wertschätzung die wir haben und auch davor, was wir nicht mehr wichtig nehmen.
Wissen wir Christen, was wir glauben? Halten wir daran fest?

Jesus sagt: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.

Vielleicht haben Sie in den letzten Wochen die Diskussion verfolgt: Ein Berliner Theologieprofessor sprach davon, dass wir das Alte Testament nicht mehr der Heiligen Schrift gleichhalten sollten, nicht unmittelbar als Gottes Wort gelten lassen. Das ist ja eine interessante Diskussion und ich bin dankbar, dass ihm viele widersprochen haben. Denn: Jesus Christus sieht es offenbar anders: „Es muss alles erfüllt werden“.

Ist das nicht großartig, dass wir sehen können, wie die Verheißungen des Alten Testaments sich in Jesus, im Neuen Testament erfüllen? Wer das Alte mit den Augen des Neuen liest, kommt nicht aus dem Staunen raus.
Einfach ein Beispiel: Da ist die uns bekannte Geschichte der Weisen, die nach Jerusalem gehen und dort nach dem neugeborenen König fragen und dann von jenen, die das Alte Testament kennen den Hinweis auf Bethlehem bekommen. Eine besonders schöne Geschichte der Offenbarung Gottes, wie durch das Studium des Wortes Gottes dann persönliche Wegführungen bestätigt und konkretisiert werden.
Lasst uns doch neu dem glauben, was uns Gottes Wort sagt. Und dabei hilft uns dann vielleicht Mark Twain mit seiner Erkenntnis: „Nicht die Stellen, die ich nicht verstehe, machen mir Sorgen sondern jene, die ich verstehe.“
Wir sind nicht die Herren des Wortes – das Wort muss sich nicht uns beweisen. Wir sind nicht die Korrekturmeister des Wortes, wir sollen nicht das Wort korrigieren sondern das Wort korrigiert uns. In dem wunderbaren Christushymnus in Philipper 2 heißt es:

„Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in den Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, derer die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind und alle Zungen bekennen sollen, dass ER der Herr ist.“

Und weil sich Gottes Wort erfüllt, sind nicht diejenigen rückständig und von vorgestern, die sich auf Gottes Wort verlassen. Sondern sie sind zukunftsorientiert. Sie haben eine klare gewisse Hoffnung auf Gottes Ewigkeit vor Augen. Sie stellen sich auf die Seite der Wahrheit, die am Ende sich als die Wahrheit bezeugen und alle überzeugen wird.

Es ist ein Zeichen der Klugheit, sich schon heute dem anzuvertrauen, der am Ende allein das Sagen hat. Es ist nicht dumm, nicht hinterwäldlerisch, nicht rückständig, wenn man sich schon heute auf die Seite des Herrn aller Herren und König aller Könige stellt, sondern klug.

Mir liegt so sehr daran, dass wir kleines Häuflein der Christen eine neue frohe Siegesgewissheit ausstrahlen. Ja, wir gehören doch zum Sieger über Teufel, Tod, Welt und alle Mächte! Wir sind Teil der Siegermannschaft des lebendigen Christus. Wir gehören schon heute zur Ewigkeitstruppe unseres Gottes. Am Ende werden sich alle Knie beugen und Jesus anerkennen. Lasst uns doch unserer Zeit voraus sein und dies schon heute tun. Jesus hat die Leute, die auf sein Wort hören und es tun als die Klugen bezeichnet, die ihr Haus auf festen Grund bauen. Darum lasst uns doch das Fundament nicht von anderen rauben.

2.    Wir sagen, was wir wissen

Liebe Schwestern und Brüder: Wir Christen sind zum Zeugnis berufen. Wir sind nicht dazu da, dass wir das Geheimnis des Glaubens für uns behalten.

Jesus sagt: „Und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an zu Jerusalem und seid dafür Zeugen.“
Haben wir das eigentlich noch genügend im Blick?

Ich habe manches Mal die Sorge, dass Christen sich in einer christlichen Kultur eingerichtet haben. Das kommt z.B. auch darin zum Ausdruck, dass Menschen heute im Blick auf die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder Gemeinschaft die Frage stellen, ob sie einem gefällt.

Ja, klar: Es ist nicht schlimm, wenn man gerne in die Kirche und/oder zu den Apis geht. Man darf sich natürlich dort wohl fühlen und ich freue mich sehr, wenn es uns gelingt, dass Gemeinden so gestaltet sind, dass einem geradezu eine Herzenswärme entgegen kommt.
Aber ist uns das andere auch noch klar?

Die Gemeinde Jesu ist kein christlicher Kuschelclub, wo es sich Christen möglichst gut gehen lassen. Die Gemeinde Jesu ist nicht die kulturelle Alternative für Christen: Die einen gehen ins Theater, die anderen ins Kino, dritte mit Vorliebe ins Stadion, und wir gehen eben in die Kirche. Da werden wir gut unterhalten. Da gibt es gute und interessante Programme. Und natürlich laden wir andere dazu gelegentlich mal ein, mit dazu zu kommen.

Aber wir sind nicht dazu gesandt, dass die anderen zu uns kommen: Wir haben eine Bringschuld des Evangeliums. Wir sind dazu da, anderen das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Das ist ja das wunderbare an solchen Umfragen wie eingangs erwähnt. Über solche Umfragen kann man mit anderen ins Gespräch kommen. Und wenn wir anderen gegenüber unsere Betroffenheit zum Ausdruck bringen, dass wohl gar nicht mehr so richtig klar ist, um was es geht. Wie auch immer Sie mit anderen ins Gespräch kommen:

Jesus fordert uns auf, seine Zeugen zu sein, hinzugehen, hinauszugehen, von ihm und seiner Botschaft zu reden. Ehrlich: Wenn wir schweigen, ist das doch unfair gegenüber den Menschen, die Jesus nicht kennen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will Ihnen keinen Druck sondern Mut machen, zu tun, was Jesus uns aufträgt.

3.    Wir leben, was wir sind

Kürzlich erzählte mir eine Bekannte in reifem Alter – sie hat noch 10 Jahre Vorsprung vor mir – wie sie früher auf der Schwäbischen Alb am Jahresanfang durchs Dorf gezogen seien und den Menschen ein gutes Neues Jahr wünschten:
„A guets neus Johr, de xonde Leib, de Friede, de Sege ond de Heilige Geischt“ (Für die nicht Schwäbisch verstehenden, falls es solche unter uns gibt: Ein gutes Neues Jahr, einen gesunden Leib, Frieden, Segen und den Heiligen Geist).
Sie habe zwar gar nicht gewusst, was der Heilige Geischt sei, aber so habe man es gesagt. Und ich denke: Ja, das ist ein Problem.

Abgesehen davon, dass wir uns schon gegenseitig kaum mehr den Heiligen Geist wünschen – wissen wir, was der Heilige Geist ist? Ich entdecke noch immer viel Unwissenheit und Unsicherheit über den Geist Gottes, über den Heiligen Geist.

Das Pfingstfest steht uns ja noch bevor, aber hier in unserem Text kündigt Jesus den Heiligen Geist an, Vers 49: „Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis Ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe!“

Was hier so fast kleinlaut steht, enthält doch eine klare Botschaft: Ihr, die Ihr Zeugen sein sollt, müsst das gar nicht aus eigener Kraft tun. Ich kann nicht! Ich bin so schüchtern! Ich weiß nicht! Ich habe dazu keine Kraft! Und was uns noch alles an Überlegungen kommt.

Jesus macht deutlich: Nein, nicht Ihr müsst das tun aus eigener Kraft und eigenem Vermögen. Wartet, Gott wird seinen Heiligen Geist senden und wie es dann Lukas in der Apostelgeschichte weiter ausführt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein!“ Gott gibt auch zum Zeugendienst, zum Verkündigungsdienst, zum Erzählen von ihm die notwendige Ausrüstung, seinen Geist. Darauf dürfen wir vertrauen. Auch hier kommt das noch einmal zum Ausdruck: Der Vater hat es verheißen, er hat es zugesagt. Darauf kann man vertrauen! Darauf kann man felsenfest bauen! Was Gott zusagt, das hält er gewiss! DA gibt es keine leeren Versprechungen. Auf IHN ist Verlass.

Aber wer ist nun der Geist Gottes?

Einer der zentralen Verse steht in Johannes 14,23. Dort sagt Jesus von seiner Zeit nach dem Leben auf dieser Erde und seiner Himmelfahrt: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“.

„Wir“ – das ist der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wir brauchen diese Erkenntnis, diese Lehre vom dreieinigen Gott, damit wir es verstehen können:

-    Gott, der Vater: der diese ganze Welt geschaffen hat: Der ewig-reiche  Gott, Schöpfer Himmels und der Erde

-    Gott, der Sohn: durch den Gott diese Welt geschaffen hat, der in diese Welt kam, der für unser Sünde und Schuld sein Leben gelassen hat, damit wir leben können, der auferstanden ist und der wiederkommen wird, am Ende der Zeiten

-    Gott, der Heilige Geist: Das ist Gott in uns. Ja, nicht weniger: Der lebendige Gott will in uns Wohnung machen.

Wir können uns das gar nicht genug plastisch vorstellen. Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als Adam und Eva? Von denen kann man ja aus der Schöpfungsgeschichte entnehmen, dass sie sozusagen mit Gott immer wieder direkt geredet haben, so nach Feierabend einen gemeinsam Spaziergang im Paradies.
Ist Ihnen bewusst, dass wir es besser haben als die Jünger zur Zeit von Jesus? Die haben Lebensgemeinschaft mit ihm gehabt, ja. Sie sind mit ihm durch die Gegend gezogen. Sie haben viel gemeinsam erlebt. Aber wir dürfen Gott nicht nur nahe sein in der Stillen Zeit mit Gott, beim abendlichen ruhigen Spaziergang. Wir dürfen Jesus nicht nur durch sein Leben begleiten, ihn beobachten, von ihm lernen.

Durch Gottes Geist, so sagt es uns das Wort, nimmt Gott selbst Wohnung in uns. Wir tragen ihn in uns. Er ist immer bei uns. Wir dürfen immer bei ihm sein, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.

Ich wünsche mir, dass Christen das neu begreifen! Darf ich das mit einem Beispiel noch mal deutlich machen?
Wir Schwaben sind ja gastfreundliche Leute. So sagen wir: „d’Gäst send scho recht, so lang se d’Schuh net rausdönt.“ Auf Hochdeutsch würde das heißen: „Gäste sind schön, wenn sie auch wieder gehn.“

Kennen Sie das Tischgebet „Komm Herr Jesu, sei du unser Gast“. Liebe Freunde, ich will Ihnen sagen: Jesus gibt sich mit der Gastrolle nicht zufrieden. Er will als Herr in unser Haus einziehen. Er soll die Wohnungsschlüssel haben. Er darf uns prägen, unser Leben gestalten.

Im Vater unser beten wir: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“. Jesus will der Hausherr sein. Er will nicht die Gastrolle, die Garnierung unseres Lebens für ein paar besondere Stunden, vielleicht für den Himmelfahrtstag oder die Sonntage. Er möchte unser Herr sein und unser Leiter und unser ständiger Begleiter. Er ist da! Gott gibt uns sich, durch seinen Geist. Und das heißt: Wir gehören schon heute ganz zu Gott. Und darum dürfen wir aus seiner Kraft heraus leben.

Vor ein paar Jahren haben wir die Aktion „Glaube am Montag“ gemacht, weil die Differenzierung zwischen dem Glauben am Sonntag und im Alltag nicht gut ist. Wir sollen im Werktag unterstreichen und nicht durchstreichen, was wir uns am Sonntag anstreichen.

Wissen, was wir glauben; Reden von dem, was wir glauben; Leben im Alltag in der Gemeinschaft mit dem Herrn aller Herren durch seinen Geist.

Und vielleicht fragen Sie sich jetzt: Was hat das mit unserem Gesamtthema „Sucht der Stadt Bestes“ zu tun?

Ich bin der tiefen Überzeugung: Wenn wir Christen wieder rechte Christen sind, in froher Glaubenszuversicht an unserem Glauben festhalten; wenn wir das Evangelium sagen und wenn wir unseren Glauben wirklich überzeugend leben, ist das der beste Dienst, den wir unsere Gesellschaft tun können. Darauf kommt es an. Und dazu segne Sie der Herr.

Amen.

Autor: Steeb, Hartmut


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Glücklich, wer diese Botschaft hört oder liest und sich danach richtet!

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Einleitung: Outing
1. Teil: Wer schreibt was?
2. Teil: Warum haben wir Glück, wenn wir das lesen oder hören?
3. Teil: Jesus Christus gestern, heute und morgen
Schluss: Outing – ich bin Christ und das ist gut so…

Einleitung

Es ist ja schon eine Weile „in“ sich zu outen. Politiker, Ex-Fussballspieler, Schauspieler und andere Menschen, die sich gerne interessant machen und im öffentlichen Fokus stehen, finden es schick, Dinge über sich zu offenbaren, die eigentlich zu intim sind um sie einer breiten Öffentlichkeit zuzumuten.

Heute haben wir es mit einem besonderen „Outing“ zu tun. Es geht um unser gegenwärtiges und zukünftiges „Schicksal“. Wir hören darüber in unserem relativ kleinen Rahmen. Es geschieht ohne viel Aufhebens und Medienrummel. Allerdings mit der Hoffnung, dass es unsere Herzen und unseren Glauben stärkt und so vielleicht Auswirkungen über diesen Raum hinaus haben wird.

Unser Predigttext heute steht in der Offenbarung. Diesmal gleich die ersten acht Verse dieses besonderen Buches der Bibel. Hier „outet“ sich Johannes als Werkzeug des lebendigen und wiederkommenden Christus. Er ist der Überbringer einer besonderen Botschaft. Einer Botschaft, die heute so brandaktuell ist, wie zu der Zeit, als Johannes sie weitergegeben hat!
Hören wir mal, was er schreibt:

„1 In diesem Buch enthüllt Jesus Christus, was ihm von Gott über die Zukunft gezeigt worden ist. Gott hatte ihm den Auftrag gegeben, seine Diener wissen zu lassen, was kommen muss und schon bald geschehen wird. Deshalb sandte Jesus seinen Engel zu seinem Diener Johannes mit der Anweisung, ihn die zukünftigen Dinge sehen zu lassen.
2 Johannes nun berichtet alles so, wie es ihm gezeigt wurde und wie er es als Botschaft Gottes von Jesus Christus empfangen hat.
3 Glücklich, wer aus diesem Buch vorliest, und glücklich, wer diese prophetische Botschaft hört und sich danach richtet! Denn was hier angekündigt ist, wird sich bald erfüllen.
4 Johannes an die sieben Gemeinden in ´der Provinz` Asien: Gnade und Frieden ´wünsche ich` euch von dem, der ist, der war und der kommt, von den sieben Geistern vor seinem Thron
5 und von Jesus Christus, dem vertrauenswürdigen Zeugen ´für die Wahrheit`, der als Erster von den Toten auferstanden ist und jetzt über alle Könige der Erde regiert. Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst hat,
6 ihm, der uns zu Mitherrschern in seinem Reich und zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat, ihm gebührt die Ehre und die Macht für immer und ewig. Amen.
7 Und er wird wiederkommen! Auf den Wolken wird er kommen, und alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Sein Anblick wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Ja, amen, ´so wird es sein`.
8 »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“
Offenbarung 1, 1-8 (Neue Genfer Übersetzung)

 
1. Teil: Wer schreibt was?

In diesem Text offenbart der allmächtige Herr etwas über sich selbst und über Ereignisse die z.T. bereits geschehen sind. Über Tatsachen, die schon jetzt gelten und über noch ausstehende Ereignisse, die aber bald geschehen sollen.

Das Thema heute heißt: „Glücklich, wer diese Botschaft hört oder liest und sich danach richtet!“

Gewöhnlich haben Botschaften einen Absender, einen Autor. Da will jemand was mehr oder weniger Wichtiges loswerden. Und es ist wichtig sich den Absender anzuschauen, weil man dann meist schon daraus schließen kann, welche Priorität man der Botschaft geben sollte. Wenn z.B. der Chef eine Mail schreibt, dann tue ich gut daran gleich mal zu schauen, was der von mir will. Wenn aber eine Werbesendung im Briefkasten landet, kann die warten oder gleich in den Müll. Ein Liebesbrief wird sofort meine ganze Aufmerksamkeit haben und ich werde ihn lesen, bevor ich etwas andres tue.

Nun möchte ich euch den Absender dieser Nachricht vorstellen:
Auf den ersten Blick denkt man, der Absender sei Johannes. Johannes, der vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Domitian (90-95 n. Chr.) wegen seiner Glaubensüberzeugungen auf die Insel Patmos verbannt wurde. In vielen Bibeln wird das Buch ja auch die Offenbarung des Johannes genannt. Richtig sollte es allerdings die „Offenbarung Jesu Christi durch Johannes“ heißen, wie ich es in einer Bibel gefunden habe.
Denn der eigentliche Absender ist der erhöhte Christus selbst! Johannes ist lediglich Werkzeug in Seiner Hand. Und da ist nicht das Werkzeug wichtig, sondern der, der dieses Werkzeug benutzt….

Jesus Christus selbst hat eine Botschaft an seine Gemeinden! Eine Botschaft an uns hier in Ebingen! ER benutzt die Gefangenschaft des Apostels Johannes, um ihm diese Botschaften zur Ermutigung und Ermahnung der jungen christlichen Gemeinden damals und der in die Jahre gekommenen Gemeinden heute mitzuteilen.

Johannes stellt uns Jesus Christus vor Augen. Den, der uns zuverlässig Gottes Wahrheit bezeugt. Jesus ist als Erster von den Toten auferstanden (d.h. Er hat den Tod besiegt!) und ER herrscht über alle Könige, also über alle Herrscher dieser Erde.

Mal ehrlich, wenn man die Nachrichten sieht, hat man einen anderen Eindruck… Nichtsdestotrotz: IHM gehört alle Ehre, alle Macht für immer und ER will uns Anteil daran geben. ER ist das A und das O (Johannes benutzt hier die Buchstaben des griechischen Alphabetes Alpha und Omega für den Anfang und das Ende). ER ist der Erste und der Letzte und der Lebendige. So stellte ER sich dem Johannes vor.

Unsere Worte sind zu schwach, um die Größe und Allmacht Jesu richtig zu beschreiben. Wir können das mit unserem kleinen Verstand gar nicht wirklich ermessen, wie groß und herrlich ER ist.

Jesus beauftragt einen Engel dem Johannes alles zu zeigen, was geschieht und in Zukunft geschehen wird. Johannes soll es dann notieren und als Botschaft an die Gemeinden verschicken.

Das Buch der Offenbarung hat den Lesern zu allen Zeiten die Möglichkeit zu Spekulationen gegeben. Viele fromme Gelehrte haben durch das Studium der Offenbarung versucht herauszufinden, wann diese Ereignisse, die beschrieben werden, denn nun geschehen und wie sie der Reihe nach ablaufen sollen. Eine ganze Romanreihe ist vor einigen Jahren dazu erschienen – wirklich spannend zu lesen, aber wohl doch eher unter Science Fiction abzubuchen, denke ich.

Wenn man nichts andres zu tun hat, kann man sich trefflich darüber streiten, ob die Entrückung der Gläubigen vor oder nach der großen Trübsal kommt. Man kann auch darüber philosophieren, wie weit wir in der Endzeit fortgeschritten sind und wer die besseren und größeren Erkenntnisse über diese letzten Dinge hat.

Doch - Vorsicht, da haben sich schon viele viel zu weit aus dem Fenster gelehnt! Ich finde, wir tun gut daran, die Worte Jesu ernst zu nehmen und uns im Alltag zu bewähren, als uns über ungelegte Eier Gedanken zu machen. Wir werden es schon mitbekommen, wie es tatsächlich kommt.

Wie meinte ein junger Theologiestudent im Predigtnachgespräch: „Wie das Leben nach dem Tod aussehen wird, können wir hier und heute nicht klären. Also sterben wir erst mal und reden dann weiter…“

Der Titel Offenbarung ist eine Übersetzung des griechischen Wortes Apokalypse. Dieses Wort ist heutzutage ja belegt durch Horrorszenarien in Endzeitfilmen aus der Hollywoodwerkstatt. Ursprünglich bedeutet Apokalypse aber Enthüllung von bisher Verborgenem. Der rote Faden dieser Enthüllung ist der: Widergöttliche Mächte kämpfen gegen Gott und seine Gemeinde und werden vorübergehend an Boden gewinnen (das sollten wir uns ins Bewusstsein rufen, wenn wir die gegenwärtigen Debatten z.B. um den Lehrplan in BW verfolgen). Das ist eine vorübergehende Sache. Wir sollten nicht zu viel Kraft in Nebenkriegsschauplätze investieren. Vorübergehend werden die widergöttlichen Mächte scheinbare Siege davon tragen. Der endgültige Sieger heißt Jesus Christus! Da beißt die Maus kein Faden ab. (Das ist unabänderlich).

Dass es sich um ein prophetisches Buch handelt, erkennt man u. a. daran, dass Johannes eindeutig Verfassername, Ort und Empfänger seiner Botschaft nennt. Damit steht er eindeutig in der Linie der alttestamentlichen Propheten. Deshalb mögen sich die Texte zwar zum Spekulieren oder Berechnen eignen, Johannes´ Intention war das jedenfalls nicht. Ein Ausleger schreibt: „Das Buch ist ein Muster urchristlicher konkreter Seelsorge.“ Die Gemeinden damals wurden verfolgt und litten und hatten Zuspruch und Ermutigung dringend nötig.

Es geht in der ganzen Offenbarung um eine Hauptperson, das wird gleich in diesen ersten Versen deutlich. Es geht um das Lamm Gottes auf dem Thron, um den erhöhten Christus!

Der Schlüsselvers ist der letzte Vers unseres Predigttextes: »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“

Um Christus geht’s und was ER seinen Gemeinden mitzuteilen hat. Dann wollen wir seine Botschaft mal genauer unter die Lupe nehmen. Unser Thema leitet sich aus Vers 3 ab:

„3 Glücklich, wer aus diesem Buch vorliest, und glücklich, wer diese prophetische Botschaft hört und sich danach richtet! Denn was hier angekündigt ist, wird sich bald erfüllen.“

2. Teil: Warum haben wir Glück, wenn wir das lesen oder hören?

Einerseits kann man Johannes durch die Art wie er seine Botschaft einleitet in die Reihe der alttestamentlichen Propheten einreihen, wie bereits erwähnt. Spontan fiel mir auch das Gleichnis vom Hausbau ein, das Jesus in Lukas 6 erzählt:

47 Wisst ihr, wem der gleicht, der zu mir kommt, meine Worte hört und danach handelt? Ich will es euch sagen.
48 Er gleicht einem Mann, der ein Haus baut und dabei tief ausschachtet und das Fundament auf felsigen Grund legt. Wenn dann Hochwasser kommt und die Flutwellen gegen das Haus schlagen, können sie es nicht erschüttern, so gut ist es gebaut.
49 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem Mann, der ein Haus baut, ohne auszuschachten und ohne ein Fundament zu legen. Sobald die Flutwellen dagegen schlagen, stürzt es in sich zusammen und wird völlig zerstört.«

Lukas 6, 47ff

Außerdem ähnelt diese Botschaft auch den neutestamentlichen Briefen, die Paulus, Petrus, Johannes oder andere an die ersten christlichen Gemeinden geschrieben haben. Wenn er seinen „Brief“ z.B. so beginnt: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der kommt. Von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten“…usw.

Und so wurde auch diese Botschaft von Johannes laut in den Gemeindeversammlungen vorgelesen. Deshalb werden die, die daraus vorlesen und die, die diese Botschaft hören und sich danach richten, glücklich gepriesen. Er unterstreicht damit die hohe Bedeutung und Wichtigkeit dieser Botschaft. Und er ist davon überzeugt, dass die für die Zukunft angekündigten Dinge, nämlich die Offenbarung Jesu als Herr aller Herren und König aller Könige, bald eintreten werden. Bald wird er in Herrlichkeit erscheinen und alle werden ihn sehen. Er wird in den Wolken kommen und es wird ein Wehklagen unter den Völkern geschehen.

An dieser Stelle möchte ich auf die Endzeitreden Jesu hinweisen:

„29 Unmittelbar nach jener Zeit der Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen. Die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden aus dem Gleichgewicht geraten.
30 Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und alle Völker der Erde werden jammern und klagen; sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.
31 Er wird seine Engel mit mächtigem Posaunenschall aussenden, und sie werden seine Auserwählten aus allen Himmelsrichtungen zusammenbringen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“
Matthäus 24, 29
ff

Glücklich sind die, die die Botschaft lesen, hören und sich danach richten, weil sie erfahren, dass Jesus Christus nicht nur der Herrscher über alle Könige dieser Erde ist, sondern dass sie von Ihm geliebt sind. Dass Er sie von ihren Sünden erlöst hat durch sein Blut. Und dass Er sie zu Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater! Diesem Christus gebührt alle Ehre und Gewalt für immer und ewig.

Das kennen wir alles, das ist uns geläufig, darüber können wir Lieder singen und ich kann euch das in der Predigt genauestens ausführen. Aber was bedeutet das, wenn wir diesen Saal verlassen und wieder in unseren Alltag gehen? Sind wir dann die Glücklichen, die eine besondere Botschaft gehört haben und sich danach richten?

Ich möchte uns an den verweisen, der den Unterschied bei uns machen will. Ich möchte euch den lieb machen, der alles dafür getan hat, damit wir das werden können, für was er uns geschaffen hat. Jesus Christus!

Ich möchte euch eindringlich sagen, dass die Zeit nahe ist! Ich möchte euch ins Bewusstsein rufen: Der Herr ist nahe! Jetzt, hier im Raum. In deinem Herz, wenn du ihm nachfolgst. Er wird sichtbar kommen in Herrlichkeit.

Das habt ihr schon 1000 Mal gehört?
Macht nichts! Kann man nicht oft genug hören! Kann man sich nicht oft genug bewusst werden. ER ist ja schon lange ausgeblieben! Das „Bald“ begleitet die Gemeinde durch die Zeiten, aber es bleibt dabei: Bald schon kann es sein, dass wir Gott als König sehn!

Wir leben in einer Zwischenzeit. Das Reich Gottes – Jesus Christus – ist schon jetzt da und doch noch nicht da. Nicht sichtbar jedenfalls! Mit dieser Spannung, die auch zu Zweifeln und Anfechtungen führen kann, müssen wir leben bis ER sie auflösen wird.

3. Teil: Jesus Christus gestern, heute und morgen – und ich?

Mein Konfirmationsspruch fasst unseren Predigttext kurz und bündig zusammen. Er steht in Hebräer 13,8 und lautet: „Jesus Christus gestern, heute und derselbe in Ewigkeit.“

Ich möchte unseren Text noch mal unter diesen drei Gesichtspunkten beleuchten:

Jesus Christus gestern

Er war der Ursprung aller Dinge.
Er verlässt die Herrlichkeit beim Vater und wird Mensch.
Er starb am Kreuz und vergoss sein Blut, weil er uns liebt.
Er hat uns mit dieser Tat erlöst von unseren Sünden und er hat uns zu Priestern in seinem Reich gemacht.
Damit sind wir bei dem

Jesus Christus heute

Wir sind geliebt!
Wir sind erlöst!
Wir sind gerettet!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich stelle fest, dass ich manchmal vergesse, dass wir nicht nur für unsere eigenen egoistischen Zwecke erlöst wurden. Es ist prima, sich geliebt zu wissen. Das ist ungeheuer wichtig für unseren Selbstwert und die Fähigkeit, mit anderen zusammen zu leben.
Es ist befreiend, erlöst zu sein. Wenn wir um unsere Erlösung wissen, ist die Frage nach Leben und Tod gelöst. Dennoch sind wir nicht nur einfach erlöst um der Erlösung willen. Wir sind erlöst zu einem bestimmten Zweck. Nicht nur, um in der Ewigkeit bei Jesus anzukommen, das auch! Aber wir sind auch erlöst, um zu dienen. Um Priester in Gottes Reich zu sein. Was bedeutet das? Wir kennen uns alle nicht wirklich aus in diesem Metier, gell?

Das gleiche hat Gott übrigens seinem Volk Israel in 2. Mose 19,6 gesagt: „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“

Die Aufgabe der Priester ist es, als Anbeter vor Gott zu stehen und vor den Menschen als Zeuge. Genau das sollte auch die Gemeinde Jesu sein. Anbeter Gottes sein, vor Gott stehen und Zeuge vor den Menschen sein.

Das hat mich an unser Jahreslos für die Gemeinschaft erinnert. Der Vers aus Hebräer 4,16 ermahnt uns an das große Vorrecht, das wir haben, vor den Thron Gottes zu kommen. Deshalb ermutige ich uns als Süddeutsche Gemeinschaft Ebingen mit den Worten dieses Verses:

„Wir wollen voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen.“ Hebräer 4, 16

Da brauchen wir uns nicht vornehm zurückzuhalten. Da dürfen wir uns von Herzen gern „outen“, als solche, die diesem Christus angehören. Noch bedeutet das nicht Knast und Verfolgung. Noch bedeutet das höchstens, nicht ganz ernst genommen zu werden, als ewig Gestrige tituliert zu werden – also verbal angegriffen oder belächelt zu werden.

Aber wir dürfen wissen: Der uns liebt, der uns erlöst, der hat uns zu diesen Priestern gemacht, d.h. der befähigt uns auch zu einem Leben an Seiner Hand. Er zeigt uns schon, was Er von uns möchte, wenn wir offen sind für sein Reden und bereit sind zu tun, was Er uns zeigt. Er lebt durch seinen Heiligen Geist in jedem von uns, der ihn liebt und der ihm nachfolgen will. Das ist der Christus heute – der Christus in uns. Der Christus, der uns an die Hand nimmt, der sein Reich baut – mit uns schwachen Menschen. Der sein Reich baut – unsichtbar zwar noch, aber doch real. Schon jetzt und noch nicht!

Adolf Pohl, ein Ausleger der Offenbarung, schreibt: „ Wie die Gemeinde vor Gott bleiben muss mit ihrem Gebet, so muss sie auch vor den Menschen bleiben mit ihrem Zeugnis, wenn sie Gemeinde bleiben will.“

Jesus Christus derselbe in Ewigkeit

„5b Ihm gebührt die Ehre und die Macht für immer und ewig. Amen.
7 Und er wird wiederkommen! Auf den Wolken wird er kommen, und alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Sein Anblick wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Ja, amen, ´so wird es sein`.
8 »Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.“
Offenbarung 1, 5ff

Manchmal sagt es jemand anderes zu mir, manchmal geht es mir auch so, dass man sich vor dem fürchtet, was noch auf uns zukommen könnte. Wenn man mitbekommt, was so alles auf der Welt geschieht, wie sich Dinge ändern. Wie scheinbar alles, was mal richtig zu sein schien, auf einmal infrage gestellt wird. Wenn nicht mehr normal ist, was man für normal hält.

Liebe Geschwister! Das alles muss uns aber weder ängstigen noch wundern! Wir haben einen Herrn, der nicht nur die Kontrolle behält, obwohl es für uns manchmal so gar nicht danach aussieht. Noch viel besser: Wir haben einen Herrn, der sichtbar wiederkommen und dann klarstellen wird, wer der allmächtige Herrscher ist und wer der Ursprung und das Ziel aller Dinge.

Jesus Christus ist das Alpha und das Omega – der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Er ist Gott der Herr, der ist, der war und der kommt. Er ist der allmächtige Herrscher!

Das wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen. Alle werden Ihn sehen, auch die, die ihn ans Kreuz genagelt haben.

Das ist es, was noch auf uns zukommt! Dahin steuert unsere Welt. Alles, was uns jetzt erschreckt, traurig macht, ärgert, Angst macht und nicht zu begreifen ist. Das kann man mit den Wehen vor der Geburt vergleichen. (Hat Jesus in den Endzeitenreden auch gemacht). Die tun weh und machen auch ein bisschen Angst, weil man nicht so recht weiß, was da noch kommt bis zum glücklichen Ende und weil man nicht weiß, wie lange das noch dauert und wann das endlich aufhört. Wenn´s dann aber vorbei ist und man das Baby im Arm hält, sind die Schmerzen vergessen. Dann ist nur noch das neue Leben wichtig.

So wird es sein, wenn Jesus wiederkommt oder wenn wir sterben, bevor er wiederkommt: Dann sind die Schmerzen weg, die Ängste vorbei, die Unsicherheiten vergessen. Dann ist nur noch ER wichtig!

Schluss: Outing – ich bin Christ! Und dazu stehe ich!

Zum Schluss möchte ich euch alle und mich selbst ermutigen: „Outet“ euch! „Outet“ euch als die, die zu diesem Jesus Christus gehören! Als die, die dem Gott glauben, von dem die Bibel spricht. Als solche, die vertrauen, dass ER sie liebt, dass Er sie erlöst hat und dass Er sie berufen hat, ihn anzubeten und den Menschen zu bezeugen, dass Er lebt.

Als ich vor kurzem den Faschingsumzug bis in unser Wohnzimmer hörte, dachte ich bei mir: Die Umzügler werden gehört und gesehen. Die sind nicht leise, die verstecken sich nicht. Die haben auch keine Hemmungen, sich zum Narren zu machen…im wahrsten Sinne des Wortes...und es ist ganz selbstverständlich, dass die Straßen gesperrt werden und die Anwohner und viele darüber hinaus zwangsbeglückt werden.

Wenn Christen sich „outen“ und unpopuläre Meinungen vertreten, müssen sie mit Widerstand, auch mit heftigen verbalen Angriffen rechnen. Für mich sind solche Reaktionen untrügliche Zeichen für die Existenz Gottes. Jesus hat uns nicht im Unklaren gelassen über den Widerstand, den es gibt, wenn man sich zu ihm bekennt.

Es hat mich schon immer gewundert, dass z.B. atheistische Länder Christen verfolgt haben. Wenn es doch keinen Gott gibt, wie sie glauben, dann hätten sie die paar „Spinner“ doch machen lassen können… Wenn Jesus nur Einbildung wäre, müssten die Mächtigen doch nicht solche Angst davor haben, wenn sein Name verkündigt wird.

Bekennt euch zum lebendigen und wiederkommenden Christus, wo es möglich und nötig ist, wo es sich ergibt, wo ihr gefragt werdet. Macht euch bewusst, dass alle Herren dieser Welt einmal gehen müssen. Auch die, die sich selbst zu Herren machen. Aber wir haben einen Herrn der wiederkommt, wie Herr Heinemann es so schön formuliert hat.
Oder wie mein Mann sagen würde: „Wir leben in der Schnittmenge zwischen der Macht Gottes und der Verborgenheit Gottes.“ Wir leben in der Spannung, dass das Reich Gottes „schon jetzt existent“ aber „noch nicht“ sichtbar ist. Dies gilt es auszuhalten.

Lasst uns ganz neu vor Gott stehen! Ihn anbeten! Ihm die Ehre geben, die allein ihm gebührt und von Ihm alles erwarten, in der Zeit und für die Ewigkeit. Und lasst uns neu bereit sein, uns zu „outen“, dass wir zu diesem lebendigen und doch unsichtbaren Herrn gehören und bekennen: Ich bin Christ und dazu stehe ich!

Dazu befähigt uns der lebendige Christus, der war und ist und der kommt, der allmächtige Herrscher!

Amen

Autor: Schmid, Bärbel


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Von der Gewissheit des Glaubens

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Liebe Gemeinde!

„Wir wissen nicht…“, heißt es im ersten Teil des Abschnitts aus dem Römerbrief in Kapitel 8. Tatsächlich gibt es im Leben und im Glauben viele Dinge, die ungewiss sind.

Vieles im Leben ist ungewiss. Wir vertrauen uns der Technik an und wissen nicht, ob die Technik nicht plötzlich versagt. Denken wir zum Beispiel an die täglichen Risiken, die allein das Autofahren mit sich bringt.

Ungewiss ist auch der Umgang mit anderen Menschen. Ist der andere vertrauenswürdig? Kann ich mich auf seine Zusagen und Versicherungen verlassen? Andererseits: Habe ich mit bestimmten Bemerkungen jemand verletzt? Bin ich richtig verstanden worden? Wie kann ich meine Glaubensüberzeugungen weitergeben, ohne anderen Menschen vor den Kopf zu stoßen?

Manches im Glauben ist ungewiss. Paulus nennt das Gebet als Beispiel: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt.“
Ich bin ungewiss, ob die Art und Weise, wie ich bete, Gott gefällt, ob mein Gebet ausführlich genug, intensiv genug oder glaubensvoll genug ist.

Es gibt auch verschiedene Fragen, die durch das Lesen der Bibel aufkommen und auf die ich zunächst keine Antwort finde. Auch hier herrscht oft Ungewissheit.

Oder ich denke an die Zweifel, die bei mir immer wieder aufkommen.  

Es gibt viele Dinge im Leben und auch im Glauben, die ungewiss sind.

Nun wird aber hier nicht von der Ungewissheit sondern von einer strahlenden Gewissheit gesprochen, die durch den Glauben kommt. Es heißt ja : „Wir wissen aber…“

Wie kommen wir zu dieser strahlenden Gewissheit des Glaubens?

Für die meisten ist der Glaube die unsicherste Sache der Welt. Sie sagen: „Glauben heißt: Nicht wissen.“ Sie ärgern sich über Leute, die ein verbindliches Glaubensleben führen und von Jesus so reden, als ob er neben ihnen stünde. Aber wenn man dann davon spricht, dass ihnen eben noch etwas fehlt, dass sie den biblischen Glauben an Jesus vielleicht noch gar nicht kennen, dann reagieren sie gereizt und sagen: „Was denken Sie! Ich glaube doch auch an einen Herrgott!“ Aber ein vager Glaube an den Herrgott, den es da oben irgendwo gibt, vermittelt mir doch noch lange keine Glaubensgewissheit!

Stellen Sie sich mal ein kleines Mädchen vor. Sie unterhalten sich ein wenig mit ihm. Da zeigt es nach oben auf ein Flugzeug am Himmel und sagt: „Du, ich bin auch schon oft in so einem Flugzeug geflogen. Ganz weit oben.“ Sie sagen verwundert: „Und, hast du denn da keine Angst gehabt?“ „Nein, überhaupt nicht!“ antwortet das Kind. Und bevor sie weiter fragen können, redet die Kleine weiter: „Weißt du, mein Papa ist Pilot und der kann ganz gut fliegen. Und immer wenn ich im Flugzeug saß, dann ist er geflogen. Deshalb habe ich nie Angst beim Fliegen. Nie!“

In Sachen Gewissheit, ist es doch ein großer Unterschied, ob ich jemanden kenne oder nicht. Das kleine Mädchen hatte keine Angst vor dem Fliegen, weil es wusste, dass der Papa der Pilot ist. Sie hatte die Gewissheit: Wenn Papa fliegt, wird alles gut!

Genauso ist es mit Gott. Es ist ein großer Unterschied, ob ich ihn kenne oder nicht. Ich kann Gott in Jesus Christus kennen lernen. Je besser ich ihn kenne, umso mehr kann ich ihm vertrauen und umso fester ist meine Gewissheit.

Habe ich erst einmal Vertrauen zu Jesus gefasst, dann vertraue ich auch seinen Zusagen, die er in seinem Wort, der Bibel, gemacht hat. Diese Zusagen sind dann das Fundament für meine Gewissheit im Glauben.

Paulus spricht von einer festen und strahlenden Gewissheit, die mit dem Glauben an Jesus verbunden ist. Ich möchte jetzt auf vier Gewissheiten des Glaubens zu sprechen kommen, von denen Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefes spricht:

1. Die Gewissheit der Kindschaft Gottes  
2. Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
3. Die Gewissheit der Liebe Gottes
4. Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

1. Die Gewissheit der Kindschaft Gottes

In vielen irdischen Dingen verlangen wir nach einer handfesten Gewissheit. Wenn der stabilste Mann nur ein Wehwehchen hat, dann läuft er gleich zum Arzt und fragt: „Herr Doktor, hier tut es weh. Was ist das?“ Er will genau wissen, was ihm fehlt.

„Das Mittagessen in der Kantine ist für sie frei. Ein Bus bringt Sie kostenlos zum Arbeitsplatz und die 37,5 Stunden Woche wird ihnen garantiert“, sagt der Chef zu Frank Neumann. Aber der gibt sich damit nicht zufrieden und fragt: „Aber wie viel verdiene ich denn im Monat?“ „Darüber werden wir später noch reden, wenn ich sehe, was Sie wirklich leisten können.“ „Nein, nein,“ sagt Frank Neumann, „so nehme ich die Stelle nicht. Ich muss jetzt schon wissen, was ich verdiene.“

In irdischen und materiellen Dingen verlangen wir selbstverständlich nach Gewissheit. Aber in geistlichen Dingen und Fragen des Glaubens leisten wir uns eine merkwürdige Ungewissheit. Dabei gibt es eine feste Glaubensgewissheit, zu der wir finden können.

In Römer 8,14 steht: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“  
Und in Vers 16: „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“

Es gibt ein äußeres Zeugnis durch den Heiligen Geist. Das äußere Zeugnis des Geistes besteht in den Zusagen der Heiligen Schrift. Zum Beispiel durch das Bibelwort: „Wieviele ihn (Jesus) aufnehmen, denen gibt er Kraft, Gottes Kinder zu werden und an seinen Namen glauben“ (nach Johannes 1,12). Auf diese Zusage kann ich mich verlassen. Ich nehme Jesus in mein Leben auf und die Folge davon ist, dass er mich zu seinem Kind adoptiert.

Neben diesem äußeren Zeugnis, bei dem ich mich auf die Zusagen der Bibel verlasse, gibt es aber auch ein inneres Zeugnis des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist offenbart mir, dass ich ein Kind Gottes bin. Ich spüre ein Drängen und Ziehen, ein Verlangen und Treiben des Heiligen in mir. Da macht sich auf einmal ein neues geistliches Leben bemerkbar, das sich entfalten will.

Ich habe Verlangen nach Gottes Wort. Ich fühle mich hingezogen zu der Gemeinschaft mit Christen. Wenn ich nicht in der Bibel gelesen habe, fehlt mir was. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag wird für mich zur Selbstverständlichkeit, ohne die ich mir diesen Tag gar nicht mehr vorstellen kann.

Diese feste Gewissheit, die ein lebendiger Christ hat, ist etwas Wunderbares. Sie beinhaltet auch, dass ich weiß: Ich bin Gottes Kind! Ich bin von Gott angenommen. Ich habe eine Beziehung zu ihm. Diese Beziehung zu ihm bleibt. Daran wird sich nichts mehr ändern.

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes

2. Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“

Oftmals leiden wir unter scheinbarer Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit unseres Lebens. Da gibt es doch Tage, an denen nahezu alles schief geht und wo ich mich am Ende frage, was an diesem Tag eigentlich überhaupt gelungen ist. Da muss ich entdecken, dass meine ganzen Bemühungen über einen langen Zeitraum hinweg vergeblich sind.

Ich denke an einen Medizinstudent aus meinem Bekanntenkreis, von dem ich hörte, dass er zweimal durch das Physikum gefallen ist und jetzt nur noch eine letzte Chance hat.

Viele leiden auch unter der Unverständlichkeit der Wege Gottes. Es passiert etwas, ein Unfall, eine schlimme Erkrankung, der endgültige Bruch einer Beziehung. Es geschieht etwas, das ich überhaupt nicht verstehen oder einordnen kann.

Für die, die von Gottes Führung in ihrem Leben und von der Vollkommenheit der Wege Gottes nichts wissen, ist alles nur ein blindes Schicksal. Für die, die Gott nicht lieben, sind solche Ereignisse, wie ich sie beschrieben habe, sinnlose Zwischenfälle.

Für die, die Gott lieben, müssen aber alle Dinge, auch die kleinen Missgeschicke und selbst die großen tragischen Ereignisse im Leben, zum Besten dienen. Sie glauben, dass Gott damit letzten Endes ein gutes Ziel verfolgt.

Ich denke an David, wie er auf der Flucht vor seinen eigenen Sohn Absalom war. Absalom hatte gegen seinen eigenen Vater einen Staatsstreich initiiert. Nur eine Hand voll Freunde waren David noch geblieben. Auf der Flucht kommt David jetzt ein Mann namens Schimmi entgegen. Der wirft mit Steinen nach dem König, verspottet und verflucht ihn. Er schreit: „Hinaus mit dir, du Bluthund, du ruchloser Mann.“ – David rächt sich nicht. Er sagt nur: „Der Herr hat ihm geboten: fluche David! Wer darf dann sagen: Warum tust du das?“ Er wusste etwas davon, dass ihm auch das zum Besten dienen muss.

Es würde sich einmal lohnen, am Ende eines Tages und am Ende einer Woche zu überlegen, was alles an unbequemen und unvorhergesehenen Dingen geschehen ist und was diese Dinge vielleicht letztlich Gutes bewirkt haben. Auf jeden Fall können Kinder Gottes diese Gewissheit haben: „Die Wege Gottes sind vollkommen.“

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes

2. Die Gewissheit der Liebe Gottes

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (V. 38+39)

Wir haben oftmals den Eindruck, dass bestimmte Dinge, die in unserem Leben geschehen, nichts mit der Liebe Gottes zu tun haben. Das kann bei dem sein, was Paulus „Leben“ nennt, „Hohes“ oder „Engel“.

In einer Diskussion sagte mein Gesprächspartner zu mir: „Mein Problem ist: Wer befreit mich von meinem Reichtum?“ Er wollte mit dieser Aussage auf die Probleme und Gefahren des Reichtums hinweisen.

Tatsächlich können Wohlstand und Reichtum den Menschen ja dem Vertrauen auf Jesus im Weg stehen. Ich beschäftige mich fast ausschließlich mit meinem Besitz. Für Jesus bleibt keine Zeit mehr. Oder ich vertraue auf meinen Reichtum, anstatt alles von Jesus zu erwarten. Aber auf der anderen Seite können wir den Reichtum auch dankbar aus Gottes Hand annehmen und zu seiner Ehre einsetzen.

Wir können die Zeit, die wir durch technische Hilfsmittel einsparen, für Jesus und für andere Menschen einsetzen. Auch Reichtum und Wohlstand kann für ein Kind Gottes also mit der Liebe Gottes verbunden sein.

Viel schwieriger wird es bei dem, das Paulus mit „Tod“, „Mächte“, „Gewalten“ und mit „Tiefen“ beschreibt. Da fällt es doch noch viel schwerer, die Liebe Gottes zu erkennen.

Aber Jesus gibt uns hier ein eindrückliches Beispiel. Er vergleicht sich mit dem Weinstock und er vergleicht seine Nachfolger mit Reben am Weinstock und sagt: „Jede Rebe an mir, die Frucht bringt, wird gereinigt, dass sie mehr Frucht bringt.“ Ich weiß noch, wie ich geschockt war, als einer der Hohenhaslacher Wengerter den Weinstock an der Wand unserer Garage im Herbst bis auf die Hauptäste zurückschnitt. Der Fachmann weiß, dass das der einzige Weg ist, dass der Weinstock viel Frucht bringt.

So hat Gott den ganzen Überblick über mein Leben. Was er mir an Schwerem zufügt, entspringt seiner Liebe, soll dazu dienen, dass mein Leben mehr Frucht für ihn bringt.

Paul Gerhardt dichtet in seinem Lied: „Sollt ich meinem Gott nicht singen“:

„Seine Strafen, seine Schläge,
ob sie mir gleich bitter seind,
dennoch, wenn ich’s recht erwäge,
sind es Zeichen, dass mein Freund,
der mich liebet mein gedenke
und mich von der schnöden Welt,
die uns hart gefangen hält,
durch das Kreuze zu ihm lenke.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.“

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
Die Gewissheit der Liebe Gottes

4. Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

„Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (V. 18)

Wenn Menschen ohne diese Gewissheit der Herrlichkeit Gottes an den Tod erinnert werden, sind gewöhnlich zwei Reaktionen zu beobachten. Entweder sie geben sich einer falschen und trügerischen Hoffnung hin, die da heißt: „Nach dem Tod ist alles aus“ oder: „Nach dem Tod wird alles gut“, völlig unabhängig von dem Glauben an Jesus, so wie es manche moderne Sterbeforscher behaupten. Die andere Möglichkeit ist: Sie verdrängen jeden Gedanken an den Tod.

Kinder Gottes tragen eine unerschütterliche Gewissheit in ihrem Herzen, dass sie nach dem Tod bei Jesus sein werden. Kinder Gottes wissen genau: „Durch mein Leben und durch meine Taten kann ich nicht vor dem heiligen Gott bestehen. Aber Christus bringt mich in den Himmel, denn er ist für meine Sünden gestorben. Ich verlasse mich auf ihn.“ Jesus betont: „Freuet euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Paulus verwendet das Bild von einer Balkenwaage. In die eine Waagschale wirft er die Leiden seines Lebens. In die andere Waagschale kommt die Herrlichkeit des zukünftigen Lebens bei Jesus hinein. Die Waage geht jetzt schlagartig auf der Seite, in der die Herrlichkeit liegt, herunter. Die schweren Stunden meines Lebens wiegen federleicht gegenüber der unvorstellbar gewichtigen Herrlichkeit eines Lebens im Himmel, auf der anderen Seite.   

Paulus kann sich nur freuen auf diese Herrlichkeit. Er sagt: „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ (Philipper 1,23)

Wir haben gehört von der leuchtenden Gewissheit der Christen:

Die Gewissheit der Kindschaft Gottes
Die Gewissheit der vollkommenen Wege Gottes
Die Gewissheit der Liebe Gottes
Die Gewissheit der Herrlichkeit Gottes

Der Glaube an Jesus ist keine ungewisse Sache. Er ist ein festes Wissen um bestimmte Dinge, bei denen die anderen im Dunkeln tappen.

„Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.“

Amen

Autor: Wanner, Michael


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Zeugen sein

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Liebe Gemeinde,

wenn wir die Wahrheit herausfinden wollen, dann brauchen wir gute Zeugen.

Folgender Witz zeigt, wie sehr das von unseren Vorerfahrungen abhängig ist:
„Herr Meier wird vom Richter gefragt: „Kennen Sie den Zeugen und halten Sie ihn für glaubwürdig?” „Kennen tue ich ihn schon, aber mit der Glaubwürdigkeit ist das so eine Sache. Er war jahrelang bei der Wettervorhersage tätig.”

So sollten wir uns bei unserem heutigen Text fragen, welche Erfahrungen wir mit Gott, dem Vater, mit Jesus und dem Geist der Wahrheit gemacht haben:

„15, 26 Wenn ich beim Vater bin, will ich euch jemanden senden, der euch zur Seite stehen wird, den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater kommen und bezeugen, wer ich bin.
27 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen."
16, 1 "Ich sage euch das alles, damit ihr nicht an mir zu zweifeln beginnt und aufgebt.
2 Denn man wird euch aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes ausschließen. Ja, es wird so weit kommen, dass man meint, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn man euch tötet.
3 Zu all dem werden Menschen fähig sein, weil sie meinen Vater und mich nicht kennen."
4 "Ich sage euch das, damit ihr nicht überrascht seid, wenn dies alles eintrifft. Bisher war es nicht nötig, davon zu reden, weil ich ja bei euch war.“
Johannes 15,26-16,4

Zuerst geht es um unsere Erfahrungen mit Gott und dem Glauben:

-    Lassen wir uns unseren Glauben von Gott bezeugen? Welche Erfahrungen haben wir mit Gott in der letzen Zeit gemacht?
Bibel lesen – im Alltag auf Begegnungen mit Gott achten

-    Erinnern wir uns an das, was Gott Gutes getan hat? Wann haben wir Gott zum letzten Mal Danke gesagt?
Dankbarkeit – denn wie oft vergessen wir, worin und wie oft Gott uns schon geholfen hat

-    Bleiben wir über unser Fragen mit Gott im Gespräch? Hat unser Reden mit Gott einen regelmäßigen Platz in unserem Tagesablauf?
Gebet – eine wichtige tägliche Übung, damit wir uns auf die Wellenlänge Gottes einlassen

Gott möchte uns ausrüsten, fit machen, damit wir Zeugen für ihn sein können. Das hat er schon damals mit seinen ersten Jüngern, seinen Nachfolgern gemacht. Das können wir bis heute erleben, wenn wir Gott und sein Wort ernst nehmen und ganz konkret in unser alltägliches Leben übertragen.

Gott bezeugt sich durch seinen Heiligen Geist in unserem täglichen Leben. Und dann merken wir, dass wir fit werden, um als seine Zeugen in unser persönliches Umfeld zu gehen. Und wenn wir unseren Mitmenschen in unserer nächsten Umgebung von Gott, Jesus und dem christlichen Glauben bezeugen, dann stellen wir fest, dass die Leute ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Gott machen.

Da gibt es Menschen, die fühlen sich von Gott verlassen

An Himmelfahrt haben wir gehört, dass Jesus zum Vater zurückgekehrt ist. Leiblich ist er nicht mehr unter uns. Doch weil er zum Vater zurückgekehrt ist, kann er heute Morgen unsichtbar unter uns sein.

Und er ist quasi im Doppelpack da: Er hat den Heiligen Geist geschickt, der hier als Geist der Wahrheit bezeichnet wird. Wir sehen Wahrheit immer als etwas Statisches an, doch ist auch sie, wie so vieles im Leben, vom Standpunkt abhängig. Wer meint, dass er von Gott verlassen ist, für den ist das Wahrheit.

Ich will ein Beispiel aus dem Umgang mit anderen Kulturen sagen. Es gibt Prägungen, da ist es ehrenhaft und schicklich, etwas Unwahres zu sagen, weil der andere geschätzt und gemocht wird.
In unserer Kultur wird die Wahrheit teilweise zu lieblos und zu hart weitergesagt. Wenn Jesus hier vom Geist der Wahrheit redet, dann meint er damit, dass die Wahrheit in seiner Liebe weitergesagt werden soll – dann sind wir Zeugen Gottes.

Die Nähe Gottes weitergeben, weil wir uns selber in seiner Nähe wohl fühlen

Aber stellen wir uns nicht selbst manch mal die Frage, ob Gott da ist?
Lassen wir uns von einem jüdischen Rabbi zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, in Gottes Nähe zu sein:
"Wo wohnt Gott?" Mit dieser Frage überraschte der Rabbi einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren. Sie lachten über ihn: "Wie redet ihr! Ist doch die Welt seiner Herrlichkeit voll!" Er aber beantwortete die eigene Frage: "Gott wohnt, wo man ihn einlässt."

Diese Erfahrung, dass Gott wohnt, wo man ihn einlässt, dürfen wir in der Liebe von Jesus Christus an Menschen weitergeben, die sich von Gott verlassen fühlen – und so seine Zeugen sein.

Da gibt es weiter Menschen in unserem Umfeld, die fragen sich, warum Gott Leid zulässt

Das ist eine gute und berechtigte Frage, die Gott vorausgesehen hat und deswegen uns den Tröster, den Heiligen Geist schickt. Diese Erfahrung können wir am besten weitergeben, wir können am besten trösten, wenn wir selber durch Leid gegangen sind.

Manche Menschen gehen, wenn sie jemand treffen, der gerade einen Angehörigen verloren hat, auf die andere Straßenseite, und merken gar nicht, wie sehr sie dadurch verletzen und kaputt machen.

Wie wir es besser machen, zeigt folgende Geschichte:
„In einem fernen Land lebte eine Frau, deren einziger Sohn starb. In ihrem Leid ging sie zu einem gläubigen Mann und fragte ihn: „Welche Gebete und Hilfe kennst du, um mit meinem Leid und Kummer klar zu kommen?“
Er antwortete ihr: „Bring mir einen Senfsamen aus einem Hause, das niemals Leid kennen gelernt hat. Damit werden wir den Kummer aus deinem Leben vertreiben.“
Die Frau begab sich auf die Suche nach dem Senfkorn. Auf ihrem Weg kam sie bald an ein prächtiges Haus, klopfte an die Tür und sagte: „Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat. Ist dies der richtige Ort? Es wäre wichtig für mich.“
Die Bewohner des Hauses antworteten ihr: „Da bist du an den falschen Ort gekommen“, und sie zählten all das Unglück auf, das sich jüngst bei ihnen ereignet hatte.
Die Frau dachte bei sich: „Wer kann diesen armen unglücklichen Menschen wohl besser helfen als ich, die ich selber so tief im Unglück bin?“ Sie blieb und tröstete sie und legte mit ihnen all das Leid vor Gott.
Später, als sie meinte, genug Trost gespendet zu haben, brach sie wieder auf und suchte aufs Neue ein Haus ohne Leid. Aber wo immer sie sich hinwandte, in Hütten und Palästen, überall begegnete ihr das Leid.
Schließlich tröstete sie andere Leute in ihrem Leid und merkte, wie Gott dabei mitging und sie trug. Dabei vergaß sie die Suche nach dem Senfkorn, ohne dass es ihr bewusst wurde. So verbannte sie mit der Zeit den Schmerz aus ihrem Leben.“

Wir können als Freunde von Jesus andere Menschen trösten. Wenn wir das machen, dann sind wir Zeugen. Wir dürfen Trost weitergeben, weil wir selber von Gott getröstet werden.

Da gibt es nicht zuletzt Menschen in unserer Umgebung, die Zweifel an Gott haben

Das ist gar kein Problem, sie sind hier in guter Gemeinschaft mit den Jüngern, die gezweifelt haben, die so wenig von Jesus verstanden haben, die immer wieder Fragen hatten. Doch in alle dem wurden sie von Jesus zurecht geliebt, darum brauchen wir Jesus Christus.

In Zweifel an der Seite des anderen stehen, weil auch unser Glaube Zweifel kennt.
Schaut was Jesus aus seinen Jüngern gemacht hat, die an Karfreitag wegliefen, die ihn verleugnetet, die aus Angst die Türen zuschlossen: in der Begegnung mit dem Auferstandenen bekommen wir die Kraft, in unserer Schwachheit, in unserem Zweifel von Gott und von Jesus zu zeugen.

Wenn wir aus unserem Leben berichten, wie wir die Nähe Gottes spürten, als wir ganz unten waren, wie wir getröstet wurden, als wir Leid trugen, wie er uns durchgeholfen hat, als Zweifel an uns nagten, dann ist das ehrlicher und überzeugender, als wenn wir von geistlichen Highlights berichten.

Es reicht, von ganz gewöhnlichen Dingen zu berichten, wie folgende Geschichte zeigt:
„Zu dem englischen Physiker Isaac Newton kam ein Zweifler und fragte: "Wie will Gott das machen, dass er den Leib wieder zusammensetzt, nachdem er zu Staub zerfallen ist?" Newton ging lächelnd auf die Frage ein, nahm eine Menge Staub, mischte feinste Eisenfeilspäne darunter und fragte: "Wie kann man jetzt den Eisenstaub vom Sandstaub trennen?" So etwas wollte der Frager gerade wissen, deshalb nahm Newton einen Magneten und hatte im Nu die beiden Staubarten voneinander abgesondert. Dazu sagte er: "Gott hat den Menschen geschaffen und den Magneten. An der Kraft des Magneten zweifeln Sie nicht, aber an der Kraft Gottes wollen Sie zweifeln?"

Zweifel zulassen und aussprechen – und von eigenen Erfahrungen berichten, dann seid ihr Zeugen!

Auch unsere Partnerschaft ist ein Zeugnis, dass Gott da ist, dass er uns immer wieder trösten will und dass wir trotz und in unseren Zweifeln uns stärken und zusammenstehen können.

Der Geist der Wahrheit bezeugt uns den christlichen Glauben, damit wir wiederum für Gott Zeugen sind. Lasst uns das fröhlich und gewiss tun!
Amen.

Autor: Krust, Ralf


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Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen

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Ich möchte euch am Anfang der Predigt eine Geschichte erzählen über eine kleine Kirche in meiner früheren Heimat Libanon. Es war während eines Besuchs im Frühjahr 1997, also vor achtzehn Jahren, dass ich diese Kirche zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe. Ich bin damals in das Stadtzentrum von Beirut gefahren, um zu sehen, wie weit man mit dem Wiederaufbau vorangekommen war. Die Stadt war während des Bürgerkriegs, der von 1975-1990 dauerte, weitgehend zerstört worden.

Auf meiner Tour durch die Stadt stieß ich auf eine kleine Kirche. Sie war wie durch ein Wunder unversehrt geblieben, während alle anderen Gebäude um sie herum zerstört wurden. Doch was der Krieg nicht schaffte, nämlich diese Kirche zu zerstören, das wollten die Stadtplaner, die für den Wiederaufbau verantwortlich waren, nachholen. Diese Gegend am Meer war nach ihren Plänen für Hotels und Wohnhäuser der Luxusklasse vorgesehen. Die Kirche passte nicht in ihr Konzept und sollte darum abgerissen werden. Als aber die Planierraupen heranrückten, da stellte sich der junge Pfarrer der Gemeinde ihnen mutig in den Weg und ließ nicht zu, dass sie ihr Vorhaben ausführen konnten. Am Ende konnte er sogar bei der Stadtverwaltung durchsetzen, dass der Beschluss über den Abbruch der Kirche zurückgenommen wurde.

Heute, achtzehnzehn Jahre danach, hat sich die Nachbarschaft der Kirche durch die Neubauten stark verändert. Sie steht jetzt inmitten von modernen Hochhäusern und wirkt fast verloren in dieser Umgebung, aber sie bietet ein Zuhause für zwei lebendige Gemeinden: eine arabischsprachige für einheimische Christen und eine englischsprachige internationale Gemeinde. Wir besuchten in diesem Jahr an Palmsonntag und Ostern die Gottesdienste der internationalen Gemeinde und trafen dort Christen aus USA, Europa, Afrika, Indien und sogar eine Familie aus Südkorea.

Die Geschichte dieser Kirche erinnert mich an eine Verheißung, die Jesus seinem Jünger Petrus einmal gab: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Weder der Krieg noch die Stadtplaner konnten dieser Kirche etwas anhaben, weil Jesus zu seiner Verheißung für die Gemeinde steht und sie beschützt.

Unser Predigttext heute dreht sich um diese Verheißung. Er enthält aber auch andere interessante Aspekte, über die es lohnt nachzudenken. Ich lese jetzt aus dem Matthäus Evangelium, Kapitel 16, 13-18;  21-23:

„Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Was sagen die Leute, wer der Menschensohn ist? Sie aber sagten: Einige: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; und andere wieder: Jeremia oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.
Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis (d.h. eine Verführung zur Sünde), denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“

"Was sagen die Leute, wer der Menschensohn ist?"

Jesus spricht oft von sich selber als der Menschensohn. Und er stellt diese Frage, weil die Antwort darauf eine entscheidende Rolle für den Glauben spielt. Es ist vielleicht interessant zu wissen, was die Leute im Allgemeinen von Jesus halten, doch viel wichtiger ist die ganz persönliche Antwort darauf. Deshalb konfrontiert Jesus dann seine Jünger mit der gleichen Frage: "Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?"

Von den Jüngern, die ihn fast drei Jahre begleitet haben, erwartet Jesus offensichtlich eine andere Antwort als von der großen Masse. Die anderen haben Jesus nur sporadisch erlebt. Einige haben Heilungswunder gesehen, andere hörten ihn predigen und lehren. Alle waren tief beeindruckt von ihm. Unter diesen Menschen gibt es eine Reihe von Meinungen über Jesus: Manche denken, dass Johannes der Täufer, der kurz zuvor von Herodes getötet wurde, auferstanden sei und in der Person von Jesus wieder erschienen. Andere sehen in ihm den Propheten Elia, der im AT als Vorläufer des Messias angekündigt wurde. Dann gibt es wieder eine Gruppe von Menschen, die Jesus für den wiederkehrenden Jeremias halten.

Offenbar dachten viele Leute in Israel damals, dass Elia oder andere berühmte Propheten in der Endzeit wiederkämen, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten. Die Leute, die Jesus damals erlebten, halten sehr viel von ihm, aber sie bleiben in der Beurteilung seiner Person bei dem, was ihnen schon bekannt ist. Sie ordnen Jesus in die Reihe der großen Propheten ein, die sie vom Alten Testament her schon kannten, und darum können sie seine wahre Identität nicht erkennen.

Auch unter den Menschen heute, Laien und Theologen, gibt es eine große Bandbreite von Meinungen über Jesus. Für manche ist er ein großer Religionsstifter, aber nur einer unter vielen, wie Mose, Mohammed oder Buddha. Andere halten ihn für einen Revolutionär, der gegen die römische Besatzung in seinem Vaterland gekämpft hat und am Ende gescheitert ist. Wieder andere sehen in ihm einen Anwalt der Armen und Schwachen oder einen religiösen Reformer, der starre Traditionen aufbrechen und Menschen in die Freiheit führen wollte. Sie liegen alle falsch mit ihrer Einschätzung.

Solange wir Jesus nach menschlichen Maßstäben beurteilen, werden wir die Wahrheit über seine Person nicht erfahren. Wer Jesus ist, das kann uns nur Gott durch seinen Heiligen Geist offenbaren, wie es damals die Jünger erfahren haben. Als Jesus ihnen die Frage stellt: "Für wen haltet ihr mich denn?", da ergreift Petrus das Wort und gibt stellvertretend für alle Jünger die Antwort: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Die Jünger hatten fast drei Jahre in einer engen Lebens- und Lerngemeinschaft mit Jesus verbracht. Für sie war es danach klar: "Jesus ist einzigartig. Wir können ihn nicht in eine der üblichen Kategorien einordnen." Das machte sie offen für die Wahrheit, die Gott ihnen offenbarte: Jesus ist der verheißene Messias, auf den Israel wartet, der Sohn des lebendigen Gottes.

Petrus bekommt ein dickes Lob von Jesus für dieses Bekenntnis: "Glückselig bist du Simon, Sohn des Jona! Diese Erkenntnis hat dir mein Vater im Himmel gegeben; von sich aus kommt ein Mensch nicht zu dieser Einsicht." Es gibt Vieles, was uns glücklich machen kann, aber das größte Glück besteht darin, dass wir erkennen, wer Jesus wirklich ist und was er für uns bedeutet. Denn damit gewinnen wir einen unvergänglichen Schatz, der alles andere überstrahlt.

Petrus bekommt nicht nur ein Lob, sondern auch eine große Verheißung: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Aus dem impulsiven und manchmal wankelmütigen Simon soll Petrus, der Fels, werden, auf den Jesus seine Gemeinde gründen will. Dieses Wort von Jesus hat sich später erfüllt. Petrus wurde zum Sprecher der Apostel. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung und Leitung der ersten christlichen Gemeinde.

Auch die Gemeinde bekommt von Jesus eine Verheißung zugesprochen: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."

Jesus deutet hier schon an, dass die Gemeinde später Verfolgung erleiden wird, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Aber er sichert ihr seinen Schutz zu. Sie wird bestehen bleiben, egal, was auf sie zukommt. Das hat die Gemeindegeschichte seit zweitausend Jahren bewiesen. Es gab viele Versuche, sie auszulöschen, aber sie hat alle überstanden und ist immer noch quicklebendig. Diese Verheißung an die Gemeinde hat eine Grundlage: Das Bekenntnis zu Jesus als Retter und als Sohn Gottes. Solange die Gemeinde daran festhält, hat sie Hoffnung und Zukunft.

Dieses Ereignis war sicher ein Höhepunkt im Leben von Petrus. Doch, typisch für ihn: Auf diesen lichten Moment mit seinem klaren Bekenntnis zu Jesus, folgt eine Geschichte, in der er sich total daneben benimmt und eine scharfe Zurechtweisung durch Jesus sich einhandelt. Wie konnte es dazu kommen? Petrus und die anderen Jünger hatten sich große Hoffnungen über die Zukunft an der Seite von Jesus gemacht. Aber Jesus macht mit seiner Leidensankündigung diese Hoffnungen zunichte.

In unserem Bibeltext steht: "Er fing nämlich an, ihnen zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse." 

Jesus zeigt den Jüngern die Stellen aus den Propheten im Alten Testament, die vom Leiden und Sterben des Messias sprechen und erklärt sie ihnen. Sie sollten wissen: Dieses Leiden und Sterben ist kein Scheitern seiner Mission. Dahinter steht ein göttliches Muss. Es ist nach Gottes Plan der Weg, um die Menschen zu erlösen und mit sich zu versöhnen.

Petrus kann diese Worte von Jesus über Leiden und Sterben gar nicht hören. Er hatte zwar eine Offenbarung von Gott empfangen, dass Jesus der Messias sei, aber er hatte seine eigene Vorstellung, wie der Messias seinen Auftrag erfüllen sollte. Jesus sollte als siegreicher König nach Jerusalem einziehen und durch eine Demonstration seiner göttlichen Macht die Gegner bezwingen. Das war die Erwartung der Menschen aus dem Volk Israel an den Messias. Nun aber spricht Jesus vom Leiden und von einem schändlichen Tod am Kreuz. Das passte überhaupt nicht in die Gedankenwelt der Jünger.

Und wieder ist es Petrus, der sich zu ihrem Sprecher macht. Er nimmt Jesus zu einem Vieraugengespräch auf die Seite und fährt ihn regelrecht an: "Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!"

Man muss sich vorstellen, wie aufgebracht Petrus gewesen sein muss, dass er seinem Herrn, den er hoch verehrt, eine Rüge erteilt. Er will auf jeden Fall Jesus vor diesem Leiden bewahren. Dadurch macht er sich unbewusst zu einem Komplizen Satans, der Jesus bei der Versuchung in der Wüste dazu bringen wollte, seine göttliche Macht zu zeigen und den Leidensweg zu umgehen. Satan war mit diesem Plan gescheitert. Nun benutzt er Petrus als Werkzeug. Jesus weist Petrus deshalb in aller Schärfe ab: "Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist."

Göttliche und menschliche Gedanken gehen oft weit auseinander. Menschen suchen durch Ausübung von Macht sich zu profilieren und auf Kosten der anderen Vorteile für sich oder für ihr Land zu verschaffen. Wenn ein Politiker sich so verhält und Erfolg damit hat, dann erwirbt er sich hohes Ansehen bei seinem Volk. Wer Stärke zeigt, dem laufen die Menschen zu. Das Ergebnis können wir heute an vielen Orten sehen: Streit, Krieg, Zerstörung und Elend.

Jesus geht einen ganz anderen Weg. Er dient, anstatt zu herrschen, er nimmt Anteil am Leiden der Menschen und gibt schließlich freiwillig sein Leben für andere hin.

Die Versuchung, Eindruck zu machen und Macht auszuüben, kommt vom Gegenspieler Gottes, vom Satan. Die Kirche ist während ihrer langen Geschichte oft auf diese Versuchung hereingefallen. Sie verbündete sich mit den Mächtigen der Welt, mit Kaisern und Königen. Aus einer kleinen und verfolgten Minderheit wurde ein mächtiger Kirchenstaat mit dem Papst an seiner Spitze. Und dieser hatte oft mehr Macht als die weltlichen Herrscher. Die Kirche führte Kriege und verfolgte Andersdenkende. Viele von ihnen wurden gefoltert oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Selbst die schönen Kirchenbauten aus jener Zeit, die wir heute bewundern können, sollten von Macht und Reichtum zeugen. Sie überragten alles andere, was um sie herum stand. Die Menschen sollten sehen, dass Gott der mächtigste Herrscher dieser Welt ist.

Natürlich wissen wir es heute besser und distanzieren uns von diesem Machtgehabe. Doch insgeheim wünschen wir, dass die Gemeinde Jesu ein wenig mehr in dieser Welt darstellen könnte. Wir hätten gerne eine Kirche, die in dieser Welt Eindruck macht.

Ich erinnere euch an das Bild von der kleinen Kirche, das ich am Anfang der Predigt gezeigt habe. Verglichen mit den großen Kathedralen des Mittelalters sieht sie sehr bescheiden aus. Sie wird nicht, wie jene großen Kirchen, von Touristen besucht, die ihre Schönheit bewundern. Doch gerade dieser kleinen und unscheinbaren Kirche gilt die Verheißung Jesu: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden." Denn in ihr versammeln sich Menschen, die sich zu Jesus bekennen und bereit sind, mit ihm zu leiden und ihm zu dienen.

So ist diese kleine Kirche ein Bild für die Gemeinde Jesu heute. Sie macht nach außen keinen großen Eindruck auf die Leute. Sie ist klein und unscheinbar neben den protzigen Bauwerken um sie herum und sie wirkt oft wie ein Fremdkörper in ihrer Umgebung. Die Gemeinde wird, wie diese kleine Kirche, manchmal belächelt und in vielen Ländern auch verfolgt. Doch Jesus verheißt ihr: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!

Autor: Sahyoun, Hani


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Aufrichtig Geben

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Willkommen meine Damen und Herren, liebe Geschwister, zu einem Experiment!

Ohne Ihnen etwas davon zu sagen, habe ich Sie alle heute Abend zu Teilnehmern an einem Experiment meinerseits gemacht. Ich werde heute Abend eine Predigt über den vorgeschlagenen Predigttext halten. Dies ist, das gebe ich zu, nur etwas Neues für mich, aber eigentlich nicht für Sie und euch. Von daher wird es hoffentlich nicht unangenehm für Sie.

Ich habe diesen Gottesdienst und die Predigt unter das Thema „Aufrichtig Geben“ gestellt. Es geht um vier Verse aus dem Matthäusevangelium, ganz einfache und bekannte, ja teilweise schon sprichwörtliche Verse.

Der Text, um den es geht, steht mitten in der Bergpredigt. Die Bergpredigt, das ist sozusagen das christliche Grundgesetz, die Verfassung, auf deren Basis wir Christen unser Verhalten ausrichten und messen lassen wollen. Es ist aber noch viel mehr als das, es ist auch Jesu Manifest, es ist das Destillat, die Zusammenfassung all dessen, was Gott uns durch Jesus sagen will.

Vor unserem Predigttext heute stehen zum Beispiel so berühmte Sätze wie: „Wenn Dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar!“ Oder „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!“ Unserem Text folgt das einzige Gebet, das uns Jesus gegeben hat, das „Vater Unser“.

Sie sehen also: Hier sind wir mitten im Herzen unseres Glaubens und gerade deswegen sind Predigten hierzu auch besonders herausfordernd, für Sie und euch und auch für mich. Nun genug der Vorrede, hier ist der Text:

Matthäus 6 die Verse 1 - 4. Ich lese nach der Übertragung Neues Leben:
„1 Nehmt euch in Acht! Wenn ihr Gutes tut, dann tut es nicht öffentlich, nur damit ihr bewundert werdet. In diesem Fall dürft ihr nicht erwarten, von eurem Vater im Himmel belohnt zu werden. 2 Wenn du einem Bedürftigen etwas gibst, posaune es nicht heraus, wie es die Heuchler tun, die in den Synagogen und auf den Straßen mit ihren Wohltaten angeben, nur um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen! Ich versichere euch: Das ist der einzige Lohn, den sie jemals dafür erhalten werden. 3 Wenn du jemandem etwas gibst, dann sag deiner linken Hand nicht, was deine rechte tut. 4 Gib in aller Stille, und dein Vater, der alle Geheimnisse kennt, wird dich dafür belohnen.“

Je länger ich über diese Text nachdenke, umso mehr finde ich in diesen wenigen Versen, was zu mir spricht. Heute Abend möchte ich mich auf drei Themenfelder beschränken, über die ich reden möchte:

1.    Heuchelei
2.    Geld oder Liebe
3.    Aufrichtig Geben

Ende des 19. Jahrhunderts, also in der Hochphase des deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm dem 2., definierte der Philosoph und Theologe Friedrich Kirchner Heuchelei so: „Heuchelei ist eine aus selbstsüchtigen Interessen entspringende Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen, in dem Betreffenden nicht vorhandenen lobenswerten Gesinnung.“ Diese Definition wird bis heute so gelehrt.

Nicht dass ich das Werk von Professor Kirchner studiert hätte, damit will ich mich nicht schmücken. Nein, ich fand dieses Zitat im Internet und ich finde, es ist sehr passend: „Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen Gesinnung“.

In der Zeit um 1900 wurde von vielen Seiten bedauert, dass die alte preußische Tugend vom „mehr Sein als Schein“ gesellschaftlich umgekehrt wurde und es „mehr Schein als Sein“ gäbe. Heute, gerade mal 110 Jahre später, geben wir uns mit preußischen Tugenden gar nicht mehr erst ab. Aber dennoch ist es leicht für uns, einen Heuchler zu benennen, sei er nun Politiker, Manager, Unternehmensberater oder einfach Steuerhinterzieher. Letztendlich scheint unsere ganze heutige Gesellschaft von Schönfärberei in der Darstellung nach Außen geprägt zu sein. Sei es, dass unhaltbare Wahlversprechen gegeben werden; sei es, dass minimale Erfolge aufgebauscht werden, um nur ja erfolgreich zu scheinen; sei es, dass die Eigenschaften eines Produktes maßlos übertrieben werden, um es nur ja zu verkaufen oder dass die schillernde Fassade des eigenen Ichs nur die Leere dahinter überdeckt.

Heutzutage ist Außendarstellung alles, die inneren Werte, die Einstellung unwichtig, solange alle motiviert scheinen und reibungslos funktionieren. Und ja, wir wissen alle, was wir von den Lügen der Werbung, der Politik und der Gesellschaft um uns herum zu halten haben, oder?

Aber sind wir nicht auch ein Teil dieser Gesellschaft? Dass wir uns sonnen wollen in der Anerkennung Anderer. Wollen wir nicht auch lobend erwähnt werden? Soll nicht jeder sehen können, was wir für gute Menschen sind? Und glauben wir wirklich, dass das vor der Gemeinde halt macht? Dass wir, wie Jakobus es fordert, über die Äußerlichkeiten hinweg sehen?

Ich kenne in Beruf und Gesellschaft viele Leute, die meinen, weil sie Anzug tragen, etwas Besseres zu sein. Leider gibt es auch genug Menschen, die ihnen genau das glauben. Und leider gibt es die auch in der Gemeinde.

Warum aber warnt Jesus uns vor Heuchelei? Warum ist ihm das so wichtig?

Nun, zu Jesu Zeit definierte sich die religiöse Oberklasse über das in Szene setzen ihrer eigenen Person. Und was heute vielleicht eine Benefiz-Gala ist, war damals das zur Schau stellen des Almosengebens. Denn letztendlich: wer viel gibt, zeigt damit nicht nur, dass er besonders fromm ist, sondern vielmehr dass er reich ist. Welches andere Statussymbol kann so schön den persönlichen Erfolg in Form von Reichtum darstellen und gleichzeitig moralisch so vorbildlich sein?

In die Falle Heuchelei tappen auch wir schneller als wir selber ahnen. Lassen wir zu, dass Jesus unsere Motivation immer wieder hinterfragt?

Dennoch – es ist nur ein Aspekt, den Jesus in unserem Text anspricht. Es geht hier, wie immer bei Jesus, um uns, um unsere Ängste und Bedürfnisse. Natürlich wollen wir selbst nicht zu kurz kommen. Und oft in unserem Leben stehen wir vor der Frage: Geld oder Liebe? Von daher finden Sie sich vielleicht in einer dieser Szenen wieder:

Donnerstagabend. Endlich Feierabend! Die laue Sommerluft lädt zum Schlendern durch die Fußgängerzone ein. Hm, was Essen wär jetzt fein! Einen leckeren Döner, eine Bratwurst im Brötchen oder doch ein Stück Pizza auf die Hand? Hm. Oh nein, muss da dieser Penner in der Ecke sitzen? Wie der schon riecht. Was steht da auf dem Zettel: Habe Hunger! Mann, wenn ich den sehe, dann vergeht’s mir. Außerdem versäuft der doch sowieso alles. Hm, da gehe ich lieber ins Restaurant, da muss ich solche Typen wenigstens nicht sehen.

Samstagabend. Fernseh-Benefiz-Gala für die Opfer der Flutkatastrophe. Schön. Die Größen aus Musik, Film und Fernsehen sind da. Toll, was da geboten wird, echt klasse! Dazwischen diese etwas sentimentalen Einspieler von Leuten, denen das Haus weggeschwommen ist. Ach, geh mir weg damit. Die Versicherungen zahlen das doch und der Staat hat doch gerade erst einen milliardenschweren Hilfetopf aus meinen Steuern eröffnet und jetzt wollen die, dass ich denen noch mehr gebe? Ach nein, eher nicht.

Sonntagabend. Am Ende des Gottesdienstes wird zur Kollekte für Kinder in Afrika aufgerufen. Der Klingelbeutel nähert sich und ich zücke das Portemonnaie, greife hinein und: „Ach Du meine Güte, nur ein 50-Euro-Schein und 60ct! Ja, ja, die armen Kinder, ich weiß, aber so viel gebe ich doch sonst auch nicht und überhaupt, wir wollten gleich noch mit Freunden ein Eis essen gehen. Wie sieht das denn aus, wenn ich mir was leihen muss? Außerdem, es gibt doch Entwicklungshilfe, da tun es doch auch die 60ct.

Wie oft stehen wir in dieser Entscheidung zwischen unserem Geld und der Liebe zum Anderen?

Der Wochenspruch macht es noch mal ganz deutlich: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Und selbst wenn Jesus an dieser Stelle nicht einmal alle Menschen meinen sollte, sondern nur unsere Geschwister im Herrn. Wie oft ist uns unser Wohlstand wichtiger als die Not eines Einzelnen?

Wir kennen die Wahrheit, dass wir als Einzelne nicht allen helfen können. Wir sehen auch, dass wir einen großen Teil der Fürsorge an staatliche Institutionen abgegeben haben und das ist, lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen: Gut so! Dennoch entbindet uns das nicht aus der Verantwortung. Nur eine Handvoll Verse vor unserem Text sagt Jesus: „Gebt denen, die euch bitten, und kehrt denen nicht den Rücken, die etwas von euch borgen wollen.“

Ich zitiere dazu einen Kommentar zum Neuen Testament, der uns diese Herausforderung nahebringt: „Unser Hang nach Besitz und Eigentum lässt uns vor dem Gedanken grauen, wegzugeben, was wir uns erarbeitet haben. Dennoch, wenn wir gewillt wären, uns nur auf die Schätze des Himmels zu konzentrieren und nur mit dem Notwendigen an Essen und Kleidung zufrieden wären, dann könnten wir diese Worte Jesu viel williger wörtlich nehmen.“

Uns mit dem notwendigen an Essen und Kleidung zufrieden geben, hm. Der Kommentator setzt aber noch einen drauf und schreibt, dass es besser sei „einer Menge betrügerischer Bettler zu helfen, als es zu riskieren, jemandem, der wirklich in Not ist, den Rücken zu kehren“. Also soll es besser sein, ausgenutzt zu werden, als den Bedürftigen zu übersehen? Hm. Denn ausgerechnet dieser eine Bedürftige ist Jesus selbst gewesen.

Ich stelle fest, dass die radikale Liebe, von der Jesus hier spricht, eine große Herausforderung für mich ist. Ich muss für mich selbst klar bekommen, was dies für mich bedeuten kann.

Offensichtlich ist das Geld in Gottes Augen eine Verantwortung gegenüber dem Nächsten. Unser Wohlstand ist uns von Gott anvertraut, damit wir ihm damit dienen und nicht nur uns selbst. Und im Zweifel ist die Liebe dem Geld immer vorzuziehen.

Verstehen Sie mich nicht falsch – natürlich geht es Jesus nicht um eine weltabgewandte Askese. Es geht hier keinesfalls darum, auf jeglichen Genuss zu verzichten. Es geht darum, die Verantwortung für Gottes Geschenke wahrzunehmen. Denn niemand von uns hat es sich verdient, in einer der reichsten Gesellschaften der Erde zu leben. Und ganz ehrlich, die meisten von uns haben mehr als zum Leben notwendig ist.

Die eigentliche Frage ist: Wie gehen wir damit um? Oder anders formuliert: Wie funktioniert das mit „aufrichtig geben“?

Die Antwort ist: Ich kann es Ihnen nicht sagen! Denn es ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, dass wir geben können mit Freude, ohne irgendwelche Hintergedanken und ohne Angst oder Bedenken.

Aufrichtig geben zu lernen ist ein langer und auch sehr persönlicher Weg, vor allem aber ist es ein Geschenk. Ich will Ihnen drei Wegweiser geben, die Ihnen vielleicht helfen können:

Mein erster Wergweiser lautet: Nimm das Geschenk an!

Ich denke, das Wichtigste im Umgang mit Geld ist, es nicht als eigenen Verdienst anzusehen oder als Ergebnis meines Handelns. Denn weder meine intellektuelle noch körperliche Leistungsfähigkeit liegt letztendlich in meiner Hand. Jeder, der schon mal urplötzlich krank geworden ist, weiß wovon ich rede.

Zudem habe ich nichts dazu getan, in ein Land hinein geboren zu sein, das im Vergleich zur Zeit Jesu unvorstellbar reich ist. Ich habe nicht nur jeden Tag genug zu essen und gute Kleidung, nein, ich habe auch ein Dach über dem Kopf und sogar mehr als nur ein zuverlässiges Transportmittel. Damit gehöre ich definitiv zu den reichsten 20% dieser Erde. Es wäre schlicht unangemessen, dafür nicht sehr, sehr dankbar zu sein. Und ich nehme das Geschenk an. Ich lebe davon, ich esse und trinke, ich fahre und spiele, kaufe ein und genieße. Und immer wieder mache ich mir bewusst, wer mir diese Gunst erweist.

Zweiter Wegweiser: Relativieren Sie den Wert von Geld!

Wissen Sie, Geld ist nicht wirklich wertvoll. Es erhält nur den Wert, den wir diesem bedruckten Stück Papier zutrauen. Wenn Sie die Wahl hätten zwischen der aufrichtigen Liebe eines Menschen und 1.000,- €, würden Sie ernsthaft in Erwägung ziehen, das Geld zu nehmen?

Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Auch wenn Werbung und manche Menschen uns das einreden wollen. Verschließen wir nicht die Augen davor: wir leben in einer extrem materialistischen Welt und wir sind immer auch ein Teil davon. Und gerade deswegen ist es wichtig, dass wir auf andere Werte setzen: auf Vertrauen, auf Zuneigung, auf Treue, auf Hoffnung, auf Liebe, auf Wahrheit, auf Hilfsbereitschaft – eben einfach auf Gott.

Dritter und letzter Wegweiser: Reisen Sie mit leichtem Gepäck!

Je mehr ich habe, je mehr ich anhäufe, umso mehr nimmt es mich gefangen. Gehen Sie einmal durch ihr Zuhause und fragen Sie sich: Was von diesen Dingen habe ich in den letzten 12 Monaten weder angefasst, betrachtet, benutzt oder auch nur daran gedacht? Und wie wahrscheinlich ist es, dass Sie dies in den nächsten 12 Monaten tun? Wenn Sie so etwas finden, stellt Sie sich die Frage: Warum haben Sie es dann überhaupt noch? Meine Frau und ich machen das immer wieder. Wenn wir solche Dinge bei uns zu Hause finden, versuchen wir sie abzugeben, zu verschenken oder zu verkaufen. Auch wenn es mir oft schwer fällt, etwas loszulassen, was Jahre in meinem Besitz war, stelle ich fest: Es befreit mich, wenn ich es weggebe!

Wenn ich Dinge anschaffe, muss ich mich kümmern. Alles braucht Platz, kostet eventuell auch ungenutzt Geld, will gepflegt werden, hält mich ab und kostet Zeit.
Wie leicht passiert es, dass ich mein Herz an Dinge hänge. So sehr, dass ich sie nicht hergeben mag. Aber gerade deshalb ruft Jesus uns zu: Woran Du dein Herz hängst, das ist Dein Gott! Und deswegen: geben Sie ab!

Geben Sie so viel ab, wie Sie vor sich selbst verantworten können. Prüfen Sie immer wieder, was Sie wirklich brauchen an Notwendigem und Schönem und geben Sie den Rest an andere. Stellen Sie immer wieder die Frage: Benutze ich das überhaupt noch? Brauche ich das wirklich? Und wenn nicht, geben Sie es weg, lassen Sie nicht zu, dass es Ihre Seele belastet, ihre Zeit vereinnahmt oder Sie irgendwie bindet. Sie werden sehen, es vereinfacht ihr Leben und befreit Sie. Reisen sie mit leichtem Gepäck durch dieses Leben!

Ich muss zum Schluss kommen. Die einfache Wahrheit zum Thema „Aufrichtig Geben“ ist: Bitten Sie Gott darum! Dass er Sie vor Heuchelei bewahrt, Ihr Herz mit der Liebe zum Anderen füllt und Ihnen dabei hilft, „einfach und aufrichtig“ abzugeben. Aufrichtig geben ohne darüber nachzudenken, also genau so, dass die Linke nicht weiß, was die Rechte gerade tut.
Amen.

Autor: Fley, Hartmut


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